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Staufenberg kaufte auf dem Rückweg zum Präsidium drei Milchkaffee. Er hatte keinen Hunger, das Mittagessen fiel aus. Er musste mit seinen Kollegen über den Fall sprechen.

Tom und Camilla nahmen die Becher dankend entgegen. »Und?«

»Ich hab nicht lange gebraucht, um zu erkennen, dass dieser junge Pfleger der Schreiberling war. Nennt es Intuition. Aber nach so vielen Jahren … Er hatte schon früh den Gedanken, dass bei manchen Todesfällen etwas nicht mit rechten Dingen zuging. Nach Brinkmanns Tod verfestigte sich sein Verdacht, und er begann gezielt zu recherchieren. Es könnten noch zwei andere Opfer dazukommen – allein seit Saale im Krankenhaus ist und auf der Station Dienst hat. Es wird jedoch nicht mehr nachvollziehbar sein, ob es noch mehr Fälle gibt, weil alle Opfer, also vermeintliche Opfer, inklusive Brinkmann, verbrannt wurden. Das ist auch eine Gemeinsamkeit: Alle drei Verstorbenen äußerten den Wunsch, nach ihrem Tod verbrannt zu werden. Und es gab keine Angehörigen mehr. Was denkt ihr? Ist das jetzt ein Fall oder nicht?«

»Also, wenn man es richtig betrachtet, haben wir nichts außer dieser Aussage von einem jungen Pfleger, dass es verdächtige Todesfälle gegeben hat«, sagte Camilla.

Tom nickte. »Ich bin der Meinung, es gibt keinen Todesengel. Das ist dummes Geschwätz. Was dieser Saale damit bezwecken könnte, weiß ich allerdings nicht. Vielleicht wollte er dich einfach nur kennenlernen? Mal darüber nachgedacht, Chef? Du weißt immer noch nicht, warum er dir den Brief geschrieben hat und ob er nicht ganz andere Ziele verfolgt.«

»Er kam mir nicht wie ein Wichtigtuer vor«, erwiderte Staufenberg nachdenklich. »Er ist ein netter junger Mann. Aber natürlich müssen wir alle Möglichkeiten in Betracht ziehen. Da hast du recht.« Er schloss die Augen. Seine Lippen bewegten sich, doch es war kein Wort zu verstehen. »Wir treffen uns um vier Uhr noch einmal. Ich fühle ihm auf den Zahn. Wäre ja gelacht, wenn ich das nicht herauskriege.«