BANKROTT
BRAUCHST DU DEN WIRKLICH?
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ch komme direkt zum Punkt: Es ist kein Weltuntergang, Bankrott erklären zu müssen. Insolvenz hat natürlich große Auswirkung auf deinen Kreditscore und Zugang zu Krediten in den darauffolgenden Jahren, aber ist das wirklich so schlimm? Eine Insolvenz gibt Menschen eine zweite Chance. Es ist ein Rechtsverfahren, dass jedem den Raum zum Scheitern gibt.
Insolvenz ist nicht immer die Folge von schlechtem Management; es kann das tragische Ende unglücklicher Vorfälle im Geschäftsleben oder einer Idee sein, die einfach nicht einschlagen wollte. Wenn du einen Traum hast und dafür alles gibst, geht die Sache manchmal eben nicht auf. Manchmal ist das wahre Scheitern nicht der Bankrott selbst, sondern ihn nicht zum rechten Zeitpunkt erklärt zu haben.
Warum musst du den Bankrott erklären?
Ein Managementprofessur, der in seiner Karriere als Unternehmer Höhen und Tiefen erlebte, vom Aufbau einer kleinen Firma zum Manager eines Québec Inc. Unternehmens bis zum Bankrott einiger seiner Firmen, sagte Folgendes zu seiner Klasse: »Den privaten oder geschäftlichen Bankrott zu erklären, ist nicht das Ende der Welt. Es ist nur wichtig, dass man es tut, bevor andere es für einen übernehmen.«
Wie im Theater musst du sogar dein Scheitern inszenieren. Du musst es als eins von vielen Ereignissen im Leben sehen. Als würde man die Reset-Taste einer Nintendo-Konsole aus den 1980er-Jahren drücken: Du verlierst alles, was du während des Spiels gesammelt hast, und beginnst wieder von vorne. Alles? Nicht wirklich. Ein Gutes hat der Bankrott: Es gibt Regeln, die den Menschen, die fast alles verloren haben, einen minimalen Schutz bieten.
An dieser Stelle ist der Hinweis wichtig, dass du einen Konkursverwalter konsultierst, wenn du glaubst, dass dir die finanzielle Situation entglitten ist. Bevor es wirklich zum Bankrott kommt, gibt es vielleicht noch andere Lösungen
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Tief einatmen, tief ausatmen
Als Erstes atmest du tief durch. Wenn du das hier liest und du aufgrund deiner finanziellen Situation nachts nicht schlafen kannst, musst du dich beruhigen. Geld ist nur ein Spiel. Ja, es ist ein Spiel mit großem Einfluss auf unser Leben. Manche Menschen spielen ihre Karten besser aus als andere oder haben beim Würfeln einfach mehr Glück.
Wenn du im Spiel des Lebens verlierst oder in einer verwundbaren Situation bist, ist es wichtig, dir eine Strategie zu überlegen. Statt also zu würfeln, solltest du einen Fachmann aufsuchen, um einen Überblick über die Situation zu bekommen.
Als Moderator einer Radiosendung erinnere ich mich an panische E-Mails von Hörern, weil sie nicht wussten, was sie gegen ihre katastrophale Finanzsituation unternehmen sollten. Einer schrieb mir, dass er nicht schlafen könne, weil er seine Kreditkartenschulden nicht begleichen könne und er nicht wollte, dass seine Ehefrau das übernahm.
Leider sind bei Zahlungsunfähigkeit die Ehepartner mit im Boot. Falls ein Ehepartner nicht über die Runden kommt, hat das Auswirkungen auf Urlaubspläne, die Abendgestaltung und Lebensentscheidungen für den ganzen Haushalt. Du musst über diese Dinge sprechen und für euch beide die beste Lösung finden. Als Erstes musst du definitiv deine Kreditkarten zerschneiden und anfangen, bar oder mit EC-Karte zu zahlen.
Aber dann sammle ich keine Punkte mehr!
Um Himmels willen!
(Siehe »!%#*?& Punktekarten« auf
S. 49
)
Deine Kreditkarte zum Punktesammeln zu benutzen, ist so wie Leergut sammeln, um dein Einkommen aufzubessern: Der Ertrag ist extrem gering.
Wege aus dem Schuldenberg
Vor dem letzten Schritt, dem Bankrott, gibt es ein paar grundlegende Tricks, um Verbraucherschulden loszuwerden. Erstens: Wenn du eine Kreditkarte mit 19,99 Prozent Überziehungszinsen hast, wieso fragst du dann nicht nach einem Dispo
?
Die Zinsen dafür sind oft nur halb so hoch wie bei einer Kreditkarte. Wenn du einmal im Monat deine Kreditkartenrechnung nicht bezahlen kannst, greifst du auf den Dispo mit den niedrigeren Zinsen zurück.
Wenn dein Haus nicht überschuldet ist und du eine große Forderung begleichen musst (zum Beispiel 30.000 Euro) kannst du dir überlegen, eine weitere Hypothek zu beantragen, um flüssig zu werden. Das ist nicht gratis, kann aber ein Ehepaar davor bewahren, noch tiefer in die Schuldengrube zu fallen. Die Kosten für eine Hypothek sind niedrig genug, um die Überlegung wert zu sein.
Weitere Möglichkeiten:
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Deine Schulden konsolidieren:
Das ist eine Lösung, wenn du viele Schulden hast, einige mit hoher Zinsbelastung. Ein Finanzinstitut kann dir einen Kredit gewähren, um alle zurückzuzahlen.
- Dann zahlst du diesen einen Kredit mit einer monatlichen Rate ab. Aber über diese Möglichkeit musst du früh nachdenken: Sobald dein Kreditrating zu schlecht ist, bekommst du bei Finanzinstituten eventuell keinen Kredit mehr.
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Mit deinen Gläubigern verhandeln:
Manche Gläubiger bevorzugen es, ihre Konditionen zu lockern, statt gar nicht bezahlt zu werden. Du kannst zum Beispiel nach einem anderen Zahlungsziel, einer anderen Ratenhöhe oder vielleicht sogar anderen Zinsen fragen. Selbst mit dem Finanzamt kannst du das Gespräch suchen. Du hast kein Recht auf ein Entgegenkommen, aber sie zu fragen schadet nicht. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
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Freiwillige Vereinbarung:
Bei diesem Verfahren gibst du freiwillig einen Teil deines Gehalts dem Gericht. Auf dieser Basis erhalten Gläubiger eine Zahlung. Der Vorteil ist, dass du vernünftige Zinsen auf deine Schulden zahlst. Dieser Gedanke lohnt sich also, bevor dein Gehalt gepfändet wird.
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Formeller Vorschlag an die Gläubiger:
Mithilfe eines Konkursverwalters machst du den Gläubigern einen Einigungsvorschlag, bei dem deine Schulden bei der Zustimmung der Gläubiger reduziert werden. Diese werden sich überlegen, ob sie auf so mehr Geld bekommen als bei einer Insolvenz.
- Für den Schuldner werden auf diese Weise die Zinsen gestoppt, der Vorgang verschwindet aber nicht aus der Kredithistorie
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Bankrott
Der Bankrott ist keine magische Lösung, um aus den Schulden herauszukommen. Es gibt ihn nicht umsonst. Du musst dich von einigem Besitz verabschieden und zahlen. Für eine Bankrotterklärung muss zum Beispiel der Wert deines gesamten Besitzes weniger wert sein als deine Schulden.
Auch wenn du die Voraussetzungen erfüllst, musst du den Konkursverwalter bezahlen und dich durch Zahlungen basierend auf deiner Zahlungsfähigkeit über einen bestimmten Zeitraum »entlasten«.
Eine Reihe von Schulden kann in den Bankrott fließen (Privatkredite, Kreditkarten, Dispo etc.). Andere Schulden sind davon ausgeschlossen, wie Unterhaltskosten für den Ehegatten und Betrug sowie einige Studiendarlehen.
Manches ist vor der Pfändung geschützt, insbesondere alles, was zu den Grundbedürfnissen zählt: Kleidung, Essen, Arbeitsmaterial etc.
Nach einer gewissen Zeit werden Insolvenzauflagen aufgehoben.
Wieder auf die Füße kommen
Man kann es nicht oft genug sagen: Alles zu verlieren, ist nicht das Ende der Welt. Falls du denkst, deine Familie kann ihren Lebensstil nicht ändern, überleg noch mal. Menschen sind äußerst belastbar. Sind alle gesund? Das ist die Hauptsache.
Im Spiel des Geldes kannst du wieder von vorne beginnen. Das ist zwar nicht toll, aber Hauptsache, du bist dir schnell der Notwendigkeit eines Neuanfangs bewusst. Du musst den Rückschlag einstecken und lernen, darüber zu lachen. Man muss sich nicht dafür schämen, alles verloren zu haben.
Wenn du siehst, dass Menschen ins Stolpern geraten, gilt unsere allgemeine Bewunderung oft jenen, die sich trauen, wieder aufzustehen. Kannst du dich an die Athleten erinnern, die bei den Olympischen Spielen 1992 eine Medaille gewannen? Mark Tewksbury, Sylvie Fréchette, Linford Christie, Mike Powell, Carl Lewis und Boris Becker fallen dir vielleicht ein.
Aber es gab auch einen Typen namens Derek Redmond, dessen Geschichte ein Vierteljahrhundert später immer noch durchs Internet geistert. Wieso? Weil er tapfer gescheitert ist.
Nachdem eine Verletzung seinen olympischen Traum zerstörte, kam er wieder auf die Füße und beendete weinend und humpelnd seinen
Lauf – vor stehenden Ovationen der Zehntausenden Zuschauer im Stadion. Diese Zuschauer werden für den Rest ihres Lebens sagen können: »Ich war dabei.«
Ja, wir bewundern Gewinner, aber wir bewundern jene, die sich allein wieder aufraffen, noch mehr. Über dein finanzielles Scheitern zu reden, hilft vielleicht denen in deinem Umfeld, sich weniger alleine zu fühlen. Denn wenn sie eines Tages ins Stolpern geraten, werden sie sich aufraffen und an dich denken, den Derek Redmond in ihrem Leben.
Finanzielle Probleme sind ein Teil des Lebens. Du kannst nicht für alles planen oder vor allem beschützt werden, nicht einmal vor deinen eigenen Fehlern. Weil es in dem Spiel um Geld Gewinner gibt, muss es auch Verlierer geben.
Bankrott: Brauchst du den wirklich? Vielleicht. Das Wichtigste dabei ist, dass du dir dann bewusst bist und erkennst, dass es nicht das Ende der Welt ist.
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Anmerkung: Die Informationen in diesem Kapitel sind unvollständig und zusammengefasst. Es soll ein Samenkorn in deine Gedanken pflanzen und Lösungen anbieten, bevor nur noch eine Möglichkeit bleibt: der Bankrott.
Es ist wichtig, dass du eine für dich passende Lösung findest. Deshalb musst du unbedingt einen Fachmann konsultieren, um die beste Option für eine Entscheidungsfindung zu bestimmen.