Ü
ber Stunden zerbrach ich mir den Kopf. Nicht die Informationen, die ich versuchte, zu verstehen, waren mein Problem, sondern die unterschiedlichen Gefühle, die mich überforderten.
Angefangen von ›ich ficke eine Leiche‹ bis hin zu ›du bist stark‹.
Das alles lastete schwer auf mir. Wie sollte ich so viel Chaos bereinigen? Saltos hatte recht. Ich war wie Benzin und nicht nur das Gefühlswirrwarr überstrapazierte meine Nerven, sondern auch meine Reaktion darauf. Zwischen Heulen und Ausrasten war alles dabei. Dennoch saß ich einfach nur da, versuchte, alles zu verdrängen, und sah Riley und Adam dabei zu, wie sie mein Zimmer wiederherstellten.
Der Anblick, wie sie einem Reinigungstrupp glichen, war belustigend. Aber selbst dieses Bild wurde zunehmend langweiliger,
also entschied ich, die letzten Vorkommnisse in meinem schwarzen Buch zu notieren. Um mich herum verschwanden die zwei Idioten, die aufräumten, und ich war in meinen eigenen Gedanken gefangen.
»Schreibst du Tagebuch?«, machte sich Riley über mich lustig und ich blitzte ihn wütend an.
»Nein!«
»Was machst du dann?«
»Notizen.« Ich sah mich im Raum um und erkannte, dass sie bereits fertig waren. Riley setzte sich neben mich aufs Bett und versuchte, einen Blick auf die geschrieben Worte zu erhaschen. Also schloss ich schnell das Buch und hob eine Braue.
»Was kritzelst du denn da rein?«
»Meine Pläne, die Weltherrschaft an mich zu reißen.«
»Ah, du meinst, weil du einiges umplanen musst?«, klang er trocken und zeigte auf meinen Stumpf. So ein Pisser. Zur Antwort schlug ich gegen seine Stirn.
»Hey!«, stöhnte er und richtete sich auf. »Wenn du es wissen willst, ich muss auch noch etwas schreiben.« Er ging zur Tür.
»Ach, du meinst mit Kreide auf der vollbefahrenen Interstate?«
»Witzig, Stiletto. Aber nein. Ich muss deine Beerdigung planen, falls du es schafft, dich umzubringen, obwohl wir alles, was scharf ist und Kugeln benötigt, aus dem Zimmer geschafft haben.«
»Ach, Riley«, winkte ich ab, »die ist schon lange geplant.« Breitgrinsend zwinkerte ich ihm entgegen, als er kopfschüttelnd den Raum verließ.
»Kann ich noch etwas für dich tun?«, zog Adam meine Aufmerksamkeit auf sich und ich nickte.
»Tu das in den Tresor«, bat ich ihn weniger freundlich und hielt ihm mein Buch entgegen. »Und wehe, du siehst rein. Ich brauche nichts Scharfkantiges oder etwas, was Kugeln benötigt, um dir die Augen auszustechen.«
Adam lächelte und verstaute mein Buch, ohne hineinzusehen, im Tresor in der Wand und verschloss ihn. »Du kannst mir ruhig vertrauen.«
Ha! Von wegen! Er gehörte zu den Letzten, denen ich dieses Privileg zugestehen würde. Eine Antwort bekam er darauf nicht.
Am Bettende beugte er sich vor, stützte rechts und links die Arme neben mich und lächelte mich so süß an, wie er es mit seinen Grübchen nur konnte. Das sollte mich anwidern. Leider sah ich aber in seinen blauen Iriden wieder diese Sehnsucht. Das Verlangen, als sein Blick auf meine Lippen huschte und sie damit zum Kribbeln brachte. Er sah mich so anders an, so begierig und auffordernd. So verdammt willig, als würde er sich mit aller Gewalt zurückhalten, um mich nicht zu verschlingen. Ich war versucht, meine Finger auszustrecken und sie über sein geschwollenes, blaues Auge zu fahren. Stattdessen leckte ich mir ungewollte über die Lippen und ein leises Stöhnen entwich ihm.
»Dir geht es besser und das gefällt mir.« Er beugte sich noch weiter vor.
»Mir gefällt deine Nähe zu ihr nicht!«, donnerte es und mit verschrecktem Blick zur Seite erkannte ich Colt an der offenen Tür stehen.
Erschrocken lehnte ich mich zurück, weg von Adam, während er sich aufrichtete, als wollte er mich nicht gerade eben noch küssen,
mich berühren und mich erst recht zum Schreien bringen.
»Komm ihr nie wieder so nah. Und jetzt raus hier!«, brüllte er lautstark. Adam ließ sich nichts anmerken und bevor er den Raum verließ, zwinkerte er mir zu. Kaum war er draußen, verschloss Dean die Tür.
Er musterte mich langsam und anders als sonst, sah mich nicht mit diesem Mitleidsblick an. Eher so wie früher. Kalt und emotionslos. Ob es an Adam lag, der mich gereizt hatte, oder ob ich einfach diesen Blick von diesem heißen Mistkerl vermisst hatte, konnte ich nicht sagen, aber es gefiel mir besser, als ich zugeben würde. Die Hitze wallte in verheißungsvollen Wellen durch meine Glieder und je länger er mich anstarrte, desto mehr verlor ich mich in seinen tiefschwarzen Iriden, während meine Mitte zu zucken begann.
Sogleich erinnerte ich mich an Gregs Worte, dass der heiße Mistkerl Zweifel hegte. Zweifel an seinen Plänen oder an uns? Aber wahrscheinlich beides. Leider kamen mir auch seine Worte in den Sinn. Für ihn war ich eine unfickbare Leiche geworden und er hatte recht. Zwischen uns ist zu viel kaputt gegangen. Also wandte ich meinen Blick von ihm ab.
Er hingegen trat weiter in den Raum und aus dem Augenwinkel sah ich, dass er seine Knarre zog. Als ich wieder aufsah, lud er sie und warf sie mir aufs Bett, gleich neben mein angewinkeltes Bein.
»Ich habe lange nachgedacht. Über dich. Mich. Meine Pläne. Uns.«
Verwundert sah ich auf seine Knarre und er ging ins Bad.
Was hatte das zu bedeuten? War das seine Art zu zeigen, dass mein Leben zu Ende war? Dass ich es beenden sollte? Wollte er, dass ich sie nahm und mir an den Kopf hielt?
Mit dem Verbandskasten kam er aus dem Bad und legte ihn neben mich aufs Bett. Anschließend nahm er aus dem untersten Fach meiner Kommode Gläser und den Scotch heraus. Was mich verwirrte. Noch immer verwundert beobachte ich ihn schweigend, während er ihn neben dem Bett auf den Boden stellte und sich nun gegen die Kommode lehnte.
Auffordernd hob er eine Braue. Nur verstand ich noch nicht, was er von mir wollte.
Als ich ihn fragend ansah, hob er einen Mundwinkel.
»Hast du etwa vergessen, was passiert ist, als du das letzte Mal sauer auf mich warst?«
»Bin ich das nicht immer?«, stellte ich die Gegenfrage.
»Stimmt.« Er legte sein Jackett ab und krempelte die Hemdsärmel hoch, sodass seine angespannten Unterarme zur Geltung kamen, wo sich die Adern gegen seine Haut drängten. So heiß! Bei seinem kalten und gleichzeitig verführerischen Anblick wurde mein Mund ganz trocken.
»Weißt du, Babe. Ich würde alles dafür tun, damit du mich wieder so wie früher ansiehst.«
Komisch, dasselbe wollte ich von ihm auch.
»Und da ist mir etwas eingefallen. Das letzte Mal, als du so richtig wütend auf mich warst und mich kaum ansehen konntest, hast du mich am Straßenrand ausgesetzt. Erinnerst du dich?«
Da musste ich nicht lange überlegen. Ich sah es wieder vor mir, wie ich ihn gereizt hatte, nur um ihn schließlich loszuwerden.
»Und deine Leute haben mich angegriffen. Ich war so wütend auf dich, dass ich dir am liebsten die Haut vom Leib gezogen hätte.
Gleichzeitig hast du mich fasziniert, weil es nie eine Frau vor dir geschafft hatte, mich um den Finger zu wickeln. Trotzdem wollte ich nur zu dir und mit dir machen, wonach mir gerade war. Aber dazu kam ich nicht.«
»Ja, Dean«, hauchte ich mit belegter Stimme und schloss die Augen. Die Bilder überfluteten mein Hirn, während er immer mehr davon mit seiner dunklen Stimme heraufbeschwor.
»Du hast meine Schusswunden gesehen und musstest sie versorgen.« Ich erinnerte mich und auch daran, was danach geschah. Wie er in mich hinein geglitten war und die Wut mich dazu gebracht hatte, ihn wild zu reiten. Wie die Reibung an meiner Mitte mich immer weiter angetrieben hatte, ebenso wie sein heißer Körper, der sich an mich gepresst hatte.
Ich öffnete die Augen, als die Hitze mich verbrannte, und sah direkt in seine, die wie lange nicht mehr erfüllt waren von Leuchten und Toben. Das Verlangen darin nahm mir schier den Atem. Doch noch immer begriff ich nicht, was das mit der Waffe vor mir zu tun hatte.
»Als du die Kugel aus meiner Seite geholt hast, hast du mich angelächelt auf eine Art …« Er machte eine Pause und schmunzelte mich so wundervoll an, dass es mein Herz erwärmte. »Babe, dein Lächeln und dieses Strahlen in deinen Augen. Da wusste ich, dass ich mich jederzeit anschießen lassen würde, nur, um das wiedersehen zu dürfen.«
Mein Blick fiel auf die Knarre und wieder hoch in seinen Augen. Ich verstand, was er wollte.
Das konnte unmöglich sein verfluchter Ernst sein!
»Tu es!«, forderte er auf.
»Bist du irre?«
»Babe, du bist voller Enttäuschung und Wut auf alle, die du kennst. Dich selbst miteingeschlossen. Ich trage größtenteils dazu bei, dass du nicht mehr die bist, die du einmal warst, also lass mich ein Teil dessen sein, was dich wieder besser fühlen lässt.«
Kaum merklich schüttelte ich den Kopf. Das, was er verlangte, konnte ich unmöglich tun. Obwohl er recht hatte und so viel in mir war, was ich schon zu lange unterdrückte und rauslassen musste.
»Jenny!«, wurde er lauter. »Nimm die Knarre und schieß!«
»Ich knall dich nicht ab!«
»Anschießen reicht. Ich will noch miterleben, wie du mich wieder zusammensetzt.«
»Nein! Auf diese kurze Entfernung wäre es lebensbedrohlich.«
»Und das sollte dich nicht daran hindern, also nimm die Knarre!«, befahl er in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.
Also nahm ich seinen glänzenden Colt mit der Gravierung in meine Finger und sah mit einem Lächeln zu ihm auf. Für einen Moment dachte ich darüber nach, ihn wirklich zu erschießen. Nicht einfach nur eine Fleischwunde in seinem Körper zu hinterlassen. Sondern ihn tatsächlich zu erledigen. Das kalte Metall erinnerte mich jedoch daran, wie warm die Liebe zu ihm war und dass sie nie verfliegen würde.
Ich liebte ihn.
»Tu es!«
Ich schüttelte den Kopf. »Das würde nichts ändern, Dean. Zwischen uns ist zu viel kaputt gegangen. So sehr ich dich auch liebe.
Es ist vorbei.«
»Nein, Jenny. Du und ich. Wir sind eins. Wir sind eng miteinander verbunden. Du gehörst mir und ich dir. Ich folge dir überall hin. Da, wo du hinrennst, komme ich nach. Ich bin die tiefste Finsternis und du meine Königin. Aber nur für dich kann ich auch das Licht sein, weil du die Dunkelheit bist. Und nur ich gebe dir den Halt, den du brauchst. Also … drück ab.«
Ich sah ihn wieder an. Unsere Blicke trafen sich und sein Befehl bedeutete mir diesmal nichts. Dafür aber seine Worte. Er hatte mich nicht aufgegeben. Mich nicht verlassen.
»Jenny, ich will wieder zurück. Hass mich, damit kann ich umgehen. Schlag nach mir, um den Frust loszuwerden. Ignorier mich, wenn es dir dadurch besser geht. Aber du darfst mich nicht so ansehen, als würde ich dich anwidern. Das ertrage ich nicht.« Das war es, was ihn wahnsinnig machte. Wir beide hatten dasselbe Problem. Die Art, wie wir mit unseren Gefühlen umgingen, sorgte für diese Trennung.
Ich ließ seine Knarre vom Bett fallen, drückte den Rücken durch und lächelte ihm entgegen. »Fick mich.«
Er riss die Augen auf und schüttelte dann kaum merklich den Kopf, als hätte er mich falsch verstanden.
»Was hast du gesagt?« Er traute seinen Ohren nicht.
»Du hast mich schon richtig verstanden.« Ich zog mein Shirt aus, lehnte mich auf die Ellbogen zurück und sah ihn herausfordernd an. Anstatt aber meiner Bitte nachzukommen, stand er da und ließ seinen Blick über meinen Körper wandern.
»Fick mich«, wiederholte ich rauchiger.
»Nein.«
»Scheiße, Dean«, atmete ich geräuschvoll aus und schloss die Augen. Als ich sie wieder öffnete, sah er mich fragend an. In seinen Augen erkannte ich, dass er sich fragte, ob meine unerwartete Bereitschaft mit Adam zu tun hatte und nicht mit ihm.
»Dean, ich will dich spüren. So wie früher. Ich will nicht, dass du mich mit diesem Mitleidsblick ansiehst. Und noch viel weniger will ich, dass du mich behandelst, als wäre ich aus zerbrechlichem Porzellan. Ich will deine ganzen Gefühle auf dem Körper spüren. Mit jedem Peitschenhieb die unverkennbare Wut, mit jedem Biss die Leidenschaft in dir und mit dem Griff um meinen Hals die atemberaubende Zuneigung. Ich hasse es, wenn du es unterdrückst und mir nur dein Bedauern zeigst. Ich will es verdammt nochmal auf der Haut fühlen, wenn der Gürtel auf meinen Hintern knallt und mir bis ins Fleisch schneidet, während du richtig sauer bist. Also rede nicht. Lass es mich spüren.«
Mit verschränkten Armen blieb er regungslos stehen. Es verunsicherte mich und zugleich machte es mich an, wie er einfach dastand, seine Blicke meine Augen durchbohrten und dann hinab wanderten, um an meinen aufgestellten Brustwarzen länger zu verharren.
Verdammt, wenn er nicht endlich etwas tat, müsste ich meine Hand unter die Hose verschwinden lassen.
Lange war ich nicht mehr so erregt gewesen. Selbst bei Adam nicht. Und einfach still liegen zu bleiben und auf eine Reaktion zu warten, machte es nicht besser. Zwar erkannte ich zunehmend in seinen Augen, dass er mich verstand, dass er genauso wie ich wusste,
dass wir nicht zu den Menschen gehörten, die mit diesem Gefühlsscheiß umgehen konnten, aber nach wie vor stand er da. Als wollte er es nicht auf eine andere Weise versuchen. Auf unsere Art.
Saltos hatte Recht. Bei Dean vergaß ich alles und er wurde zu meiner neuen großen und viel wirkungsvolleren Empfindung. Bei dieser überwältigenden Erkenntnis, dass er alleine meine Welt war und so viel mehr meinem Anker glich als Jeff, wurde ich noch feuchter. Ich lehnte mich ganz zurück, konnte nicht länger auf ihn warten. Zu gigantisch war das Gefühl, das mich durchströmte, und ich glitt mit einer Hand unter den Hosenbund. Schon spürte ich an den Fingerspitzen die Feuchtigkeit.
»Oh, fuck«, hörte ich Dean und sah schweratmend auf, ohne mit der Bewegung der Finger aufzuhören. Er riss sich das Hemd vom Leib und ich hielt die Luft an, als sein muskulöser Körper sich mir näherte.
»Das ist es, Jenny? Oder ist es der Stoff, der dich noch immer benebelt?«
»Nein. Nur du.«
Er hob einen Mundwinkel und ich drang mit einem Finger in mich ein, ohne mich von seinen Augen zu lösen. Er wollte mich und kontrollierte sich. Etwas kratzte an seiner Oberfläche, sodass er die Kiefer stark anspannte und sich zu mir runterbeugte. Seine Finger griffen an den Bund meiner Hose und er zog sie mir samt Slip über die Schenkel. Er befreite mein Bein. Die Kleidung hing noch halb an der Prothese, als er sich wiederaufrichtete und mich von oben herab betrachtete.
»Habe ich gesagt, du sollst aufhören?«, knurrte er und hob eine
Braue. Ich leckte mir über die Lippen, öffnete die Schenkel und rieb weiter meine Klit. Sein Blick nahm mir jeden Gedanken und ich stöhnte, als ich mich selbst zum Höhepunkt antrieb. Die Welle baute sich auf und er riss die Hand von meiner Mitte.
»So nicht, Babe. Du kommst erst, wenn ich es dir erlaube.«
Endlich. Er war zurück.
Er stellte sich aufrecht zwischen meine Schenkel und sein durchdringender Blick, der direkt auf meine Augen gerichtet war, nahm mir jegliche Luft. Dann winkelte er mir das Bein auf der Matratze an und legte den Kopf schief.
»Du willst also alle meine Empfindungen spüren?« Er kniete sich hin, ohne den Blick abzuwenden, und ich richtete mich mit Hilfe der Ellbogen wieder etwas auf und hauchte fast tonlos: »Ja.«
»Wie kommst du darauf, dass du das aushältst?«
Die Antwort darauf war ein lautes Stöhnen, als er seine Lippen auf meine Mitte legte und mit der Zunge den Nervenknoten anstupste. Immer und immer wieder. Den Kopf in den Nacken gelegt schoss das elektrisierende Gefühl durch mich hindurch und ich stöhnte immer lauter, während ich ihm das Becken entgegenschob. Sein Finger drang in mich ein und ich ertrank in seiner Gefühlswelt, als er mit schnellem Tempo eine heiße Reibung in mir erzeugte.
Er zog den Finger raus und … ich erstickte beinahe an dem brutalen Schlag auf meine Mitte. Hustend beugte ich mich zur Seite, wollte die Schenkel schließen, die er aber festhielt.
»Ich bin wütend, Jenny.« Noch ein Schlag.
»Ah!« Und das auf meine gereizte, überempfindliche Mitte. Shit!
»Und überfordert.« Klatsch. Ein weiterer Treffer. »Aber …« Seine
Lippen legten sich wieder auf den heißen Knoten und er saugte.
Oh, Teufel.
Er stupste mit der Zunge dagegen, fuhr mit ihr teuflisch gute Kreise darum. Und verdammt, er saugte göttlich daran. Bis er reinbiss.
»Shit!«, brüllte ich auf und das war brutal schmerzhaft.
»Vor allem bin ich wütend, dass …« Er schob wieder Finger in mich hinein und bewegte sie in einem quälend langsamen Tempo. »… du dich mir so verwehrst.«
Dann wurde er schneller und ich hielt mich krampfhaft am Laken fest. Er saugte und leckte und Teufel, ich konnte nicht mehr.
»Dean!«
Er machte unnachgiebig weiter. Er reagierte nicht auf mein lauter werdendes Stöhnen oder auf die Verzweiflung, weil ich den Höhepunkt nicht mehr zurückhalten konnte. Fast schreiend ließ ich mich von ihm in sein Gefühlschaos reißen und es war gut. So verdammt gut.
Wimmernd quittierte ich, dass sein Mund mich verließ, während seine Finger weitermachten. Doch ein plötzliches, schmerzhaftes Brennen am Innenschenkel ließ mich abrupt hochfahren. Ein Messer. Eine Klinge an meiner Haut.
Er sah zu mir auf und seine Finger wurden langsamer.
»Es macht mich richtig wütend, dass du etwas Wichtiges vergisst.« Die Klinge schnitt kreisförmig weiter, während Dean die Stelle mit seinem Blick und einem angedeuteten Lächeln fixierte.
»Was denn?«, zischte ich. Wieder sah er zu mir auf, doch mein Blick heftete sich auf das Blut, das aus einem Bogen im Fleisch floss. Es war tief. Zu tief.
»Dass du mir gehörst, Babe.« Da legte er wieder den Mund an meiner Mitte und trieb mich erneut bis ins Unermessliche an, ließ mich alles vergessen und wurde so schnell und intensiv, dass ich stöhnend zurückfiel.
Seine Zunge. Seine Lippen. Seine Finger. Teufel!
»Komm!« Sein Streichholz. Und es traf das Benzin, als ich unter ihm wild explodierte. Er sperrte mich nicht in seinen Kokon, sondern löste in mir ein Inferno aus, das alles verschlang.
Unkontrolliert schrie ich seinen Namen, während ich flog, in Teile zersprang und schwerelos im Bett landete. Schweratmend bekam ich von der Welt nichts mehr mit. Bis ich seine Hand an meiner Kehle spürte. Genau da öffnete ich die Augen.
»Das, meine Schöne, war nur ein kleiner Teil der Verzweiflung, die ich die letzten Monate gespürt habe«, knurrte er. Unfähig, darauf zu antworten, nickte ich und er gab mich frei, um sich neben das Bett wiederaufzurichten.
»Du gehörst mir. Egal, was da zwischen dir und Adam läuft, das hört sofort auf.« Darauf nickte ich nur, sah aber dann wieder auf meinen Stumpf hinab. Erschrocken sah ich im Fleisch ein eingeritztes ›D‹.
»Ich bin kein Baum«, flüsterte ich und schloss erschöpft die Augen.
Seine Finger strichen kaum spürbare Kreise um meine Brust und trotz des dünnen Stoffs meines BHs elektrisierte mich dieses Gefühl. Schmerzhaft drückten sich meine Nippel gegen den Stoff und obwohl die Erschöpfung sich wie eine schwere Decke über mich legte, wollte ich ihn nur noch mehr.
»Nein, du bist kein Baum. Aber ich mag es, wie das Blut deine Haut färbt.«
»Und ich steh auf Messer«, gab ich zu, ohne die Augen zu öffnen, und konzentrierte mich auf meine Atmung, die noch immer viel zu schnell durch meine Lunge peitschte. Zwar kannte ich Messer nicht in Bezug auf Sex, aber ich stand auf scharfe Klingen. Dafür war ich bekannt. Wenn genau diese Schnitte der Grund für diesen unglaublichen Höhepunkt waren, würde ich das glatt öfter zulassen.
»Ich bin noch nicht fertig, Babe.« Das war mir klar. Ich öffnete ein Auge und ein bösartiges Lächeln zierte seine Lippen. Ein ungewohntes Bild, weshalb ich mich sofort aufrichtete. Doch mit einer Hand drückt er mich an der Schulter zurück.
»Du bleibst da, wo du bist.«
Ich vertraute ihm. Das tat ich wirklich. Also ließ ich mich fallen. Ins Bett. In seine Lust. In seinem Gefühlswirrwarr. Zwischen seinen Fingern blitzte die Klinge auf und ich schluckte, als die Spitze meinen Bauchnabel berührte und über die Haut nach oben glitt, ohne mich zu schneiden. Falls doch spürte ich es nicht, weil er mich bereits in seinem Sog gefangen hielt.
»Zweifel, Jenny.« Es war nur ein Knurren, als er den BH zwischen meinen Brüsten zerschnitt und über einen Nippel mir der Klingenspitze strich. »Weißt du, wie folgenschwer Bedenken sind? Bei so etwas wie uns? Unschlüssigkeit bei dem, was wir haben? Es ist verhängnisvoll, Jenny.« Er drückte mir die Klinge ins Fleisch. Unterhalb meiner Brust gab die Haut nach und das Brennen ließ mich erschauern. Ich wollte jammern, mich winden, aber nichts von dem tat ich. Das Toben in seinen Augen, seine raue Stimme und die
machtvolle Körperhaltung versetzten mich in eine erwartungsvolle Bewegungslosigkeit. Es war elektrisierend und selbst mein Puls erhöhte sich, sodass ich das Zucken unter der Haut spürte.
»Richtig fatal wird es dann, wenn du zusätzlich noch meine Pläne sabotierst, obwohl du sie noch nicht einmal kennst. Es ist immer dasselbe mit dir.«
Still lauschte ich seinen Worten, die laut in meinen Ohren klangen, auch wenn er leise sprach, während er den Schnitt nach unten fortsetzte.
»Dann dein Anblick, Jenny. Die Art, wie du mich ansiehst. Nicht der Hass, der deine Augen in Flammen setzt, sondern diese Abneigung, die alles, was wir sind, tötet.« Der Unterton wurde gefährlicher. Dennoch flammte keine Furcht in mir auf. Ich vertraute ihm nach wie vor. Außerdem verwandelte er jeden Schmerz in eine tiefgreifende Lust, sodass bei dem Gedanken das Kribbeln auf meiner Haut stärker wurde.
Er ließ das Messer fallen und betrachtete den langen Schnitt auf meinem Bauch. Mit einem Finger fing er einzelne Blutstropfen auf, aber ich spürte, dass es mehr Blut war, das meine Haut, so wie er es wollte, verfärbte. Dennoch riss ich mich von seinem Anblick nicht los und als er den mit Blut benetzten Finger in den Mund steckte, stöhnte ich leise auf.
»Die Beherrschung, Jenny«, raunte er, als er die Finger an seinen Gürtel legte und ihn öffnete. »Du entziehst mir die Kontrolle.«
Ich nickte, war wegen des Pulsierens zwischen meinen Schenkel unfähig, zu sprechen. Er zog den Gürtel aus den Schlaufen heraus und ich biss mir auf die Unterlippe, weil ich ahnte, was er als
Nächstes vorhatte. Und weil ich in seinen Augen die Bestätigung für meine Vermutung fand, drehte ich mich auf den Bauch.
Eine Sekunde. Es dauerte nur eine Sekunde, bis das Leder hart auf meinen Hintern prallte und ich aufstöhnte. Das Brennen klang noch nicht ab, da traf der Gürtel ein weiteres Mal auf meine Haut. Und fester. In kurzer Abfolge donnerten seine Gefühle in Form des Leders auf mein Fleisch herab und ich nahm alles in mich auf. Wimmernd und stöhnend dankte ich ihm im Stillen für seine kleine Aufrichtigkeit, die er mich spüren ließ. Mit jedem Schlag auf meinen Hintern fühlte ich seinen Zwiespalt, die Zweifel und seine Wut. Mit dem Brennen verdeutlichte er mir seinen Schmerz und seine Verletzbarkeit. Und es machte mich an, zu wissen, dass er das hier nicht nur wollte, sondern dass es ihn genauso anmachte wie mich.
Der Schmerz wurde stärker, kaum auszuhalten. Und doch war es genau das, was ich wollte und brauchte. Kein klarer Gedanke war mehr zu fassen. Als er den Gürtel fallen ließ und ich sein Gewicht auf der Matratze spürte und kurz darauf seinen Atem an meinem Rücken, wisperte ich: »Ich hasse dich.«
»Oh, Babe.« Er drehte mich auf den Rücken, spreizte meine Schenkel und beugte sich über mich, während seine Hand über meinen Oberschenkel glitt und er mir das Knie an die Brust drückte. Ich spürte seine Härte genau an meinem Lustzentrum und es machte mich schier wahnsinnig. Doch er bewegte sich nicht, verharrte über mir und durchbohrte mich mit seinem intensiven Blick. Selbst das überforderte all meine Sinne.
»Wem gehörst du?«, wisperte er.
»Schon immer nur dir.« Ich leckte mir über die Lippen, als er nur
eine Braue hob und wiederholte noch genauer: »Ich gehöre nur dir allein.«
Noch immer bewegte er sich nicht und ich schob ihm mein Becken auffordernd entgegen, was ihm ein angedeutetes Lächeln entlockte.
»So gierig?«
»Ja«, hauchte ich nur und sein Blick war geladen von all dem, was wir füreinander empfanden. Er zog mich nicht nur in seinen Bann oder in einen Sog aus verrückten Gefühlen. Denn es war so viel mehr. In seinen Iriden verwandelte sich die brutale Vergangenheit in eine wunderschöne Zukunft, mit ihm an meiner Seite. All der Schmerz, den ich in den letzten Monaten erlitten hatte, versiegte in seiner Hingabe und in den Worten, die ich von seinen Augen ablesen konnte. Die Stille und Regungslosigkeit zwischen uns wurde laut – durch unsere unausgesprochenen Gefühle. Wir brauchten nicht darüber zu sprechen, sie uns gegenseitig mitzuteilen, weil wir sie mit unseren gleichschlagenden Herzen und dem stockenden Atem fühlten.
Mit den Fingerspitzen strich ich durch sein volles Haar und endlich trafen unsere Lippen aufeinander. Eine erneute Explosion erhitzte meinen Körper, als seine Lippen mich verschlangen, seine Zunge in mich eindrang, während sein Glied mich tief und mit einem einzelnen, harten Stoß aufspießte.
Stöhnend zog ich ihn am Haar und erwiderte den animalischen, heißen Kuss, während ich mich ihm entgegenstreckte und alles in mich aufnahm.
Sein Geruch, seinen Geschmack und die harten Stöße.
Ich zuckte bereits am ganzen Körper, als er jedes Gefühl noch
einmal intensivierte und ich suchte den Halt seiner Schultern, indem ich meine Nägel in sein Fleisch krallte. Er umschlang mich mit seinen starken Armen und drehte sich mit mir auf den Rücken, sodass ich rittlings auf ihm saß und ich mich aufrichtete. Ich fand schnell das Gleichgewicht, denn er gab mir mit seinem festen Griff an meinen Hüften den nötigen Halt. Mein Körper schmerzte, brannte und jede Faser schrie nach Erbarmen. Doch die Hitze zwischen uns überwältigte mich und mit den Händen auf seine Unterarme gestützt bewegte ich das Becken. Immer wilder ließ ich die Hüften kreisen. Die Reibung, sein Glied und dieses ganze D-Ding trieben mich weiter an, ließen mich meinen Körper nahezu schwerelos auf ihm bewegen, und ich legte den Kopf in den Nacken, als die Welle sich aufbaute.
»Oh, fuck!«, stöhnte er belegt und zwischen zusammengebissenen Zähnen, während meine Schwingungen wilder, unkontrollierter und unaufhaltbarer wurden. Er kam mir entgegen, drang tiefer in mich ein und nahm mir den Atem.
Mit einem Ruck lag ich wieder auf dem Rücken und er fickte mich regelrecht in einen Rauschzustand, als er nicht nur das Tempo gewaltig erhöhte, sondern auch die Stärke und Tiefe in einem anderen Winkel steigerte. Mit der Hand um meine Kehle drückte er mir die Luft ab und genau das gab mir den Rest.
»Dean!«, schrie ich gegen seinen Griff an und die Welle brach über mich herein, als er mir stöhnend erlaubte, mich fallen lassen zu dürfen. Keine Sekunde hätte ich es mehr aufhalten können. An seinem schweißbedeckten Körper hielt ich mich fest, als er mich fliegen ließ und sich meine ganze Muskulatur anspannte, während er mich mit weiteren Stößen malträtierte.
Schließlich biss er mir knurrend in den Hals, erdete mich und meinen Höhepunkt, und sein Glied zuckte unverhohlen in mir. Sein Gewicht landete auf mir und genau das hatte ich so sehr vermisst, dass ich glücklich seufzte.
»Du und ich«, flüsterte ich nun wirklich erschöpft an seinem Ohr, während ich die Finger über seinen angespannten Rücken gleiten ließ.
»Für immer, Jenny«, hauchte er an meiner Halsbeuge und rollte von mir runter, um mich dann an seine Brust zu ziehen.
Ja, für immer.