Das war keine normale Pistole, sondern eine Sonderanfertigung. Sie besaß einen grünen Griff, eckige Konturen, und all die übrigen Teile, wie Lauf, Schloss, Abzugsbügel, bestanden aus einem sehr wertvollen Metall. Aus Gold.
»Ghoul-Parasiten«
Sie ist mit Abstand die skurrilste Waffe im JOHN -SINCLAIR -Kosmos: die Goldene Pistole. Dabei handelt es sich bei ihr nicht mal um ein Unikat, auch wenn man in die Vergangenheit reisen müsste, um sich noch ein Exemplar zu sichern, denn die Goldene Pistole stammt vom Planeten der Magier. Dort wurde sie von dem Schmied Nathan hergestellt, der auch Karas Goldenes Schwert angefertigt hat. Die Goldene Pistole ist mit einem Schleim gefüllt, der in gasförmiger Form als Todesnebel bekannt ist und eine ähnliche Wirkung auf Mensch, Tier und Dämon hat.
Betätigt man den Abzug, löst sich aus der Mündung ein Schleimpfropf, der sich, sobald er auf einen Körper trifft, in Windeseile in sämtliche Richtung ausbreitet. Hat er das Opfer erst vollständig umhüllt, bläht er sich auf, bis eine Blase entstanden ist, die trotz ihrer hauchdünnen Membran weder mit Klingen noch mit Kugeln oder gar Feuer zerstört werden kann. Selbst Granatbeschuss hält die Blase stand.
Während das Opfer versucht, aus dem Gefängnis zu entkommen, bildet sich an den Innenseiten Schleim, der, entgegen der Schwerkraft, aufwärts fließt und sich über der todgeweihten Person an der Oberseite des Ovals sammelt. Von dort tropft er schließlich auf das Opfer und fängt an, es bei lebendigem Leib zu zersetzen. Bei dem Schleim handelt es sich um eine extrem ätzende Säure, die nur blanke Knochen zurücklässt, genau wie der Todesnebel. Sobald das Opfer vollständig zersetzt wurde, macht sich die Killerblase auf die Suche nach weiterer Beute. Dabei bewegt sie sich auf dünnen, stelzenartigen Beinen vorwärts. Es gibt im Prinzip nur drei Waffen, die in der Lage sind, eine solche Blase zu zerstören: John Sinclairs silbernes Kreuz, Sukos Dämonenpeitsche sowie winzige blaue Pfeile. Letztere können von der Goldenen Pistole abgeschossen werden, denn hinter dem Hauptabzug befindet sich noch ein zweiter, kleinerer Hebel, der auf den ersten Blick nicht zu erkennen ist.
In der Serie kommen zwei dieser Goldenen Pistolen vor. Die erste erbeutet Suko von einem Ghoul, der sich dem Londoner Mafiaboss Logan Costello als Mister X vorstellt (Band 271). Mit dieser Waffe erledigt Suko unter anderem Lupinas Sohn Luparo (Band 273). Erst Shimada, dem Ninja-Dämon, gelingt es, die Goldene Pistole durch die Magie des Fächers der Sonnengöttin Amaterasu einzuschmelzen. Ein tragischer Verlust und eine herbe Niederlage für Suko (Band 283 bis 285).
Zum Glück für das Sinclair-Team erbeutet Bill Conolly eine weitere Goldene Pistole, als es ihn auf den Planeten der Magier verschlägt (Band 310 bis 312). Mit ihr vernichtet er unter anderem Mandraka, den Schwarzblut-Vampir. Da die Waffe jedoch so gefährlich ist (nicht auszudenken, was passieren würde, wenn sie in falsche Hände geriete), setzt er sie nur äußerst selten ein. Die meiste Zeit liegt sie, gut gesichert, in einem Safe in Bills Arbeitszimmer, später im Safe von Scotland Yard.
Kontrovers aufgenommen wurde die Tatsache, dass John Sinclair mit ihr den Schwarzen Tod vernichtete (Band 1387). Abgesehen von der fehlenden Quest, eine passende Waffe zu finden, besteht der Schwarze Tod schließlich bereits aus Knochen und stammt sogar selbst vom Planeten der Magier, wo er dem Höllensumpf entstiegen ist.
Kurz nach der Vernichtung des Schwarzen Tods erklärt Bill Conolly seinem Freund John Sinclair, dass sich in der Goldenen Pistole höchstens noch ein oder zwei Schuss befinden, man also sparsam mit der restlichen Ladung umgehen müsse. Zum Glück klärt der Spuk diese Fehleinschätzung auf. Der Schleim ist in der Lage, sich selbst zu regenerieren, allerdings benötigt er dafür sehr viel Zeit. Immerhin gelingt es Bill vorher noch, den Chaosdrachen Nalzamur mithilfe der Goldenen Pistole zu vernichten (Band 2014 bis 2016).
Doch selbst die Säure vom Planeten der Magier ist nicht allmächtig. So kann sie weder dem Zombie-Pharao (Sonder-Edition Band 120) noch der kugelfesten Russin Chandra etwas anhaben, die von Pandora zu Xorrons Braut gemacht wurde (Band 2261 und 2262).
Eine der beliebtesten Waffen im SINCLAIR -Kosmos ist die Dämonenpeitsche , die mittlerweile untrennbar mit Suko verbunden ist (im übertragenen Sinne natürlich). Sie besitzt einen unterarmlangen, röhrenförmigen Griff, aus dem drei grünbraun schillernde Riemen gleiten, sobald man mit der Öffnung eine kreisförmige Bewegung über dem Boden vollführt. Diese Riemen bestehen aus der Haut des Dämons Nyrana, einem Diener der Großen Alten, der schließlich von Myxin vernichtet wird (Band 211 und 212).
John erbeutet diese Waffe von einer Dienerin des Magiers Myxin, als dieser noch auf der anderen Seite stand und eine Armee aus Nachzehrern aufbauen wollte, die ihn im Kampf gegen den Schwarzen Tod unterstützen sollte (Band 42). Myxin erklärt die Wirkungsweise der Peitsche folgendermaßen:
»Wenn du einen Dämon oder einen Untoten damit schlägst, so vergeht er oder wird in eine andere Dimension geschleudert. Bekommt jedoch ein Mensch die Peitsche zu spüren und ist nicht magisch geschützt, so werden ihm tödliche Verletzungen beigebracht.«
Letzteres ist tatsächlich noch nicht vorgekommen, Dämonen haben eben einen ausgesprochenen Hang zur Übertreibung. Zwar wird Sir James Powell in Band 212 von der Peitsche schwer im Gesicht verletzt, doch dabei handelt es sich um eine magische Fälschung, die John mit dem Kreuz zunichtemacht. Die Behauptung, die Peitsche könne Dämonen in andere Dimensionen schleudern, mag sich auf den Umstand beziehen, dass diese ja nach ihrem »Tod« in das Reich des Spuks eingehen (siehe Kapitel 3), während Untote lediglich zerfallen, da sie ohnehin bloß reanimierte Leichen sind. Trotzdem hat Timothy Stahl dieses Rätsel aufgegriffen. Durch die Augen von Myxin erfährt John Sinclair, dass die Peitsche einst aus vier Riemen bestanden hat, bis einer von ihnen von Myxins damaliger Gefährtin Beela gestohlen und dem Schwarzen Tod überbracht wurde, der ihn an seinen Verbündeten Phorkys, den Vater der Ungeheuer, weitergegeben hat. Dieser stahl dem Drachen Nepreno einst ein Ei, aus dem der Drache Nalzamur schlüpfte, der zu Phorkys’ Brutstätte wurde. Der Schwarze Tod ließ Phorkys gewähren, forderte dafür jedoch einen Gefallen ein. Phorkys sollte für den Schwarzen Tod Dämonen erschaffen, die gegen die Magie der Peitsche immun sind. Zu diesem Zweck überreichte er ihm den gestohlenen Riemen. Der Plan gelang nur zum Teil. Zwar können Phorkys’ Schöpfungen von der Peitsche nicht vernichtet werden, dafür werden sie jedoch in eine andere Dimension geschleudert, die für sie ebenfalls absolut tödlich ist (Band 1974). Mit dessen Tod ist dieser Effekt natürlich hinfällig.
Nachdem John die Dämonenpeitsche zunächst in seinem Einsatzkoffer aufbewahrt, wird sie in einem schleichenden Prozess zu Sukos Hauptwaffe, denn es zeigt sich, dass der Chinese ein wahrer Meister im Umgang mit der Peitsche ist. Immer öfter setzt er die Waffe ein, bis sie für ihn schließlich das wird, was das Kreuz für John ist. Die Dämonenpeitsche ist allein schon deshalb so wertvoll, weil sie im Gegensatz zu dem geweihten Kleinod des Geisterjägers schwarzmagischen Ursprungs und als solche oftmals dort wirksam ist, wo andere Mittel versagen.
Ebenfalls schwarzmagisch ist das Schwert des Dämonenhenkers Destero , das John diesem im Zweikampf abnimmt (Band 154). Lange währt die Freude an dieser Waffe allerdings nicht. Ausgerechnet sein eigener Bumerang zerstört das Schwert, als der Satan mit vier Armen ihn auffängt und auf Bill Conolly schleudert, der die Waffe des Dämonenhenkers zu diesem Zeitpunkt bei sich trägt. Reflexartig versucht der Geisterjäger, den heranwirbelnden Bumerang abzuwehren, mit schwerwiegenden Folgen (Band 224).
Daraufhin bleibt John lange Zeit schwertlos, bis ihm kurz hintereinander gleich zwei magische Klingen in die Hände fallen. Eine davon ist das sagenumworbene Schwert des Salomo, das John während einer Zeitreise von dem weisen Herrscher persönlich überlassen wird (Band 1000 bis 1006). Es ist ein Stück formvollendeter Schmiedekunst, hergestellt vom Schmied des Königs David, Salomos Vater, der angeblich von Jahwe die Anweisung bekommen hat, wie es anzufertigen ist. Die Mitte der Klinge besteht aus Gold, wodurch das Schwert deutlich leichter ist als andere Schwerter dieser Größe.
Das Schwert des Salomo ist sogar imstande, eine magische Symbiose mit dem Kreuz einzugehen. So macht es sich im Kampf gegen den vergessenen Höllenboten Kamuel selbstständig, nachdem John seinen Talisman aktiviert hat, und tötet den gefallenen Engel (Sonder-Edition Band 214).
Erst als der Täufer, unter dessen Kutte sich der verstoßene Erzdämon Abraxas verbirgt, versucht, John Sinclair mit dem Schwert zu töten, explodiert es in seinen Händen (Band 2016).
Geblieben ist ihm Kusanagi-no-tsurugi , das Schwert der japanischen Sonnengöttin Amaterasu, das in einer steinernen Pyramide in der Arktis von ihrem Bruder, dem Mondgott Tsukiyomi, bewacht wurde. Der Name lautet übersetzt »das Schwert, das das Gras bezähmt«, wobei es sich keineswegs um eine Erfindung von Jason Dark handelt (Sonder-Edition 101).
Der japanischen Mythologie zufolge entdeckte es Amaterasus Bruder, der Sturm- und Meeresgott Susanoo, nachdem er den Drachen Koshi getötet hatte, in dessen Schwanz und schenkte es seiner Schwester. Als Susanoo jedoch Amaterasus Reisfelder verwüstete und den Himmel beschmutzte, zog sie sich verärgert in ihre Höhle zurück.
Bei Jason Dark ist damit wohl die Dunkelwelt gemeint, in der Amaterasu noch immer auf ihre Befreiung wartet, denn in der Serie ist ihr Exil keineswegs freiwilliger Natur.
Das Schwert Kusanagi geht zunächst in den Besitz des türkischen Ninjas Yakup Yalcinkaya über, der mit ihm den Ninja-Dämon Shimada tötet (Band 978). Wenig später findet John seinen Freund Yakup mit eben diesem Schwert aufgespießt auf seinem Wohnzimmertisch liegend (Band 980) vor. John nimmt das Schwert an sich, das seitdem in den Tresoren von Scotland Yard schlummert. Aufgrund seiner Größe wird es nur selten eingesetzt. Dennoch leistet es dem Sinclair-Team gute Dienste, als sie es mit einem japanischen Rachegeist, einem Inugami, zu tun bekommen (Band 2019, 2064, 2161, 2162).
Außer dem Schwert gehören noch die Krone der Ninja und die heilenden Handschuhe des Drachengottes zum Erbe von Yakup. Bei Ersterer handelt es sich um eine Tarnkappe, bestehend aus zwei eisernen Rundbögen, die sich in der Mitte treffen. Wer sie trägt, wird unsichtbar. Auch sie fristet ihr Dasein mittlerweile in den Tresoren von Scotland Yard und wird noch seltener eingesetzt als das Schwert. Das liegt vor allem daran, dass der Dämon Kataya Macht über die Krone hat und jeden tötet, der ihrer in seinen Augen unwürdig ist. Einzig die Tatsache, dass er Shao als seine Geliebte betrachtet, hat John und seine Freunde bislang vor Schlimmerem bewahrt.
Was die Fähigkeiten der heilenden Handschuhe betrifft, so dürfte die Bezeichnung wohl schon das meiste verraten. Über ihre heilenden Eigenschaften hinaus besitzen sie jedoch noch eine andere, überaus nützliche Eigenschaft, denn sie verstärken die Kampfkraft des Trägers um ein Vielfaches. Nur darf dieser seinen Gegner nicht töten, dann würden die Handschuhe nämlich ihre Kräfte verlieren (Band 486 und 487). Ein weiterer Nachteil ist, dass sie nur oberflächliche Fleischwunden heilen. Bei einer Schusswunde oder inneren Verletzungen wird dringend empfohlen, schnellstmöglich einen Arzt aufzusuchen.
Die Handschuhe befinden sich mittlerweile in Sukos Besitz, ebenso wie ein weiteres Artefakt, das streng genommen aber keine Waffe darstellt. Es handelt sich um den Stab des Buddha , den er von dem Abt Brahdana in Kathmandu/Nepal überreicht bekommt. Aus welchem Material der Stab besteht, ist nicht bekannt. Jedenfalls ist er bleistiftdünn, und seine Farbe changiert zwischen einem dunklen Grün und einem tiefen Braun. Der Stab ist von haarfeinen, spiralförmigen Linien durchzogen (Sonder-Edition Band 2). Sobald Suko das magische Wort »TOPAR « ruft, erstarren sämtliche sich in Hörweite befindlichen Lebewesen für die Dauer von fünf Sekunden. In dieser Zeit darf Suko alles tun, um das Blatt zu seinen Gunsten zu wenden, Gegner kampfunfähig zu machen oder zu entwaffnen. Auf keinen Fall darf er sie aber töten, denn dann würde es dem Stab genauso ergehen wie den heilenden Handschuhen: Er würde seine Kraft verlieren. Dies geschieht auch tatsächlich, als ihm der Stab entwendet und bei einem Bankraub eingesetzt wird (Band 672 und 673), woraufhin Suko seinen persönlichen Gang nach Canossa antreten muss, um vom Geist des großen Buddha die Kraft des Stabs zurückzuerbitten (Band 678).
Natürlich gibt es noch zahlreiche andere magische Waffen und Artefakte, doch sie alle aufzuzählen würde den Rahmen dieses Buches sprengen. Auf einige davon wird jedoch im folgenden Kapitel eingegangen, in dem wir uns die wichtigsten Reiche und Dimensionen anschauen, die bei JOHN SINCLAIR eine Rolle spielen und der Serie einen Hauch von Fantasy verleihen.