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chmerzerfüllt wachte ich auf. »Shit!«, brüllte ich und meine Stimme hallte durch den Raum. Ausgehend von meinem linken Bein donnerte ein heftiger Schmerz durch meinen Körper, der mich bei jedem Atemzug laut schreien ließ.
»Kit«, jammerte Jey neben mir.
Meine Tränen brannten heiß und jede Bewegung tat so unglaublich weh. Ich konnte nichts sehen, weil alles so dunkel war. Ich zitterte und jammerte erbärmlich. Der Raum, in dem ich festsaß, wurde hell und ich bemerkte, dass ich in einen Frachtcontainer eingesperrt war und jemand die Tür öffnete.
Da erkannte ich auch, warum ich solche Schmerzen hatte. Mein Bein war gefangen – in einer fucking Bärenfalle!
In einer scheiß Bärenfalle!
Sie hing an einer Kette und war an einem Bolzen am Boden
befestigt. Was für eine kranke Scheiße war das denn? Ich setzte mich auf und begutachtete unter Tränen das Bein. Wahnsinnig große Zähne steckten tief in meinem Fleisch.
Shit! Das war eine Monsterfalle!
»Du bist ja endlich wach.«
Ich sah auf und bekam den nächsten Schlag, nur dieses Mal in den Magen, als ausgerechnet einer meiner früheren Mitarbeiter, Daclan, breitgrinsend vor mir in die Hocke ging und den Kopf schief legte.
»Was ist das für eine Scheiße?«, brüllte ich schmerzerfüllt. »Das ist ein Monsterteil!«
»Ja, sie ist für ein Monster wie dich geschaffen.«
Meine gefesselten Hände ballte ich zu Fäusten, weil die Metallzähne tief in meinem Fleisch jeden noch so leichten Luftzug in einen elektrisierenden Schmerz verwandelten.
Zudem biss ich krampfhaft meine Kiefer zusammen und ließ meinen Blick zu seinem leeren Holster wandern. Daclan folgte meinem Blick und grinste noch breiter.
»Ich kenne dich, Kit. Fesseln hin oder her, zu dir kommt man besser ohne Knarren.« Dieser Verräter hatte recht. Dennoch schlug ich mit den Fäusten zu und traf ihn sogar, sodass er nach hinten fiel. Das ließ er nicht auf sich sitzen. Nachdem er sich aufgerichtete hatte, knockte er mich fast komplett aus, als seine Faust mein Auge traf und ich ins Straucheln kam.
»Kit!«, schrie Jey. Aber ich konnte mich vor Schmerzen kaum bewegen. Obwohl ich wusste, woher sie kamen, konnte ich sie nicht genau lokalisieren. Meine überreizten Nerven feuerten einfach alle und sorgten dafür, dass mein gesamter Körper nur noch aus
Schmerzen bestand. Daclan verschwand und verriegelte die Tür, damit ich auch nicht entkommen konnte, was ein verfluchter Scherz war. Denn selbst wenn er die Tür sperrangelweit aufgelassen hätte, wäre ich wegen des Metalls in meinem Bein niemals in der Lage gewesen, zu fliehen! Arschloch!
Jey stürzte sich auf mich, legte sein Kopf auf meinen Bauch und weinte. Shit! Zumindest für meinen Engel sollte ich jetzt stark sein und nicht so verflucht armselig jammern!
»Kit. Ich habe etwas«, flüsterte er an meinem schon durchnässten Shirt.
»Was meinst du?«, hauchte ich und versuchte mit aller Gewalt, den Schmerz zurückzudrängen.
»Ich konnte nichts sehen. Ich hatte etwas auf dem Kopf. Aber wir wurden geschubst und ich habe etwas in meiner Tasche.«
Im Dunkeln strich ich meinem Engel über den Rücken. »Sprich weiter.«
»Unten, als man dich rausgetragen hat. Irgendjemand hat etwas in meine Tasche gestopft, als ich geschubst worden bin. Sie haben alle geschrien und geschimpft. Ich konnte nicht verstehen, was sie gesagt haben.« Zusammenhangslos und wirr verließen die Worte schnell seinen Mund und ich verstand einfach nicht, was er wollte. Aber seine Stimme tat so gut.
Er stand wohl auf und kurz darauf suchte er meine Hand und fand sie. Dann legte er etwas hinein und ich richte mich auf, als ich spürte, was es war.
»Wer hat dir das gegeben?«, schrie ich fast, als ich den Griff von dem Klappmesser erkannte, die Klinge herausspringen ließ und mit
dem Daumen darüber glitt.
»Ich weiß es nicht. Ich konnte nichts sehen. Ich wurde geschubst.«
Ich drückte die Klinge blind wieder zurück und versuchte, das Messer in meinem BH unter meiner Brust zu verstecken. Das könnte noch nützlich sein. Nur jetzt noch nicht. Kurz drauf ging die Tür erneut auf. Diesmal kam Daclan nicht allein. Ein mir nicht bekannter, italienisch aussehender Kerl trat gleich neben ihm ein.
Daclan stellte sich unbewaffnet an die Wand neben mich, aber weit genug weg, damit ich ihn nicht angreifen konnte. Der Italiener allerdings war mutig genug, mit zwei Berettas im Holster gleich neben mir in die Knie zu gehen und mich zu mustern. Er streckte seine Hand aus und strich mir eine feuchte Haarsträhne aus dem Gesicht, während er freundlich lächelte, als hätten wir gerade unser erstes Date.
»Mein Boss hat Geschmack«, sprach er fast akzentfrei und ich hob eine Braue, was einen kleinen Schmerz hervorrief. Als könnte er mir den Schmerz ansehen, war er plötzlich noch mutiger und beugte sich weiter zu mir herunter, um erst mit dem Daumen über meine Braue zu fahren und dann einen Kuss auf das sicher mittlerweile geschwollene Auge zu hauchen.
Was für ein Idiot!
Die Chance nutzte ich, zog mit geschickten Fingern seine Beretta heraus und schoss unter sein Kinn, noch bevor er wieder hochkam.
Da Daclan bereits ahnte, wo mein nächster Schuss hingehen würde, nahm er die Beine in die Hand. Doch ich schoss an dem Typ, der auf mir lag vorbei und traf Daclans Oberkörper.
Klagend fiel er zu Boden und ich drückte den toten Italiener von mir, obwohl es weh tat, um Daclan wortlos den Gnadenschuss zu verpassen.
Obwohl ich eigentlich keine Zeit zu verlieren hatte, ruhte ich mich einen Moment aus.
Shit! Keine Ahnung, wie ich mich befreien sollte, aber es musste einen Weg geben.
Auf den Unterarmen richtete ich mich auf und sah zum kreidebleichen Jey.
Verdammt! Wie konnte ich dem Jungen das nur antun? Der Preis für die schäbigste elterliche Bezugsperson ging dann wohl eindeutig an mich.
»Es tut mir leid«, flüsterte ich und er schlang mir zittrig seine kleinen Arme um den Hals. »Schon gut, Jey. Aber wir müssen jetzt hier raus.« Er hielt mich noch einen Moment länger fest und ich sah mir die Fesseln genauer an. Die Knarre legte ich neben mich, angelte das Messer aus dem BH und als ich die Klinge herausschnappen ließ, nahm ich den Griff in den Mund und versuchte, das Seil um meine Gelenke zu zerschneiden.
Mehrfach schnitt ich mir selbst in die dünne Haut, schaffte es letztlich aber doch und steckte das Messer in die Hosentasche. Aus der Bärenfalle kam ich allerdings nicht heraus. Darüber brauchte ich gar nicht erst nachzudenken. Ich tat es dennoch, weil es selbst für dieses Monsterteil eine Lösung geben müsste, bevor noch einer kam.
Im Container neben unserem begann eine Frau zu weinen. Sie machte dabei so viel Lärm, dass ich meine eigenen Gedanken nicht mehr hören konnte. Das brachte mich dermaßen zu Weißglut, dass
ich ungehalten: »Halt’s Maul, Schlampe!«, brüllte.
Doch es half nicht. Wütend nahm ich die Knarre und schoss so lange auf die Ketten der Falle, bis sie plötzlich lose war. Dadurch schrie die Frau im Container neben uns nur noch lauter. Teil eins war geschafft. Wie sollte ich jedoch mein zerfetztes Bein da rausholen? Fast heulend, und noch mehr fluchend, versuchte ich, mich hinzustellen. Nach unzähligen schlimmen Schimpfwörtern und heißen Tränen stand ich schließlich auf einem Bein. Mehr quälend gebeugt als aufrecht. Dennoch versuchte ich, das Gleichgewicht zu halten, während ich zu dem toten Italiener humpelte und ihm die zweite Knarre aus dem Holster nahm, um sie mir zusätzlich in den Hosenbund am Rücken zu stecken.
»Komm, Jey.« Ich winkte ihn heran. Leicht auf ihn gestützt hüpfte ich gepeinigt aus dem Container heraus. Das Geschrei neben uns wurde immer gequälter.
»Halt deinen verfluchten Mund!«, brüllte ich noch viel lauter die Containerwand an, weil der Schmerz in meinem Bein mich wahnsinnig machte und ich keine dumme Frau brauchte, die es noch schlimmer machte.
Endlich trat Stille ein.
Fast.
»Jenny?« Shit. Ich erkannte Jeffs Stimme sofort. Es war Lucy, die so geschrien hatte. Ich hüpfte eilig zur Containertür, nahm den Hebel zwischen die Finger und öffnete die Tür.
Kaum war sie offen, stürmte Jeff heraus und nahm mich in den Arm. Dabei drückte er mich einen Schritt nach hinten. Ich trat auf mein zerfetztes Bein und flog aus seinen Armen direkt auf den Boden.
Ich konnte die Schmerzensschreie nicht unterdrücken.
»Oh mein Gott. Oh mein Gott. Oh mein Gott«, schrie Lucy und weinte.
»Halt deine dumme Fresse, Lucy, sonst knall ich dich ab!«, brüllte ich noch lauter.
»Jenny, bitte …«
»Nein, verflucht! Ich habe keine Nerven für den Happy-Family-Scheiß! Ich stecke in einer verfickten Bärenfalle.« Was er eindeutig sehen konnte. Er kniete sich neben mein Bein und sah sich das Problem an.
»Hol mich da raus!«, forderte ich.
»Jenny, das kann ich nicht. Die muss erst entspannt werden, dafür hängt aber dein Bein darin. Das geht nicht!«
»Drück das Kackding auseinander!«
»Jenny, hier steht auch ein Ki…«
»Mach schon!«
»Weißt du, was da für eine Kraft drauf ist? Die Falle ist riesig.«
»Das weiß ich, du Überflieger! Mein verficktes Bein steckt da drin! Ich spüre es! Verdammt nochmal!«
»Jenny!«
Scheiß auf richtige Wortwahl!
»Nein, Jeff! Befreie mich!«
Widerwillig begutachtete er die Falle erneut und stellte sich hin.
»Ok, ich versuche es. Aber du bewegst dich erst, wenn ich es sage und dann schnell, ok?«
Ich nickte und lehnte mich zurück, damit ich es nicht sehen musste, wenn er versagen sollte, und um mich zu konzentrieren,
mein Bein genau im richtigen Moment herauszuziehen. Während ich die Kiefer zusammenpresste, spürte ich, wie sich die Zähne minimal bewegten. Was verdammt nochmal höllisch wehtat. Aber ich verlor darüber keinen Mucks.
»Jenny«, presste Jeff hervor. »Wenn ich ›jetzt‹ sage, hebst du dein Bein an und zieht es heraus.«
Es bewegte sich jedoch nur gering. Zu wenig.
»Jenny, das klappt nicht.«
»Noch ein bisschen,« feuerte Lucy ihn an und kurz darauf brüllte sie: »Jetzt!«. Und genau das war der verdammte Fehler!
Ich zog das Bein zurück. Doch die Falle rutschte Jeff aus den Händen. Sie schnappte abermals zusammen und … »AHHHHH!«
»Fuck! Scheiße!«, brüllend wand ich mich auf dem Boden und ertrug kaum den Schmerz, der erneut und noch viel heftiger auf mich einprasselte und mir den Atem nahm. Meine Haut war erhitzt und mit Schweiß bedeckt und dieses Gefühl schoss durch jede Faser meines Körpers, sodass ich warm und kalt nicht mehr unterscheiden konnte. Nicht mehr wahrnahm, wo ich war, und erst recht nicht, wer mich umgab. Alles verlor sich in diesen grausamen Schmerzen.
»Scheiße, Jenny. Es tut mir leid«, jammerte Jeff und hielt meine Arme fest, weil ich wild um mich schlug. Jeff kniete sich an meinen Kopf, hob mich leicht an und bettete mich auf seine Beine.
»Psst.« Immer wieder strich er über mein Haar. Ich brauchte gefühlt Stunden, Tage, Wochen bis ich mich beruhigte. Zugleich wusste ich, dass wir hier wegmussten und die Zeit nicht auf unserer Seite war.
Zum Bein hinabschauend erkannte ich, dass nun auch mein Fuß
durchgerutscht war und zwischen einem Stab und der Platte festklemmte. Jetzt war auch noch mein Knöchel völlig hinüber. Shit. Ein Gnadenschuss für mich wäre sicher eine gute Idee. Nur war da noch der nun total verstörte Jey, der dringend in Sicherheit gebracht werden musste.
Urplötzlich hörte ich ganz in unserer Nähe eine Detonation und Maschinengewehrfeuer.
»Shit, was ist hier los?«
»Keine Ahnung«, meinte Jeff. »Aber wir müssen hier weg, schaffst du das?« Mit Hilfe von Jeff und Lucy konnte ich mich aufrecht hinstellen und mit einem Arm um Jeffs Schulter hopste ich mit ihnen an den Containern vorbei. Bis wir auf einer Art Vorplatz angelangt waren. Anscheinend befanden wir uns an einem Hafen. Genau da, auf der anderen Seite, war die Möglichkeit, zu entkommen.
»Wir müssen einen anderen Weg finden«, meinte Jeff, weil er auch erkannte, dass wir, falls wir weitergingen und diese Fluchtmöglichkeit nutzten, wie auf dem Präsentierteller standen.
Ich beugte mich vor, sah um die Ecke und da sprang es mir ins Auge: Ein kleines Gebäude stand in Flammen. Von dort kamen auch weitere Schüsse.
»Jenny, wir müssen hier weg«, drängte Jeff. Ich zog die Knarre aus meinem Hosenbund und drückte sie meinem besten Freund in die Hand.
»Erinnere dich an das, was ich dir beigebracht habe. Fester Stand. Luft anhalten. Zielen. Abdrücken. Ausatmen.«
»Ich kann das nicht!«, rief Jeff empört. Weichei!
»Doch. Ich halte dir den Rücken frei und du verschwindest mit
Lucy und Jey. Verstanden?«
»Ich soll dich zurücklassen?«
»Teufel, Jeff. Dafür haben wir keine Zeit! Bring den Jungen in Sicherheit!« An den Container Halt machend, hüpfte ich den Weg entlang, sah mich um und nickte Jeff zu, dass er mit Lucy, die Jey nun auf dem Arm hielt, an mir vorbei über den Platz rennen konnte. Dabei lehnte ich mich an und hielt die Knarre im Anschlag, sodass ich ihnen Rückendeckung geben konnte. Ich sah zu, wie sie sich von mir entfernten und mein Engel in Sicherheit gebracht wurde. Eine kleine Last fiel mir vom Herzen.
Den Freiraum zwischen Containerreihen nutzte ich weiterhin als Deckung, um mich kurz zu sammeln und meine Flucht zu planen. So schnell wie Jeff und Lucy war ich leider nicht mehr. Die Schmerzen ließen auch nicht zu, den längeren Weg zu nehmen.
Ich musste über den Platz. Ich steckte die Knarre weg, streckte die Hand aus, um mich am Container festzuhalten. Aber noch bevor ich das Gleichgewicht finden konnte, flog ich einige Meter auf den Vorplatz und kam mit einem harten Aufprall und schmerzhaft auf. Ich schrie vor Schmerzen. Shit!
Gequält drehte ich mich auf den Rücken und japste nach Luft.
»Na, Kitty.«
Ich sah zu der Gestalt auf und Tränen sammelten sich noch stärker in meinen Augenwinkeln. Yasiel beugte sich über mich.
»Du auch? Scheiße, wir kennen uns, seit ich laufen kann«, schluchzte ich kurz auf. Yasiel gehörte zu den Männern, die ich mit meinem Leben beschützt hätte. Er war ein Teil der Familie. Ein Teil von mir.
»Was denkst du denn?« Yasiel trat mir in die Seite und ich krümmte mich leicht, bis ein anderer Schmerz mich daran erinnerte, dass ich noch mehr Verletzungen hatte.
»Sag mir zumindest, warum«, stöhnte ich nach einem Atemzug.
»Kannst du dir das nicht denken?«
»Sag nicht, weil ich Colts Nutte bin!«
»Ich bitte dich. Das ist nicht das Problem.« Er kam näher und ragte wütend über meinem Gesicht auf. »Wir haben immer für dich gekämpft und meistens mit dir gemeinsam. Aber als du zurückgekommen bist, hast du einen Krieg gegen Colt angezettelt. Unsere Männer sind gestorben und wurden gefoltert! Und dich ich interessiert es nicht einmal, wer dabei alles draufgegangen ist!«
Womit er recht hatte. Mir war es egal, dass Dean den Schwager von Yasiel bis in den Tod gequält hatte. Mir war es auch scheißegal, dass die anderen zwei Männer Geschwister, Söhne und Cousins waren. Sie hatten nur meiner Rache gedient. Selbst, als ich einen von ihnen erschießen musste, weil sein Leben durch Dean nicht mehr lebenswert war.
»Und du, die Prinzessin von Detroit, sitzt in dieser Villa und lässt dich vom Feind ficken! Du könntest ihn selbst kaltmachen, weil er mit dir zusammenlebt, doch stattdessen schickst du uns in diesen Krieg!
Und dann fragst du dich, wieso ich sein Geld nehme und dir in den Rücken falle? Weißt du, warum ich nicht zu Colt übergewechselt bin, obwohl ich die Kohle dafür genommen habe? Weil es derselbe Krieg gewesen wäre, nur auf der anderen Seite. Das ist doch Bullshit! Dann wechsle ich besser zu jemandem, der mir nochmal Geld für dich
zahlt! Ja, Kitty, deine Schreckensherrschaft hat ein Ende!«
Erst mit diesen Worten eines Familienmitglieds wurde mir bewusst, was ich den Menschen antat. Ich war zu sehr auf Dean fixiert, sodass ich genau das übersehen hatte. Yasiel hatte mit jedem Wort recht. Ich überkreuzte aus Schamgefühl die Arme über der Stirn und atmete tief durch.
»Hast du noch letzte Worte?«, fragte er mich und ich wusste, dass er bereits die Knarre in der Hand hielt, um mich zu erledigen – was ich verdient hatte. Weitere Schüsse fielen irgendwo in dem Gebäude.
»Ehrlich?«, fragte ich zurück und nahm die Arme vom Gesicht. Ich schaute tatsächlich genau in einen Pistolenlauf.
»Was sonst?«
»Warum bist du nicht zu mir gekommen? Sonst hast du mir doch auch mit Freude meine ach so vielen Fehler vorgehalten.« Ein Schuss fiel.
Vor meinen Augen spritzte das Blut seitlich aus Yasiels Kopf und sein Körper schwankte, er verlor den Halt und landete neben mir auf dem Boden.
Shit!
Ich drehte mich leicht zur Seite und suchte den Schützen. Als ich über die Container hinweg eine Lichtreflexion erkannte, sah ich kurz darauf auch Riley.
Ah, der Sniper.
Tiefdurchatmend und erleichtert, dass ich mit dem Leben davongekommen war, legte ich erschöpft meine Stirn auf den Schotter und dankte Riley im Stillen.
Und wenn Riley hier war, wusste ich nun auch, warum die Schüsse
im Gebäude nicht abbrachen.
Er war hier.
Dean war hier, um mich zu holen.
Und ich konnte dem ganzen Scheiß ein Ende bereiten.