VON FRAUEN UND MÄNNERN:
DIE GESCHLECHTERROLLEN BEI JOHN SINCLAIR

Als er aus dem Wagen stieg, schälte sich ein blondes Mädchen aus einem Sportflitzer. Das langbeinige Geschöpf kam direkt auf John zu.

»Sakuro, der Dämon«

Das ist also John Sinclairs erster Eindruck von Sheila Hopkins, und nicht nur an der saloppen Ausdrucksweise ist leicht erkennbar, dass dieser Absatz bereits einige Jahre auf dem Buckel hat. Die Angewohnheit, junge Frauen als »Mädchen« oder »Girl« zu bezeichnen, ist eine Unart des frühen Heftromans und zieht sich durch sämtliche Serien und Genres. Es ist ein Relikt aus einer Zeit, in der die Frau hauptsächlich für Heim und Herd zuständig war. Wollte sie doch einmal arbeiten gehen und ihr eigenes Geld verdienen, benötigte sie die Erlaubnis ihres Gatten. Darüber hinaus scheint es das Schicksal der Frauen gewesen zu sein, in Bedrängnis zu geraten und vom Helden vor dem Bösen gerettet zu werden, damit sie ihm schmachtend in die Arme sinken konnten. Und zwar nicht nur im Heftroman! Auch in Filmen und Fernsehserien ist dieses Narrativ eher die Regel als die Ausnahme gewesen.

Vor allem im Horrorgenre waren leicht bekleidete Frauen mit Model-Maßen, die von schaurig aussehenden Ungeheuern bedrängt wurden, ein beliebtes Motiv, das sich durchaus auch auf einigen SINCLAIR -Covern wiederfindet. GESPENSTER -KRIMI Band 49 »Im Haus des Schreckens« sowie die JOHN SINCLAIR Bände 182 »Ich jagte ›Jack the Ripper‹« und 255 »Die Gefangene der Teufelsinsel« seien an dieser Stelle nur exemplarisch genannt. Kämpferisch oder gar stolz posierten eigentlich nur die »bösen« Frauen, also die Teufelinnen, Hexen und Vampirinnen, die darauf aus waren, die braven Männer zu verführen und ihnen das Leben auszusaugen (Band 154 »Desteros Rache« oder Band 556 »Milenas Opferstätte«). Die selbstbestimmte Frau, die ihre sexuellen Bedürfnisse formuliert und sich nicht dem Willen des Mannes unterwirft, wie wir es aus dem Lilith-Mythos kennen, schien auch bei JOHN SINCLAIR eher als schwarzmagisch motiviertes Problem verstanden zu werden.

Im GESPENSTER -KRIMI »Die Töchter der Hölle« wird John Sinclair mit einer an die ungarische Blutgräfin Erzsébet Báthory angelehnten adeligen Untoten konfrontiert, die von ihrer Nachkommin instrumentalisiert wird, um sich störender Mitmenschen zu entledigen, angefangen bei ihrem eigenen Gatten bis hin zum Bürgermeister. Die Loyalität des willfährigen Dieners Daniel erkauft sie sich mit sexuellen Gefälligkeiten.

Pamela Barbara Scott , eine Terroristin, die sich der Mordliga anschließt, trägt nicht nur enge schwarze Lederkleidung, ihr Bräutigam ist sogar eine Maschinenpistole. Kein Wunder, dass ihr die (fiktive) Presse den Beinamen Lady X verpasst. Im Verlauf eines zweiteiligen Abenteuers, bei dem es um »Mannequins mit Mörderaugen« und einen »Horror-Trip zur Schönheitsfarm« geht, wird Lady X durch einen dummen Zufall von einem Vampir gebissen. In der neuen Gestalt ziert sie, umringt von vier vermummten, halb nackten Anhängern, das Titelbild des Taschenbuchs »Geheimbund der Vampire«. Dem Bild haftet unzweifelhaft etwas Sadomasochistisches an, eine sexuelle Spielart, die lange Jahre den »bösen« und »verruchten« Frauen vorbehalten blieb.

In den Bordellen und Freudenhäusern lauern bei JOHN SINCLAIR männermordende Hexen (Band 7 »Das Horror-Schloss im Spessart«, Paperback 1 »Hexenküsse«), Vampirinnen (Sonder-Edition 285 »Grauen im Single-Club«, Band 1489 »Die Männerfalle«) und sogar Vampir-Hexen (Sonder-Edition 232 »Assungas Liebesnest«).

Selbst Telefonsex wird von Leichenfresserinnen praktiziert (Band 1064 »Horror-Line«), und noch kurz vor der Jahrtausendwende bekommen es John Sinclair und Suko mit einer »Dämonen-Domina« (Band 1079) zu tun.

Auch Sinclair selbst wird zum Opfer mordlüsterner Femme fatales, wie »Mein Flirt mit der Blutfrau« beweist (Sonder-Edition 88), und mit Jessica Long hat er über längere Zeit eine Affäre mit einer Frau, die sich schließlich als Dämonin entpuppt (Band 742 bis 744).

Andersherum sieht es jedoch nicht besser aus. Wer sich mit dem Geisterjäger einlässt, lebt gefährlich, wie die Schauspielerin Nadine Berger am eigenen Leib erfahren muss, als sie vor laufender Kamera von einem Dämon getötet wird. Für John Sinclair »Ein schwarzer Tag in meinem Leben«. Dass sich die Hexe Jane Collins an ihrer Nebenbuhlerin Glenda für deren Intimität mit dem Geisterjäger rächen wollte, wurde bereits weiter oben thematisiert.

Bei dieser Aufzählung könnte leicht der Eindruck entstehen, die Geschlechterrollen seien klar verteilt. Starke Frauen sind böse, die guten hingegen schwach und somit eine leichte Beute für Teufel und Dämonen. Das wäre jedoch ein fataler Irrtum, denn gerade in Johns Umfeld wimmelt es geradezu vor selbstbewussten Frauenfiguren, und nicht selten sind sie es, die den Geisterjäger und seine Freunde in letzter Sekunde retten.

Das prominenteste Beispiel ist Jane Collins , die schon früh zu John Sinclairs gleichberechtigter Partnerin wird. »Im Haus des Schreckens« ermittelt sie undercover, ebenso wie in einem Internat in Schleswig-Holstein, wo sie dem Geisterjäger hilft, »Das Trio des Teufels« zur Strecke zu bringen, und ihm dabei sogar das Leben rettet. In »Der unheimliche Richter« vernichtet sie Grimes, den Ghoul, der John davor dreimal entwischt ist. Und als John Sinclair, Bill Conolly und Will Mallmann in die Fänge von Gordon Fariac und seinen Vampiren geraten, rettet sie die Männer vor den Blutsaugern und befreit ihren Freund. Ein andermal jagt sie gemeinsam mit John und Suko »Die Werwolf-Sippe«. Doch während beide Geisterjäger unabhängig voneinander ihren Gegnern in die Hände fallen, entkommt Jane, bricht einem der Gangster das Handgelenk und holt Hilfe (Band 173 und 174). Auch an der Überführung des Nachfolgers von Jack the Ripper ist Jane Collins maßgeblich beteiligt. Tatsächlich steht sie in Sachen Mut und Entschlossenheit ihren Freunden in keiner Weise nach. Selbst ihr Dasein als Hexe und die Transplantation des künstlichen Herzens ändern daran nur wenig. Vielmehr scheint sie durch diese Erfahrung im Laufe der Jahre noch selbstbewusster und unabhängiger geworden zu sein. Dabei hilft ihr ein Funken Hexenkraft, der in ihr schlummert und mit dessen Hilfe sie mehr als einmal das Blatt zu ihren Gunsten wenden kann. Einige Fälle darf sie sogar fast gänzlich ohne fremde Hilfe lösen (Band 1121 »Wenn Totenmasken leben …«, Band 2104 »Die Leichenfresser von nebenan« oder auch Band 2215 »Dieser Hunger nach Leben«).

Als der Teufel den zum Kind gewordenen Suko in die Hölle holen will, sind es Jane und Shao, die ihn vor diesem Schicksal bewahren (Band 713 »Das Monster Suko?«). Später retten die beiden Frauen John Sinclair, Suko und Sir James vor dem »Horror-Hirn« (Sonder-Edition 235).

Auch Shao ist nach ihrem vermeintlichen Tod (Band 450 und 451) deutlich martialischer veranlagt. (Anscheinend muss man als Frau bei JOHN SINCLAIR erst sterben, um sich so richtig zu emanzipieren.) Als Phantom aus dem Jenseits darf sie nicht nur ebenfalls in einen hautengen Lederoverall schlüpfen, sie pustet mit ihrer Armbrust auch reihenweise dämonische Lebenslichter aus und rettet dadurch Suko und John mehrfach das Leben. Sie besiegt den »chinesischen Tod« (Band 574), vernichtet »Die Schrumpfkopf-Königin« (Band 625) und tötet »Mystic, den Maniac« (Band 727). Selbst nach ihrer Rückkehr aus dem Reich der Sonnengöttin hat Shao nichts von ihrer Kampfkraft eingebüßt. In Band 1431 nimmt sie es mit Nagita auf, einer Dienerin des Ninja-Dämons Shimada, die sich als »Shaos Feindin« entpuppt. Gemeinsam mit Suko kämpft sie gegen dessen Nemesis Ai Wei (Band 518 »Sukos Alptraum«) und vernichtet »Inugami – die Bestie« (Band 2019). Als es zur »Abrechnung im Reich der Mitte« kommt (Band 2120), tötet sie Sukos ehemalige Geliebte Amara mit dem silbernen Nagel. »Auf der Insel der Bestien« wächst Shao schließlich über sich selbst hinaus, als sie den waffenlosen Kampf mit Susanoos Kunoichi Shizane aufnimmt und Tokatas Erbe auslöscht (Band 2162).

Die eher unscheinbare Sheila Conolly kann ebenfalls zur sprichwörtlichen Löwin werden, vor allem, wenn ihre Familie in Gefahr gerät. So beseitigt sie schon sehr früh innerhalb der Serie einen Ghoul, der sich in der Nähe ihres Hauses versteckt hält und es auf ihren Sohn Johnny abgesehen hat (Band 181 »Totenchor der Ghouls«). Als Bill von einem Dämon entführt wird, damit er die Memoiren des Schwarzen Tods niederschreibt, vernichtet Sheila die Kreatur der Finsternis mit der Goldenen Pistole und rettet ihren Mann (Sonder-Edition Band 188 »Höllenscript«). Und auch sie wächst kurz nach ihrem Tod über sich selbst hinaus, indem sie dem Schlangengötzen der Ophiten mit der Dämonenpeitsche den Garaus macht (Band 2060 »Im Bann der Schlangensekte«).

Und dies sind nur drei der prominentesten Beispiele. Es gibt durchaus auch toughe Frauen unter den Nebenfiguren:

Myxin, der Magier, sucht Hilfe bei Kara , der Tochter eines Weisen aus dem alten Atlantis, nachdem er die Seiten gewechselt und einen Großteil seiner Kräfte verloren hat. Obwohl Karas Gefährte Haro kurz nach ihrer Erweckung in Band 142 »Die Schöne aus dem Totenreich« stirbt, verliert sie nicht den Mut und nimmt es sogar mit dem Spinnendämon Kalifato auf, einem der Großen Alten (Sonder-Edition Band 25 »Die Leichenstadt«).

Die Russin Karina Grischin wird sogar als Leibwächterin des Mafioso Logan Costello in dessen Organisation eingeschleust und tötet ihn, als er zum Vampir gemacht wird (Band 1054 bis 1058).

Nachdem die Staatsanwältin Purdy Prentiss erfahren hat, dass sie und der Leibwächter Eric La Salle Wiedergeburten atlantischer Krieger sind (Sonder-Edition Band 220 »Die Vollstrecker«), stellt sie sich den Kreaturen der Hölle zum Kampf und gibt ihn auch nach dem Tod ihres Partners Eric (Sonder-Edition Band 264 »Bellas blutige Rückkehr«) nicht auf. Mittlerweile gehört die toughe Staatsanwältin zu Johns engsten Vertrauten und wichtigsten Verbündeten, ebenso wie Davina McCarthy , die ehemalige Chefinspektorin der Mordkommission von Dundee, die einen Mordfall auf Glamis Castle untersuchen soll und ungewollt in den Strudel der Ereignisse um den Zerfall der Familie Conolly hineingerissen wird (Band 2001 und 2002). Nachdem das Vogelmädchen Carlotta entführt wurde und John und Suko bei dem Versuch, sie zu befreien, selbst in die Hände eines skrupellosen Wissenschaftlers geraten sind, gelingt es Davina, den Geisterjäger vor einem schrecklichen Tod zu bewahren. Doch auch ihr bürdet das Schicksal einen langen Leidensweg auf …

Auf der Suche nach dem Engelstöter (Band 2085) stirbt ihre Mitarbeiterin Beth McAllister unter schwer zu erklärenden Umständen, woraufhin Davina vom Dienst suspendiert wird. Dennoch unterstützt sie John Sinclair bei der Jagd auf eine Serienkillerin (Band 2182). In der Folge setzt sich Sir James persönlich dafür ein, dass Davina wieder in den aktiven Dienst zurückkehren darf. Eine weise Entscheidung, denn so kann sie den Götzen Marbhàs, den Unersättlichen, in seine Welt zurückschicken, bevor es ihm gelingt, John Sinclair zu fressen. Kurz darauf bricht Christine Grey, die Serienkillerin aus Band 2182, mit Liliths Hilfe aus dem Gefängnis aus, tötet Davinas Mutter und entführt deren Sohn Joel. Als Davinas Vorgesetzter sie wegen persönlicher Befangenheit von dem Fall abziehen will, kündigt Davina und erschießt Christine Grey »Im Namen der Großen Mutter« (Band 2220).

Der Fall hat jedoch ein Nachspiel, denn wenige Wochen später zeigt Davinas Sohn Anzeichen von Besessenheit. Der Exorzismus, den John Sinclair mit seinem alten Freund Father Ignatius durchführt, schlägt fehl, und Joel fällt in ein magisches Koma (Band 2230 »Des Bösen List«). Daraufhin wird der Junge in den Vatikan gebracht, wo er vom päpstlichen Leibarzt überwacht wird, während Davina der Weißen Macht, dem Geheimdienst des Vatikans, beitritt und schließlich den stellvertretenden Vorsitz übernimmt (Band 2300 bis 2303).

Ebenfalls erwähnt werden sollte Maxine Wells , die Tierärztin aus Dundee, bei der das bereits genannte Vogelmädchen Carlotta lebt, die Opfer eines genetischen Experimentes geworden ist. Carlottas DNA wurde mit der von Vögeln kombiniert, sodass ihr unter anderem Flügel wuchsen (Band 1200 bis 1202). Der Preis für diese Gabe ist ein Leben in Isolation, aber auch Carlotta ist eine Kämpfernatur, wie die Leserinnen und Leser bereits mehrfach miterleben durften.

Eine Coming-of-Age-Geschichte der etwas anderen Art erlebt derzeit Denise Curtis , Tochter des mächtigen Wolfdämons Lykaon, der das Mädchen einst mit einer menschlichen Frau zeugte. Im Alter von vierzehn Jahren, nachdem sich Denise das erste Mal selbst in eine Werwölfin verwandelt hat, holt Lykaon seine Tochter in sein Versteck, um sie auszubilden (Band 2069 »Lykaons Kinder«). Doch da sich Denise schnell langweilt, schickt ihr Vater sie auf eine Mission, um zwei weitere seiner Kinder zu rekrutieren. Wie sich herausstellt, ist Lykaon bereit, Denise zu opfern, wenn er dafür zwei Söhne bekommt. Als Denise davon erfährt, lockt sie ihre Halbbrüder in eine Falle, in der sie von John Sinclair vernichtet werden (Band 2132 »Lykaons Söhne«). Daraufhin sperrt Lykaon seine Tochter ein und will sich an ihr vergehen, um Nachkommen zu zeugen (Band 2167 »Himmelfahrtskommando zur Höllenbrut«), doch ausgerechnet Denises Großvater Phorkys, der Vater der Ungeheuer, bewahrt sie vor diesem Schicksal. Trotz allem hält Denise weiter zu ihrem Vater. Das ändert sich erst, als er mit seiner Armee eine Kolonie feindlicher Werwölfe attackiert, die dem Götterwolf Fenris dienen. Denise wird gefangen genommen. Als ihr Vater erfährt, dass sie sich nicht mehr verwandeln kann, gibt er ihr zu verstehen, dass er keine Verwendung mehr für sie hat. Das Fass zum Überlaufen bringt jedoch seine Entscheidung, einen hilflosen Säugling zu töten. Denise rebelliert gegen ihren Vater und hilft, ihn zu vernichten, woraufhin ein Großteil seiner Macht auf sie übergeht (Band 2174 bis 2176).

Seitdem versucht Denise irgendwie, mit dieser Macht umzugehen.

Wird über Werwölfe und Fenris gesprochen, dürfen zwei Namen nicht fehlen: Lupina und Morgana Layton. Lassen wir Fenris als Götterwolf außen vor, wurden die Werwölfe bislang immer von Frauen angeführt. Zunächst von Lupina , die auch als »Königin der Wölfe« in dem gleichnamigen Roman aus dem Jahr 1981 in Erscheinung tritt. Darin wird John Sinclair durch ein Serum des Monstermachers Marvin Mondo selbst zum Werwolf und verliebt sich in Lupina. Ja, er ist sogar bereit, um sie zu kämpfen. Seine Rettung verdankt er auch dieses Mal wieder seiner Freundin Jane Collins, die ihn nicht aufgibt. Lupina ist aber noch in anderer Hinsicht interessant, denn sie ist das einzige Mitglied der Mordliga, das offen gegen Doktor Tod rebelliert, weil dieser sie bei ihrem Vorhaben, »Die Werwolf-Elite« zu gründen, nicht ausreichend unterstützt. Für diesen Verrat wird sie mit Silberkugeln erschossen, überlebt aber dank ihres Sohnes Luparo, ehe sie schließlich durch das Gift des Pflanzendämons Mandragoro endgültig stirbt.

Ihre Nachfolge übernimmt Morgana Layton , eine geheimnisvolle Frau mit der Seele einer Wölfin, der John Sinclair sehr ambivalent gegenübersteht. Ihr gehorchen nicht nur die Werwölfe, sie kann auch gewöhnliche Wölfe und sogar Hunde kontrollieren. Morgana versucht lange Zeit, das Geheimnis des Dunklen Grals zu lüften, legt sich mit Dracula II und seinen Vampiren an und wird schließlich zu Fenris’ Alpha-Wölfin, die das Rudel in seinem Namen in den Krieg gegen Lykaon führt. In diesem Zusammenhang kidnappt sie den Werwolfjäger Michail Chirianow, damit er für sie Silberkugeln herstellt (Band 1932). Doch Lykaon verlässt sich nicht nur auf Werwölfe, sondern schickt auch deutlich gefährlichere Kreaturen in den Kampf, wie die fürchterlichen Mantikore. Monströse Geschöpfe, halb Löwe, halb Skorpion, die sich als überaus widerstandsfähig erweisen und die Gestalt ihrer Opfer annehmen können.

Um das Gleichgewicht der Kräfte aufrechtzuerhalten, verbündet sich Morgana mit den Berserkern, die als Nomaden in den Weiten Sibiriens beheimatet sind und Thor anbeten. Die Berserker leben in einer matriarchalischen Gesellschaft, die von einer Schamanin angeführt wird und in der Frauen die wichtigen Entscheidungen treffen. Zusammen mit Morgana Layton und ihren Wölfen reisen die Berserker nach Alaska, wo sie eine neue Heimat finden. Bei einem »Aufstand der Werwölfe« (Band 2039) kommt die Schamanin Irmina ums Leben, und ihre Tochter Lykke tritt die Nachfolge an. Anfangs ist sie mit dieser Aufgabe noch leicht überfordert, doch in Morgana Layton, die nördlich des Yukon eine Werwolf-Kolonie gründet, findet sie schnell eine enorme Stütze und eine gute Freundin. Nachdem Morgana in Bulgarien von John Sinclair getötet wird (Band 2114 und 2115), übernimmt Lykke nicht nur die Führung über die Werwölfe, sie trägt auch den Fötus der schwangeren Morgana aus. Vater des Kindes ist Michail Chirianow, der in seinem Schmerz zu »Morganas Rächer« (Band 2164) wird und schließlich stirbt.

Erst später stellt sich heraus, dass Morgana in ihrer eigenen Tochter Rebecca wiedergeboren wird. Genau dieses Kind will Lykaon töten, was Denise Curtis jedoch verhindert. Daraufhin bleibt Denise nicht nur bei den Berserkern, sie wird auch Rebeccas Beschützerin – bis die Totengöttin Hel wiederum Rebecca entführt, um die in dem Mädchen schlummernde Kraft ihres Bruders Fenris für sich zu nutzen. Da Hel weiß, dass Denise nichts unversucht lassen wird, um das Kind zu befreien – und vermutlich auch John Sinclair bald auf der Matte stehen wird –, verbündet sie sich mit Luzifer beziehungsweise dessen Diener Matthias. Zwar gelingt es John Sinclair und Denise, das Mädchen zu retten, doch um die Kolonie der Werwölfe und das Lager der Berserker vor einem Drachen zu beschützen, muss Rebecca mithilfe der Magie der Weltenesche Yggdrasil innerhalb kürzester Zeit zu Morgana Layton heranreifen. Ein schwerer Schlag für Denise Curtis. Zwar kehrt Rebecca als Morgana wieder zurück, doch in Denises Augen ist sie tot – ein Schicksal, für das sie Morgana die Schuld gibt (Band 2277 und 2278). Die gibt jedoch nie auf, an Denises Einsicht zu appellieren. Gemeinsam mit Lykke wird sie auch in Zukunft um Denise Curtis kämpfen, denn nur so funktioniert weibliche Solidarität.