Der Beistelltisch

Gekauft hatten wir das Tischchen mit den klappbaren Beinchen mit einem wahnwitzigen Gedanken, nämlich dem, man würde beim Campen sitzen. Und dazu etwas Angenehmes trinken. Wozu man ein niedriges Tischchen bräuchte für das Glas. Jetzt ist klar: Wir sind Eltern. Wir sitzen nicht. Oder nur kurz. Und wenn, dann nur für einen höheren Zweck.

Der Tisch hat trotzdem eine steile Karriere gemacht bei unseren Monstertouren. Mein Mann stellt seinen tragbaren Gasgrill darauf ab, und der Platz reicht sogar für seine Grillzange, die ich ihm mal zum Vatertag geschenkt habe, und ein Bier.

Nach dem ganzen Gerenne – Stützen herunterkurbeln, Markise abspannen mit Sturmbändern und so weiter – ist der Platz hinterm Rost seine Vater-Grill-Kur. Oder wie mein Mann es formuliert: »Ich sitz jetzt hier und guck.« Wenn er mal nicht guckt, spielt unsere Tochter an dem Tisch Kochen, und ich denke, es wird nicht mehr lange dauern, bis sie Grillen spielt. Für mich hingegen hat der Tisch seine Schuldigkeit getan, wenn er einen schweren Wasserkanister trägt und ich, ganz mütterlich, meine Familie zum Outdoor-Händewaschen zwingen kann.

Campingurlaub ist so etwas wie Ehe im Quadrat, das heißt, die Eigenheiten des Partners oder der Partnerin fallen nicht nur besonders ins Auge, sondern die nervliche Belastung potenziert sich aufgrund der äußeren Umstände: Hitze, Enge, versperrte Fluchtwege. Ich weiß, dass mein Mann findet, ich habe einen Händewaschzwang. Ich dagegen finde, er ist eine Camping-Mimose. Er ist nämlich, trotz Ohrenstöpsel, nachts so geräuschempfindlich, dass ich auf einer Tour im Logbuch notiert habe: »Will den Hahn umbringen«, und kurz darauf: »Will den Kirchturm sprengen.« Der Blick in die Gasflamme aber scheint ihn zu beruhigen so wie mich die Gewissheit von sauberen Händen, und so trägt der Beistelltisch auf seine Art zum Familienfrieden bei.