FÜR DIE AUSBILDUNG DER KINDER SPAREN
MUSST DU DAS WIRKLICH?
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012 kam es als Reaktion auf eine angekündigte Erhöhung der Studiengebühren in Québec zu einer Reihe von Protesten und Studentenstreiks. Während einer dieser Streiks beschrieb ein Fernsehbericht das Dilemma einer Mutter und ihren Unmut über die Kosten einer Hochschulausbildung.
»Wie soll ich denn mit einem durchschnittlichen Familieneinkommen über drei Jahre Zehntausende von Dollar für Kinder aufbringen?«, fragte sie. Der Reporter ließ die Frage unbeantwortet.
Für mich ergab irgendetwas an dieser Aussage keinen Sinn. Seit wann warten die Menschen bis zum Studienbeginn mit der Finanzierungsplanung?
Ich verwende gern die Analogie des reparaturreifen Daches. Angenommen, die Reparatur kostet 10.000 Euro. Für den Durchschnittsbürger mit einem Jahresgehalt von 40.000 Euro ist es natürlich schwer, das Geld für diese Reparatur aufzubringen. Selbst wenn in einen Haushalt zwei Jahresgehälter à 40.000 Euro einfließen, sind 10.000 Euro Reparaturkosten für ein Familienbudget eine riesige Belastung. Deshalb musst du für größere Ausgaben jedes Jahr etwas beiseitelegen.
Aber wenn ich das sage, erwidern die Leute oft: »Ich bitte dich! Niemand tut das!«
Niemand? Das ist seltsam. Denn wenn es darum geht, 25.000 Euro für ein Auto aufzubringen, zucken die meisten Menschen nicht einmal mit der Wimper – selbst bei einem Jahresgehalt von 40.000 Euro. Sie finanzieren es mit monatlichen Raten. Warum also nicht dasselbe Konzept auf die Ausbildung der Kinder übertragen? Das ist nicht dasselbe, sagst du?
Wir bringen Kinder in diese Welt und zahlen dann für alle Arten von lebensnotwendigen Gütern und Vergnügen. Aber sobald sie 18 Jahre alt werden, haben diese Kinder das Recht, zu fragen, was wir für ihre Ausbildung zurückgelegt haben. Wenn wir dann antworten: »Nichts« oder »sehr wenig«, dann haben wir sie als Eltern im Stich gelassen. (Damit meine ich natü
rlich nicht die Menschen mit einem wirklich geringen Einkommen: Wenn du von der Hand in den Mund lebst, ist es schwierig, langfristig für die Ausbildung zu planen.)
So wie ich das sehe, sind Menschen, die 500 Euro in eine Handtasche »investieren«, statt ein Sparkonto für die Ausbildung der Kinder anzulegen, entweder finanziell fahrlässig oder verschließen die Augen vor der Wahrheit. Ich sage an dieser Stelle »Handtasche«, es kann aber genauso gut jedes andere Produkt sein, bei dem das ausgegebene Geld in keinem Verhältnis zum Nutzen steht. Ob wir nun von Karten für ein Hockeyspiel oder teure Kleidung sprechen – wir alle sind frei, unsere eigenen Entscheidungen zu treffen, aber es hat eben alles seinen Preis.
Die Frage ist ein Tabu, aber mangelt es uns als Gesellschaft an der langfristigen »finanziellen Liebe« zu unseren Kindern? Können wir uns selbst ein bisschen beschränken zum Wohl ihres zukünftigen Glücks? Ist es möglich, vom Monatsbudget 100 oder 200 Euro abzuzwacken (zum Beispiel beim Auto), um unsere Sparziele zu erreichen? Nicht jeder hat den Luxus einer solchen Wahl, aber wir sollten wenigstens darüber nachdenken.
Kinder können auch etwas beitragen
Falls dein Kind mit etwa 16 Jahren anfängt, neben der Schule zu jobben, solltest du dann nicht erwarten können, dass er oder sie etwas zum Ausbildungskonto beiträgt? Schließlich sind die Kinder die Nutznießer dieser Ersparnisse.
Bevor also die Nabelschnur durchtrennt wird, bevor sie das erste Foto ihres Sprösslings auf Facebook posten, bevor sie das erste Geschenk auspacken lassen, eröffnen kluge Eltern ein Sparkonto für die Ausbildung. Das mag nicht gerade aufregend klingen, aber es langfristig die richtige Entscheidung und wird sich bezahlt machen.
Als mein Neffe geboren wurde, kaufte ich ihm keinen Teddy und investierte auch nicht in einen sündhaft teuren Strampelanzug. Ich wählte auch keinen Windeleimer oder Luxus-Kinderwagen. Nein, der langweilige Wirtschaftsprüfer, der ich nun einmal bin, schenkte Théo Geld als Grundlage für sein Ausbildungskonto.
Der Beitrag zu einem Ausbildungskonto ist nämlich wie das Bezahlen der Telefonrechnung: Sobald du es dir einmal zur Gewohnheit gemacht hast, vergisst du, dass du regelmäßig dieses Geld
zahlst. Die Magie der automatischen Abbuchungen von deinem Bankkonto besteht darin, dass du das Geld nicht anderweitig ausgeben kannst, wenn es gar nicht mehr auf dem Konto ist.
Sollst du ein Geheimnis daraus machen?
Sollst du den Kindern sagen, dass du jeden Monat Geld für sie auf die Seite legst? Hier spalten sich die Meinungen. Werden Kinder sich nicht selbst anstrengen, ein bisschen zu sparen oder sich nicht bemühen, dazu etwas beizutragen, weil sie wissen, dass mit dem Geld die Ausbildung bezahlt wird, oder ist es eine Möglichkeit, ihnen beizubringen, große Träume und hohe Ziele zu hegen?
Ein Kollege von mir hatte bei seiner Tochter eine interessante Strategie: Er versprach ihr, »auszuhelfen«, sobald sie an der Uni sei. Er verriet ihr nicht, wie groß sein Beitrag sein würde, nahm jedoch ein wenig von dem Druck der drohenden riesigen Rechnung am Ende.
Du kannst das angesparte Kapital auch als Verhandlungsmasse nutzen. Wenn die Kinder zum Beispiel ihren Abschluss in der vorgesehenen Zeit machen, überweist du ihnen das übrige Kapital auf ein Sparkonto.
GRATISTIPP!
Wenn du die Kinder zum Investieren ermuntern willst, solltest du ihnen
Aktien einer Firma kaufen, für die sie sich interessieren (sei es Walt Disney oder Caterpillar), vorausgesetzt, das Investment bringt eine gute Rendite und spiegelt dein Investmentprofil wider. Auf diese Weise verknüpfst du das Investment mit etwas den Kindern Vertrautem, um ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen und sie mit der wunderbaren Welt des Investierens bekannt zu machen.
Wie deine Strategie auch aussehen mag: Wenn du Kinder hast, verstehen sich Sparverträge von selbst. Brauchst du die wirklich? Unbedingt. Gratistipp!