Hoch über dem Broadway, San Francisco

 

Die Reifen des Lkw 8082 kamen auf dem neu errichteten Dach eines Bürogebäudes in der Innenstadt von San Francisco zum Stehen. Die Räder des Fahrzeugs ächzten unter Protest, denn der kurze Flug hatte sie irgendwie von ihren Pflichten befreit, wenn auch nur für einen Moment, und nun waren sie wieder bei der Arbeit.

Steve sah zu Derek und Tony. »Ist das gerade passiert?«

Derek blinzelte heftig. »Mein Gott! Ich glaube, ich habe mich eingeschissen. Lass uns von hier verschwinden, bevor …« Derek hatte seine Hand auf den Griff der Beifahrertür gelegt, aber Tony schrie ihn an: »Fass diese verdammte Tür nicht an!« Derek riss seine Hand von der Tür weg, als hätte er sich die Finger daran verbrannt, und starrte Tony an.

»Warum?«

»Weil wir nicht wissen, wer uns hierher gebracht hat.«

»Wen kümmert's? Es ist besser als dort, wo wir waren!«

Ein einzelner Schuss ertönte, und die Männer im Lastwagen zuckten zusammen. Einen Moment später trat ein junger Mann auf die Trittstufe des Lastwagens und klopfte an die Scheibe. »Hey, keine Sorge, wir haben gerade einen Anhalter erschossen, den Sie mitgenommen haben. Machen Sie auf und wir bringen Sie hier raus an einen sicheren Ort.«

Derek griff erneut nach dem Griff. »Ich werde dir deine verdammte Hand abschneiden«, knurrte Tony. Der Griff schien wieder tausend Grad zu haben, als Derek seine Hand wegzog. Er kurbelte das kugelsichere Fenster leicht herunter. »Wer sind Sie?«

Der Mann schaute ungläubig. »Ich bin der Typ, der Ihnen gerade den Arsch gerettet hat. Kommen Sie, wir haben nicht viel Zeit.«

»Mein Freund hier drin traut neuen Leuten nicht«, sagte Derek. »Wir sollten Sie vielleicht ein wenig unterstützen, bevor wir rausgehen.«

»Ernsthaft? Ich habe dich gerade mit einem verdammten Riesenmagneten aus der Hölle geholt und du weinst deswegen?« Der Mann zuckte mit den Schultern. »Klar, okay, ich werde zurücktreten.« Er stieg vom Lastwagen ab, ließ seinen Karabiner sinken und hob beschwichtigend die Hände.

»Gut genug für mich«, sagte Derek und öffnete die Beifahrertür. Er stieg mit seinem Gewehr in der Hand aus, und Tony schlug die Tür hinter ihm zu. Tony schüttelte den Kopf. »Idiot.«

Mehrere bewaffnete Männer gingen auf Derek zu, klopften ihm auf die Schulter und schüttelten ihm die Hand. »Komm schon, Mann, wir müssen wirklich gehen«, rief einer der Männer Tony durch die Scheibe zu.

»Steve, starte den Truck.«

Steve tat es, und die Männer, einschließlich Derek, wichen etwas zurück. Sie standen dreißig Sekunden lang in einer Pattsituation, bevor einer der Männer sagte: »Na gut, scheiß drauf.« Er hielt Derek seine Schrotflinte an den Kopf und ein anderer Mann zog seine Waffen. Derek hob seine Hände.

»Ihr habt zehn Sekunden, um eure Ärsche aus dem Truck zu bewegen, oder ich versaue die Lackierung mit dem Hirn eures Kumpels.«

Im Inneren des Trucks schluckte Steve schwer. »Tony, sie werden …«

»Ja, Steve. Der Dummkopf hätte hier bei uns bleiben sollen.«

Der Mann mit der Schrotflinte zählte von zehn herunter. Als er bei eins angekommen war, setzte er die Waffe an seine Schulter und schrie, drückte aber nicht ab. Frustriert reichte er seine Waffe an einen der anderen Männer weiter und zog ein Messer. »Gut, ihr Arschlöcher. Haltet ihn fest.« Die anderen hielten Derek fest und der Mann packte seine Hand. Er setzte sein Messer an Dereks kleinem Finger an und rasierte den größten Teil des Fleisches an der Innenseite des Fingers ab. Zu Dereks Ehrenrettung sei gesagt, dass er nicht schrie, sondern nur die Zähne zusammenbiss und die Augen schloss. Dann zog der Mann das Messer über Dereks Unterarm. Blut quoll hervor und tropfte in purpurnen Spritzern auf das Dach.

»Ich kann das den ganzen Tag lang machen, ihr Wichser!« Er rammte die Spitze der Klinge in Dereks rechten Oberschenkel.

Derek rastete völlig aus und riss sich von seinen Angreifern los. Er schlug einen, packte einen anderen und biss dem Mann ins Gesicht. Er spuckte ein großes Stück Wange aus und der Mann ließ seine Waffe fallen und begann zu schreien. »Heilige Scheiße, wie konnte er sich verwandeln? Wir haben ihn noch nicht umgebracht!« Die Männer zogen sich zurück und richteten ihre Gewehre auf Derek.

Derek zog eine kleine Pistole, die er in seinem Hosenbund versteckt hatte, und richtete sie auf die Männer. »Ich habe mich nicht umgedreht, ihr kranken Wichser, ich habe nur …« Ein Schuss ertönte, und Derek wirbelte herum, fiel zu Boden und umklammerte seine Schulter. Zwei weitere Männer, einer ein offensichtliches Gangmitglied, der andere ein kleinerer Mann mit Brille, schritten hinter dem Kran hervor. Der Gangbanger hatte auf Derek geschossen, und er schlug ihm die Pistole aus der Hand. Der Gangbanger sah seine Bande an. »Verdammte Idioten. Wie oft muss ich es euch noch sagen? Nehmt sie in Schutz!« Er ging zurück zu seiner Bande und sprach mit einem der Männer, die auf den Kran kletterten. Einen Moment später ächzten die Räder des Lastwagens wieder, als sie das Dach verließen. Der Lastwagen schleuderte in den Weltraum hinaus, zweiundzwanzig Stockwerke hoch über einem Schwarm von mehreren tausend hungrigen Untoten. Das gepanzerte Fahrzeug drehte sich so, dass die Windschutzscheibe dem Gebäude zugewandt war.

»Letzte Chance, ihr Wichser«, sagte der harte Kerl, der Derek angeschossen hatte.

Steve legte verzweifelt seine Hand auf die Windschutzscheibe und begann zu schreien.

Tony schnippte den Mann weg, und der schüttelte den Kopf. Er sah den Kranführer an und fuhr sich mit dem Finger über die Kehle. Der Mann im Kran drückte einen Hebel nach vorne und der Elektromagnet schaltete sich ab.

Der Lastwagen stürzte ungefähr siebzig Meter tief in die unerschütterlichen Arme des Schwarms zurück. Masta G sah zu, wie 8082 beim Aufprall wie eine Weintraube zerplatzte. Die Infizierten unter dem Lastwagen wurden aus ihrem Elend befreit. Die Kreaturen, die sich am äußeren Rand des neu entstandenen Kraters auf der Straße befanden, wurden so weit wie möglich in die dichte Menschenmenge zurückgeworfen. Sie richteten sich schnell wieder auf und kämpften um die Position am Lastwagen. Masta G drehte sich um, als er die Leichen sah, die in das zerstörte Fahrzeug krochen. Er rollte mit den Augen und sah seine Truppe an. »Habt ihr ihn abgetastet?«

Die Männer sahen sich von der Seite an. Masta G seufzte. »Das nächste Mal erschieße ich eine Schlampe. Die Scheißkerle sind zu arm, um aufzupassen.« Er schritt auf Derek zu. »Hast du irgendwelche Knarren oder Messer dabei? Es wird besser für dich laufen, wenn du mir die Wahrheit sagst.«

Derek setzte sich auf und umklammerte seine Schulter. »Nein. Diese Schwachköpfe haben meinen Schläger und du hast meine Waffen.«

G stellte sich auf die Hinterbeine und sah seinem Gefangenen in die Augen. »Du hast keine Ahnung, womit ich mich herumschlagen muss, Kumpel. Beantworte einfach ein paar Fragen und wir lassen dich am Leben.«

Derek lachte ihn an. »Lass den Scheiß, Kumpel. Wir wissen beide, was passiert. Ich erzähle dir, was du wissen willst, dann bist du ein Mann und schießt mir in den Kopf.«

»Ich wünschte, ich hätte ein paar Kerle wie dich, das tue ich wirklich. Du hast Eier. Dumm wie Scheiße, weil ihr aus dem Truck gestiegen seid, aber ihr habt große Eier.«

»Ja, nun, ich lebe, sie nicht.«

Masta G nickte zur Bestätigung und richtete die Waffe auf Dereks Leiste. »Wo ist Billy?«