M
inuten. Stunden. Keine Ahnung, wie lange mir der Schweiß über den Körper rann. Wie lange meine Schenkel zitterten und ich versuchte, meinen Nacken zu entspannen, da ich mich so gut wie gar nicht bewegte. Doch es half nichts. Ich stand kurz davor, laut schreiend zu kommen. Meine inneren Muskeln zuckten um das Ding in mir, was es immer wieder leicht in Bewegung brachte.
Nur leicht.
Nur minimal. Und doch reichte es aus, dass die Gänsehaut schon schmerzte, mein Becken immer wieder nach vorn zuckte und ich meine ganze Kraft darauf verwenden musste, um mich nicht wie eine Irre in den Laken zu winden, bis mich die Welle verschluckte.
Obwohl ich mich neuerdings schämte, weil ich nicht mehr so aussah wie früher, fasste ich keinen Gedanken daran, dass mir etwas fehlte. Das Verlangen in mir zerdrückte mich von innen, wollte mich
nur noch auffressen, und ich versuchte einfach, mich nicht dem Gefühl hinzugeben.
Mein Bein krampfte bereits und die Fesseln an den Händen, die meine Arme auseinanderzogen, drückten sich ins Fleisch. Aber selbst dieses Brennen verging in der Lust, hervorgerufen von Deans Sadismus.
Das war Folter. Das war grausam. Und Tränen bildeten sich durch die Qual des unbefriedigten Verlangens in meinen Augen und befeuchteten bereits den dünnen Stoff der Augenbinde. Oder es war der Schweiß, der mir von der Stirn lief.
Lange, viel zu lange, lag ich so da und die Konzentration, die ich aufbieten musste, um dieses Ding nicht wild zu reiten, verschwand mit dem Bild, das sich in meinen Kopf drängte. Dennoch konnte ich nur daran denken, wie seine Finger mich berührten, wie der Geruch seines unverkennbaren Mistkerl-Duftes noch immer den Raum beherrschte und wie gut er sich in mir anfühlte.
Warum konnte er mich nicht einfach nehmen, anstatt mir dieses Teil zwischen die Schenkel zu drücken?
Bevor ich mich aufregte, atmete ich tief durch. Ein Fehler.
Denn das Spielzeug, was immer es war, bewegte sich und ich stöhnte ungewollt auf. Ich biss mir rasch auf die Lippen, bis ich das Blut auf meiner Zunge schmeckte.
Shit. Dieses verfluchte Teil lag an einer sehr empfindlichen Stelle. Und ich war hochsensibel. Jede noch so kleine Bewegung brachte mich fast um, sodass sich mein ganzer Unterleib zusammenzog und ich wirklich kurz davorstand, loszulassen.
Das Gefühl, mich von der Lust davontreiben zu lassen, wurde
immer stärker, als sich die Tür öffnete. Ich dachte erst gar nicht darüber nach, wer es war, als diese sich wieder schloss und ich den Atem hörte. Er war es. Ich wusste, dass er neben mir am Kopfende stand, und dass es seine Gürtelschnalle war, die ich aufschnellen hörte.
»Oh, Jenny. Du hast keine Ahnung, was du mit mir machst, wenn du so bist.«
Seine Finger strichen über meine Brust, ließen mich wimmern, weil ich nicht stöhnen konnte. Er fuhr meine Wange entlang …
»Du bist so wunderschön.«
»Warum quälst du mich so«, hauchte ich mit staubtrockener Kehle.
»Weil du dich vor mir schämst, meine Schöne. Dabei hast du keine Ahnung, was du mit mir machst, wenn du so entblößt und gierig daliegst. Wie sehr du mich anmachst, wenn deine Haut so glänzt. Und wie nah du mich an den Abgrund bringst, wenn deine Lust so greifbar ist.«
Bei seinen Worten versuchte ich, den Speichel zu sammeln und die trockenen Lippen zu befeuchten. Ich wollte nicht darauf reagieren.
»Jenny, du beschränkst dein Verhalten auf ein nicht vorhandenes Bein. Dabei hast du noch so viel mehr zu bieten.« Bevor ich etwas sagen konnte, schnippte er hart gegen meine Knospe und ich stöhnte laut auf. Der kleine Schmerz zog mir intensiv über die Haut, das Ding in mir bewegte sich und ich biss die Kiefer zusammen, bevor ich ohne Erlaubnis zum Höhepunkt kam. Dabei bebten die Muskeln und regten das Spielzeug nur noch mehr an.
»Teufel.« Ich war den Tränen nah. Diese Geilheit schmerzte schon
und ich musste erlöst werden.
Da spürte ich die feuchte Spitze seines Glieds an meinen Lippen und öffnete mich für ihn.
»Ja, Babe, lass mich zwischen deine vollen Lippen«, bestätigte er stöhnend, als er in mich eindrang und mir gleich darauf den Atem nahm. So wie mein Kopf nach hinten gestreckt war, bekam ich ohnehin kaum Luft. Aber als er sich in meinem Mund bewegte, nahm es mir den letzten Rest Sauerstoff. Viel zu tief drängte er sich in meine Kehle, ließ mich würgen, zog sich zurück, nur um meinen Mund noch kraftvoller zu ficken. Doch es war mir scheißegal, denn die Bewegung, das Würgen und der stockende Atem machten das Gefühl dieses Dings in mir noch intensiver und setzten mich direkt in Flammen. Es war unmöglich, etwas zurückzuhalten. Meine ganzen Muskeln spannten sich fest an, der Stumpf drückte sich wie von alleine gegen meinen Schenkel und …
Es begann zu vibrieren. Das verdammte Teil war ein Vibrator. Da spürte ich das Blut durch meine Vene pumpen, spürte Deans Glied am Gaumen und in meiner Kehle, schmeckte ihn auf der Zunge und meine inneren Muskeln umschlossen den Vibrator.
»Du kommst nicht!« Es war ein lauter Befehl. Finger drückten sich gegen meine Kehle und raubten mir jeglichen Sauerstoff, während er weiter mein Mund mit seiner Erektion bearbeitete.
Ich konnte es nicht mehr aufhalten. Zitternd und bebend begann mein Becken sich zu bewegen und …
Mir wurde schwindelig. Bevor die Welle mich überrollen konnte, brach sie ab und meine Glieder erschlafften, als die Dunkelheit mich mitreißen wollte …
Ein Schlag ins Gesicht. »Schön hierbleiben.«
Dann verließ er meinen Mund und gab meine Kehle frei. Ich hustete, rang nach Luft, beachtete kaum noch das Spielzeug in mir und spürte, dass er abspritze. Auf mir. Auf meine Brust.
Was sollte das denn? Ich war kurz davor, das Bewusstsein zu verlieren, und er kam?
»Spinnst du«, rang ich noch immer um Luft.
»Du wolltest kommen, Babe. Irgendwie musste ich das verhindern.«
»Indem du mich umbringst?«
»Du lebst doch noch, oder?« Den belustigten Unterton konnte ich nicht ignorieren. »Findest du das auch noch lustig?«
»Kommt drauf an, Jenny.«
Seine Hand legte sich auf meine Mitte und ich schluckte die Worte hinunter. Als er dann auch noch einen leichten Druck auf meinen Kitzler ausübte, war alles vergessen. Doch zu schnell ließ er wieder von mir ab.
»Arsch.«
Schon klatschte seine Hand auf die Innenseite meines Schenkels.
Kurz drauf spürte ich, wie das Seil am Bein gelöst wurde und er sich über mich beugte, um die Armfesseln zu lösen.
»Ich bin noch lange nicht mit dir fertig.« Sein Atmen glitt über meine feuchten Brüste, erhitzte erneut meine Haut, und ehe ich mich versah, drehte er mich auf den Bauch.
Diesmal traf seine Hand meinen Hintern und der Druck zog sich bis in meine Fingerspitzen. Ganz zu schweigen vom Vibrator, der mich verrückt machte.
Mit einem Arm unter meinem Bauch hob er mich leicht an, um mich dann auf einem Kissen abzulegen. Mein Hintern ragte ihm entgegen und er schlug ein weiteres Mal zu und setzte mich in Flammen. Stöhnend wusste ich nicht, wohin mit meiner Lust. Alles sammelte sich. Die Bewegung in mir machte mich wahnsinnig und ich stöhnte nur, ohne dass er mich weiter berührte.
»Du bist so feucht«, dröhnte seine Stimme zu mir. Erneut begannen meine inneren Muskeln zu zucken und er sprach weiter.
»Die Hände bleiben da, wo sie sind, Jenny. Und du kommst erst, wenn ich es sage.«
Er machte mich wahnsinnig mit diesem Scheiß.
»Warum nimmst du mich nicht einfach?«
Sein Atem glitt über mein Hintern, zu meiner Mitte und mir stockte der Atem.
»Weil ich es dich spüren lassen möchte, Jenny. Du hast mir gesagt, wie sehr du mich liebst. Das sind nur Worte.«
»Die ich ehrlich meinte.«
»Das glaube ich dir auch«, sagte er ernst und seine Fingerspitzen strichen meine Wirbelsäule entlang. Wenn ich das Gewicht auf der Matratze richtig deutete, war er genau hinter mir.
»Ich soll dir doch zeigen, was ich empfinde, richtig? Es müssen ja nicht nur die schlechten Eindrücke sein.«
»Du meinst, du willst mir zeigen, dass du mich liebst?« Ich musste schmunzeln bei dieser Frage. Mir war klar, dass er diese Worte niemals sagen würde.
»Wie sehr ich dich hasse.« Was für uns dasselbe war. »Dieses Liebeszeug, Jenny. Das sind wir nicht. Aber weißt du, was wir sind?«
Er legte seine Hände auf meinen Po.
»Wir sind alles und so viel mehr als dieses eine Wort.«
Seine Hände, die meinen Hintern kneteten, lenkten mich fast von seinen Worten ab. »Wir sind das Leben und der Tod. Die Vergangenheit und die Zukunft. Uns gehört die Welt.«
In mir bewegte sich das Ding, seine Worte erfüllten mich und sein Atem streifte mich. Ich würde sterben, wenn er mich nicht endlich nahm. Doch sagen konnte ich nichts dergleichen.
Kurz darauf verschwand eine Hand und legte sich feucht zwischen meinen Pobacken.
»Alle um uns herum könnten sterben, nur wir nicht. Wir sind gefährlich. Eine Naturgewalt.« Genau an meinem After bewegte er einen Finger und dann spürte ich sein Glied.
»Wir sind eine Explosion, Jenny.« Seine Finger legten sich an meine Hüften. Mit geöffneten Lippen ahnte ich, was kommen würde.
»Und das werde ich dich jetzt spüren lassen.« Damit drang er mit seiner Erektion in mein verbotenes Loch, ließ mich aufschreien, als sich sein Spielzeug mitbewegte und mir völlig den Verstand raubte.
Mit tiefen Stößen zeigte er mir, wie sehr er mich hasste. Was wir waren. Und mit jedem verdammt tiefen Stoß, der mich jedes Mal laut schreien ließ, zeigte er mir unsere explosive Mischung.
Jede Reibung brachte mich immer mehr zum Fliegen und die doppelte Penetration trieb mich so weit, dass meine Finger sich ins Laken krallten. Die zusätzliche Vibration rief die Welle dazu, die drohte, mich gnadenlos zu überrollen. Immer höher flog ich und er ließ nicht nach.
»Dean«, schrie ich, weil ich dachte, daran zerbrechen zu können.
Vor meinen verbundenen Augen explodierten Sterne und mein Puls zerfetzte mich.
Ausgefüllt erstickte ich an meinem eigenen Lustschrei. Er zog mir mit den Haaren den Kopf in den Nacken, folterte mich weiter mit harten Stößen, die meine Lust bündelten, während ich weiter schrie.
»Das. Sind. Wir.« Er hörte nicht auf und endlich. »Komm. Für. Mich.«
Wie eine Atombombe knallte der Orgasmus durch mich hindurch und versetzte mich in einen Rausch, den ich nie zuvor erlebt hatte. Keine Droge der Welt hätte mir so ein Gefühl von Zerbrechen und Hitze geben können. Nie zuvor hatte ich mich jemals so lebendig und tot zugleich gefühlt.
Dann fand ich zurück. Mit Deans Gewicht auf meinem Rücken und dem Pulsieren in mir spürte ich das Vibrieren. Erschlafft lag ich da und konnte kaum atmen.
»Genau das, Jenny, sind wir«, flüsterte er an meinem Nacken. »So wird es immer sein. Nur du und ich.«
»Scheiß auf Liebe«, hauchte ich benommen. Lachend küsste er meine Schulter entlang. »Vergiss einfach niemals, wer wir sind.«
Er küsste sich meine Halsbeuge hinauf. »Und vergiss nicht, was uns ausmacht.« Seine Lippen wanderten hoch zu meinem Ohr. »Wir sind eine tödliche Mischung«, hauchte er bedeutungsvoll und ich glaubte ihm jedes einzelne, verdammte Wort. Dabei wollte ich nicht mehr gefährlich sein, das wusste er auch. Ich wollte ein scheißnormales Leben führen. So wie er sich verhielt, konnte ich mir denken, dass er hinter mir stand. Dass es ihm nicht gefiel, war mir bewusst. Aber er wollte mich. Mich und meine Entscheidung.
Langsam löste er sich von mir und entfernte den Vibrator, der noch immer an war.
»Wie hast du ihn angeschaltet?«, wollte ich wissen, als ich nichts mehr spürte und mich eine komische Leere überkam.
»Mit dem Handy«
Da riss ich die Maske vom Kopf und sah ihn über die Schulter an. »Mit dem Handy?«
»Ja. Dazu gibt es eine App, sodass man den Vibrator steuern kann.«
Was für ein kranker, geiler Scheiß. Irgendwie war es klar, dass Dean so etwas in seinem Sex-Folter-Repertoire hatte. Wer wusste schon, was er noch so zu bieten hatte. Aber herausfinden wollte ich es schon.
Ich erinnerte mich an die Zeit, als es meine einzige Priorität gewesen war, ihn bis auf die Knochen zu provozieren. Wo war das nur hin? Wahrscheinlich war es in dem Moment verschwunden, als meine Wut auf ihn übergekocht war. Als all unsere Geheimnisse – überwiegend meine – um uns herum wie kleine Bomben explodiert waren, mit all seinen dämlichen Plänen.
In diesem Moment sehnte ich mich nach dieser Zeit zurück, als mein einziges Problem darin bestand, nicht Kit heraushängen zu lassen.
Dabei war ich eigentlich froh, wieder zu Hause zu sein. Nur war es jetzt anders. Viele Probleme warteten darauf, von mir gelöst zu werden. Allen voran die Tatsache, dass ich nicht aufrecht gehen konnte und höchstwahrscheinlich von einem noch kriminelleren Menschen als ich selbst schwanger war.
Ich drehte mich auf den Rücken. »Dean?«
Er stand neben mir am Bett und sah mit einem zufriedenen Lächeln, das ich nur selten zu sehen bekam, zu mir hinab. »Ja, meine Schöne.«
Konnte ich ihm wirklich sagen, was los war? Wo ich es doch selbst nicht wusste? Vielleicht täuschten sich ja die Tests tatsächlich und ich richtete umsonst ein Chaos an. Sollte ich es wirklich darauf anlegen, dass er wieder verschwand, obwohl ich mir nicht sicher war?
»Ich muss duschen.« Und legte den Arm aufs Gesicht. »Außerdem habe ich noch einen Termin.«
»Du meinst, dass du zum Arzt wolltest.«
»Nein, das kann bis morgen warten. Einen anderen. Schickst du mir Trick hoch, während ich unter der Dusche bin?«
»Morgen kannst du nicht. Ich habe etwas vorbereitet.«
Da nahm ich meinen Arm herunter und sah ihn an. »Einen Plan?«
»Eine Überraschung.«
»Ich mag die aber auch von dir nicht mehr.«
»Du lügst, Babe. Du magst meine. Und zu was für einem Termin musst du?«
Dieses Spiel konnte ich mitspielen. Breitgrinsend sagte ich:
»Überraschung.«
»Eine Überraschung? Von dir?«
Und was für eine. Allein bei dem Gedanken schnürte es mir die Kehle. Er würde im nächsten Flieger sitzen. Bei dem Thema hörte wohl unsere ›Liebe‹ auf. Davon ahnte er aber nichts.
»Ja. Darf ich dich etwa nicht überraschen?«
»Nein.«
»Doch.« Damit richtete ich mich auf und setzte mich an die Bettkante. »Wo sind meine Krücken?«
»Unten.«
»Damit du mich hier einsperren kannst?«
Da hob der Mistkerl auch noch einen Mundwinkel. Aber nein, davon wollte ich mich nicht aufhalten lassen. Ich brauchte Gewissheit. Ich musste das heute erledigen, sonst würde ich keine Ruhe finden.
Also klammerte ich mich ans Bettgestell und richtete mich in den Stand auf, um dann hüpfend und mich an alle Möbelstücke klammernd meinen Weg ins Bad zu finden.
»Siehst du, du kannst das auch ohne Krücken.«
Arschlochmensch.
Mit einem Blick über die Schulter, um ihn wütend anzufunkeln, sah ich, dass er sich eine Hose anzog.
»Fang nur ohne mich an, ich sage Trick Bescheid.« Und er ging aus dem Zimmer.
Es dauerte nicht lange, bis Dean wieder zurückkehrte und zu mir unter die Dusche kam. Zum Glück half er mir. Das würde ich ihm zwar niemals sagen, dennoch konnte ich mich ohne seine Hilfe kaum waschen. Mein Körper war wie weich gewordene Butter, ohne einen anständigen Muskeltonus. Seine warmen Hände, die meine Haut mit Schaum bedeckten, waren eine Wohltat, und endlich fanden wir wieder zueinander. Es war genau das, was wir beide brauchten. Das Eingeständnis, dass zwischen uns mehr als Gefühle waren. Wir sprachen nicht. Wir waren einfach nur wir. Und genossen die Nähe
des jeweils anderen.
Ich betete, dass die Tests defekt waren. Ich hatte ihn gerade erst zurück und wollte nicht, dass er wieder ging. Allerdings konnte ich es verstehen, wenn er flüchtete. Ich hatte auch keine Lust auf ein schreiendes, pupsendes Etwas.
Schweigend ließ Dean das Wasser der Brause über meinen Körper laufen, sodass der Schaum verschwand, und bugsierte mich aus der Dusche. Behutsam, ohne dass seine kalte Steinmiene bröckelte, band er ein Handtuch um mich und trug mich ins Zimmer, um mich aufs Bett zu setzen. Ich beobachte das Muskelspiel seiner Arme und seines Rückens, als er sich zum Kleiderschrank umdrehte. Was war er nur für ein verdammt heißer Mistkerl?
Seine Haut war noch immer feucht und aus seinen Haaren verirrten sich einzelne Tropfen, die auf seiner braunen Haut landeten. Einen Einzelnen beobachte ich, wie dieser an seiner Schulter hinab über das Schulterblatt rollte und sich dann einen Weg über die Konturen seines Körpers bahnte, während Dean im Regal kramte. Irgendwo verlor sich der Tropfen und Dean drehte sich um. Er stand direkt vor mir.
Mein Blick wanderte von dem weißen, um seine Hüften geschlungenen Handtuch hoch über seinen definierten Körper. Langsam ließ ich den Blick über diesen Prachtkörper gleiten, prägte mir jedes Detail ein und konnte immer noch nicht glauben, dass das alles meins war. Gerade als mein Blick über seine harte Brust, auf der ich so gerne lag, wanderte, beugte er sich runter, nahm meine Hand und zog mich hoch. Mit einer Hand an meinem unteren Rücken hielt er mein Gleichgewicht und die andere legte er mir auf seine Brust,
die ich zuvor angesehen hatte. So sanft und hart war sie. Ich sog seinen teuflischen Geruch in mich ein.
Er ließ meine Hand los und legte die seine an meine Wange und drückte meinen Kopf hoch, sodass sich unsere Blicke trafen.
Wow.
Ich konnte mich nicht daran erinnern, jemals so einen Blick bei ihm gesehen zu haben. In seinen tiefschwarzen Iriden erkannte ich so viel Gefühl, wie ich es selbst noch nie gespürt hatte. Er beugte sich herunter und unsere Lippen trafen sich. Sanft. Gefühlvoll. Kurz. Denn er löste sich von mir und ich sah sein angedeutetes Lächeln. Kichernd lehnte ich meine Stirn an seine Brust.
»Dir gefällt, was du siehst.« Es war keine Frage.
Dennoch antwortete ich: »Alles andere wäre auch eine Lüge.«
»Und egal, was in deinem Kopf vorgeht. Mir gefällt auch, was ich sehe.« Damit schupste er mich aufs Bett, was mich erst recht zum Lachen brachte. »So, und jetzt anziehen. Ich will nicht, dass Trick dich hier nackt auffindet.« Er warf mir Kleidungsstücke zu – oder viel mehr bewarf er mich damit.
Nacheinander zog ich alles an und er half mir, noch bevor er sich sein Hemd zuknöpfte, mit der Prothese.
»Dauert der Termin lange?«, fragte er, als er vor mir kniete.
Das kam darauf an, was dabei herauskam. Ob ich den Scheiß auch glaubte. Und ob ich Waffen trug.
Genau. Sicherheitshalber sollte ich selbst das Klappmesser hierlassen. Ich wollte ja ›normal‹ werden.
»Nein, sicher nicht«, sagte ich stattdessen. »Warum?«
»Weil wir nachher noch Besuch bekommen.«
»Und wer bitte?«
»Die Nannys für Jey«, sagte er völlig selbstverständlich.
Hallo?
»Bitte was?«, knurrte ich noch lange nicht so schockiert, wie ich war.
»Jenny, der Stinker muss zur Schule. Er braucht Aufpasser und die Männer sollen ihn nur schützen und nicht erziehen. Wir beide können unser Bestes geben. Aber ich habe genauso wenig Ahnung von Kindern wie du und du fällst aus, weil du dich auf deine Genesung konzentrieren musst. Dein Revier braucht dich.
»Ich scheiß auf mein Revier. Darum kann sich ein anderer kümmern. Ich bin raus!« Scheiße. Otis wollte das Revier übernehmen. Und nun war er tot. Ich schüttelte den Gedanken ab.
Er richtete sich auf und mit dem kältesten Blick aller Zeiten knöpfte er sein Hemd zu. »Aber du willst sicher eine Werkstatt leiten. Dafür solltest du zumindest gehen können. Und außerdem kannst du die schöne Zeit mit Jey verbringen.«
Obwohl er vielleicht recht hatte, störte es mich trotzdem – was er auch in meinen Augen erkannte. Denn er ergänzte: »Jey wird uns früh genug Probleme bereiten. Also nimm die Hilfe an, die du noch brauchen wirst. Die wir brauchen werden!« Die letzten Worte betonte er lauter. »Außerdem will ich dich nicht unbedingt mehr teilen müssen als nötig.«
Egoistischer, heißer Mistkerl. Wollte er mir den Jungen etwa wegnehmen?
»Nein!«, knurrte er und ich zuckte zusammen. »Ich habe nicht vor, dich vom Stinker fernzuhalten oder umgekehrt.«
Hatte er gerade tatsächlich meine Gedanken gelesen? Da legte er mir seine Hand ans Kinn und durchbohrte mich mit einem Blick, der mir bis ins Mark ging.
»Jenny, wir brauchen etwas Geregeltes im Falle eines Falles. Plan A …«
»Plan B.«
»Genau und Plan C. Wir müssen sicherstellen, dass es dem Stinker immer gut geht. Und dazu gehört nun mal auch Erziehung.«
Nickend stellte ich fest, dass er nicht nur recht hatte, sondern dass ich dem zustimmte und es mit Sicherheit eine große Hilfe sein würde. Ich wollte zumindest daran glauben.
Immerhin dachte einer von uns wie ein Erwachsener an die Zukunft.
»Und deswegen habe ich die Macht über uns beide.«
Hatte er wieder meine Gedanken gelesen oder war das die Antwort auf mein Nicken? Hä? Er überforderte mich völlig.
Leider konnte ich nicht darauf eingehen, da es an der Tür klopfte und Dean mir die Stirn küsste.
»Das ist Trick. Beeil dich bitte mit dem, was du auch immer vorhast – du weißt, dass du es mir gleich danach erklären wirst.«
Niemals.
Er öffnete die Tür und wie erwartet stand da Trick mit meinen Krücken.
Warum war ich froh, nun vor Dean weglaufen zu können?