"W illst du, Avery Prescott, diesen Mann zu deinem rechtmäßig angetrauten Ehemann nehmen? Und ihn zu schätzen und zu lieben, in Krankheit und Gesundheit, bis dass der Tod euch scheidet?"
Avery lächelte und schwankte ein wenig auf seinen Füßen. Er drückte Dannys Hand. Verdammt, der Mann war so sexy. Durch den alkoholbedingten Dunst war ihm bewusst, dass Heiraten wahrscheinlich einen Schritt zu weit ging. Aber die Nacht war perfekt gewesen und Avery war nicht bereit, sie zu beenden.
Wie auch immer, es war zu spät, um seine Meinung zu ändern. Er hatte den Offiziellen doch schon bezahlt.
"Ja, ich will."
Die Szene wiederholte sich seit Stunden in Averys Kopf und vermischte sich mit den Träumen, die er hatte. Er erlebte einen Moment der Panik, als er endlich in der Lage war, seine Augen zu öffnen. Völlig erstarrt, war er vorübergehend nicht in der Lage, das, was tatsächlich passiert war, von seinen Fantasien zu trennen.
Aber als sich seine Augen an das dunkle, graue, frühmorgendliche Licht gewöhnt hatten, wusste er, dass die wichtigen Teile real waren. Sehr real. Danny lag in seinen Armen, ihre nackten Körper gegeneinandergedrückt, genau so, wie sie es waren, als Avery ein paar Stunden zuvor in den Schlaf gefallen war.
Dannys Brust hob und senkte sich bei seinen flachen, regelmäßigen Atemzügen. Er hatte so friedlich ausgesehen, dass Avery sich nicht bewegen wollte, da er den sexy schlafenden Mann nicht versehentlich wecken wollte.
Nicht, dass Avery aus dem Bett steigen wollte. Wenn es nach ihm gegangen wäre, dann wäre er den ganzen Tag bei Danny im Bett geblieben. Avery lächelte, als er sich daran erinnerte, wie Danny in der Nacht zuvor gewesen war – sexy, sorglos und herrlich ungehemmt. Allein die Erinnerung hatte einen sofortigen Effekt auf Averys Körper, und die Versuchung, Danny aufzuwecken und dort weiterzumachen, wo sie ein paar Stunden zuvor aufgehört hatten, war sehr groß.
Aber das war nicht möglich. Nicht an diesem Tag. Und realistischerweise wahrscheinlich nie wieder.
Danny war mehr als ein One-Night-Stand gewesen oder zumindest hatte es sich in der Nacht nach mehr angefühlt. Avery hatte von dem Moment an, als er den bemuskelten, sonnengebräunten Adonis mit den dunklen Haaren in Augenschein genommen hatte, eine Anziehung gespürt. Ohne nachzudenken – nicht einmal in Anbetracht der Möglichkeit einer Zurückweisung – war er durch den überfüllten Club gelaufen und hatte sich vorgestellt. Sie waren gleich in ein Gespräch gekommen und am Ende hatten sie mehrere Runden von Getränken hinter sich.
Sie hatten sich auf Anhieb verstanden und Avery hatte eine Verbindung zwischen ihnen gespürt, die er nicht richtig beschreiben konnte. Es war mehr als der Nervenkitzel, jemanden neu kennenzulernen. Der Alkohol hatte das seine getan. Dennoch, obwohl er wusste, dass sie nicht viel Zeit miteinander verbringen würden, bereute Avery nichts. Wenn er eine zweite Chance hätte, würde er alles genauso wieder machen.
Nun, außer vielleicht der Hochzeit.
Aber nicht, weil er Zweifel hatte, Danny zu heiraten. Obwohl die meisten Menschen erst heirateten, nachdem sie länger als ein paar Stunden verlobt waren, hatte Avery argumentiert, dass gleichzeitig viele andere Menschen eine Ehe mit weniger Zuneigung eingingen, als er und Danny zu spüren schienen.
Es mag auch einen kleinen Teil von ihm gegeben haben, der die Ehe als eine Art "Fick dich" gegenüber seinem überheblichen Großvater wollte; eine Art geheime Rebellion gegen den Mann, der, seit Avery ein Kind war, das Sagen hatte. Aber das war nur ein kleiner Teil.
Avery fühlte sich ein wenig schuldig, als er den Mann ansah, der neben ihm schlief. Danny hatte nicht gewusst, worauf er sich einließ, als er Averys spontanen Vorschlag angenommen hatte. Und das würde er wahrscheinlich auch nie tun. Denn obwohl Avery seine kleine Rebellion genoss, wusste er, dass die Ehe nicht von Dauer sein würde.
Es war einfach nicht möglich.
Danny bewegte sich gegen ihn und Avery musste dem Impuls widerstehen, ihn näher heranzuziehen, um jede verbleibende Sekunde zu genießen, bevor er sich auf die Abreise vorbereiten musste. Aber er konnte nicht mehr egoistisch sein. Wenn nicht um seiner selbst willen, dann zumindest um Dannys willen.
Mit einem Seufzer begann er sich von Dannys Körper zu lösen und achtete dabei darauf, keine plötzlichen Bewegungen zu machen. Irgendwann mussten sie das unangenehme Gespräch über eine Annullierung der Ehe führen. Selbst wenn er – irgendwie, wie durch ein Wunder – sein eigenes Familiendrama beiseitelegen konnte, konnte Avery nicht erwarten, dass Danny nur aufgrund einer unglaublichen Nacht verheiratet bleiben wollte. Und vielleicht teilte Danny die Gefühle der vergangenen Nacht im kalten, harten, nüchternen Tageslicht nicht einmal mehr. Es war kein Gespräch, auf das sich Avery freute, und es wäre wahrscheinlich auch nicht besonders angenehm.
Das Mindeste, was Avery tun konnte, war, den Mann noch eine Weile schlafen zu lassen.
Er hielt den Atem an, als er sich umdrehte und aufstand. Er atmete langsam aus, als er feststellte, dass Danny noch schlief. Das solide Gefühl der kalten Marmorfliesen half ihm, sich zu konzentrieren, und beruhigte leicht seine angespannten Nerven, als er durch den Raum ging und sein Telefon aus der Tasche seiner auf dem Boden geworfenen Hose fischte.
Es war knapp nach halb sieben am Morgen und er hatte bereits drei verpasste Anrufe und eine Kurzmitteilung. Avery musste nicht einmal nachsehen, von wem sie waren. Es gab nur eine Person in seinem Leben, die erwarten würde, dass er um diese Zeit ans Telefon ging, und es war einfach die letzte Person, mit der Avery sprechen wollte.
Ich erwarte dich heute in meinem Büro, bevor du die Stadt verlässt, junger Mann.
Avery hätte laut gelacht, wenn es nicht so frustrierend gewesen wäre. "Junger Mann", flüsterte er sich selbst zu und schüttelte den Kopf. Obwohl Avery achtundzwanzig Jahre alt war, konnte sein Großvater ihm immer noch das Gefühl geben, ein kleiner Junge zu sein, der sich schlecht benommen hatte. Und der alte Mann ließ nie eine Gelegenheit aus, dieses Gefühl zu bestätigen. Besonders in letzter Zeit nicht.
Aber zum zweiten Mal innerhalb von 24 Stunden rebellierte Avery gegen eine Anweisung seines Großvaters und obwohl er wusste, dass es einen Riesenstreit auslösen würde, kümmerte er sich nicht darum. Ihr Streit am Vortag hatte Avery dazu veranlasst, sich auf direktem Weg in die Bar zu begeben, sobald er das Büro seines Großvaters verlassen hatte. Und das hatte die Ereignisse der letzten Nacht ausgelöst.
Der Rest des heutigen Tages sollte schwierig genug werden, auch ohne, dass sie den Streit von gestern fortsetzten.
Avery grinste, als er die Sitzecke auf dem Weg zum Badezimmer durchquerte und das Wasser der Dusche einschaltete. Sein Grinsen breitete sich zu einem vollen Lächeln aus, als er den einfachen goldenen Ring abnahm, den er seit der Hochzeit trug. Er war fast versucht, seinen Großvater zurückzurufen, um ihm mitzuteilen, dass er schließlich doch noch seine Anweisungen ausgeführt hatte, zumindest zum Teil.
Er hatte vielleicht kein nettes Mädchen gefunden, mit dem er sesshaft werden konnte, aber er war jetzt ein verheirateter Mann.
Leider konnte sich Avery jedoch genau vorstellen, wie sein Großvater diese Nachricht aufnehmen würde, und allein der Gedanke daran war ernüchternd genug, dass ihm das Lächeln verging.
Als er sich einseifte, fragte sich Avery, ob er sich jemals wohl genug fühlen würde, um sich seinem Großvater gegenüber zu outen. Er versuchte, sich das vorzustellen, wie das sein würde. Nicht, dass er das bisher jemals vorgehabt hatte zu tun. Er hatte nie wirklich über seine sexuelle Orientierung lügen müssen – es war einfach kein Thema gewesen. Die meisten Leute nahmen an, dass er eines Tages sesshaft werden und eine Frau heiraten würde, und Avery hatte nie wirklich das Bedürfnis verspürt, sie zu korrigieren.
Einige seiner engsten Freunde wussten es natürlich. Avery hatte sogar einigen von ihnen seinen Ex-Freund vorgestellt. Er fragte sich, was die Leute denken würden, wenn sie wüssten, dass er mit einem Mann in einer Hotelsuite war, den er erst ein paar Stunden zuvor geheiratet hatte. Irgendwie konnte man sagen, dass er gerade seine Flitterwochen verbrachte.
Es war aber nicht von Dauer. Das durfte es nicht sein.
Danny würde aufwachen, sie würden über "Gestern Abend" sprechen und dann ihrer eigenen Wege gehen.
Es war eine Scheißsituation und Avery wünschte sich, die Dinge könnten anders sein, aber er konnte nicht sehen, wie das möglich war. Das Leben funktionierte einfach nicht so.
Schon gar nicht Averys Leben.
* * *
D aniel streckte sich, öffnete ein Auge und schloss es dann sofort wieder.
Oh. Mein. Gott.
Wann begriff er endlich, dass er ein Leichtgewicht war, wenn es ums Trinken ging? Egal wie oft er sich geschworen hatte, dass der letzte Kater der letzte sein würde, er machte den gleichen Fehler immer wieder. Und der Kater, mit dem er jetzt zu kämpfen hatte, war möglicherweise der schlimmste, den er je gehabt hatte.
Es fühlte sich an, als hätte jemand seinen Kopf benutzt, um die ganze Nacht hindurch darauf herumzutrommeln. Sein Mund fühlte sich wie ein Teppich an und das Tageslicht, das durch das Fenster kam, machte alles nur schlimmer.
Er erinnerte sich schwach daran, dass er in die opulente Hotelsuite gestolpert und einige Stunden danach eingeschlafen war. Aber alles davor war bestenfalls skizzenhaft.
Wie viele Drinks hatte er am Vorabend getrunken? Zu viele, um sie zu zählen. Zu viele, um sich überhaupt daran zu erinnern, auch wenn er es wirklich wollte.
Er stöhnte und drehte sich von dem unangenehmen Tageslicht weg und öffnete seine Augen wieder, als er erkannte, dass er, obwohl er in einer muskulösen Umarmung eingeschlafen war, allein in dem lächerlich großen Bett lag. Allein und nackt.
"Guten Morgen, Sonnenschein. Ich habe versucht, leise zu sein. Ich hoffe, ich habe dich nicht geweckt."
Daniel blickte in die Richtung der tiefen Stimme und versuchte, sich auf den Mann zu konzentrieren, der im Eingang zum Badezimmer stand.
Die dunklen Haare. Die markanten Gesichtszüge. Dieser erstaunliche Körper. Seine Augen wanderten begierig über den Mann, und das verdrängte seinen massiven Kater zumindest für einen kurzen Moment.
Avery.
Daniel wurde von einer Flut von Erinnerungen und einer frischen Welle von Übelkeit getroffen, als sein Verstand anfing, einige der Lücken aus der Nacht zuvor zu füllen. Das lockere Gespräch, nachdem sie sich im Club kennengelernt hatten. Das Tanzen. Die scheinbar endlosen Runden von Getränken.
Die ... Hochzeitszeremonie?
Daniel schüttelte langsam den Kopf und versuchte, die Spinnweben loszuwerden, die seinen Geist trübten. Nein, das konnte nicht wirklich passiert sein. Das war doch sicher ein bizarrer Traum, oder?
Ein perfekter, bizarrer Traum.
Er wusste nicht, was er von seinen Erinnerungen halten sollte oder ob er das Thema ansprechen sollte. Aber so, wie er sich in der Nacht zuvor gefühlt hatte – als ob er endlich jemanden kennengelernt hatte, der ihn tatsächlich verstand –, fühlte er sich immer noch, auch durch den morgendlichen Kater.
Sie waren aber immer noch in Vegas, also musste er sicher sein. Er stützte sich auf das riesige Bett und setzte ein schwaches Lächeln auf. Es war das Einzige, was er in seinem jetzigen Zustand aufbringen konnte. Oh mein Gott, er sah wahrscheinlich wie ein Wrack aus.
"Haben wir, ähm", Daniel hielt inne und räusperte sich. "Haben wir gestern Abend geheiratet?"
Avery warf ihm ein schüchternes Grinsen zu. "Irgendwie schon", zuckte er mit den Schultern. "Es war eine wilde Nacht. Aber keine Sorge ... das bedeutet nichts, weißt du. Nur ein sogenannter "Vegas"-Moment, richtig?"
Daniel wusste nicht, was er sagen sollte. Waren sie ernsthaft verheiratet? Oder war es nur ein Fall von "Was in Vegas passiert, bleibt in Vegas?" Es musste so sein, oder? Er war sich nicht sicher. Aber trotz der verschwommenen Erinnerungen an bedeutungsvolle Gespräche, sehr reale Chemie und den leidenschaftlichsten Sex, den er je gehabt hatte, musste er zugeben, dass Avery praktisch ein Fremder war. Und eine Heirat war definitiv nicht etwas, was er geplant hatte.
"Wir haben irgendwie geheiratet?" Daniel runzelte seine Stirn. Was bedeutete das überhaupt? Wie auch immer. Das musste er später herausfinden, vielleicht, wenn sein Kopf aufhörte zu pochen. Oder zumindest, wenn die Sonne nicht so hell war.
Danny legte sich gegen das Kissen und bedeckte sein Gesicht mit den Händen. Er konnte sich nur vorstellen, was Avery nach der letzten Nacht von ihm hielt. "Oh mein Gott, ich schäme mich so sehr. Normalerweise mache ich solche verrückten Sachen nicht. Schon gar nicht mit jemandem, der mich interessiert."
Avery durchquerte den Raum und küsste sanft Daniels Stirn. Die Kombination seiner weichen Lippen und seiner rauen Stoppeln schickte einen elektrischen Strom durch Dannys Wirbelsäule. "Sei nicht verlegen. Gestern Abend war das Beste, was mir seit ... sehr lange passiert ist." Er nahm sanft Dannys Hände und küsste nacheinander die Rückseite jeder einzelnen, bevor er sich wieder aufrichtete und sein Hemd glättete, während er den Raum durchsuchte. "Außerdem machen wir alle von Zeit zu Zeit verrückte Sachen, oder?"
Daniel folgte Averys Blick, der durch den Raum glitt. Dann beobachtete er, wie Avery ein paar Dinge ergriff – seine Uhr und Brieftasche vom Nachttisch, loses Wechselgeld von der Kommode, einen goldenen Ring, der im Morgenlicht glitzerte – und die Furche in seiner Stirn vertiefte sich, als ihn die Erkenntnis traf.
"Gehst du irgendwo hin?"
Avery erstarrte, als wäre er mit der Hand in der Keksdose erwischt worden, dann begegnete er langsam Daniels Blick und nickte. "Ich, ähm ... Ich muss." Er sprach leise, als ob er versuchte, die Emotionen zu beruhigen, die bereits begonnen hatten, Daniels Gesicht zu verdunkeln. "Ich habe gestern Abend erwähnt, dass ich nur aus geschäftlichen Gründen in der Stadt bin, aber ... Ich weiß, wie das aussieht, und es tut mir leid. Ich hoffe, du bist nicht sauer auf mich."
"Nein, das ist in Ordnung. Ich verstehe schon. Ich bin nicht verärgert", log Daniel und versuchte weiter zu lächeln. Aber er konnte es nicht. Diesmal nicht. Er konnte nicht so tun als ob. Um Averys und seiner eigenen Gefühle willen.
Fehlschlag.
Gott, warum geschah alles so schnell? Es passierte nicht jeden Tag, dass er mit massiven Kopfschmerzen aufwachte, um herauszufinden, dass er "irgendwie" mit einem heißen Typen verheiratet war, und sich dann etwa fünf Minuten später damit abfinden musste, dass dieser heiße Typ sich davonmachte.
"Ich erinnere mich." Noch eine Lüge. Ein weiterer halbherziger Versuch, ein Lächeln zustande zu bringen.
Sicher, er hatte gewusst, dass Avery aus geschäftlichen Gründen in der Stadt war. Er erinnerte sich zumindest an diesen Teil, nachdem Avery es wieder erwähnt hatte, zusammen mit einigen anderen Teilen ihrer Unterhaltung. Aber er dachte, sie hätten etwas mehr Zeit miteinander. Vielleicht sogar ein gemeinsames Frühstück. Und obwohl er sich vielleicht nicht an alle kleinen Details erinnerte, erinnerte er sich sehr deutlich daran, wie Avery ihm dieses besondere Gefühl vermittelt hatte. Obwohl sie in Las Vegas inmitten eines überfüllten Clubs waren, hatte Avery Daniel behandelt, als wäre er der einzige Mann im Raum. Als wäre er das Einzige, was zählte.
Er hätte es aber besser wissen müssen. Daniel hatte nie Glück gehabt, wenn es um Dating ging. Er entdeckte normalerweise schnell den schwerwiegenden Fehler bei den Kerlen, die sich ihm näherten. Normalerweise. Avery war jedoch anders gewesen oder zumindest schien er anders zu sein. Ausnahmsweise hatte es einmal den Anschein, als hätte Daniel endlich einen Mann getroffen, der Single, heiß und erfolgreich war, ohne offensichtlichen Ballast oder Probleme. Avery schien perfekt zu sein.
Perfekt attraktiv. Sehr intelligent.
Und absolut nicht erreichbar.
"Es tut mir leid, Danny", wiederholte Avery. Dann, mit einem schweren Seufzer, "Ich muss wirklich gehen."
Daniel nickte und fürchtete sich vor den Worten, die herauskommen würden, wenn er versuchen würde zu sprechen. Die Zeit, die sie zusammen verbracht hatten, mochte Avery nichts bedeutet haben, aber die Emotionen, die er in Daniel geweckt hatte, fühlten sich sehr real an. So real wie die Tränen, die Daniel kamen, als Avery sich umdrehte und aus der Tür ging.
War es zu viel verlangt, dass jede Dating-Erfahrung ihn nicht unglücklich machen sollte? Er setzte sich für einen Moment hin und beobachtete ungläubig die geschlossene Tür. Es war aber gerade passiert. Innerhalb weniger Minuten war er erwacht und hatte den Mann seiner Träume gesehen und musste dann zusehen, wie er sich davonmachte.
Nachdem seine ersten Tränen getrocknet waren, lag Daniel im Bett und blickte auf die Uhr auf dem Nachttisch, bevor er seine Augen wieder schloss. Er hatte zumindest noch ein paar Stunden Zeit, bevor er auschecken musste.
Bevor er den Weg der Schande durch die Hotellobby und zurück zu seiner Wohnung gehen musste.
Wie konnte er sich nur so schnell an Avery gewöhnen? Aber das war nichts Neues. Daniel war nie gut darin gewesen, seine Emotionen vom Sex zu trennen, wie es so viele andere Jungs zu können schienen. Aber selbst, wenn er das gekonnt hätte, hätte das nichts geändert. Denn die Begegnung mit Avery hatte sich nicht wie die anderen One-Night-Stands zuvor angefühlt.
Diesmal hatte es sich anders angefühlt. Besonders. Avery war so perfekt, und das auf jede erdenkliche Weise.
Und jetzt war er weg, und Daniel war wieder allein. So wie er es vor vierundzwanzig Stunden gewesen war, bevor all das angefangen hatte.
Bevor Avery aufgetaucht war und alles verändert hatte.
* * *