Glossar

 

 

Babusche

Die Babusche, „ein Pantoffel aus farbigem Leder ohne Absatz“ (offizielle Definition), ist wahrscheinlich irani-schen Ursprungs, wie das entsprechende persische Wort PAPOUTCH zu beweisen scheint; zusammengesetzt aus pa (= Fuß) und pouchiden (= bedecken).

 

Blake

Lyman Reed Blake, amerikanischer Techniker (1835-1883). Er erfand 1858 eine Maschine, mit der man das Obermaterial und die Sohle so vernähen konnte, dass die Naht einem Kettchen ähnelte. Seine Patente wurden von Gordon Mackay erworben und später perfektioniert.

 

Chiquet

Kleiner Absatz von sehr geringer Höhe, zu finden an fla-chen Damenschuhen.

 

Chopine

Frauenschuh, der im 16. Jahrhundert in Venedig getra-gen wurde; wird auch „Storchenpantoffel“ oder „Kuhfuß“ genannt. Diese seltsamen Schuhe, die mit Bändern am Fuß befestigt waren, hatten Absätze von übertriebenen Höhen bis zu 52cm.

 

Elastomere

Allgemeine Bezeichnung für alle synthetischen Stoffe, die elastische Eigenschaften ähnlich denen des Kautschuk besitzen und zur Sohlenherstellung dienen.

 

Estival

Im 14. Jahrhundert wurden leichte Sommerschuhe Estival genannt. Diese waren hohe Stiefel aus flexiblem Leder oder Tuch, in rot oder schwarz, getragen von beiden Geschlechtern.

 

Former

Fachmann für die Kreation und Herstellung von Formen.

 

Fußhalter

Lederband, das dazu dient, den Fuß auf dem Knie festzuhalten, während ein Schuh hergestellt oder repariert wird.

 

Geblümte Schuhspitze

Schuhspitze, die mit Perforationen unterschiedlicher Größe verziert ist. Der Name rührt daher, dass Anfang des 20. Jahrhunderts die durch die Perforationen darge-stellten Motive hauptsächlich Blumen waren.

 

Genarbt

Die Lederseite, die der behaarten Tierhaut entspricht. Im Gegensatz dazu steht die Fleischseite.

 

Goodyear

Name des Patents für die Erfindung von Goodyear, die Trepointe Maschinenherstellung.

1862 wurde Auguste Detouy ein Patent verliehen für die Erfindung einer Nähmaschine, mit der man die Ledersohle mit einer gebogenen Nadel nähen konnte. Charles Goodyear Junior (Sohn des amerikanischen Erfinders der Kautschukvulkanisation Charles Goodyear) verbessert dieses System noch und meldet 1869 ein Patent für die Trepointenähmaschine an.

Louis Rama gibt in seinem Wörterbuch der Ledertechnik folgende technische Definitionen:

Trepointe Handarbeit

Trepointe Maschinenherstellung

 

Größe

Maße des Schuhs; berücksichtigen sowohl die normale Länge des Fußes als auch seine Verlängerung beim Abrollen.

 

Halbschuh

Schuh, der den Fuß bedeckt und am Rist endet.

 

Halbstiefel

Frauenschuh, der ab dem Winter 1940 sehr in Mode war. Der Halbstiefel ist nichts anderes als eine gefütter-te Stiefelette, deren Fütterung auch außen sichtbar ist und dort zu Dekorationszwecken dient.

 

Hals

Der hohlste Teil der Ferse, vom Vorderfuß aus betrach-tet.

 

Heiliger Crépin

Patron der Schuhmacher 1660. Auszug aus La vie parisienne, Oper von Offenbach:

„Der Heilige Crepin steh uns bei, er hält uns auf dem richtigen Weg,…“ (Ende II. Akt)

 

Kambrion

Längeres Stück aus Leder, Holz, Stahl oder Plastik; es befindet sich an der dicksten Stelle der Sohle, um die dortige Krümmung des Schuhs zu festigen und die Fußwölbung zu unterstützen.

 

Kampagus

Antiker Schuh, der in Rom getragen wurde. Der Kampagus hat die Form eines Stiefels, lässt dabei aber den Fuß unbedeckt. Er ist mit Pelz und oft mit Perlen und Edelsteinen verziert und deswegen der Schuh der Feldherren. Ist er purpurfarben, so darf er ausschließlich von Kaisern getragen werden.

 

Ladrine

Zur Zeit Ludwigs XIII., als man im Allgemeinen Stiefel trug, wurde auch die Ladrine getragen. Ihr Schaft reich-te bis zur Hälfte der Wade und war trichterförmig umgeklappt. Die Ladrine wurde oft auch Lazarine genannt. Der Stiefel war mit unnützen Sporen dekoriert, die man auch auf Bällen anbehielt; die Spornräder waren aus Leder, um die Kleider nicht zu zerreißen.

 

Lasche

Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts hatten die Schuhe über dem Rist Laschen, die meist durch Schnüre verbunden waren.

Beim Richelieu oder einem Derby diente die Lasche zum Schutz.

Bei Mokassins ohne Schnürung war sie ein Teil des Schaftes, der die Verlängerung des Oberleders bildete und den Gummizug verdeckte.

 

Leinenschuh

Schuh aus Leinen mit geflochtener Sohle, der hauptsäch-lich in Spanien und Südfrankreich getragen wird.

 

Löcher

Stammt aus der deutschen Mode vom Ende des 16. Jahrhunderts. Löcher sind kleine Öffnungen im Stoff, durch die das Futter durchscheint, das verschie-dene Farben und aus verschiedenen Stoffarten gemacht sein kann.

Im 16. Jahrhundert findet man die Löcher in Kleidern, Handschuhen aber auch in Schuhen. Diese horizontalen oder vertikalen Löcher geben den Blick auf wertvolle Damenstrümpfe frei.

 

Norwegisch genäht

Art der Herstellung und eine Variante der Trepointe, bei der die Trepointe auf der Fleischseite genäht und so nach außen geklappt ist, dass die Undurchlässigkeit der Naht gewährleistet ist.

 

Oberleder

Obermaterial des Schuhs, vom Rist bis zur Schuhspitze.

 

Ohr

In der Schuhmachersprache die Verlängerung des Oberleders über den Rist.

 

Öse

Stück ausgehöhltes Metall zur Verstärkung einer Perforation. Man steckt die Ösen manchmal zwischen die Schnürsenkel.

 

Pantoffel

Leichter Hausschuh, der die Ferse freilässt.

 

Patte

Kurze Schlaufe, befestigt am Schaft. Dient beim Schließen des Schuhs zur Befestigung der Schnalle.

 

Pigasche

Schuh aus dem 12. Jahrhundert. Der Vorderteil ist spitz und gekrümmt und manchmal mit einem Glöckchen verziert (diese Art der Verzierung stammt aus der Antike).

 

Plateausohle

Sohle von extremer Dicke, nicht dekoriert.

 

Die Schuhgröße wird in Punkten ausgedrückt:

Englischer Punkt, oft fälschlicherweise amerikanischer Punkt genannt: 1/3 inch oder 8,466mm

Französischer Punkt oder Pariser Punkt: 2/3 cm oder 6,666mm

 

Polierbürste

Bürste aus Pferdeleder, benutzt zum Glänzendmachen der Schuhe.

 

Rosette

Unter Ludwig XIII. wurden zur Dekoration der Schuhe auf dem Rist Bänder befestigt, die die Schnalle verdeck-ten. Aus den Bändern wurden große Rosetten geformt, die an Dahlien erinnerten. Unter Ludwig XIV. wird diese Mode von den Schnallen verdrängt.

 

Sand

Feiner Stoff mit eingewebten Perlen; zur Dekoration von Schuhen und kleinen Objekten wie Schnallen, Ornamenten etc.

 

Sandale

Dieser Schuh wurde schon in der ägyptischen, griechi-schen und römischen Antike getragen. Er besteht aus einer Sohle und mehr oder weniger breiten, unter-schiedlich angeordneten Riemen oder Bändern, zwi-schen denen der Fuß noch sichtbar ist. Mehrere religiö-se Orden tragen noch heute ausschließlich Sandalen.

 

Schaft

Oberer Teil des Schuhs mit dem Zweck das Bein zu bekleiden und zu schützen.

 

Schnalle

Ein meist metallenes Accessoire mit oder ohne Schnallendorn, das dazu dient, den Schuh zu schließen.

Zierschnalle: Schnalle, die lediglich zu Dekorationszwecken dient.

Im 17. Jahrhundert werden die Schnallen meist aus wertvollen Metallen hergestellt. 1670 und 1680 erset-zen Schnallen die Knoten auf den Schuhen. Sie sind mit Perlen oder echten und unechten Diamanten verziert. Zu Trauerfällen trägt man Schuhe mit Schnallen aus Bronze und ohne Edelsteine. Die Schnallen, die in Schmuckkästchen aufbewahrt waren, passen zu verschiedenen Schuhen. Waren sie anfangs klein und rechteckig, so werden sie im 18. Jahrhundert rund oder oval, immer aktuellen Modetrends folgend. Zu Ende der Regierungszeit Ludwigs XV. werden sie größer, unter Ludwig XVI. sind sie quadratisch. Die Schnallen der Herrenschuhe bedecken unter Ludwig XVI. den ganzen Fuß.

 

Schnürung

Die horizontale Schnürung ist eleganter und für einen Richelieu typisch, wohingegen die Schnürung über Kreuz oft bei Derbys benutzt wird.

 

Schuhanzieher

1. -Haken, den man durch einen Riemen am Schaft zieht, um den Stiefel möglichst rasch überziehen zu können.

2. -Eine Art Brettchen mit Kerbe; Hilfe beim Ausziehen des Stiefels.

 

Schuhcreme

Wachsprodukt, das zur Schuhpflege dient.

Plinius der Ältere, römischer Naturalist, spricht vom „Schwarz der Schuhmacher“.

Laut Quicherat taucht die Schuhcreme zum ersten Mal im 4. Jahrhundert auf, um die Schuhe glänzend zu machen. Bezieht man sich auf die „Rufe der Straßenhändler in Paris“ 1545, benutzt man dazu im 16. Jahrhundert einen speziellen Stein: Ich habe einen guten schwarzen Stein für verschmutzte Schuhe.

Im 17. Jahrhundert verkauft ein Lebensmittelhändler in der Rue de Cesvre „ein gutes Schuhputzmittel für Schuhmacher“ und Richelet gibt ein Rezept: „eine Zusammensetzung aus Talg, Ruß, Terpentin, Bleiweiß und anderen Zutaten, die man zum Kochen bringt, um Stiefel und dicke Schuhe etc. zu wichsen“.

1777 verkauft der Lebensmittelhändler Lebrun aus der Rue Dauphine „ein neues Wachs zum Schwärzen von Schuhen, Stiefeln und allen anderen Leder- oder Maroquinartikeln; es befleckt weder Hände noch Strümpfe, ist geruchlos und hält das Leder flexibel und schön schwarz. Der Preis liegt bei 12 sol pro Tablette.“

Wenige Jahre später erscheint eine englische Schuhcreme, die, mit einer Bürste aufgetragen, ein schönes glänzendes Schwarz ergibt.

(vgl. Alfred Franklin, Historisches Wörterbuch der Künste und Berufe, verfasst in Paris seit dem 13. Jh.)

Dank der napoleonischen Schlachten entwickelt sich die Schuhcreme weiter. Das englische Wachs, importiert durch die Armee von Wellington, ersetzt nämlich bald das Gemisch aus Öl und Ruß, das vorher zur Schuhpflege benutzt wurde.

Heutzutage gibt es alle Arten von Schuhcreme zu kaufen, abgestimmt auf die verschiedensten modernen Lederarten.

 

Schuhlöffel

Klinge aus Metall, Horn oder Plastik; wird benutzt, um den Fuß leichter in den Schuh zu bekommen. Laut dem historischen Wörterbuch der Künste und Berufe von Alfred Franklin, das in Paris seit dem 13. Jahrhundert verfasst wurde, bedient man sich im 16. Jahrhundert dazu eines Lederriemens oder eines Horns. Eine königliche Erzählung von 1570 beinhaltet diese beiden Erwähnungen: „man nehme Saffianleder zu Herstellung von Schuhlöffeln, die man in seiner Garderobe unterbringt…“, „drei Schuhlöffel aus Horn für die Pagen…“

Das Wörterbuch von Trévoux (1704-1771) nimmt diese Textzeilen fast wörtlich wieder auf und fügt noch hinzu: „Man machte sie früher aus Horn oder sogar aus Eisen“.

Schließlich kann man im Wörterbuch der Académie Française von 1778 dieses Sprichwort finden: Er ist ohne Schuhlöffel hineingekommen, was soviel bedeutet wie: „Er hatte ohne Mühen Erfolg“.

 

Schwarzfuss

Algerienfranzose, Spitzname für die Bewohner der französischen Kolonien in Nordafrika. Zurückzuführen auf deren widerstandsfähige Schuhe.

 

Slipper

Flexibler und leichter Schuh für vielseitigen Gebrauch: Hausschuhe, Tanzschuhe, Fechtschuhe, Babyschuhe.

Bei Ski- oder Bergschuhen ist das Innere herausnehmbar, was eine enge und flexible Verbindung zwischen Fuß und Schuhäußerem gewährleistet.

 

Soccus

Art Pantoffel oder Schuh ohne Schnürung, der den ganzen Fuß umschließt. In Griechenland von beiden Geschlechtern getragen, in Rom den Frauen und Komikern vorbehalten.

 

Socque

Stammen vom antiken Soccus ab; Schuhe mit Holzsohle, am Fuß befestigt durch Riemen.

Wurden schon im Mittelalter getragen und werden noch bis ins 17. Jahrhundert hinein benutzt.

 

Solea

Römische Sandale von einfacher Form. Besteht aus einer Holzsohle mit einem Band, das über den Fuß geht.

 

Soleret

Der Soleret war bei der Ritterrüstung der Teil, der den Fuß umgab und schützte. Zunächst war er eine Art Stahlschiene, der nur den Rist und nicht den Rest des Fußes schützte. Man teilte diese Schiene später im 14. Jahrhundert in mehrere Klingen, die kleine Bögen formten und zu den Zehen hin spitzer wurden. Im 15. Jahrhundert trug man Schnabelschuhe und unter Karl VIII. wurde der Soleret spitz und nahm noch viele andere Formen, wie z.B. die einer Bärentatze unter Franz I., an, bis er schließlich zur Zeit Karls IX. verschwand.

 

Stiefel

Schuh, der den Fuß und das Bein umhüllt. Der Schaft kann verschiedene Höhen haben.

 

Stiefelette

Kleiner Stiefel, dessen Schaft über den Knöchel geht und die Wade mehr oder weniger bedeckt; mit Schnür- oder Knopfverschluss. Im Mittelalter nennt man Stiefelette Stiefel ohne Sohle, die man über den eigentli-chen Schuh zieht wie Gamaschen.

Im 19. Jahrhundert, ab dem Ende der Restauration, tra-gen die Frauen Stiefeletten, die dem jeweiligen modi-schen Trend entsprechen, sei es aus feinem Leder, aus Stoff, mit oder ohne Absatz. Man findet Stiefeletten zum schnüren und zum knöpfen, daher auch die Erfindung des Druckknopfes.

Anfang des 20. Jahrhunderts tragen die Frauen sehr elegante Stiefeletten mit hohem Schaft, der bis zur Wade reicht. Die Stiefeletten beginnen mit Anfang des Ersten Weltkrieges (1914-1918) aus der Mode zu verschwin-den.

 

Trepointe

Kleines Lederband entlang des Oberleders zur Festigung der Sohle.

 

Trepointe Handarbeit

Art der Herstellung, bei der die Trepointe und der Schaft per Hand zusammengenäht werden.

 

Trepointe Maschinenherstellung

Art der Herstellung, bei der alle Schritte der Trepointe Handarbeit von einer Maschine ausgeführt werden.

 

Velours

Leder, bei dem die sichtbare Seite so abgeschleift wurde, dass sie ein samtiges Aussehen hat.

 

Viertel, Quarter

Hinterer Teil des Schaftes, der mehr oder weniger über den Rist reicht.

 

Wildleder

Haut des Damhirsches.

Zunächst illegale Bezeichnung, ist aber schließlich in den täglichen Sprachgebrauch zur Beschreibung von Leder und Lederherstellung übergegangen.

 

Zugbrückenschuhe

Vor Henri IV. hatten Herrenschuhe keine Absätze. Ende des 16. / Anfang des 17. Jahrhunderts bekamen sie Absätze, was ihnen den Namen Zugbrückenschuhe (frz. PONT-LEVIS) einbrachte.