EINE AUSGABENSTRATEGIE
BRAUCHST DU DIE WIRKLICH?
E ine Ausgabenstrategie? »Wovon redet der da?«, fragst du dich vielleicht. Natürlich haben wir alle unsere Methode, ein Produkt gegenüber einem anderen zu bevorzugen. Wir alle kennen einen weisen älteren Menschen, der uns zeigt, wie die Arbeit getan werden sollte: wie man etwas am Haus repariert, einen Garten anlegt oder etwas zurechtbastelt. Wenn wir davon sprechen, etwas zu kaufen, haben wir alle einen besserwisserischen Freund oder Onkel, der uns alles (Un-)Mögliche über jenes Produkt erzählen kann.
Aber wir haben niemanden, der uns sagt, wie wir unsere Ausgaben kontrollieren können. Dieses Kapitel ist nicht besonders wissenschaftlich, aber es bietet eine Drei-Punkte-Strategie für das Kaufen teuer Produkte.
1. Geh nach Hause
Konsum ist wie die Lust. Er hält uns vom vernünftigen Denken ab und entzieht unserem Gehirn das Blut. Wir wollen dieses Teil da haben, auf der Stelle. Daran ist nichts rational – es ist ein plötzliches Verlangen. Wenn ich einen größeren Kauf tätigen will und das nicht durchdacht habe, gehe ich nach Hause, bevor ich irgendetwas kaufe. Wenn ich etwas Verlockendes entdeckt habe und dann nach Hause gehe, ermöglicht mir die Vernunft meistens, mich wieder zu fangen.
Ich hatte die Angewohnheit, mehr Gitarren als nötig zu kaufen. Ich weiß nicht wieso, aber sobald ich ein Gitarrengeschäft betrete, überkommt mich der überwältigende Drang zum Gitarrenkauf. Liegt es daran, dass ich ein Rockstar sein möchte? Es ist ein Impuls, eine Form von Aufregung. Ich sehe die Gitarre, berühre sie und – als hätte mich ein Virus befallen – verspüre ein brennendes Kaufverlangen.
Dabei besitze ich für mein bescheidenes Talent längst genügend Gitarren. Deshalb funktioniert es, in solchen Momenten nach Hause zu gehen. Sobald ich dort ankomme, verschwindet das Verlangen nach einer weiteren Gitarre, vor allem wenn ich dann den Staub auf den anderen dreien sehe .
Mit Fahrrädern ist es genauso. 20 Jahre lang bin ich ein und dasselbe Rad gefahren. Aber jedes Jahr gehe ich in das Geschäft und sage mir, dass ich dieses Jahr ein neues kaufen werde. Ich rede mit dem Verkäufer und handle den Preis herunter. Am Ende gehe ich nach Hause und frage mich: »Brauche ich das wirklich?« Die Antwort lautet nein, denn mein Rad funktioniert noch sehr gut.
Nach Hause zu gehen, bevor du etwas kaufst, gibt dir auch die Chance, eine Prioritätenliste deiner Ausgaben zu erstellen. Meistens ist der Impuls zum Geldausgeben schon bald nur noch eine Erinnerung. Was treibt mich zu dieser Ausgabe? Was fehlt in meinem Leben, dass dieses Bedürfnis immer wieder hochkommt?
Wie eine vom Honig angelockte Fliege saugen wir endlos Produkte ein – oder bis wir sterben. Wir sind Fliegen und die Produkte sind Zucker (oder manchmal auch ein Hundehaufen). Wir müssen uns unserer Abhängigkeit lediglich bewusst sein und uns dazu bringen, nach Hause zu gehen und eine Tasse grünen Tee zu trinken.
2. Das Budget
Das mag offensichtlich sein, aber eine gut funktionierende Strategie besteht darin, dir ein Budget zu setzen. In den Geschäften lässt du dich von der Aufregung womöglich hinreißen und das Verlangen wächst exponentiell. Du hast das Gefühl, das Beste zu verdienen. Indem du im Vorfeld deinen Höchstpreis festlegst, hältst du dein Gehirn von Kurzschlussreaktionen im Laden ab.
Wenn du zum Beispiel für den Kauf eines Fernsehers in den Elektrofachmarkt gehst, setzt du dir vorher ein Budget von 1.000 Euro. Sei wachsam – es wird immer teurere Geräte mit noch mehr Funktionen geben. Wir neigen dazu, erst nachträglich zu erkennen, dass der Bildschirm die einzig wichtige Funktion für uns ist.
Um dich von deinen realen Bedürfnissen abzulenken, stellen Händler attraktive, teurere Modelle aus, spielen mit Kontrasten und Farben. Aber da du so geistesgegenwärtig warst, dir vorher ein Budget zu setzen, gehst du ihnen nicht in die Falle.
Ich würde gern mal jemanden treffen, der tatsächlich alle Funktionen an seinem Fernseher oder alle 13 Programme seiner Waschmaschine nutzt. Es herrscht eine gravierende Kluft zwischen den Möglichkeiten der Produkte und der Zeit, die wir ihnen widmen können.
3. Die Lieblingsausgabenkategorie
Wir alle neigen dazu, eine Lieblingsausgabenkategorie zu haben. Meine war lange Zeit die Musik. Ich erlaubte mir ein höheres Budget als die meisten Menschen, um CDs und Musikinstrumente zu kaufen.
In unserer Überzeugung schwelgend, dass Glück mit der Ausgabe von Geld zusammenhängt, erlauben wir es uns, in einem Bereich mehr auszugeben, in dem andere gar nichts ausgeben würden, vorausgesetzt wir beschränken unsere Ausgaben in anderen Bereichen. Offenbar ist es alles eine Frage der Mittel. Manche Leute werden dir sagen, dass es von der Menge abhängt, die dieser »exzessiven« Ausgabenkategorie zugeteilt wird, weil wir uns zwei, drei oder vier Kategorien aussuchen können, in denen wir ein bisschen über die Stränge schlagen dürfen, solange der Betrag vernünftig ist. Es ist alles eine Frage des Budgets und der finanziellen Kontrolle.
Eines ist sicher: Es ist seltsam, dass wir glauben, dass wir das teuerste High-End-Produkt verdient hätten. Warum sollten sich andere mit weniger zufriedengeben, wenn wir uns ein Luxusprodukt gönnen? Die Formulierung es verdient haben fand ich schon immer seltsam. Als hätte Geldausgabe etwas mit Verdient-haben zu tun. »Ich arbeite hart. Ich werde mich belohnen!« Wenn du dich bei diesem Gedanken ertappst, musst du mal alles genau unter die Lupe nehmen. Wozu so hart arbeiten, wenn das Ziel nur darin besteht, sich dafür zu belohnen, dass man so hart gearbeitet hat?
Diese Strategie kann zusammengefasst werden zu Z-B-K: Zuhause, Budget und Kategorie.
  1. Nimm dir Zeit, bevor du kaufst.
  2. Entscheide, wie nützlich diese Sache wirklich für dich ist.
  3. Sorge dafür, dass du dich nicht in jeder Ausgabenkategorie verhätschelst.
Es gibt keine perfekte Strategie des Geldausgebens, aber wie Benjamin Franklin es ausdrückte: »Wenn du an der Vorbereitung scheiterst, bereitest du das Scheitern vor.«
Also, eine Ausgabenstrategie: Brauchst du die wirklich? Nicht unbedingt, aber sie kann hilfreich sein. Erst einmal wieder nach Hause zu gehen, ein Budget im Hinterkopf zu haben und nach eigenem Ermessen Ausgabenkategorien festzulegen, hilft dir, trotz Kaufimpuls einen kühlen Kopf zu bewahren.