Am Anfang, als wir das Monster bezogen und es um die Aufteilung der Klappfächer ging, hatte mein Mann das Fach neben der Tür, das streng genommen zu meiner Seite gehörte, mit einem dicken Handbuch belegt, der 240-seitigen Bedienungsanleitung für das Wohnmobil. »Die muss da drin bleiben«, hatte er mir eingeschärft.
Unzählige Male hat er seitdem mit wichtiger Miene darin geblättert, und es muss im dritten Camper-Jahr gewesen sein, dass er zum ersten Mal sagte: »Mittlerweile hab ich die Karre im Griff.« Der Stolz, der in dem Satz mitschwang, ließ mich an einen Philosophen denken, den ich kürzlich im Radio gehört hatte und der davon sprach, dass dem Menschen ein besonderer Wesenszug eigen sei, nämlich die Faszination für alles, was funktioniert. Das kann ich bestätigen.
Erst kürzlich hat mein Mann mir gestanden, dass er sogar mit der Bedienungsanleitung ins Bett gegangen ist in dieser stürmischen Anfangszeit, als das Wohnmobil so neu war wie seine Liebe. Getrieben vom Forscherdrang, klebte er spätnachts bunte Post-its auf die Stellen im Handbuch, die ihn besonders berührten. Das Thema Leitungsschutzschalter zum Beispiel oder die Positionierung der »Reinigungsöffnung am Abwassertank«. Die Faszination für all die Knöpfe, Leuchten, Schrauben und Bedienfelder, die das Auto zum Haus machen, ist auch nach all den Jahren geblieben. Ich dagegen finde schon die Wörter in der Bedienungsanleitung toll. »Rastnase« hatte ich noch nie gehört.
Und doch hat sich die Dreiecksbeziehung zwischen dem Handbuch, dem Wohnmobil und meinem Mann verändert. Von einem »reinen Abhängigkeitsverhältnis« zwischen der Anleitung und ihm, wie er selbst bekannte, zu einer gewissen Dankbarkeit für ihre Mittlerrolle.
Schließlich ist es ihm dank ihrer Hilfe gelungen, einen tiefen Zugang zu unserem Wohnmobil zu finden. Manche würden sogar von einer Zähmung oder Unterwerfung des Monsters sprechen. Ich würde sagen: Die Liebe ist gereift. Man kennt die Schwachstellen genauso wie die Knöpfe, die man drücken muss, damit alles läuft. Oder rollt.