Ich blickte in die Gesichter dieser Dämoninnen. Es waren Fratzen. Eine grünlich schillernde, runzlige Haut, dünn wie Pergament, böse Augen, grausam verzerrte Lippen. Die Hexen trugen Lumpen, manche von ihnen auch Kopftücher. Sie sahen wirklich so aus, wie ich sie von den Zeichnungen mittelalterlicher Bücher her kannte. Echte Teufelsbuhlerinnen!
»Ein Friedhof am Ende der Welt«
Machen wir uns nichts vor, die Hexen bei JOHN SINCLAIR sind böse – nun ja, zumindest die meisten –, und selbst für den Laien ist offensichtlich, dass in der Beschreibung der Hexen so ziemlich jedes Klischee bedient wird. Andererseits, und das soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, lebt die Serie natürlich genau davon, dass sie solche Klischees ein Stück weit bedient.
Darauf, dass die Sicht auf Hexen dennoch nicht einseitig ist, kommen wir später noch zu sprechen. Vorab darf festgehalten werden, dass von den bislang vorgestellten Feindeslagern das der Hexen mit Abstand am facettenreichsten ist, und so gibt es auch für SINCLAIR s Hexen keine einheitliche Definition.
Sie nur auf die kirchlich-patriarchalische Weise zu betrachten, würde ihnen ebenso wenig gerecht wie die Beschreibung aus den Märchen der Brüder Grimm. Dennoch werden sie, zumindest zu Beginn der Serie, als Gegnerinnen eingeführt, konkret als Dienerinnen des Teufels. Und zwar ausschließlich als weibliche. Im modernen Sprachgebrauch wird der Begriff »Hexe« für beiderlei Geschlechter verwendet, allerdings geht es dort auch um heidnische Riten und Naturverbundenheit, nicht um satanistische Weltanschauungen. Männliche Hexen, die schwarze Magie wirken und dem Teufel dienen oder allgemein der Hölle zugetan sind, werden bei SINCLAIR als »Schwarzmagier« oder eben als »Hexer« bezeichnet. Doch selbst der Begriff »schwarze Magie« wird in der modernen Hexerei vermieden. Dort spricht man eher von Schadensmagie, zu der bereits das Manipulieren von anderen Personen zählt, bis hin zu Flüchen, die gewirkt werden können. Schadensmagie wird von den meisten modernen Hexen kategorisch abgelehnt.
Doch wie verhält es sich bei den Hexen im Gruselroman, speziell in der Serie JOHN SINCLAIR ?
Zunächst einmal halten wir fest, dass die im obigen Zitat erwähnten Hexen eine Sonderrolle einnehmen. Diese sind nämlich reinrassige Dämoninnen im Dienste des Schwarzen Tods, die auf feurigen Besen reiten und sich in Raben verwandeln können. Mit ihren mörderischen Gebissen beißen sie sogar Stahlseile durch, was John und seine Freunde schmerzhaft zu spüren bekommen, als sie mit einer Seilbahn zum Brocken (dem sagenumwobenen Blocksberg) im Harz hinauffahren wollen (Band 100 bis 102). Jahre später begegnet John Sinclair den Hexen vom Brocken wieder, als es zum »Ausbruch aus der Schreckenshöhle« kommt (Band 2077) und sie eine »Dämonische Intrige« (Band 2124) spinnen, um sich für die Vernichtung des Schwarzen Tods zu rächen. Sehr viel menschlicher ist dagegen die Hexe Lukretia, die im GESPENSTER -KRIMI »Der Hexenclub« selbigen leitet und im wahrsten Sinn des Wortes vom Teufel geholt wird, als Sinclair ihren Hexentrank verbrennt.
An dieser Stelle sollten wir zunächst definieren, was eine Hexe ausmacht, und uns fragen, wieso beispielsweise »Die Töchter der Hölle« aus dem gleichnamigen Roman eben nicht als solche bezeichnet werden. In der Serie sind Hexen Frauen oder weibliche Dämonen in Frauengestalt mit magischen Fähigkeiten oder übernatürlichen Kräften, die dem Teufel beziehungsweise der Hölle zugetan sind. In der Regel bezeichnen sie sich selbst als Hexen. Es kommt jedoch durchaus auch vor, dass zunächst »unschuldige« Frauen von Inquisitoren beschuldigt werden, Hexen zu sein. Sie werden gefoltert und umgebracht, woraufhin sich ihnen in der Stunde ihres Todes der Teufel offenbart und ihnen ein Angebot macht, dass sie nicht ablehnen können, nämlich Rache an ihren Peinigern zu nehmen (respektive an deren Nachfahren, schließlich muss die Geschichte ja irgendwie in die Gegenwart transportiert werden).
Auf diese Art erleben John Sinclair und Jane Collins »Die Rache der Roten Hexe« (Band 35 der 2. Auflage). Auch Godwina, »Die Feuerhexe« (Band 136), rächt sich auf spektakuläre Weise an den Nachfahren ihrer damaligen Peiniger, und »Die Hexe vom Hyde Park« (Band 171) entführt Glenda Perkins sogar in ihr Reich, wo John Sinclair gegen ein Seeungeheuer kämpfen muss. Zu Beginn sind die Hexen innerhalb der Serie eher Randfiguren, Dienerinnen mächtiger Dämonen wie des Schwarzen Tods oder einfach nur sogenannte »Monster of the Weeks«, also Antagonistinnen, die nach einem Heft (oder Taschenbuch) ebenso schnell wieder in der Versenkung verschwinden. Das ändert sich erst mit einem Roman, der den bezeichnenden Titel »Hexenwahn« trägt (Sonder-Edition 13) und in dem eine schillernde Figur namens Wikka die literarische Bühne betritt. Wikka ist der Prototyp der männermordenden Femme fatale, vielleicht sogar noch mehr als Asmodina, die Teufelstochter, auf die ich weiter unten ausführlicher eingehen werde. Sie hat lange schwarze Haare, den Scheitel trägt sie in der Mitte. Ihre dunklen Augen bilden einen scharfen Kontrast zu ihrer blassen Haut, und sie hat hochstehende Wangenknochen. Wikkas Mund weist einen zynischen Zug auf, was ihr einen herablassenden Ausdruck verleiht. Aus ihrer Stirn ringeln sich zwei grüne Giftschlangen, die sie wie Pfeile verschießen kann, und durch ihre Adern fließt grünes Hexenblut, weshalb ihre Haut bei Erregung ebenfalls grünlich schimmert. Wikka trägt oft ein dunkles, teils durchsichtiges Gewand mit dem Sigill des Teufels auf der Vorderseite. Oft genug hat sie aber auch gar nichts am Leibe. Nach Asmodinas Vernichtung wird Wikka die erste Dienerin von Asmodis und die Anführerin der Hexen. Es gelingt ihr sogar, die vom Geist des Jack the Ripper okkupierte Jane Collins auf ihre Seite zu ziehen und zu einer Hexe auszubilden.
Falls Ihnen der Name Wikka bekannt vorkommen sollte, liegt das möglicherweise daran, dass sich der Name vom altenglischen Wort wicca ableitet, was übersetzt »Hexer« bedeutet. Heute steht der Begriff für eine neureligiöse Bewegung, den sogenannten Wicca-Kult aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, auf den sich noch heute viele moderne Hexen berufen. Auch hier gibt es keine Verbindungen oder Überschneidungen mit satanischen Kulten oder Ritualen. Vielmehr streben die Wicca-Anhängerinnen und -Anhänger nach naturverbundener Spiritualität. Wicca ist eine sogenannte Mysterien-Religion, bei der es um Selbsterkenntnis und innere Transformation geht.
Damit hat »unsere« Wikka nun so gar nichts am Hut. Sie ist durch und durch böse und Asmodis treu ergeben; Grautöne gibt es bei ihr nicht. Selbst dann nicht, als ihr der ominöse Hexenstein das Gesicht zu einer schwarz verkohlten Fratze verbrennt (Band 267 und 268). Schließlich stempelt sie Jane Collins sogar als Verräterin ab und macht Jagd auf sie. Ihr Ende findet sie übrigens auf dem bereits erwähnten Planeten der Magier, wo sie ihr unseliges Dasein an einem Galgen beendet, dessen feurige Schlinge sie verbrennt (Band 310 bis 312).
Lange müssen die Hexen nach Wikkas Tod allerdings nicht auf ihre geistige Führung verzichten, denn noch im selben Jahr (1984) erscheint mit »Hexenküsse« das erste große John-Sinclair-Buch. Darin ermittelt John in einem Mordfall, der ihn zu einem abgelegenen Bordell führt, in dem drei männermordende Hexen auf ihn warten. Diese drei Hexen huldigen Lilith, der Großen Mutter, und die erweist sich als harter Brocken. Lilith wird als Urdämonin eingeführt, die von den Erzengeln aus dem Himmel verbannt und in die Hölle verstoßen wurde. Liliths Beinamen sind daher auch recht aussagekräftig und blumig: »Luzifers Geliebte« oder »erste Hure des Himmels«. Ihr Antlitz ist von engelsgleicher Schönheit, aber ebenso wie das ihres Gefährten von Hochmut und Verachtung geprägt. Neben ihrem weiblichen Körper besitzt sie einen dämonischen Urleib, der dem eines gigantischen Kraken gleicht und aus rötlichem Schleim besteht.
Lilith macht John Sinclair und seinen Freunden bis in die aktuellen Folgen das Leben schwer. Sie steht in direkter Konkurrenz zu Asmodis, was die Herrschaft der Hexen betrifft. Dabei gehen Liliths Ambitionen allerdings noch sehr viel weiter, denn sie will nicht nur die Teufelsbuhlerinnen unter sich vereinen, sondern gleich sämtliche Hexen und generell alles Weibliche. Der Hintergrund der Figur ist überaus vielschichtig. Der jüdischen Mythologie nach war Lilith einst Adams erste Frau, die – ebenso wie er – von Gott aus einem Stück Lehm gefertigt wurde. Lilith aber wollte sich dem Mann nicht unterwerfen und floh aus dem Garten Eden, um Unzucht mit Teufeln zu treiben und Heere von Dämonen zu zeugen. Gott sandte ihr drei Engel hinterher, die sie zurückbringen sollten. Die Drohung: Wenn sie sich weiterhin weigern sollte, würden jeden Tag hundert ihrer Kinder sterben. Die Engel stellten Lilith über dem Roten Meer und drohten, sie zu erschlagen, wenn sie nicht mit ihnen käme. Lilith jedoch behauptete, sie könne nicht sterben und sei dazu geschaffen, kleinen Kindern die Lebenskraft zu rauben, versprach aber, von ihnen abzulassen, sobald sie die Namen der drei Engel oder ihre Abbilder in den Kinderzimmern entdecke.
Es wundert keineswegs, dass der plötzliche Kindstod, so wie viele andere Plagen und Krankheiten auch, bösen Geistern und Dämonen (oder Hexen) zugeschrieben wurden. Bezeichnend ist in diesem Kontext allerdings, dass es sich um eine weibliche Dämonin handelt, die allein deshalb verteufelt wurde, weil sie sich nicht dem Patriarchat unterwerfen wollte …
Woher der Name Lilith stammt, darüber sind sich Forschende im Übrigen ebenso uneins wie über ihre mythologische Herkunft, die im Allgemeinem bis auf die Sumerer zurückgeführt wird. Demnach würde der Name auf den Begriff kiskillillake zurückgehen, was mit »reiner Ort des Windes« übersetzt werden kann. Einige Gelehrte verweisen auf das Wort ardat-lili , mit dem sowohl in der sumerischen als auch der babylonischen Kultur ein weiblicher Dämon bezeichnet wurde, der Männer zum Geschlechtsverkehr zwingt und ihnen die Körpersäfte raubt, ein sogenannter Succubus. Ardat wird dabei allgemein mit »heiratsfähiges Mädchen« übersetzt, lili mit »Geist«.
Weitere Theorien bringen Lilith mit den hebräischen Wörtern für »kreischen« oder »heulen« in Zusammenhang. Oder auch mit dem Begriff layil , was »Nacht« bedeutet.
Fest steht lediglich, dass nichts unversucht gelassen wurde, um Lilith zu einem nächtlichen Schreckgespenst zu machen, zu einer Dämonin, als die sie schlussendlich Eingang in den Sinclair-Kanon gefunden hat. Immerhin beweist sie ein hohes Maß an Raffinesse, denn es gelingt ihr immer wieder, ihre Feinde gegeneinander auszuspielen oder sie vor ihren eigenen Karren zu spannen. So brachte sie beispielsweise John Sinclair dazu, den Engel Metatron zu töten. Dadurch entweihte er den sagenumwobenen Engelstöter, jenes Schwert, mit dem der Erzengel Michael den gefallenen Engel Luzifer aus den himmlischen Gefilden verbannte. Darüber hinaus war Lilith an der Erschaffung von Sinclairs mächtigster Waffe beteiligt, dem von den Erzengeln geweihten Kreuz, das der Prophet Hesekiel in babylonischer Gefangenschaft erschuf.
Lilith ist bis dato die einzige Antagonistin, die den Talisman manipulieren konnte. Mehr dazu in Kapitel 4.
Eine weitere schillernde Figur im Hexenreigen ist Assunga . Eingeführt wird sie als Schattenhexe, die von ihrer eigenen Familie im Keller des St. Mary Krankenhauses in London eingemauert wurde (Band 680). Schließlich wird sie von Mitgliedern der Schattenkirche wiedererweckt und verbündet sich mit Dracula II (Band 699). In Rumänien erbeutet sie einen Zaubermantel, den Lilith aus der Haut eines Schamanen fertigte. Mit dessen Hilfe kann sich Assunga nicht nur von einem Ort der Erde zum anderen teleportieren, sie ist auch imstande, Dimensions- und Zeitreisen zu unternehmen (Band 700 bis 702). Dracula II macht sie schließlich zu einer Vampirhexe. Allerdings ist Assunga durchaus in der Lage, den vampirischen Aspekt zu verbergen und als Schattenhexe in Erscheinung zu treten. Der Charakter ist schon allein deshalb interessant, weil er im Laufe der Serie eine Wandlung von einer Feindin zu einer ambivalenten Figur durchläuft. Mit Liliths Hilfe gelingt es ihr sogar, sich ein eigenes Reich aufzubauen, in dem vor allem die modernen, naturverbundenen Hexen eine Zuflucht finden. Wie ambivalent die Figur wirklich ist, zeigt sich, als Assunga Jane Collins und Justine Cavallo um Hilfe bittet, nachdem Lilith eine Vollstreckerin in das tatsächlich existierende Dorf der Hexen, Burley, in Südengland entsendet hat. Die Große Mutter fordert nämlich den bedingungslosen Gehorsam der Hexen im Kampf gegen ihre Feindin Pandora. Im Falle einer Weigerung soll die Vollstreckerin die Fahnenflüchtigen töten. Das will Assunga natürlich verhindern, also bittet sie Jane und Justine, die Hexen von Burley zu beschützen und die Vollstreckerin unschädlich zu machen (Band 2267).
Wikka und Assunga zeigen sehr eindrücklich, wie sich Figuren und Stereotype im Laufe der Zeit verändern und neue Aspekte mit in die Serie einfließen können.
Doch bei aller Modernität geht die größte Faszination noch immer von den klassischen Hexen und dem damit einhergehenden mittelalterlichen Flair aus – inklusive der Gräueltaten, die durch die Inquisition und die Hexenverfolgungen begangen wurden. Horror wirkt immer dann am stärksten, wenn er einen realen Bezug hat, und leider waren die Verleumdungen, die Folter, die Vergewaltigungen und Hinrichtungen nicht nur äußerst real, sondern auch beispiellos in ihrer Brutalität und Konsequenz. Mit am erschreckendsten ist, dass es praktisch unmöglich war, sich von dem Verdacht, eine Hexe zu sein, reinzuwaschen. Schuld war die Hexenprobe, wie sie beispielsweise in »Das Buch der grausamen Träume« (Band 84) geschildert wird. Das Verfahren diente dazu, herauszufinden, ob es sich bei einer verdächtigen Person tatsächlich um eine Hexe handelte. Die Durchführung konnte durchaus variieren, je nach Landstrich oder Vorlieben des verantwortlichen Inquisitors oder Hexenjägers. Gemeinsam haben sie jedoch alle, dass es für die Befragten keinerlei Entrinnen gab. Im besagten Roman werden Suko und ein weiteres Opfer namens Julia de Fries auf Bretter gebunden und in einen See geworfen. Wären sie untergegangen und ertrunken, wäre ihre Unschuld bewiesen gewesen. Doch sie schwimmen oben, und somit ist für die verblendeten Bewohner des Dörfchens Horlin klar, dass es sich um Hexen handeln muss, die sich entweder durch eigene Zauberkräfte vor dem Tod bewahrt haben oder vom Teufel gerettet wurden. Leider beruht diese Methode auf einem historischen Vorbild.
Es ist übrigens ein Irrglaube, dass die Hexenverfolgung allein ein kirchliches Phänomen war beziehungsweise durch Vertreter der Kirche forciert wurde. Oft waren es gewöhnliche Bürger, die sich gegenseitig beschuldigten oder aber als Hexenjäger verdingten. Um ihre Erfolgsquoten zu erhöhen, waren einige von ihnen äußerst erfinderisch. Zum Beispiel bestimmten sie als ein weiteres Merkmal der Hexen das sogenannte Hexenmal. Das konnte sowohl sichtbar als auch unsichtbar sein. Diagnostizieren konnte man es allein dadurch, dass es weder schmerzte noch blutete, wenn man hineinstach. Mittlerweile weiß man, dass es Stellen des menschlichen Körpers mit geringer Blutungsneigung gibt, die zudem relativ schmerzunempfindlich sind – umso mehr, wenn der durch Folter geschundene Leib unter Schock steht.
Hexenjäger, die nichts dem Zufall überlassen wollten, trugen spezielle Hexenstecher mit hohlen Griffen und einziehbaren Klingen oder Nadeln bei sich, die zurückglitten, sobald sie gegen die Haut stießen. Zu einer Verletzung kam es so natürlich nicht.
Wen wundert es da, dass man für einige der sich rächenden Hexen in den Romanen nicht nur Verständnis hat, sondern sogar Mitleid und Sympathie empfindet? Doch diese Reaktion ist nicht ganz unproblematisch, zumal die Rachepläne in der Regel verspätet umgesetzt werden und nicht die eigentlichen Peiniger treffen, sondern deren mehr oder weniger unschuldige Nachkommen. An dieser Stelle muss John Sinclair natürlich eingreifen. Der Moral, sich zu Lebzeiten so zu verhalten, dass unsere Kinder nicht für unsere Verfehlungen einstehen müssen, tut das jedoch keinen Abbruch.
An dieser Stelle möchte ich auf bestimmte Eigenschaften der Hexen eingehen, die ihnen im Laufe der Jahrhunderte angedichtet wurden. So sollen einige von ihnen ihre Gestalt verändern und sich, wie es bei JOHN SINCLAIR mehrfach geschildert wird, in Vögel – vorzugsweise in Raben oder Eulen – verwandeln können. Letztere ist übrigens das Symboltier für Lilith, nach der sogar eine eigene Art benannt wurde, der im östlichen Mittelmeerraum und im Nahen Osten beheimatete Lilith-Kauz.
Weniger bekannt ist, dass sich Hexen in Hasen verwandeln können und daher auch Hasenfrauen genannt werden. Ein Glaube, der vor allem bei den alten Germanen und Kelten verbreitet war.
Mitunter kommen Tiere aber auch als Begleiter der Hexen vor, besonders nachtaktive Tiere, von denen die Katze das Bekannteste sein dürfte. Im Mittelalter glaubten viele, dass es sich dabei um Dämonen in Tiergestalt handele, die den Hexen vom Satan als Begleiter und Beschützer zur Seite gestellt wurden, was den armen Tieren ein oftmals ebenso grausames Schicksal wie ihren menschlichen Besitzern bescherte. Nach der damals vorherrschenden Überzeugung gab es aber auch Tiere, die dem Bösen trotzten und in der Lage waren, Hexen und sogar Vampire zu entlarven. An erster Stelle stand dabei das Pferd. Um Vampirgräber aufzuspüren, wurde in einigen Gegenden ein nackter Knabe auf einen Schimmel gesetzt und über einen Friedhof geführt. Scheute das Pferd vor einem bestimmten Grab, wurde davon ausgegangen, dass die dort beerdigte Person ein Vampir sein musste. Auch Hexen kommen, so der Mythos, nicht besonders gut mit Pferden aus, weshalb sie lieber auf Besen reiten. Das eiserne Hufeisen bringt in dem Fall nicht nur Glück, es schützt auch vor Hexerei. Eiserne Nägel, in die Fußspur einer Hexe getrieben, verursachen ihr heftige Schmerzen – ein weiterer Grund dafür, zu fliegen und erst gar keine Spuren zu hinterlassen.