Kapitel 7
Der Zauberer in Oz

Nach dem ganzen Hype und der Vorfreude war es für Lewis endlich an der Zeit, die Gespräche zu beenden und seinen Weg zu gehen, oder genauer gesagt, seinen Kurs zu fahren. Es waren fast zehn Jahre unter der Schirmherrschaft von Ron Dennis und McLaren in Woking vergangen, und jetzt würde die Welt sehen, ob Lewis es wirklich schaffen konnte oder ob er nur der erste quasi „geklonte“ Formel-1-Pilot des Planeten war, der scheiterte, weil er einfach ein seelenloser Prototyp war.

Natürlich wussten diejenigen, die seine Entwicklung in diesen Lehrjahren mit Interesse und Hoffnung verfolgt hatten, im Voraus, dass er über die richtigen Eigenschaften im Überfluss verfügte. Und nach dem 18. März 2007 konnte sich die ganze Welt davon überzeugen. Lewis Hamilton kam am Donnerstag vor dem Rennen in Melbourne an, und das McLaren-Team bemerkte, wie cool und ruhig er war. Ein Mechaniker kommentierte: „Wir wussten, dass er ein Junge voller Gelassenheit und Selbstvertrauen ist, aber wir hatten noch nie so eine Coolness wie die seine erlebt. Er schien keine Nerven zu haben. Er war sicherlich ganz anders als Fernando Alonso, der zappelig wirkte und uns immer wieder fragte, ob alles in Ordnung, ob das Auto wirklich fahrbereit sei. Lewis hat so getan, als wäre er bei einem Sonntagsrennen auf einer Go-Kart-Strecke unterwegs – man hätte nie gedacht, dass es sein Debüt in der Formel 1 war.“

Die Strecke im Albert Park in Melbourne ist vergleichsweise unspektakulär. Wenn überhaupt, lädt sie zu einem ziemlich langweiligen Renntag ein. Es gibt nur wenige Möglichkeiten, um zu überholen, und David Coulthard gab einmal zu, dass dies alles andere als eine schwierige Strecke sei. Der Kurs, der seit 1996 zu den Formel-1-Grand-Prix-Strecken gehört, liegt in besagtem Park der Stadt und fließt sanft dahin, ohne Haarnadelkurven, die die Geschwindigkeit verlangsamen und dann wieder zum Beschleunigen einladen. Sie verläuft im Uhrzeigersinn um einen See, die Landschaft sorgt für eine friedlich entspannte Atmosphäre – einer der Gründe, warum sie bei den Fahrern sehr beliebt ist. Für Lewis Hamilton hätte es kaum einen besseren Rahmen für seinen Einstieg geben können.

Ein weiteres Merkmal des Albert Parks an einem Formel-1-Wochenende ist seine Intimität. Die Fahrer sitzen gern draußen hinter den Boxen, um miteinander zu plaudern. Vielleicht, weil es das traditionelle Eröffnungsrennen der Saison ist, herrscht noch Freundlichkeit und Empathie zwischen den Teams vor, die sich sicherlich verflüchtigt, sobald der Formel-1-Zirkus drei Monate später nach Europa kommt, sich Rivalitäten aufbauen und das ganze Renngeschehen wesentlich halsbrecherischer ist.

Es ist kein Weltuntergang, wenn man das Auftaktrennen nicht gewinnt – es gibt weitere 16 Rennen, in denen man seinen Anspruch auf Ruhm deutlich machen kann. Sicher, es ist eine Chance, eine Duftmarke zu setzen, aber es ist nur der Aperitif zum Hauptgericht. Für den Jungen aus Großbritannien war dies ein weiterer Pluspunkt: Noch konnte er sich entspannen, ohne unter dem Druck zu stehen, als Neuling gewinnen zu müssen. Er konnte auch mit seinem Vater Anthony zwischen Training und Qualifikation entspannt im Liegestuhl liegen und sich bei einem Glas Soda mit ihm unterhalten.

Das war perfekt für Lewis. Sein Teamkollege Alonso stand im Rampenlicht, ihm galt die ganze Aufmerksamkeit, dem zweifachen Weltmeister, der vor seinem Debüt für sein neues Team das ganze Interesse auf sich zog. Dies war der Mann, der in der vergangenen Saison in Melbourne gewonnen hatte und der voraussichtlich wieder gewinnen würde, diesmal, zu Beginn der Saison 2007, für ein neues Team.

Das war sicherlich ein ungewöhnliches Szenario: Zwei Männer gaben ihr Debüt im selben Team. Normalerweise wäre einer davon ein erfahrener Profi gewesen, der bereits einige Saisonen für das Team gefahren ist. Einer, der das Team in- und auswendig kennt, der weiß, wie die Mechaniker und Techniker arbeiten und sich ihrer Eigenheiten und Ansprüche bewusst ist. Ron Dennis war nicht als Spieler bekannt – er behauptete später, dass es keine Lotterie gewesen sei. Dass er genau gewusst habe, wozu Lewis fähig sei, und dass es sich bei Alonso immerhin um einen Weltmeister gehandelt habe, der wusste, wie der Hase läuft und nicht lange in ein neues Team eingeführt werden musste.

Eigentlich lag er in beiden Punkten richtig, obwohl Alonsos Fragen das Team überraschten. Doch er sollte sich nach ein paar Trainingseinheiten beruhigen, wenn das Auto gut zu fahren wäre und er merken würde, dass alles in Ordnung ist. Dennis gab später zu, dass die vorherige Nervosität und Zweifel des Spaniers ein gutes Zeichen gewesen seien. Auch war Alonso Perfektionist, und daran war nichts auszusetzen – im Gegenteil, es zeigte die Professionalität des Mannes, dem er bereit war, als sein bestes Pferd im Stall zehn Millionen Pfund pro Jahr zu zahlen.

Im Vorfeld des Rennens gab Big Ron Lewis die Erlaubnis, ein wenig mit der Presse zu sprechen, sich ein wenig zu öffnen und zu zeigen, wer er war. Hier sind einige der interessanteren Punkte aus der Frage-und-Antwort-Abteilung:

Auf die Frage, was ihn antreibe, antwortete Lewis: „Ich bin von dem Wunsch beseelt, bei allem, was ich mir vorgenommen habe, der Beste zu sein. Sobald ich mich entschlossen habe, eine Herausforderung anzunehmen, werde ich solange nicht aufgeben, bis ich mein Ziel erreicht habe. Ich liebe den Motorsport und das, seit ich ihn mit fünf Jahren zum ersten Mal im Fernsehen mitverfolgt habe. Für mich ist wichtig, dass ich nicht nur hier bin, um teilzunehmen; ich bin hier, um zu gewinnen, und ich werde alles tun, was geistig und körperlich nötig ist, um dies zu gegebener Zeit zu erreichen. Ich habe nicht vor, diese Gelegenheit verstreichen zu lassen.“

Als er nach Alonso gefragt wurde, gab er sich taktvoll: „Es ist mir eine große Ehre, die Gelegenheit zu erhalten, in meinem ersten Jahr als Formel-1-Pilot mit Fernando zusammenzuarbeiten. Ich habe wirklich sehr großen Respekt vor dem, was er erreicht hat. Allein diese immense Herausforderung, mit ihm zu arbeiten und gegen ihn anzutreten, ist unglaublich aufregend. Alle meine ehemaligen Teamkollegen waren sehr konkurrenzfähig, und die Herausforderung liegt darin, die Antwort auf die wichtigste Frage zu finden: ‚Wie sehr muss ich mich anstrengen, um diese Person zu schlagen, und wie weit kann ich gehen?‘ Da Fernando zweifacher Weltmeister ist, weiß ich, dass ich mehr aus mir herausholen muss als jemals zuvor; das ist für mich das Spannende daran, Rennfahrer zu sein.“

Er gab zu, dass es sein Traum sei, sein Debüt mit McLaren zu geben: „Das Gefühl ist unbeschreiblich. Als ich aufwuchs, habe ich immer davon geträumt, für McLaren zu fahren, und jetzt ist es so weit. Der Gedanke, Rennen zu fahren und mit meinen Teamkollegen zusammenzuarbeiten, ist ein großartiges Gefühl, einen Vodafone McLaren Mercedes zu fahren, ist buchstäblich surreal.“ Seiner unmittelbaren Familie stets dankbar, deren Unterstützung er gern als Schlüssel für seinen Erfolg anerkennt, lobte Lewis auch seine „Familie in beruflicher Hinsicht“ – insbesondere Ron Dennis, Martin Whitmarsh und Norbert Haug – für die langfristige Unterstützung und Anleitung und natürlich für die erste Chance, in einem Bereich erfolgreich zu sein, den er mehr als alle anderen liebe.

Er erinnerte sich auch daran, dass die Geschichte McLarens eine große Anziehungskraft hatte: „Wie die meisten Kinder habe ich sicher davon geträumt, eines Tages mit Ayrton Senna und Alain Prost Rennen zu fahren. Jetzt ist mein Traum buchstäblich Wirklichkeit geworden, und ich fahre nicht nur in der Formel 1, sondern auch für dasselbe Team wie Ayrton und Alain. Ich habe hart gearbeitet, um es in die Formel 1 zu schaffen, aber ich hätte nie gedacht, dass es tatsächlich mit einem Team wie McLaren sein würde, und noch dazu gleich in meinem ersten Jahr!“

Auf die Frage, ob er seinen Erfolg bei der Formel 2 von 2006 im Jahr 2007 in der Formel 1 wiederholen könne, war seine Antwort in gewohnter Weise bescheiden: „2006 war ein fantastisches Jahr, ein Jahr, in dem sich alles, was ich durch Kartsport, Formel Renault und Formel 3 gelernt hatte, in der Formel 2 zusammenfügte. Ich habe in der Formel 2 viel gelernt und danke Frederic Vasseur und allen bei ART für ihre Unterstützung. Am Ende eines jeden Jahres setze ich mich mit meinem Manager zusammen, und wir lassen das Jahr Revue passieren, werten es aus und erstellen einen Plan für das folgende Jahr. 2007 wird sich dahingehend nicht von jedem anderen Jahr unterscheiden. Wenn ich einen Plan habe, folge ich ihm immer bis zum Ende. Ich weiß, dass ich noch härter arbeiten muss, um mental und körperlich stärker zu werden und um mich auf alles vorzubereiten, was in der Formel 1 auf mich zukommen mag, aber ich bin bereit und genieße die Herausforderung.“

Und was hat ihn bewegt – was war sein Ehrgeiz, nachdem er es endlich in die Formel 1 geschafft hatte? Er antwortete: „Wenn du der Beste in deinem Beruf sein möchtest, egal welchen du wählst, musst du ganz oben mithalten. Die Formel 1 ist die Königsklasse des Motorsports. Seit ich 1994 meine Karriere als Rennfahrer bei Cadet Karts begonnen habe, und bis hin zur Formel Renault, Formel 3 und Formel 2, habe ich mein Leben dem Erreichen meines Ziels gewidmet, Formel-1-Weltmeister zu werden. Jetzt bin ich meinem absoluten Traum einen weiteren großen Schritt nähergekommen.“

Ohne Scham erklärte Lewis, dass sein Ziel stets der Sieg sei, aber im Bewusstsein, dass es immer noch seine Debütsaison war, erkannte er, dass es noch viel zu tun gebe, um so viel wie möglich von Alonso und dem gesamten Team zu lernen: „Mein Ziel ist es, für das Team einen zuverlässigen Job zu machen und ihm dabei zu helfen, sowohl in der Konstrukteurs- als auch in der Fahrerweltmeisterschaft voranzukommen.“

In einer Frage-und-Antwort-Veranstaltung mit dem „Formula One Complete Website“-Team enthüllte er ein wenig mehr über sein persönliches Leben, seine Ambitionen, Vorlieben und Hoffnungen. Auf die Frage, was er sich wünschen würde, wenn ihm drei Wünsche gewährt würden, antwortete Lewis, dass der erste Wunsch mehr Wünsche seien – und dann würde er sich Gesundheit und Sicherheit für seine Familie wünschen, und „schließlich würde ich mir wünschen, dass ich etwas Positives für andere tun könnte, die weniger Glück haben. Ich bin mir noch nicht sicher, was oder wie, aber ich bin mir sicher, dass mir zur rechten Zeit etwas einfallen wird.“

Der Journalist erkundigte sich, auf welche Gegenstände er nicht verzichten könnte, wenn er auf einer einsamen Insel gestrandet wäre; die Antwort lautete Musik („Mein MP3-Player, weil ich ohne Musik nicht leben kann“), seine Freundin und, wenig überraschend, ein superschnelles Fortbewegungsmittel: „Ein Speedboot mit vollem Tank wäre ganz brauchbar.“

Wenn er nicht Rennfahrer wäre, nannte Lewis die Musik als den Bereich, an dem er am meisten interessiert sei. Er spielt Gitarre, und als er jünger war, versuchte er, eine eigene Band zu gründen. Viele seiner Freunde beschäftigen sich mit Musik, daher ist sie ein großer Teil seines Lebens. Sonst hätte er wahrscheinlich einen anderen Sport betrieben.

Die Befragung kehrte dann schnell zur Formel 1 zurück und gab Lewis die Gelegenheit, darüber zu sprechen, was ihm an seinem Job gefällt: „Das Gefühl, das man hat, wenn man am Limit fährt und darüber hinaus. Der Rausch, den man bekommt, das Gefühl von Geschwindigkeit, die Spannung, unter der dein Körper steht, das alles zusammen gibt dir den Adrenalinschub, den du nirgendwo anders erleben kannst.“

Zum Zeitpunkt des Interviews fuhr er einen Smart ForFour Brabus, den er als großen Fahrspaß beschrieb. Aber er wollte seine Sammlung gern erweitern, und ein Mercedes stand ganz oben auf der Liste. Sein ultimatives Traumauto sei der orangefarbene McLaren Formula One LM, der im McLaren Technology Center stehe.

Lewis’ Traumurlaubsziel liegt zweifellos irgendwo in der Karibik. Er fährt natürlich am liebsten nach Grenada, weil dort seine Familie lebt: „Vielleicht werde ich eines Tages einige der anderen schönen Inseln der Karibik besuchen, aber im Moment ist Grenada der richtige Ort. Ich habe ein ziemlich umfangreiches Trainingsprogramm, das viel Zeit abseits der Strecke in Anspruch nimmt. Wenn ich mal eine Auszeit habe“, fuhr Lewis fort, „verbringe ich sie gern mit meiner Familie und meinen Freunden, insbesondere mit meinem jüngeren Bruder Nicolas.“ Außerhalb der Arbeit nannte Lewis Golf und Basketball als zwei Sportarten, die er gern betrieb, um in Form zu bleiben.

Das Website-Team beendete sein Interview damit, Lewis nach seiner Lieblingsstrecke (Antwort: „Monaco“) zu fragen und ob er einen Helden habe: „Ich würde sagen, dass ich seit meiner Kindheit keinen Helden mehr hatte, denn für mich ist ein Held unbesiegbar. Es gibt jedoch Menschen, die ich sehr bewundere. In der Formel 1 war Ayrton Senna wirklich inspirierend für mich, und ich hätte nicht gedacht, dass Michael Schumacher jemals als Held gelten würde, aber ich schaue wirklich zu ihm auf für das, was er erreicht und für den Sport getan hat.“ Außerhalb des Rennsports nannte er an erster Stelle seinen Vater, dann den Hip-Hop-Star P. Diddy, den Lewis als motivierendes Vorbild für den Aufbau seines Imperiums anführte. „Zum Schluss möchte ich auch Martin Luther King nennen, der einfach ein großartiger Mensch war und weiterhin viele Menschen inspiriert, mich eingeschlossen.“

Dann ging der bescheidene, überaus sympathische Junge an seinem ersten Grand-Prix-Wochenende zum Training. Während der ersten und zweiten Session zeigten er und Alonso gute Leistungen und bewiesen, dass McLaren in guter Verfassung war und dass das Team ein gutes Tempo vorlegte. Nach dem Training war Lewis vom Adrenalin ganz aufgedreht, sein erster Vorgeschmack auf die Formel-1-Action machte Lust auf mehr. Er sagte: „Ich war so aufgeregt, als ich heute Morgen zum ersten Mal aus der Box gefahren bin; es war ein unglaubliches Gefühl, denn ich wollte Formel-1-Fahrer werden, seit ich mit dem Kartfahren angefangen habe, und jetzt genieße ich jeden einzelnen Moment. Die Strecke ist gut, zumal ich Straßenkurse liebe und die ganze Atmosphäre unglaublich ist. Im McLaren Technology Center haben wir am Simulator gearbeitet, um mich auf dieses Wochenende vorzubereiten, aber es war gut, die Strecke wirklich zu fahren. Das Auto fühlt sich gut an, und die beiden Sessions heute waren wirklich nützlich.“

Er schnitt in seinem ersten Grand-Prix-Qualifying gut ab und landete auf dem vierten Platz in der Startaufstellung. Der spätere Rennsieger Kimi Räikkönen sicherte sich im Ferrari die Pole Position mit einer Zeit von 1:26,072, Alonso wurde Zweiter mit 1:26,493 und BMW-Fahrer Nick Heidfeld Dritter in 1:26,556. Lewis’ Zeit wurde mit 1:26,755 angegeben.

Nach dem Qualifying sagte er: „Ich bin überwältigt davon, bei meinem ersten Grand Prix in der zweiten Reihe zu stehen – ein großes Dankeschön an das Team, das so hart gearbeitet hat, sowohl hier an der Strecke als auch daheim an der Basis. Auf dieses Wochenende habe ich mich in den letzten 13 Jahren vorbereitet und genieße jeden Moment. Ich denke, wir haben gute Chancen im Rennen. Grundsätzlich möchte ich einen guten Start hinlegen und dann hart arbeiten, um möglichst viele Punkte für das Team und mich zu holen. Ich werde keine Vorhersagen machen, weil alles passieren kann, aber so weit, so gut.“

Im Rennen selbst waren dieselben Piloten wie im Qualifying auf den ersten vier Plätzen, Lewis und Heidfeld tauschten jedoch die Plätze. 105.000 Menschen strömten zum Saisonauftakt in den Albert Park – und zum ersten Rennen der Post-Schumacher-Ära; das letzte Rennen des Deutschen war der Große Preis von Brasilien am 22. Oktober 2006.

Zuvor hatte ein nervöser Ron Dennis die Fernsehanstalten gebeten, keine Interviews mit seinem Jungen vor dem Rennen zu führen. Stattdessen zeigten die Fernsehszenen während dieser entscheidenden letzten Minuten vor dem Start Lewis und Ron, während der vorangegangenen zehn Jahre Schüler und Mentor, zusammen in der Box: Lewis ist ganz Ohr, als Big Ron ihm einige letzte Anweisungen gibt, eine letzte Ermutigung, während der Moment, auf den sie sich so lange vorbereitet haben, immer näher rückt. Ein ergreifender Moment, vielleicht auch der Moment, in dem sich Fernando Alonso zum ersten Mal fragte, ob er mit seinem Wechsel zu McLaren die richtige Entscheidung getroffen habe. Der Spanier, der das Rampenlicht und all die Aufregung und Aufmerksamkeit seines Teams liebte, ja forderte, sah, wie sein Chef die letzten wichtigen Sekunden vor schließlich auch seinem großen Debüt mit einem Rookie verbrachte. Er hatte sich den Rookie lediglich als Nebendarsteller auf dem Weg zu seinem unvermeidbaren dritten Titel vorgestellt.

Danach verriet Big Ron, dass er die letzten Minuten genutzt habe, um seinem Schützling klarzumachen, dass der Start der Schlüssel zum Rennen und zum Erfolg sei: „Ich habe ihm gesagt, er solle seine Startposition halten und nichts Dummes tun.“ Lewis hatte den Ratschlag verstanden und machte es sogar noch besser, indem er ein kalkuliertes Risiko einging und in den ersten Sekunden auf den dritten Platz zog. Paul Kelso vom Guardian erklärte es so: „Was Hamilton tat, kündigte die Natur seiner erstaunlichen Begabung an; als Demonstration seines Willens und Könnens findet es kaum seinesgleichen.“

Während des gesamten Rennens blieb der Youngster vollkommen bei sich. Eiskalt, entscheidungsfreudig und brillant, konnte er sogar mit Räikkönens Ferrari mithalten, während er mit einem feinen Urteilsvermögen und großer Souveränität fuhr, um Alonso für den größten Teil des 58-Runden-Rennens in Schach zu halten. Er fiel erst auf den dritten Platz zurück, als Alonso einen kurzen zweiten Boxenstopp einlegte und die Führung übernahm, nachdem Lewis zuvor auf seiner eigenen In-Lap aufgehalten worden war.

Für Räikkönen war dies der perfekte Start als Nachfolger Michael Schumachers. Der Finne führte vom Start bis ins Ziel und wurde seiner Rolle als Titelfavorit gerecht. Kimi sagte: „Wir mussten nicht wirklich so hart pushen, wie wir gekonnt hätten. Mein größtes Problem war der Funk – er fiel kurz vor dem Start aus. Es ist ein besonderer Moment mit einem neuen Team – alles ist ja neu –, gleich im ersten Rennen zu gewinnen. Ich bin mit dem Team und dem Lauf der Dinge sehr zufrieden. Es könnte nicht besser sein, als es jetzt ist.“

Aber sein Ruhm war nur von kurzer Dauer, denn sein Sieg wurde von Lewis Hamiltons Leistung überschattet, hatte die Weltpresse doch schnell umrissen, dass die Formel 1 endlich einen neuen Helden besaß, ein neues Phänomen nach der Ära Schumacher. Der Podestplatz, den Lewis in seinem Debütrennen erzielte, war schlichtweg ein unfassbares Resultat. Damit setzte er die Siegesserie britischer Fahrer auf dieser Strecke seit ihrer Einweihung 1996 fort. Damon Hill gewann im Williams die Eröffnungsveranstaltung in jenem Jahr, und im darauffolgenden Jahr holte Großbritannien erneut Gold – diesmal triumphierte David Coulthard für McLaren, der erste Sieg übrigens mit einem Mercedes-Motor.

Der schillernde Eddie Irvine gewann dann 1999 – sein ersten Formel-1-Sieg für Ferrari –, und vier Jahre später holte Coulthard seinen zweiten Sieg – und seinen letzten überhaupt – in Melbourne im McLaren.

Damon Hill fasste es zusammen: „Lewis ist ein gutes Qualifying und ein brillantes Rennen gefahren. Er war bei seinem ersten Grand Prix ganz vorn dabei, konnte mit seinem Teamkollegen konkurrieren – wirklich, wirklich gut.“ Hill war der bis dato letzte britische Formel-1-Weltmeister und gab zu, dass Lewis sehr gute Fahrerqualitäten besaß; gut genug, um sogar ihn davon zu überzeugen, dass der Junge das Zeug dazu hatte, ihm nachzufolgen. Besonders beeindruckt war er von seinem fulminanten Start: „Die Erwartungshaltung lastete auf Lewis, und wie mir schien, zeigte er nicht das geringste Anzeichen von Schwäche. Er war von Anfang an bei der Sache. Sein Start war einfach ein Klassiker, fantastisch, dieses Manöver in der ersten Kurve. Es war ein mutiges und engagiertes Überholmanöver. Es ist sehr, sehr einfach für jemanden, bei seinem ersten Grand Prix daraus ein großes Ding zu machen, aber er sah nie so aus, als wäre er davon sonderlich beeindruckt – er hat es einfach getan, und es hat geklappt. Und als er vor Fernando [Alonso] war, konnte man sehen, dass er wirklich die gesamte Straße nutzte. Er war direkt an der Wand, als er in die Serpentine im hinteren Teil von Melbourne einfuhr, und er benutzte die gesamte Straße bei der Ausfahrt. Er legte sich ins Zeug, er war selbstbewusst und wirkte nie unorganisiert. Es war gut. Auf dem Podest sah er sehr glücklich aus. Ich glaube, er wusste, dass er einen verdammt guten Job gemacht hatte.“

Der ehemalige britische Hoffnungsträger Jenson Button erlebte hingegen ein frustrierendes Wochenende in seinem Honda und belegte in Melbourne den 15. Platz. Immerhin konnte er dem Mann, der seinen Platz als neues Formel-1-Idol der Nation eingenommen hatte, gratulieren: „Er hat einen fantastischen Job gemacht. Lewis hatte ein tolles erstes Rennen und das Glück, in einem guten Auto zu sitzen, aber trotzdem kann man die Tatsache nicht leugnen, dass er einen tollen Job gemacht hat.“

Lewis war zufrieden mit seiner Wochenendarbeit in Australien, und das Ergebnis versorgte ihn mit neuem Selbstvertrauen – er fühlte sich jetzt in der Lage, vorauszusagen, dass er eines Tages Formel-1-Weltmeister sein werde, obwohl ihm die Bescheidenheit verbot, hinzuzufügen, dass dies in seiner ersten Saison geschehen würde. Er gab zu, dass er jeden Moment des großen Debüts genossen habe: „Die Formel 1 ist die größte Herausforderung, die ich je erlebte. Ich bin sehr wettbewerbsorientiert, und ich will gewinnen. Mein Traum ist es, zu siegen und Weltmeister zu werden. Innerhalb der nächsten drei Jahre kann ich es schaffen, mein Ziel zu erreichen und Weltmeister zu werden!“

Sein dritter Platz war das beste Debüt eines britischen Rennfahrers seit 41 Jahren, seit Mike Parkes beim Großen Preis von Frankreich den zweiten Platz belegte. Lewis landete 11,3 Sekunden hinter Alonso, der wiederum 7,2 Sekunden hinter dem fliegenden Finnen lag. Mit seinem Ergebnis war er auch der erste Formel-1-Rookie seit Jacques Villeneuve im Jahr 1996, der auf dem Podest stand, dabei darf jedoch nicht vergessen werden, dass der Kanadier bereits in der amerikanischen IndyCar-Serie respektable Ergebnisse vorzuweisen hatte. Fairerweise muss man sagen, dass auch Räikkönen einen Rekord aufstellte: Er war der erste Fahrer, der seit Nigel Mansell 1989 gleich sein erstes Rennen für Ferrari gewann. Es war auch das erste Rennen in der Geschichte der Weltmeisterschaft (abgesehen von der allerersten Weltmeisterschaft 1950), dass alle drei Fahrer der Podestplätze für ihr Team debütierten. Der Finne holte sich die maximalen zehn Punkte und führte die Fahrerwertung an, Alonso lag mit acht Punkten knapp hinter ihm. Lewis hatte in seinem ersten Rennen seine ersten Grand-Prix-Punkte gesammelt, doch nur wenige hätten ihm den dritten Platz im Rennen um die Meisterschaft zugetraut.

Mark Sharman, Chef von ITV Sport, war verständlicherweise ebenfalls glücklich über diese sechs Punkte und Hamiltons Leistung in Melbourne. Er wusste, dass dies zu höheren Zuschauerzahlen während der Saison führen würde, wenn Lewis die Leistung seines hervorragenden Starts beibehalten könnte, und sagte, diese Leistung habe ihn davon überzeugt, dass der 22-Jährige sicherlich dazu bestimmt sei, die nächste britische Sportikone zu werden: „Wenn Lewis beginnt, Rennen zu gewinnen, wird er in kürzester Zeit der größte Sportstar Großbritanniens. Er gehört zu einer neuen Generation junger Sportler wie Theo Walcott und Amir Khan, die für frischen Wind sorgen, und er ist enorm aufregend.“

Der ehemalige Formel-1-Fahrer Mark Blundell, der jetzt als wichtigster Experte bei ITV arbeitet, stimmte dem zu und äußerte auch die Meinung, dass Lewis auf dem Weg sei, mit McLaren ein Superstar zu werden: „Das ist ein Multi-Millionen-Pfund-Unternehmen … Ihre ganze Arbeit und alle Erwartungen der Sponsoren ruhen auf Lewis’ Schultern. Er ist der erste schwarze Fahrer, er kam mit großen Erwartungen, nachdem er letztes Jahr die Formel-2-Serie gewonnen hatte, aber wir reden nur über einen großartigen neuen Fahrer. Dieser Sport hat letztes Jahr mit Michael Schumacher einen Superstar verloren, und die Leute fragen sich, ob wir möglicherweise schon den Ersatz gefunden haben.“

Lewis teilte mit, wie sehr er das Rennen genossen habe, und würdigte den Einsatz seiner Mechaniker und seines technischen Supports: „Ich bin absolut begeistert – das heutige Ergebnis ist mehr, als ich mir bei meinem Grand-Prix-Debüt jemals erträumt hätte. Ein großes Dankeschön an das Team, das während des Winters so hart gearbeitet hat, um mich so gut wie möglich vorzubereiten. Ich hatte einen guten Start, aber auch die BMWs hatten einen guten Start, und Kubica hat es geschafft, vorbeizukommen. Auf der Innenseite war kein Platz, also fuhr ich nach links und schaffte es, sowohl Kubica als auch Fernando auszubremsen, die in die erste Kurve kamen, und war dann Dritter. Das Rennen war intensiv, und ich habe sehr hart gearbeitet. Ich habe ein paar Fehler gemacht, aber keine großen, und es hat mir wirklich Spaß bereitet. Es war toll, das Rennen ein paar Runden anzuführen, aber ich wusste, dass es nur eine vorübergehende Sache war. Fernando kam beim zweiten Boxenstopp an mir vorbei, da er etwas länger draußen bleiben konnte und ich etwas Zeit hinter einigen Backmarkern verlor. Wir haben jetzt mit dem Test für Malaysia und dem Rest der Saison viel Arbeit vor uns, aber es besteht kein Zweifel, dass wir an das heute Erreichte anknüpfen können.“

Fernando Alonso behauptete, von seinem McLaren-Debüt begeistert gewesen zu sein, und sagte, er habe ein Zeichen gesetzt: „Was für ein großartiger Start in die Saison und meine Karriere als McLaren-Mercedes-Fahrer! Natürlich ist es immer besser zu gewinnen, aber Kimi Räikkönen war heute etwas schneller als wir. Ich bin jedoch sehr zufrieden. Mein Start war etwas seltsam, da beide BMWs sehr schnell vom Start wegkamen und ich so damit beschäftigt war, außen meine Linie gegen Heidfeld zu verteidigen, dass ich nicht vor ihm bleiben konnte. Ich war dann eine Weile hinter Lewis und konzentrierte mich nur darauf, mit ihm mitzuhalten, und manchmal fiel ich etwas zurück, um das Auto abkühlen zu lassen. Nach dem zweiten Boxenstopp wurde ich Zweiter, weil ich zwei Runden länger draußen bleiben konnte. Ursprünglich sollte es eine Runde sein, aber da ich hinter Lewis lag, konnte ich genug Sprit für eine weitere Runde sparen. Wir werden jetzt weiter hart arbeiten, damit wir die besten Möglichkeiten haben, Ferrari beim Großen Preis von Malaysia zu schlagen.“

Ron Dennis gab zu, dass er mit der Leistung seiner beiden Fahrer zufrieden sei, aber, ganz typisch für seinen perfektionistischen Eifer, war er doch enttäuscht, nicht gewonnen zu haben: „Natürlich sind wir wie immer nach Australien gekommen, um zu gewinnen, aber eine etwas unerwartete Strategie von BMW hat unser Rennen sehr beeinträchtigt. Nach Heidfelds erstem Boxenstopp war die Lücke einfach zu groß, um sie realistischerweise zu schließen, und die zusätzliche Reichweite unserer Strategie wurde anschließend verschenkt. Beide Fahrer haben einen hervorragenden Job gemacht und uns einen knappen Vorsprung in der Konstrukteurswertung verschafft. Ein besonderer Dank geht an das Testteam und die Belegschaft im McLaren Technology Center, die im Winter so hart gearbeitet und so viel zu der tadellosen Zuverlässigkeit beigetragen haben, die wir das ganze Wochenende über genossen haben. Der kommende Malaysia-Test sollte uns alle Möglichkeiten bieten, die Wettbewerbsfähigkeit unserer Autos weiter zu verbessern.“

Norbert Haug, Rennsportchef von McLarens Motorenpartner Mercedes-Benz, nahm sich die Zeit, Alonso und Lewis ein Vertrauensvotum auszusprechen: „Die Saison begann gut mit Fernando und Lewis, die bei ihrem Debütrennen 14 Punkte erzielten. Fernando hat mit seiner Leistung gezeigt, warum er Doppelweltmeister ist, während Lewis einen perfekten Start in seine Grand-Prix-Karriere hingelegt und gezeigt hat, dass er das Vertrauen, das wir in den letzten zehn Jahren in ihn gesetzt haben, absolut verdient.“

Ein interessanter Nebenaspekt des Großen Preises von Australien 2007 war, dass zwei weitere Fahrer ihr Formel-1-Debüt gaben – Heikki Kovalainen und Adrian Sutil. Sutil galt als einer der Fahrer, die Lewis in den kommenden Jahren verdrängen könnten, wenn er das richtige Auto bekäme – er belegte in Melbourne den 17. Platz. Aber Kovalainens Erfahrungen dort fassen zusammen, wie brillant es von Lewis war, Dritter zu werden, und wie unerbittlich jedes (relative) Scheitern vor dem Hintergrund der herrschenden Konkurrenzsituation in der Formel 1 aufgenommen wird.

Der 25-jährige Finne war bei Renault nach dem Wechsel Fernando Alonsos zu McLaren vom Testfahrer zum Nachfolger des Spaniers befördert worden. Aber er drehte sich in der 40. Runde in der Jones-Schikane, was dazu führte, dass er einen Platz an Felipe Massa verlor. Er fuhr einige Male über die Markierung, wurde Zehnter und erhielt eine öffentliche Standpauke von Renault-Teamchef Flavio Briatore, wobei der unversöhnliche Italiener sein Debüt als „Müll“ bezeichnete.

Unterdessen liefen die Telefone heiß, und die Website-Foren in Großbritannien brummten nach Lewis’ umwerfendem Debüt. Die BBC löste auf Site 606 eine Flut von Antworten aus, nachdem dort verkündet worden war: „Angesichts der Tatsache, dass der McLaren das zweitschnellste Auto in Melbourne war – und nur einer der schnelleren Ferraris nach Felipe Massas Problemen im Qualifying spektakulär an der Spitze fuhr –, ist der dritte Platz für Hamilton wohlverdient. Noch bemerkenswerter war seine Leistung im Vergleich zu der seines Teamkollegen Fernando Alonso. Dieser ist der beste Allround-Fahrer der Welt und Doppelweltmeister. Einer, der im letzten Jahr gegen Michael Schumacher antrat und ihn im direkten Kampf besiegte – den manche für den Größten aller Zeiten halten und der sicherlich der Größte seiner Generation war. Und doch besaß Hamilton die Kühnheit, den illustren Spanier beim Start außen zu überholen und ihn für den Rest des Rennens hart arbeiten zu lassen. Man kann an einer Hand abzählen, wie viele Fahrer das Alonso im selben Auto antun können, ganz zu schweigen bei ihrem Grand-Prix-Debüt. Er hat sich sehr nachdrücklich profiliert, und es besteht kein Zweifel daran, dass dies Alonso und dem Rest des Formel-1-Feldes nicht entgangen sein dürfte.“

Diese Äußerungen veranlassten Formel-1-Fan Graham Parkin zu der Aussage: „Ich hatte das Glück, Lewis’ letztes Jahr in Silverstone in der Formel 2 zu sehen, und mich an ein Manöver zu erinnern, das überraschend an das erinnerte, das er in Melbourne beim Überholen von Alonso machte. Der einzige Unterschied in Silverstone war, dass er in einer Kurve, in der man angeblich nicht überholen kann, ganze drei Autos hinter sich ließ. Für den Rest des Rennens erhielt er dann für jede einzelne Runde, die er absolvierte, stehende Ovationen. Ich glaube, ich habe noch nie eine Situation erlebt, in der das ‚Warm-up‘-Rennen mehr Interesse erweckte als das eigentliche Hauptereignis, die Formel 1. Alle sprachen über Hamilton und dass jemand ein großes Talent ignoriere, wenn er nicht innerhalb von zwei Jahren in einem Formel-1-Auto sitze. Er ist Großbritanniens größte Hoffnung auf einen weiteren Weltmeistertitel.“

Kart-Fanatiker Alan Dove sagte, es sei an der Zeit, dass Lewis zu Recht gelobt werde: „Es ist schön zu sehen, dass endlich alle miterleben, wie gut Lewis Hamilton ist! Die britische Kart-Szene singt seit über zehn Jahren ein Loblied auf ihn. Ich bin mit dem Jungen gefahren, als ich zehn war, und er entpuppte sich als absolutes Genie. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass er sich seit seinem zehnten Lebensjahr nicht wirklich verbessert hat … er war immer schon so gut!“

Die exzellente Website grandprix.com fasste Lewis’ Vorstellung auf besondere Weise zusammen, indem sie sie mit einem Hollywood-Filmdebüt verglich: „Lewis Hamilton legte einen Hollywoodstart hin. Er startete das Rennen und war sich bewusst, dass Robert Kubica, ein langjähriger Rivale von Lewis, der wie einer dieser nordischen Schurken aussieht, die Bruce Willis in der 94. Minute des Films erschossen hätte, an seiner Seite war. Schlimmer noch (Wechsel zur Zeitlupe), Kubica schob sich vor unseren Helden. Lewis tat, was Sylvester Stallone getan hätte, riss das Steuer nach links und sauste in einem eleganten Bogen an der Außenseite vorbei, wobei er nicht nur den bösen polnischen Bösewicht (der eigentlich ein sehr netter Kerl zu sein scheint), sondern auch den Doppelweltmeister Fernando Alonso überholte, um den dritten Platz zu ergattern (Einsatz mitreißender Musik). Wir wurden Zeuge der Geburt eines neuen Stars, als Lewis Hamilton Fernando Alonso in bester Manier der Comic-Helden vergangener Zeiten in Schach hielt. Der Doppelweltmeister wurde bei seinem Grand-Prix-Debüt von dem mutigen jungen Burschen ausgebremst. Leute in Zeitungsverlagen auf der ganzen Welt, die kein Interesse an der Formel 1 hatten, wurden munter. Dies war eine Nachricht. Lewis war auf dem Weg zur Titelseite der Sports Illustrated und folgte dem Weg, den Danica Patrick bereits durch den Mediendschungel geschlagen hat. Das war das beeindruckendste Debüt in der Formel 1 seit über zehn Jahren. Verdammt, das ist Quatsch! Das war noch viel beeindruckender als das, was Jacques Villeneuve 1996 zeigte, weil er viel mehr Erfahrung mit großen, leistungsstarken Autos hatte, als er den Williams in Melbourne auf den zweiten Platz fuhr.“

Tolle Sache … Jetzt musste Lewis nur noch beweisen, dass er der zunehmenden Lobpreisungen und des Hypes würdig war, dass es sich bei seinem dritten Platz in Melbourne um keinen Zufall handelte. Er war das Maß aller Dinge. Hier war der neue kühle Schumacher, gemischt mit einer großzügigen Prise der Abenteuerlust des legendären Draufgängers Senna. Er hatte nun drei Wochen Zeit, um über seinen ersten Erfolg nachzudenken und sich für einen weiteren Test am anderen Ende der Welt zu rüsten. Sepang in Malaysia wartete sehnsüchtig auf den jungen Star, aber würde er unbeschadet durchkommen und in der Hitze und Feuchtigkeit einer Rennstrecke, die auf gerodetem Dschungel erbaut war, cool bleiben?