Kapitel 17: Du wirst Adam brauchen.
M ila verlässt lautstark den Raum und diese merkwürdig positive Stimmung schlägt sanfte Wellen bis zu mir.
Mit deiner Wut hätte ich gerechnet, aber nicht mit diesem Lächeln auf deinen Lippen oder der entspannten Körperhaltung. Es stört mich, dass du auf Calvins Schoß sitzt und immer wieder mit meinen Freunden verschwörerische Blicke austauschst. Ja, Babe, mir ist aufgefallen, dass meine Leute meinem Blick ausweichen und das Schweigen stachelt mein Misstrauen weiter an.
Dann prüfe ich deinen Anblick genauer und es fällt mir auf.
»Hast du Drogen genommen?«, frage ich geradeheraus und du lächelst mir noch breiter entgegen.
»Ist das wichtig?«
»Ja!«, bin ich lauter als beabsichtigt. »Woher? Von wem? Und was genau?« Alle wussten, dass sie dir keinen Stoff geben sollen und selbst C hat mir zugestimmt, ohne zu wissen, wie der eigentliche Plan aussieht. Er geht davon aus, ich wolle nicht, dass du dich in Drogen flüchtest. Oh, Jenny, wenn er wüsste, was ich wirklich vorhabe, wäre ich kein Gast mehr hier in der Villa. Ganz zu schweigen von dem, was du tun würdest.
Ein weiteres Mal sehe ich zu den Männern und genau in dem Moment zwinkert dir Adam zu. Fuck!
»Er hat dir Top gegeben?«, brülle ich direkt los und mache einen Schritt auf ihn zu. Beschwichtigend hebt er die Arme und sein Gesicht ziert nicht nur das Veilchen, sondern auch ein gehässiges Lächeln.
»Bleib locker, D. Sie hat Schmerzen und braucht etwas zum Klarkommen.«
»Keinen Stoff habe ich gesagt! Was ist daran so schwer zu verstehen?«
»Warum eigentlich nicht?«, fragst du und ich sehe zu dir rüber. Deine gelben Iriden leuchten so klar wie seit Monaten nicht mehr, dennoch wäre es mir lieber, wenn du darauf verzichtet hättest.
»Weil er geisteskrank ist«, antwortet dir Adam.
»Du brauchst keine Drogen, um damit fertigzuwerden. Das schaffst du auch ohne und sogar besser, wenn du bei klarem Verstand bist.«
»Woher willst du das bitte wissen?« Du hebst herausfordernd eine Braue und seit einer viel zu langen Zeit sehe ich dich wieder. Du bist da, zurück von den Toten, und wartest darauf, dass ich dir meine Anordnungen erkläre, was ich nicht machen werde.
Hinter mir höre ich Schritte und drehe mich um, ohne dir zu antworten. Wir bekommen Besuch und der Gedanke an deine Reaktion lässt mich kurz schaudern.
Davon geht an mir vorbei und ich wundere mich, dass er sich das traut. Geschockt reißt du die Augen auf, als er gut einen Meter vor dir stehen bleibt.
»Davon«, knurrst du, als wüsstest du, was er getan hat. Er gehörte zu deinen Vertrauten, bis er dich verließ und irgendwann anfing, für mich zu arbeiten.
»Kitty, lass es mich dir erklären.« Der Afro-Riese klingt beschämt, sollte er auch. Es wundert mich nur, dass er, ein Mittfünfziger, Furcht zeigt.
Du siehst ihn nur an, deine Augen werden zu skeptischen Schlitzen und innerhalb von Sekunden ziehst du Cs Knarre aus dem Holster und zielst auf ihn.
»Ich habe eine bessere Idee. Du verschwindest und kommst nie wieder.«
»Ich werde es dir erst erklären, Kitty.«
Malcolm kommt auch noch dazu und hilft ihm. »Kleines, gib ihm eine Chance.«
»Oh, Dad, wenn du das Blut deines Freundes nicht aufwischen möchtest, solltest du dafür sorgen, dass er verschwindet.«
»Kitty, bitte. Ich wollte dich nur schützen.«
Jenny, ich kann sehen, wie deine Wut sich in einen Rausch verwandelt und du nicht vorhast, von drei herunterzuzählen.
»Du hast sie gehört, Davon. Verschwinde«, knurrt auch Calvin, als er dir eine Krücke reicht und du dich aufrichtest, so wie er.
»Du willst nur nicht, dass ich die Wahrheit erzähle! Wie du unsere kleine Kitty in die Falle gelockt hast.«
»Was quatschst du für einen Scheiß?«, brüllst du nun und wackelst. Ich will dir die Knarre abnehmen, Babe. Aber ich will dich nicht mit schnellen Bewegungen reizen.
»Frag doch Jeff, wie es dazu kam, dass du nach Chicago solltest.«
»Das weiß ich schon längst. Calvin hatte Schiss vor Masis Rache, hat mir die Wohnung und den Job besorgt und es aussehen lassen, als wäre es Jeff gewesen, weil ich ihm nichts abschlagen kann. Bla, bla, bla.«
»Das denkst du? Frag deinen tollen Boss, wem das Restaurant gehört.«
Du runzelst die Stirn und siehst zu Calvin, der wiederum sieht dich nur sanft an. Also bringe ich mich ein.
»Einem meiner Söldner, Jenny.« Aber woher sollte C das wissen?
Du schaust zu Boden und sammelst deine Gedanken, während du die Knarre herunternimmst. Diese Chance nutze ich, nehme sie dir aus der Hand und halte sie deinem Boss hin. Gleichzeitig stelle ich mich neben dich und gebe dir den Halt, den du für einen sicheren Stand brauchst.
»Das ergibt keinen Sinn.« Das sehe ich auch so, Babe.
»Doch, Kleines, lass es dir von Davon erklären.«
Was er direkt tut. »Lange bevor Masi wiedergekommen ist, hat sich Colt bei C für einen Deal gemeldet. C hat herausgefunden, dass Colt nach Chicago zurückgekehrt ist, und musste dich aus der Schusslinie holen.«
»Das ergibt ja dann noch weniger Sinn.« Du siehst zu Calvin, der sich wieder hinsetzt und sich über das Gesicht fährt. Und, Jenny, ich sehe es wie du. Davon wusste ich nichts. Darüber hat uns Davon nicht informiert.
»Kitty. Während du mit Masi beschäftigt warst, hat C mit Sicherheit mehr herausbekommen. Zum Beispiel, mit wem dein Ex zusammenarbeitet.«
»Ja. Mit Campino. Colts Vater. Ja, ja, komm auf den Punkt!«
»Du willst direkt auf den Punkt kommen, Kitty? Ok. Wo versteckst du deinen wertvollsten Schatz?«
»Na, für jeden sichtbar, als wäre er bedeutungslos.« Du hast es ausgesprochen und schlägst dir ins Gesicht. Ich habe keine Ahnung und sehe zu meinen Freunden, die unschlüssige Blicke austauschen.
»Du hast …«, brüllst du los und siehst zu C, »mich genau vor Colts Augen gesetzt? Mit Absicht? Wozu?«
Ok, das verstehe ich erst recht nicht. Warum sollte er dich so in Gefahr bringen?
»Kitty«, beginnt dein Boss, »ich habe dir doch gesagt, dass der Feind deines Feindes, dein Freund ist. Masi war nie das Problem. Colt und Campino schon. Wenn ich dich versteckt hätte, hätte er dich gefunden. Deswegen habe ich anders gehandelt. Ich musste dafür sorgen, dass er auf dich aufmerksam wird. Er wusste nicht, wie du aussiehst, aber ich ahnte, dass er auf dich anspringen würde. Deswegen die Wohnung zwischen dem Boxstudio und dem Restaurant. Und im Boxstudio war die Wahrscheinlichkeit größer.
Nur weiß ich auch, wie du bist, und dein Chef hätte ihm früher oder später von dir erzählt.«
Das machte mich sprachlos, Babe, genau wie dich, und er ist noch nicht fertig.
»Wäre das mit der Auktion nicht passiert, hätte alles geklappt.«
»Was geht in deinem Hirn vor?«
»Kitty, ich wusste, dass er dir nichts tun würde. Du bist zu faszinierend. Für viele Männer. Du bist genau sein Typ und das habe ich ausgenutzt. Ich habe dafür gesorgt, dass du ihm in die Arme läufst, dass du sein Interesse weckst und er zu abgelenkt ist, um die Deals nicht weiterzuverfolgen.«
Oh, Jenny, ich will deinen Boss am liebsten abknallen. Ich weiß wirklich nicht, was ich davon halten soll.
»Gleichzeitig war es aber auch wichtig, dass er eine Bindung zu dir entwickelt, um dich vor Campino zu schützen. Denn seine Verbindung machte mir Sorgen. Er arbeitet mit dem FBI zusammen. Also war Chicago perfekt. Jeff auf der einen Seite und Colt auf der anderen.«
»Deswegen warst du vom ersten Tag an so gastfreundlich zu uns?«, wollte es Greg wissen und es ist durchaus zu hören, wie wütend er gerade wird.
»Ja, ihr dient meinem Zweck. Dass alles aber so aus dem Ruder lief, Colt gegen Kitty arbeitet und Masi sich mit einbringen könnte, war nicht vorhersehbar. Ich dachte, Kitty könnte sich nicht mehr verlieben, keine Gefühle mehr entwickeln, und wenn, dann diesen nicht nachgeben. Wer hätte ahnen können, dass sie ihre eigenen Männer auf den Mann, den sie liebt, hetzen und ein Chaos anrichten würde?«
»Ich«, meinte Riley. »Es war doch klar, das D nicht mit seinen Plänen aufhören und Kit sich das nicht gefallen lassen würde.«
Calvin zuckte mit den Schultern.
»Du bist …« Babe, dir fehlen die Worte und die Fassungslosigkeit ist dir ins Gesicht geschrieben.
»Ich wollte dir nur helfen, Kitty. Ich meinte es nur gut.«
»So wie ich«, meldet sich Davon wieder zu Wort. »Masi war in Detroit und ich wollte dich in Sicherheit wissen.
In Chicago bei Jeff und Colt. Sie hätten dich vor allem bewahren können. Deswegen habe ich mit den Männern gesprochen. Ich wusste nicht, dass sie zu Masi überlaufen würden. Sie sollten auf Colts Seite und dich nicht verletzen, dir nur zeigen, dass deine Macht bröckelt.«
Ja, das war der Plan. Nur schüttelst du gerade den Kopf und dein Körper zittert leicht. Trauer? Wut? Meine Fragen beantwortest du, als du voller Hass den Mund öffnest.
»Wollt ihr mich verarschen? Alle in diesem Raum taten das nur, um mich zu beschützen? Habt ihr Öl geschlürft oder was stimmt nicht mit euch? Merkt ihr nicht, was ihr damit angerichtet habt? Seht mich an! Ich bin ein Krüppel – durch euch! Ihr hättet mich einfach mein Ding durchziehen lassen sollen und alles hätte sich zum Guten gewendet. Nun habt ihr mich in Gefahr gebracht und wenn ich da lebend wieder rauskomme, hat es nichts mit Glück oder Schicksal oder so zu tun. Scheiße! Wenn ihr das alles nur gut meintet, will ich nicht wissen, was passiert, falls ihr mir mal konkret schaden wollt.«
»Kitty.«
»NEIN!« Du löst dich von mir, nimmst die zweite Krücke und gehst.
»Ich meinte es nur gut«, ruft die Calvin hinterher. Du bist fast am Ausgang und ich sehe meine Freunde an, gebe ihnen ein Zeichen, dass sie hierbleiben sollen und keiner uns nachlaufen darf, inklusive deiner Leute, und folge dir. Das werde ich immer, egal, wie sehr ich das hasse, Babe.
Mit langsamen Schritten gehe ich hinterher und gebe dir die Zeit, die du brauchst, um das zu verkraften. Was ich auch selbst erst einmal tun muss. Denn, dass Calvin mich so ausgetrickst hat, ist eine große Nummer, aus der er nicht so schnell herauskommen wird. Dennoch bin ich froh darum. Die Zeit würde ich nicht zurückdrehen wollen. Du bist das Beste daran. Und du gehörst mir alleine. Du bist schon fast an der Treppe, als Otis dir aufgelöst entgegenkommt.
»Wir haben ein Problem, Kit.« Höre ich ihn und kurz darauf sehe ich dahinter einen Mann auf dich zukommen. So wie Otis ist er auch ein Afroamerikaner, nur kleiner. Er sieht wütend aus und …
Ich renne, als er die Knarre in seiner Hand hebt und sie auf dich richtet.
»Jenny«, brülle ich, Otis dreht sich um und der Mann schießt. Gerade als ich deinen Arm erreiche, fliegst du mit Otis zu Boden.
»Hast du gedacht, du kommst ungeschoren davon, Kit?«, brüllt der Schütze, während mir klar wird, dass Otis sich der Kugel in den Weg gestellt und sie für dich abgefangen hat.
»Dean«, stöhnst du mit einem Gesichtsausdruck auf, der mir durch Mark und Bein geht, weil es auch dir aufgefallen ist. Ich ziehe Otis von dir runter, der stöhnt, während der Idiot weiterhin brüllt. Ein weiter Schuss löst sich und ich sehe auf. Riley steht weit entfernt und hat den Schützen dennoch getroffen. Und ich knie neben Otis und blicke auf die Wunde mitten in seiner Brust.
Du richtest dich etwas auf, beugst dich über ihn und wimmerst ungewohnt. »Dean«. Dabei siehst du mich so an, dass ich mir wünschte, ich wäre Gott und könnte deinem Freund helfen.
»Jenny, ich …« Ich breche ab, während ich die Hand auf seine Wunde drücke, was nun wirklich nichts bringt. Er röchelt, wird bleicher und seine Augen sind starr auf dich gerichtet.
»Oh, Otis, es tut mir leid«, jammerst du und Tränen tropfen auf ihn hinab. »DAD!«, brüllst und legst die Stirn auf seine. Oh, Jenny, ich spüre dein Leid und ich verzweifle bei deinen Schluchzern. Otis flüstert etwas, was nur du hören kannst, und er stirbt uns unter den Händen, als Malcolm kommt. Endlich schaue ich auf und sehe Riley und Greg bei dem verletzten Schützen. Die Zeit lief so schnell und für mich fühlte es sich an, als hätte man auf Pause gedrückt, weil du so zitterst, weinst und ihn nicht loslassen kannst. Dann merkst auch du, dass er tot ist. Du richtest dich auf und siehst mich an. Dein Blick lässt mich schlucken. Voller Hass. Und ich möchte niemals der Grund für diesen Blick sein.
»Warst du das im Keller?«, fragst du zusammenhangslos.
»Was? Was meinst du?«
»In deiner Villa. Bist du der kranke Sadist?«
»Ja«, gebe ich unweigerlich zu.
»Dann kümmerst du dich um ihn.« Du nickst zum Schützen, dessen Stöhnen ich erst jetzt wahrnehme. Greg hält ihn in einem schmerzhaften Griff und Riley steht daneben.
»Was möchtest du genau von mir, Babe?«
»Ich will, dass du ihn am Leben lässt und ihm Schmerzen bereitest. Er soll spüren, was passiert, wenn er sich mit uns anlegt.« Du betonst es und in meinem Kopf wiederholt sich dieses eine Wort immer und immer wieder: ›Uns‹.
»Dean, ich möchte, dass du ihn in den Wahnsinn treibst und er um seinen Tod bettelt.«
»Das willst du nicht. Das bist nicht du, Babe.« Das kannst du doch nicht von mir erwarten. Ich würde es tun, aber … ich weiß nicht. Er war einmal einer deiner Männer.
»Würdest du zögern, wenn er mich getroffen hätte?«
Niemals. Du hast recht und ich stehe auf und sehe zu Greg. Ich weiß nicht, ob er uns gehört hat, aber ich nicke in Richtung des Kellers und er kann es sich zumindest denken.
Also zieht er den Mann von seinen Knien und schafft ihn weg. Als ich mich wieder zu dir umdrehe, stockt mir der Atem. Du hast Otis’ Arm ausgestreckt und liegst weinend da, mit dem Kopf auf seiner Brust. Dieser Anblick frisst mich auf. Er hat dir mehr bedeutet, als du es je gezeigt hast. Ich sehe Saltos kommen und Adam hält ihn zurück. Nur Malcolm steht einfach da. Gleich daneben Davon.
Jenny, ich weiß nicht, was ich tun soll. Wie ich mich dir gegenüber verhalten soll. Aber ich weiß gottverdammt nochmal, dass ich daran die Schuld trage. Und dich so zu sehen, wie du einen Arm um seinen Bauch schlingst, weinst und dich nicht von der Leiche lösen kannst, macht mich fertig. Wieder einmal überforderst du mich mit deiner Reaktion. Ist es das Top, das dafür sorgt, dass die Gefühle dich so mitreißen? Oder würde es dich noch mehr mitnehmen, wenn du nicht unter dem Einfluss der Droge stehen würdest? Ich weiß es nicht und sehe Davon an.
Davon. Derjenige, der geholfen hat, dich in Gefahr zu bringen.
»Du solltest gehen«, flüstere ich ihm zu. Denn ich kann nicht erahnen, auf wen sich deine Wut richten wird. Er nickt, weil er es versteht, und verlässt gemeinsam mit Malcolm die Villa. Was ist das mit Malcolm und ihm? Aber mir diese Frage zu stellen, hilft mir nicht weiter. Denn noch immer weinst du so erbärmlich um Otis. Ich kann nichts tun, Jenny. Mit so einer Trauer kann ich nicht umgehen. Ich will dir helfen, weiß aber nicht, wie. Außerdem prügeln sich Saltos und Adam fast auf dem Flur.
»Hört auf«, rufe ich und Adam lässt ihn durch. Vielleicht ist das ein Fehler. Aber vielleicht eben doch nicht.
Das alles wollte ich wirklich nicht.
Nicht durch dich geriet das hier ins Chaos. Sondern durch mich. Alle meinten es nur gut, so wie sie es gesagt haben. Aber ich nicht. Ich wollte dich zum Teil beschützen, vor allem aber, meine Pläne verwirklichen, und du leidest an meiner Seite immer mehr.
Ich reiße dich ins Grab. Dabei solltest du von Anfang an überleben. Wie viel kannst du verkraften, bevor du es schaffst, dir das Leben zu nehmen? Oder bevor du von jemandem erschossen wirst, weil ich schon wieder einen Fehler gemacht habe?
Saltos steh da, sieht auf euch herab und ich kann sehen, wie sehr ihn das mitnimmt. Die zwei waren befreundet.
Er beugt sich zu dir runter und streicht dir das Haar aus der Stirn.
»Ich bring ihn um, Girl. Versprochen.«
»Nein!« Du hältst seinen Arm fest. »Dean erledigt das«, sagst du so weinerlich, dass es zu einem Befehl für mich wird. Ich sehe zu Adam, der nun nähertritt, und er sieht dich so mitfühlend an, dass ich sogar eifersüchtig werde, Jenny. Er kann dir jetzt genau das geben, was du brauchst, weil Adam immer weiß, was ihr Frauen braucht. Er hat keine Probleme damit, seine Gefühle zu zeigen. Auch die, die ich noch nicht einmal besitze.
Er kniet sich neben dich und streichelt dir über den Rücken.
»Komm, Kit. Steh auf«, sagt er sanft wie eine Brise und noch immer hältst du Saltos Arm fest und weinst. Du weinst so bitterlich, dass es mich zerreißt. Ich will dir wirklich so sehr helfen, aber Adam ist da. Er wird dir beistehen.
»Ich kümmere mich um Otis«, sagt Saltos. »Leg dich ins Bett, Girl. Ich komme gleich zu dir.«
Du bewegst dich nicht und weinst einfach weiter, drückst dich dabei fest an den Körper von Otis. Ich stehe einfach nur da und sehe auf euch herab.
Adam drückt dir einen Kuss zwischen die Schulterblätter und flüstert dir etwas ins Ohr, sodass du: »Hau ab!«, brüllst, ohne dich weiter zu bewegen. Doch das tut er nicht und legt seine Stirn an deinen Hinterkopf, flüstert dir wieder irgendetwas zu, was dazu führt, dass du Saltos loslässt und Adam mit dem Ellbogen abwehrst.
»Verschwinde!« Deine Stimme ist so dunkel, dass ich reagiere. Es war wie ein lauter, gefährlicher Hilferuf. Ich schupste meinen Freund von dir weg und ziehe dich an den Schultern hoch. Du wehrst dich gegen mich. Vergeblich. Und ich drehe dich zu mir um, damit ich dir genau in dein verheultes Gesicht sehen kann. Deine Augen sind voller Schmerz.
Mir fallen keine Worte ein, die ihn mindern könnten. Also nehme ich dich einfach in den Arm und drücke dich an mich.
Mit den Händen versuchst du, mich wegzudrücken, aber ich lasse es nicht zu. Bis du dich endlich fallen lässt und schluchzt. Du weinst weiter und hältst dich an mir fest.
Ich nehme dich hoch und trage dich zu unserem Zimmer. Durchgehend weinst du weiter und durchnässt mein Hemd. Es ist so unwirklich, wie oft du zerbrechen kannst, ohne dass du daran stirbst. Es ist so irreal, wie so eine starke Frau so weinen kann.
Auf dem Bett lege ich dich ab, decke dich zu und küsse deine Stirn.
»Saltos kommt gleich«, sage ich und weil du mich so überforderst, lasse ich dich in Ruhe. Ich gehe, weil ich nicht weiß, was ich machen soll, und bevor du mich wieder so angewidert ansiehst, drücke ich dich noch einmal an mich und verschwinde aus dem Raum.