DAS ZUBEHÖR – Was hat sich bewährt? Wer muss raus?

Neulich war ich zum ersten Mal auf einer Campingmesse, und ich muss sagen: Ich habe viel gelernt, zwar nicht über Camping, aber über Psychologie.

»Wie wir in Köln sagen«, begann der Händler, der mich zu einem Cappuccino in die Kundenlounge eingeladen hatte. Es war ein freundlicher Herr im Sakko, der mit mir an einem Tischchen inmitten von Wohnmobilen saß. »Man muss ein Auto an der Fött föhle.« Unauffällig schaute ich mich nach meinem Mann um. »Am Popo«, sagte der Händler. Ich lächelte. Da hatte er zweifellos recht.

Ich weiß noch, in welchem Moment meine Entscheidung für unser Monster fiel. Wir hatten während der Probefahrt auf einem Feldweg gehalten, und als ich den Sitz drehte, sah ich plötzlich unser Leben vor mir: Ich, einen Kaffee in der Hand, hinter der Scheibe keine Brache, sondern Meer. Und in dem Bruchteil einer Sekunde spürte ich alles in unglaublicher Intensität: die Verheißung der Fremde und das Auto an der Fött.

Was ich fünf Jahre später in der Kundenlounge fühlte, als ich die neuen Preise hörte, war auch intensiv, aber anders. Nennen wir es Entsetzen.

Zur Beruhigung bin ich gleich auf eine zweite Messe gegangen. Wenn schon kein Alkoven, dann wenigstens Zubehör, dachte ich mir. Irgendetwas, das einen autarker und origineller macht. Denn richtig wohl fühle ich mich ja selbst nicht inmitten der »weißen Ware«. So hatte ein Händler mal den Fuhrpark von Wohnmobilen bezeichnet.

Dieses Mal streifte ich allein durch die Hallen – eine Prüfung: Würde ich es schaffen, zwischen dem Nützlichen und dem Vielversprechenden zu unterscheiden?

»Was man nicht benutzt, muss wieder raus aus der Karre«, sagt mein Mann gern, und so gehört eine gewisse innere Reife dazu, im entscheidenden Augenblick, wenn die junge Verkäuferin vor dir steht und klack, klack macht, zu sagen: »Nein, ich brauche keinen Wäschesack, den ich mit Magneten an die Karosserie hefte.« Klack. Klack. »Auch wenn er gelb ist.« Denn der Gegenspieler der menschlichen Lust ist die maximale Zuladung.

Ich glaube, es war am Stand mit den Solarzellen, als ich Zeugin wurde eines Gesprächs, das sich anscheinend von dem Gewicht einer Solaranlage fortbewegt hatte zum Kern der Eheprobleme. Hilfesuchend wandte sich der Mann an den Verkäufer.

Er: »Meine Frau nimmt immer Handtücher mit, als ob sie ausziehen würde.«

Sie: »Ich brauch die! Ich brauch Badehandtücher, normale Handtücher ...«

Er: »Da fährt man durch Österreich mit 3,5 Tonnen. Und die kontrollieren das!«

Verkäufer: »Aber das liegt doch nicht an den Handtüchern!«

Er und sie: »Doch!«

Der Verkäufer und ich wechselten einen schnellen Blick. Ich war gespannt, wie er den Fall lösen würde.

Verkäufer: »Dann müssen Sie vor der Grenze weniger essen.«

Sie: »Ach, der isst doch gar nix mehr.«

Verkäufer: »Dann komm ich mal vorbei!«

Grinsend zwinkerte er mir zu. Doch in dem Moment wandte sich das Ehepaar zum Gehen. Ein paar Schritte waren beide schon entfernt, da drehte sie sich noch einmal um und sagte: »Wir essen kaum noch was.«

Die Szene zeigt, wie wichtig es ist, nicht nur seine Ehe, sondern auch seinen Campingalltag zu analysieren: Was hat sich bewährt? Wer muss raus?

So erinnere ich mich an eine Episode aus dem vergangenen Sommer, als wir uns Richtung Süden aufmachten. Mein Mann wollte der Hitze mit Verstand begegnen. Am Packtag füllte er zunächst den heimischen Kühlschrank mit kleinen Bierflaschen, die er dann als sogenannte »Bier-Akkus« in den noch warmen Wohnmobilkühlschrank überführte, um diesen schneller herunterzukühlen.

Ich war tatsächlich ein bisschen beeindruckt von der Idee, bis ich auf einem französischen Campingplatz die Kühlschranktür aufriss, schweißüberströmt. Wasser! Kalt! Hämmerte es in meinem Kopf.

»Wir haben nur Bier im Kühlschrank!«, rief ich erbost zur Gluthitze hinaus. »Ja!«, rief mein Mann begeistert zurück. Mit letzter Kraft zog ich eine Flasche aus dem Gemüsefach, die mir im Delirium als Limonade erschien. Ich schüttete die Flüssigkeit in mich hinein. Danach schaute ich aufs Etikett. Es war Apfelwein mit Maracuja-Geschmack, das Produkt hieß »Wilder Hirsch«, die Digitaluhr neben dem Kühlschrank zeigte 15.30 Uhr.

Ich holte ein Kühlkissen aus dem Gefrierfach, legte es mir quer auf den Schädel und wartete, bis sich die Kälte des blauen Gels auf meine Kopfhaut übertrug. Dann verlangte ich aus Rache nach einem Sitzsack. Der »Wilde Hirsch« machte mich locker, und so schaute ich gern zu, wie mein Mann versuchte, bei 36 Grad im Schatten und Windstille den Sitzsack mit Luft zu füllen. Er war der Einzige auf dem Campingplatz, der rannte.

Was sagt uns das? Es sind oft die unscheinbaren Dinge, die unentbehrlich sind, so wie mein Eispack. Der aufblasbare Sitzsack hingegen versprach viel, wunderbare Momente zum Beispiel und lässiges Auftreten, enttäuschte jedoch früh.

Denn im Nu hatte er sich mehrere Löchlein zugezogen, und so müssen wir uns jetzt immer schneller entspannen, als die Luft entweicht. Das ist mir zu anstrengend. Fazit: Der Sack muss raus.

Rein hingegen muss eine gute Batterie. Ungewöhnlich, sagte der junge Verkäufer mit der Haartolle, ungewöhnlich, dass eine Frau allein käme, ohne Mann. Meist sei es ja so: »Für die Frau ist das ein Klotz, der Strom macht. Und den gibt’s vielleicht woanders billiger.« Deshalb würde er die Vorteile seiner Lithiumbatterie vor allem ihr erklären: doppelte Leistung, lange Garantie, Ersatzteile lieferbar. »Wenn die Frau nicht das Okay gibt, kann er’s vergessen.«

»Haben wir die?«, simste ich meinem Mann, schickte ein Foto mit und dachte an den Klotz, zu dem ich erst kürzlich mein Okay gegeben hatte – und übrigens auch mein Geld. Doch noch bevor die Antwort kam, war ich schon am nächsten Stand. Da schien jemand das gleiche Problem zu haben wie ich.

»Meine Frau sucht was für den Kopf!«, sagte ein älterer Herr. »Was nicht so schwabbelig ist. Mit Widerstand.« Er fing an, auf verschiedenen Kissen herumzudrücken. Er drückte. Sie drückte. »Also wenn Sie Ihr Auto auch so kaufen, dass Sie mal auf die Motorhaube drücken«, sagte der Verkäufer. »Nee, nee«, wehrte sich der Herr, während seine Hand im Kaltschaum versank.

Wie gern würde ich mich jetzt hinlegen, dachte ich, Batterie alle. Im Geiste hörte ich wieder das Klack-Klack der jungen Verkäuferin mit ihren Magneten. »Wenn die Socken mal wieder ein bisschen duften«, hatte sie gesagt. »Einfach nach draußen verlagern!« An die Tür unseres Cockpits. Klack, klack. Soll ich doch?

War das Prinzip mit den Magneten nicht überzeugend, geradezu beneidenswert revolutionär? Seitdem ich meinen Mann kenne, redet er davon, dass man den einen entscheidenden Einfall bräuchte, irgendeine Idee, simpel und genial, die einen reich macht. Leider ist sie ihm bisher nicht gekommen, wobei er manchmal schon nah dran ist, finde ich.

Neulich sagte er, man könnte vielleicht meine Texte auf Toilettenpapier drucken. Sie wissen schon, diesem selbstauflösenden für die Chemietoilette. Kann man mal darüber nachdenken, finde ich. »Platte Situationen durch guten Text vergolden«, so hatte er das Prinzip meiner Geschichten einmal genannt. Das ist vielleicht übertrieben. Versilbern würde mir schon reichen.

Andere arbeiten doch auch in dem Bereich. Diese Frau zum Beispiel, die ich auf der Messe zusammen mit ihrer Schüssel traf. Eine Trenntoilette, ob ich damit Erfahrung habe, fragte sie und redete routiniert von Behältern für Urin und »Feststoffe«. Ich nickte mit unbewegtem Gesicht. Am Ende gab sie mir den Tipp, die Feststoffe mit geeignetem Material zu bedecken. Kleintierstreu zum Beispiel. Ich bedankte mich herzlich und hörte in meinem Rücken den nächsten Dialog.

»Kennen Sie eine Trenntoilette?«

»Uuaah«, hörte ich einen Camper rufen. Es klang, als würde er sich schütteln.

Fast hatte ich den Ausgang erreicht, da passierte ich noch den Stand eines großen Ausrüsters. Gerade beugte sich ein Ehepaar gemeinsam über den Katalog und tuschelte. »Wenn ich mich da mal einschalten darf«, quatschte ich plötzlich von der Seite los. Die ältere Frau schaute mich irritiert an. »Der Handstaubsauger ist das Beste, was wir an Bord haben!«

»Ah ja?«, sagte der ältere Mann und musterte mich misstrauisch. »Krümel, Sand – alles weg!«, sagte ich. »Und man kann ihn einfach laden!«, fiel die Verkäuferin ein. »Ja, einfach in die Steckdose!«, jubelte ich.

»Ach, na ja, gut«, sagte er. »Danke für den Tipp!«, sagte sie. »Gerne!«, sagte ich. Es ist ein gutes Gefühl zu helfen. Schade, dass ich keinen Messepreis anbieten konnte.

»Was«, fragte ich meinen Mann, als ich wieder zu Hause war, »was würdest du denn sagen, ist beim Campen unverzichtbar?« – »Panzerband«, sagte er, und mir kam es so vor, als stünde er plötzlich etwas breitbeiniger da.

Panzerband habe er immer dabei, dazu Kabelbinder, Verzurrgurte, Draht, diverse Schraubenschlüssel, auch einen Franzosen. »Einen Franzosen«, wiederholte ich. Er könne gern mal eine Führung durch den Werkzeugkasten mit mir machen, sagte er. Ich brummte höflich. Neulich hatte er mir schon eine Führung durch die Heckgarage angeboten.

Wissen Sie, mir wird schon wieder mulmig. Ich ahne ja Ihre Gedanken: Auch Frauen fahren Mehrtonner. Auch Frauen nutzen Panzerbänder. Auch Frauen mögen Franzosen. Natürlich tun sie das. Häufig sogar sehr gern. Es ist nur so, dass ich mich bisher nicht für Panzerband interessiert habe. Für Lithiumbatterien hingegen schon.

Und wenn ich nach fast fünf Jahren Campingerfahrung ein Fachgespräch über Schubladenschlösser führe und über die Güte verschiedener Verriegelungsmechanismen, natürlich frage ich mich dann, was für Bilder so ein Händler im Kopf hat, wenn er sagt: »Die Push-Lock-Druckknöpfe sind bei den Damen oft nicht so beliebt.« Die seien »Fingernageltöter«.

Also, ich töte meine Fingernägel selbst. Und demnächst fahre ich auch selbst. Sie hören von mir. Oder von meiner Versicherung.