ZWEI

Die Herrscher und die Beherrschten

Dieser wahrscheinlich von Powhatan getragene Hirschledermantel war Mitte des 17. Jahrhunderts in einem Museum in Oxford in England zu sehen.

SIE HÄUTETEN DEN HIRSCH MIT STEINMESSERN und entfernten die noch am Fell haftenden Fleisch- und Fettreste mit einem Rippenknochen. Sie weichten die Felle in einem Gemisch aus Holzasche und Maisbrei ein und spannten sie auf einen Holzrahmen, bevor sie die einzelnen Stücke mit aus Sehnen gedrehten Fäden zusammennähten. Diese zusammengenähten und gegerbten Felle verzierten sie dann noch mit Hunderten von winzigen entleerten und getrockneten Häusern von Meeresschnecken. Das Muster, das sich aus diesen Schneckenhäusern ergab, zeigte einen Menschen in einem Feld mit 34 Kreisen, der von einem Hirsch mit weißem Schwanz und einem Puma flankiert wird.

Dieser Mann war ihr Herrscher, die Tiere waren seine Geister, und die Kreise standen für die Dörfer, über die er herrschte. Einer seiner Namen war Wahunsunacock, aber die Engländer nannten ihn Powhatan. Er trug das Hirschleder vielleicht als Mantel; vielleicht benutzte er das Kleidungsstück auch, um damit seine Vorfahren zu ehren. Er überreichte es den Engländern vielleicht im Jahr 1608, als deren König Jakob ihm einen scharlachroten Mantel als Geschenk überbringen ließ – einen Mantel als Gegengabe für einen anderen. Oder die Engländer stahlen ihn vielleicht. Irgendjemand brachte den Mantel dann irgendwie auf einem Schiff nach England. Ein Engländer, der ihn 1638 in einem englischen Museum sah, nannte den mit Sehnenfäden zusammengenähten und mit Schneckenhäusern geschmückten Hirschfellmantel «die Robe des Königs von Virginia». Wenn dies Powhatans Mantel war, so diente er zugleich auch als Landkarte seines Königreichs.[1]

Die Engländer bezeichneten Powhatan mit diplomatischer Rücksichtnahme als «König», aber es war der König von England, der den Titel eines Königs von Virginia für sich beanspruchte: Jakob betrachtete Powhatan als einen seiner Untertanen. Die Beschaffenheit und die Geschichte der Reiche dieser beiden Könige wirft ein Schlaglicht auf Fragen, mit denen die englischen Kolonisten mehr als eineinhalb Jahrhunderte lang ringen sollten: Wer herrscht – und mit welchem Recht?

Powhatan wurde um 1545 geboren. Mit dem Tod seines Vaters erbte er die Herrschaft über sechs benachbarte Völker; in den 1590er Jahren hatte er mit der Erweiterung seines Herrschaftsbereiches begonnen. Jakob wurde im Jahr 1566 auf der anderen Seite des Ozeans geboren; im darauffolgenden Jahr wurde er, nachdem seine Mutter zur Abdankung gezwungen worden war, König von Schottland. 1603 wurde er nach dem Tod seiner Cousine Elisabeth zum König von England gekrönt. Die Trennung der Church of England von der römischen Kirche hatte die Stellung der englischen Monarchie gestärkt, weil der König dem Papst keine Rechenschaft mehr schuldig war. Jakob war der Ansicht, dass er, wie der Papst selbst, durch Gottes Gnade auf den Herrscherthron gelangt war. «Und zu bezweifeln, was Gott tun darf, ist Blasphemie», schrieb er in einer Abhandlung mit dem Titel The True Law of Free Monarchies, «ebenso ist es Aufruhr von Seiten der Untertanen, zu bestreiten, was ein König tun darf» – als wäre er beides: unfehlbar und über jedes Gesetz erhaben.[2]

Jakob, ein König, der wie ein Papst auftrat, zeigte sich in der Frage der Gründung einer Kolonie in der Neuen Welt entschlossener, als es Elisabeth gewesen war. 1606 stellte er einen Freibrief aus, mit dem er einem Zusammenschluss von Männern die Erlaubnis gab, sich «in dem gemeinhin Virginia genannten Teil Amerikas» niederzulassen, auf Land, das er selbst als sein Eigentum beanspruchte, weil, wie im Freibrief ausgeführt wird, diese Ländereien «gegenwärtig nicht von irgendeinem anderen christlichen Herrscher oder Volk in Besitz gehalten werden» und die Eingeborenen «noch in Finsternis leben», was so viel bedeutete wie: Sie kannten Jesus Christus nicht.[3]

Im Unterschied zu den Spaniern, die sich auf den Weg machten, um zu erobern, waren die Engländer entschlossen, als Siedler zu bleiben, weshalb sie zunächst mit Powhatan Handel trieben, anstatt Krieg gegen ihn zu führen. Jakob räumte den Siedlern der Kolonie das Recht ein, «nach allen Arten von Gold-, Silber- und Kupfervorkommen … zu graben, zu schürfen und zu suchen», also genau die Art von Initiative zu zeigen, die auch die Spanier angetrieben hatte, aber er forderte die Siedler auch dazu auf, die Eingeborenen zum Christentum zu bekehren. Er begründete das damit, dass «durch die Verbreitung der christlichen Religion unter Menschen, die … in trauriger Unkenntnis der wahren Weisheit und Gottfurcht leben», die Engländer und Schotten «im Laufe der Zeit die Ungläubigen und Wilden, die in jenen Gebieten wohnen, menschlicher Gesittung und einer geregelten und ruhigen Regierung zuführen» können.[4] Sie beabsichtigten, nicht die Tyrannei, sondern die Freiheit zu bringen, betonte der König.

Jakobs Freibrief ist, wie Powhatans Hirschledermantel, auch eine Art Landkarte. (Das englische Wort «charter» hat die gleiche lateinische Wurzel wie «chart», das so viel wie «Karte» bedeutet.) Mit seinem Freibrief vergab Jakob Land an zwei Unternehmen, an die Virginia Company und die Plymouth Company. «Wir möchten ihnen Unsere Ermächtigung gewähren, … Wohnsitz zu nehmen, Pflanzungen anzulegen und eine Kolonie … zu errichten …, an jeglicher Stelle an der besagten Küste von Virginia oder Amerika, die sie für geeignet und richtig halten.»[5] Das hier mit «Virginia» bezeichnete Gebiet erstreckte sich damals vom heutigen South Carolina bis nach Kanada: England beanspruchte das gesamte Gebiet für sich.

Das englische Kolonialreich war von anderer Art als die Besitzungen Spaniens oder Frankreichs. Katholiken konnten allein durch den Taufakt Bekehrungen vornehmen, aber von Protestanten wurde erwartet, dass sie Konvertiten in der Lektüre der Bibel unterwiesen. Das verlangte nach festen Siedlungen, Familien, Gemeinden, Schulen und Kirchen. Englands Kolonialreich sollte außerdem maritim sein – die Marine war seine stärkste Kraft. Es sollte ein Handelsimperium sein. Und was von größter Bedeutung für den Weg der Nation war, die sich aus diesen Ansiedlungen entwickeln sollte: Ihre Kolonisten sollten keine Vasallen sein, sondern freie Männer, denen ihre «englischen Freiheiten» garantiert wurden.[6]

Jakobs Kolonisten, die so weit von ihrem König entfernt lebten, sollten zwar seine Untertanen bleiben, aber sich selbst regieren. Der Freibrief von 1606 verfügte, dass der König in England einen dreizehn Personen zählenden Rat zur Beaufsichtigung der Kolonien einsetzen werde, die Siedler aber vor Ort einen eigenen dreizehnköpfigen Rat bilden sollten, «der alle Angelegenheiten und Rechtssachen … entscheiden und regeln soll». Der wichtigste Punkt war, dass die Kolonisten alle ihre Rechte als englische Untertanen behalten würden, als ob sie England niemals verlassen hätten. Wenn der König mit seiner Garantie der englischen Freiheiten, Vorrechte und Privilegien meinte, dass ihnen all diese auch im Fall einer Rückkehr nach England zustünden, dann verstanden die Kolonisten dies letztlich so, dass all dies auch in den Kolonien selbst garantiert war, als eine unmittelbar mit ihrer Person verbundene Freiheit.[7]

Die Engländer gründeten im Lauf des 17. und des frühen 18. Jahrhunderts mehr als zwei Dutzend Kolonien, sie schufen ein aus der Seefahrt entstandenes Reich von Küstenorten, das von den Fischereihäfen Neufundlands bis zu den Reisfeldern von Georgia und in der Karibik von Jamaika und Antigua bis zu den Bermudas und nach Barbados reichte. Die Idee der englischen Freiheiten für englische Untertanen wurde, ausgehend vom Freibrief für Virginia, auf amerikanischen Boden übertragen und mit ihr zugleich der Herrschaftsanspruch des Königs, ein Anspruch, der auf der Vorstellung beruhte, dass Menschen wie Powhatan und sein Volk in Unwissenheit und ohne Regierung dahinlebten, ungeachtet der Tatsache, dass die Engländer ihre Herrscher als Könige bezeichneten.

Dennoch stand Englands eigene politische Ordnung kurz vor einem Umsturz. In der Anfangszeit der englischen Kolonisation glaubten die Untertanen des Königs auf beiden Seiten des Ozeans, dass die Menschen ungleich erschaffen worden seien und Gott ihrem König das Recht verliehen habe, über sie zu herrschen. Das waren ihre alten Wahrheiten. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts sollte John Locke, der eine amerikanische Genesis imaginierte und sich bei der christlichen Theologie bediente, den Gedanken äußern, dass alle Menschen sich «von Natur aus» in einem «Zustand der Gleichheit» befinden, «in dem alle Macht und Rechtsprechung wechselseitig sind, da niemand mehr besitzt als ein anderer», wobei sie «dem Größten gleich und niemandem untertan»[8] seien. 1776 stimmten viele Untertanen des Königs in vielen seiner Kolonien mit dieser Ansicht so vollständig überein, dass sie Thomas Paines «reine Wahrheit» akzeptierten, «alle Menschen» seien «ursprünglich gleich» gewesen, und nichts sei absurder als die Vorstellung, Gott habe einer Person und ihren Nachkommen das Recht gegeben, über alle anderen zu herrschen. «Die Natur selbst missbilligt es», insistierte Paine, «sonst würde sie es nicht so oft lächerlich machen, indem sie der Menschheit einen Esel anstelle eines Löwen schenkt.»[9] Solche Gedanken wurden ihre neuen Wahrheiten.

Was war geschehen in der Zeit, die zwischen dem Freibrief für Virginia und der Unabhängigkeitserklärung vergangen war, das so viele Menschen davon überzeugt hatte, dass alle Menschen gleich geschaffen sind und Regierungen ihre rechtmäßige Autorität aus der Zustimmung der Regierten herleiten? Die Antwort liegt in Artefakten, die so verschieden sind wie ein Hirschledermantel und eine scharlachrote Robe, und sie findet sich an Orten, die so weit voneinander entfernt sind wie die Ruinen uralter Schlösser und die Laderäume von Sklavenschiffen. Und an beiden hört man schmiedeeiserne Ketten rasseln.

I

DER ERSTE FREIBRIEF FÜR VIRGINIA wurde in der Schreibstube des Kronanwalts Edward Coke verfasst, eines griesgrämigen Mannes mit einem spitzen Kinn, einem systematisch arbeitenden Verstand und einer losen Zunge. Coke, der selbst in die Virginia Company investierte, war der führende Theoretiker des englischen Common Law, des Bestandes ungeschriebener Gesetze, der durch Brauchtum und Fallgeschichten im Lauf von Jahrhunderten zusammengekommen war und auf den Coke die Grundsätze des Rationalismus anzuwenden suchte. «Vernunft ist das Leben des Rechts», schrieb Coke, und «das Common Law selbst ist nichts anderes als Vernunft». Im Alter von 37 Jahren wurde Coke 1589 Parlamentsabgeordneter. Fünf Jahre später ernannte ihn Elisabeth zum Kronanwalt. Im Jahr 1603, nachdem Jakob Sir Walter Raleigh in den Londoner Tower geworfen hatte, klagte Coke den Gefangenen des Hochverrats an, einer Verschwörung gegen den König. «Du Viper», geißelte Coke Raleigh vor Gericht, «du hast ein englisches Gesicht, aber ein spanisches Herz.» Raleigh schmachtete dreizehn Jahre lang im Gefängnis und schrieb dort seine Geschichte der Welt, bis er schließlich enthauptet wurde. Unterdessen ermöglichte seine Verurteilung eine Neuvergabe des Rechts, Virginia zu besiedeln – ein Recht, das Elisabeth Raleigh zugesprochen hatte –, durch Jakob und unter Cokes wachsamem Auge. Jakob ernannte Edward Coke zwei Monate nach der Ausgabe des Freibriefs für die Kolonie zum obersten Richter am Court of Common Pleas.[10]

Für die Besiedlung der neuen Kolonie warb die Virginia Company Männer an, die entschlossen waren, ein eigenes Vermögen zu erwerben, und hinzu kamen Soldaten, die in Englands Religionskriegen gegen Katholiken und Muslime gekämpft hatten. Der kräftig gebaute und furchtlose, gerade 26 Jahre alte John Smith hatte bereits in Frankreich und den Niederlanden gegen die Spanier und mit der österreichischen Armee in Ungarn gegen die Türken gekämpft. Von Muslimen gefangengenommen, war er in die Sklaverei verkauft worden, aber entkommen. Auf seinem Wappen war neben drei Türkenköpfen auch sein Motto festgehalten, vincere est vivere: zu siegen heißt zu leben.[11] George Sandys, der Schatzmeister von Virginia, war auf einem Kamel nach Jerusalem gereist und hatte ausführlich über den Islam geschrieben; William Strachey, der Sekretär der Kolonie, war bis nach Istanbul gelangt. Diese Männer und die hinter ihnen stehenden Investoren wollten, ganz nach spanischem Vorbild, eine Kolonie in der Neuen Welt gründen, um dort nach Gold zu suchen, mit dem sich Kriege für den Sieg über die Muslime in der Alten Welt finanzieren ließen, auch wenn sie gelobten, den Eingeborenen in Amerika keine «spanischen Grausamkeiten» zuzufügen.[12]

Im Dezember 1606 gingen 105 Engländer – nur Männer, keine Frauen – an Bord von drei Schiffen, und mit sich führten sie eine Kiste, in der sich eine Liste mit den Namen der Männer befand, die von der Virginia Company mit der Verwaltung der Kolonie beauftragt waren. Diese Kiste durfte «nicht geöffnet werden …, noch dürfen die Verwalter bekannt sein, bis sie in Virginia eingetroffen sind». Smith wurde auf dieser Reise unter Deck verbannt, gefesselt und in Ketten gelegt, weil man ihn beschuldigte, eine Meuterei zu planen, um «sich selbst zum König zu machen».[13] Als die Expedition schließlich im Mai 1607 am Ufer eines brackigen, nach dem König benannten Flusses anlandete, öffnete man den Behälter, nur um festzustellen, dass Smith, zu diesem Zeitpunkt immer noch ein Gefangener, auf der Liste stand.[14] Man nahm ihm die Ketten ab.

Was auch immer sich die Händler der Virginia Company unter einer «ruhigen Regierung» vorgestellt haben mochten: Die Kolonisten erwiesen sich als unregierbar. Sie errichteten ein Fort und gingen auf die Suche nach Gold. Aber eine Gruppe von Soldaten und Gentlemenglücksrittern erwies sich als unwillig, als es darum ging, Ackerland zu roden und Feldfrüchte zu säen und zu ernten; stattdessen stahlen die Siedler Nahrungsmittel von Powhatans Leuten und bedienten sich an deren Vorräten an Mais und Bohnen. Der davon angewiderte Smith beschwerte sich darüber, dass die Company nur die schlimmsten Taugenichtse als Siedler entsandt habe. Er zählte nur einen Zimmermann, zwei Schmiede und einen Haufen Lakaien und schrieb den Rest ab als «Gentlemen, Händler, Dienstboten, zügellose Personen, Leute dieser Art, die sich zehnmal besser dafür eignen, ein Gemeinwesen zu verderben, als eines zu gründen oder bei dessen Erhaltung mitzuhelfen».[15]

Smith, der zum Gouverneur der Kolonie gewählt worden war, stellte 1608 eine Regel auf: «Wer nicht arbeitet, der soll auch nicht essen.»[16] Als diplomatischen Schachzug inszenierte er eine anspruchsvolle Krönungszeremonie, bei der Powhatan zum «König» ausgerufen wurde und von Smith den von Jakob geschickten Purpurumhang umgehängt bekam. Was diese Geste für Powhatan bedeutete, wissen wir nicht, die Engländer jedenfalls betrachteten sie als Ausdruck ihrer eigenen Souveränität und betonten, Powhatan habe sich, indem er diese Geschenke annahm, der Herrschaft Englands unterworfen: «Powhatan, ihr oberster Herrscher, empfing freiwillig eine Krone und ein Zepter, unter vollständiger Anerkennung von Pflicht und Unterwerfung.»[17] Die Engländer hungerten dennoch und überfielen weiterhin die Dörfer der Indianer. Die Kolonisten rebellierten im Herbst 1609 – ein Vorgeschmack auf zahlreiche Revolten, die noch folgen sollten –, schickten Smith nach England zurück und erklärten, er habe Virginia unter seiner Führung zu «einem Elend, einer Ruine, einem Tod, einer Hölle» gemacht.[18]

Die wahre Hölle sollte erst noch kommen. Im Winter 1609/10 schrumpften die Reihen von fünfhundert Kolonisten, die als Bauern, Fischer oder Jäger gescheitert waren und kaum Erfolge zu verzeichnen hatten, es sei denn in der Kunst, sich ihre Nachbarn zu Feinden zu machen, auf sechzig. «Viele sind durch den extremen Hunger so abgemagert, dass sie, wenn sie sich von ihren Lagern erheben, wie Skelette aussehen, und sie rufen: Wir sind ausgehungert, wir sind ausgehungert», schrieb George Percy, der Vizegouverneur der Kolonie und achte Sohn des Earls von Northumberland, und berichtete weiter: «Einer aus unserer Kolonie ermordete seine Frau, riss das Kind aus ihrem Schoß, warf es in den Fluss und hackte danach die Mutter in Stücke und salzte sie, um sie zu essen.»[19] Sie aßen einander auf.

Die Nachricht von den schlimmen Zuständen erreichte schon bald England. Sie versetzte die Menschen in helle Aufregung, wie fast alles, was von jenseits des Ozeans berichtet wurde. Der Philosoph Thomas Hobbes, der zu den Aktionären der Virginia Company gehörte, verfolgte den Abstieg der Kolonie in die Anarchie mit mehr als nur vorübergehendem Interesse. Die Eingeborenen erhoben sich 1622, vier Jahre nach Powhatans Tod, bei einem Aufstand, mit dem sie die Engländer von ihrem Land zu vertreiben versuchten und Hunderte der neuen Einwanderer in Auseinandersetzungen töteten, die von den Engländern als «Massaker von Virginia» bezeichnet wurden. Hobbes, der an einer Theorie zu den Ursprüngen von Staat und Gesellschaft arbeitete, dachte über die Gewaltausbrüche in Virginia nach. «Die wilden Völker in vielen Teilen Amerikas haben … überhaupt keine Regierung und leben bis auf den heutigen Tag in jener vertierten Weise», sollte er später in Leviathan schreiben, einer Abhandlung, in der er zu der Schlussfolgerung kam, dass der Naturzustand ein Kriegszustand sei, ein Zustand eines «Krieges eines jeden gegen jeden».[20]

Wundersamerweise erholte sich die Kolonie wieder. Ihre Bevölkerung wuchs, und ihre Wirtschaft blühte durch eine neue Nutzpflanze auf, den Tabak, eine Pflanze, die es nur in der Neuen Welt gab und die von den Eingeborenen schon seit langer Zeit angebaut wurde.[21] Mit dem Tabak kam die Aussicht auf Gewinn und eine neue politische und wirtschaftliche Ordnung: Die Kolonisten regierten sich selbst, und sie herrschten über andere. Im Juli 1619 kamen 22 englische Kolonisten, zwei Männer aus jedem der elf Teile der Kolonie, zu einer gesetzgebenden Körperschaft zusammen, im House of Burgesses, dem ersten Selbstverwaltungsorgan der Kolonien. Einen Monat später trafen 20 Afrikaner in Virginia ein, die ersten Sklaven in Britisch-Amerika, Kimbundu sprechende Menschen aus dem Königreich Ndongo, in Gefangenschaft geraten bei Raubzügen, die der Gouverneur von Angola angeordnet hatte. Man hatte sie bis zur Küste marschieren lassen und dort an Bord des portugiesischen Sklavenschiffs São João Bautista gebracht, das nach Neuspanien segeln sollte. Auf hoher See attackierte die White Lion, ein aus der Kolonie Neu-Niederlande kommender englischer Freibeuter, die São João Bautista, übernahm als Teil der Beute auch alle 20 Sklaven und verschleppte sie nach Virginia, um sie dort zu verkaufen.[22]

20 Engländer wurden ins House of Burgesses gewählt. 20 Afrikaner wurden ins Haus der Sklaverei gezwungen. Im amerikanischen Buch Genesis begann ein weiteres Kapitel: Freiheit und Sklaverei wurden zum amerikanischen Brüderpaar Abel und Kain.

II

DIE WELLEN, DIE GEGEN SCHIFFSRÜMPFE klatschten, klangen wie dumpf dröhnende Trommeln. Mütter wiegten Kinder in den Schlaf, während Männer klagten und traurige Lieder sangen. «Es kommt häufig vor, dass die Neger, wenn sie von Europäern gekauft werden, in einen Zustand der Raserei verfallen», schrieb ein Sklavenhändler. «Viele von ihnen sterben in diesem Zustand.» Andere nahmen sich das Leben, indem sie über Bord sprangen, manche davon in der Hoffnung, das Meer werde sie zu ihren Vorfahren tragen.[23]

Die Engländer, die den Atlantik überquerten, erduldeten die mit der Reise verbundenen Strapazen unter völlig anderen Begleitumständen, aber die Gefahren der Schiffspassage hinterließen auch bei ihnen Spuren und schlugen sich in Erinnerungen und Geschichten ebenso nieder wie in den Bindungen zueinander. Im Sommer 1620, ein Jahr, nachdem die White Lion vor der Küste Virginias erschienen war, ankerte das Handelsschiff Mayflower, ein dreimastiger 180-Tonnen-Segler, im Hafen von Plymouth vor der Mündung des Plym. Das Schiff nahm bald darauf seine Passagiere auf, rund 60 Abenteurer, davon 41 Männer – «Dissenters», Abweichler von den Lehren der Church of England –, die von ihren Frauen, Kindern und Dienstboten begleitet wurden. William Bradford, der Chronist der Dissenters, bezeichnete sie als «Pilger».[24]

Bradford, der später Gouverneur der von den Dissenters gegründeten Kolonie werden sollte, wurde auch ihr maßgeblicher Historiker. Er schrieb nach eigener Einschätzung «in einem schlichten Stil», «bei dem es nur auf die einfache Wahrheit ankam, die in allen Dingen liegt». Bradford berichtete, wie die «Pilger» zehn Jahre zuvor England in Richtung Holland verlassen hatten, um sich in Leiden niederzulassen, einer Universitätsstadt, die für Gelehrsamkeit und religiöse Toleranz bekannt war. Nach zehn Jahren im Exil hatte die Gruppe beschlossen, an einem anderen Ort einen Neuanfang zu versuchen. «Der Ort, an den sie gedacht hatten, war eines dieser riesigen und menschenleeren Länder in Amerika», schrieb Bradford, «die fruchtbar und für die Besiedlung geeignet sind, denen es aber an zivilisierten Bewohnern fehlt, weil es dort nur wilde und grausame Menschen gibt, die das Land durchstreifen und sich darin kaum von den wilden Tieren dort unterscheiden». Sie fürchteten sich zwar vor den Gefahren der Reise, vertrauten aber auf einen gnädigen Gott und setzten die Segel mit dem Ziel Virginia. «Alle waren auf einem Schiff vereint und stachen bei günstigem Wind abermals in See», schrieb Bradford.

Während der gefährlichen, 66 Tage dauernden Reise über den, wie Bradford es ausdrückte, «gewaltigen und stürmischen Ozean» wurde ein Mann über Bord gespült, nur ein rasch ergriffenes Fall rettete ihn. Das Schiff leckte. Ein Deckbalken ging entzwei, und einer der Masten bog sich so stark, dass er fast zerbrach. Zwei Tage lang blies der Sturmwind so heftig, dass alles an Bord, Passagiere und Besatzung, unter Deck Schutz suchen musste und sich unter dem Balkenwerk zusammendrängte. Als der Sturm nachließ, kalfaterte die Besatzung die Decks, verstärkte die Masten und hisste die Segel aufs Neue. Elizabeth Hopkins brachte im schwankenden Schiff ein Kind zur Welt; sie gab ihrem Sohn den Namen Oceanus. Das Schiff kam durch den Sturm weit vom Kurs ab und ging nicht in Virginia, sondern vor der windumtosten Küste von Cape Cod vor Anker. Die Pilger, die sich nicht mehr den Launen des Ozeans aussetzen wollten, ruderten an Land, um eine Neugründung zu wagen, von der sie hofften, dass sie ein neues und besseres England werden würde, ein neuer Anfang. Und dennoch, schrieb Bradford, «was bekamen sie dort zu sehen, außer einer scheußlichen und einsamen Wildnis voller wilder Tiere und wilder Menschen»? Sie fielen auf die Knie und priesen Gott dafür, dass sie am Leben waren. Am Tag ihrer Ankunft, nachdem sie, mit Bradfords Worten, ein «Meer der Sorgen» in einem Schiff überquert hatten, das sie sich als Staatsschiff vorstellten – der gesamte Volkskörper, versammelt in einem Schiff –, unterzeichneten sie ein Dokument, in dem sie gelobten, sich «feierlich … zu einem bürgerlichen Gemeinwesen («civil body politic») … zu verbinden».[25] Sie tauften ihre Übereinkunft nach dem Namen ihres Schiffs. Sie nannten sie den Mayflower-Vertrag.

Die Menschen, die Virginia besiedelten, hatten vom König eine Charter erhalten. Aber die Männer, Frauen und Kinder, die sich an einem Ort niederließen, den sie Neuengland nannten, besaßen keinen solchen Freibrief; sie waren vor dem König geflohen, weil sie sich gegen seine Herrschaft auflehnten. Religiöses Dissidententum war im England des 17. Jahrhunderts auch eine Form von politischem Dissidententum. Das konnte mit Gefängnishaft und Hinrichtung bestraft werden. Aber Jakobs Königtum von Gottes Gnaden wurde nicht allein von den Dissenters infrage gestellt, die vor seiner Herrschaft flohen, es wurde auch im Sitzungssaal des Parlaments hinterfragt. Der Kampf zwischen König und Parlament sollte Zehntausende weitere Exilanten über den gewaltigen und stürmischen Ozean treiben, Menschen, die in den Kolonien nach politischer Freiheit strebten. Er sollte auch einen tief sitzenden und anhaltenden Widerspruchsgeist gegen jede Art von Willkürherrschaft befeuern.

Die Dissenters kämpften in ihrem ersten Winter in Neuengland in einer Siedlung, der sie den Namen Plymouth gegeben hatten, noch ums blanke Überleben, als Parlamentsabgeordnete erstmals die Tradition kritisierten, nach der das Parlament nur zusammenkam, wenn es vom König einberufen wurde. Edward Coke, der sich nach Raleighs Enthauptung 1618 zu Jakobs scharfsinnigstem Gegner entwickelt hatte, erklärte 1621, das Parlament habe das Recht, über alle das Commonwealth betreffenden Angelegenheiten zu debattieren. Der König ließ Coke verhaften, hielt ihn im Tower of London gefangen und löste das Parlament auf. Raleigh hatte während seines Gefängnisaufenthalts eine Geschichte der Welt geschrieben. Coke sollte eine Geschichte des Rechts schreiben.

Für sein Plädoyer gegen den König entstaubte Coke ein Exemplar eines jahrhundertealten und nahezu völlig vergessenen juristischen Dokuments. Man kannte es unter dem Namen Magna Carta, und in diesem Dokument hatte König Johann im Jahr 1215 seinen Baronen zugesichert, dass er die «Gesetze des Landes» befolgen werde. Die Magna Carta war längst nicht so bedeutend, wie sie von Coke gemacht wurde, aber indem er auf ihre Bedeutung verwies, wurde sie auch bedeutend, und das nicht nur für die englische, sondern auch für die amerikanische Geschichte. Er verband auf diese Weise das politische Schicksal aller Bewohner der englischen Kolonien mit den seltsamen Taten eines sehr schlechten mittelalterlichen Königs.

Der 1166 geborene König Johann war der jüngste Sohn von Heinrich II. Als junger Mann war er von Ranulf de Glanville unterrichtet worden, dem Justiziar (leitenden Minister) seines Vaters, der sich der Aufgabe verschrieben hatte, einen der frühesten Kommentare zum englischen Recht zu verfassen. Darin hatte er sich unter anderem mit der recht heiklen Frage beschäftigt, ob ein Gesetz als Gesetz gelten konnte, wenn es noch nie von irgendjemandem schriftlich festgehalten worden war.[26] Es sei «völlig unmöglich, die Gesetze und Bestimmungen des Reiches auf die Schriftform zu reduzieren», räumte Glanville ein. Daraus folge, dass ungeschriebene Gesetze dennoch Gesetze seien; sie seien ein Bestand von Bräuchen und Traditionen, der in seiner Gesamtheit das «Common Law» ausmache.[27]

Die Grübeleien hatten Glanville zu einer weiteren und noch brisanteren Frage geführt: Wenn das Gesetz niemals niedergeschrieben wurde, und selbst, wenn das geschah, durch welches Argument oder welchen Zwang kann ein König dazu genötigt werden, es zu befolgen? Könige hatten seit dem 6. Jahrhundert vor Christus auf ihrem Recht zu herrschen bestanden, und zwar in schriftlicher Form.[28] Und zumindest seit dem 9. Jahrhundert christlicher Zeitrechnung hatten sie sich selbst durch Eidesleistung zur Ausübung von Gerechtigkeit verpflichtet.[29] Heinrich I., der Sohn Wilhelms des Eroberers, hatte im Jahr 1100 in der Charter of Liberties versprochen, «all die schlimmen Missbräuche abzuschaffen, durch die das Königreich England auf ungerechte Weise unterdrückt worden ist», wodurch nun, obwohl der König dieses Versprechen nicht hielt, ein Präzedenzfall geschaffen worden war, von dem Glanville vielleicht erwartete, dass er König Johann, den Urenkel Heinrichs I., zur Zurückhaltung verpflichten würde.[30]

Leider erwies sich König Johann als Tyrann, dem die Charter of Liberties völlig gleichgültig war. Er verlangte höhere Steuerzahlungen als alle seine Vorgänger und schaffte entweder so viele Münzen außer Landes oder hortete so viel davon in seinen Schlössern, dass es für seine Untertanen schwierig wurde, ihn mit Geld zu bezahlen. Als die Adligen bei ihm in Schulden gerieten, nahm er ihre Söhne in Geiselhaft. Er ließ eine Adlige und ihren Sohn im Gefängnis verhungern. Es liefen Gerüchte um, er habe einen seiner Schreiber zerquetschen lassen.[31]

Aufständische Barone, die sich gegen den König erhoben hatten, nahmen 1215 den Tower of London ein.[32] Als Johann sich zu einem Treffen und Friedensverhandlungen bereit erklärte, traf man sich in Runnymede, einem Wiesengelände an der Themse. Dort legten die Barone ihrem König eine lange Liste mit Forderungen vor, die zu einer Urkunde umgearbeitet worden waren, mit der ihr Monarch «allen Freien» in seinem Reich – das hieß nicht dem Volk, sondern den Adligen – «alle unten stehenden Freiheiten» garantierte, so «dass sie und ihre Nachkommen dieselben haben und behalten sollen auf immer, von uns und unseren Erben».[33] Das war die große Urkunde, die Magna Carta.

Die Magna Carta war nahezu unmittelbar nach ihrer Niederschrift widerrufen worden, und sie war in der Zeit bis zur Herrschaft von König Jakob und seinen Auseinandersetzungen mit dem unbotmäßigen Edward Coke völlig in Vergessenheit geraten. Als Jakob auf seinen Rechten als Souverän bestand – einer althergebrachten Amtsgewalt, nach welcher der Monarch über dem Gesetz stand –, konterte Coke mit seinem ebenso althergebrachten Verfassungsdokument und verwies darauf, dass das Gesetz über dem König stehe. «Die Magna Carta ist ein Zeitgenosse, der keinen Souverän kennt.»[34]

Cokes Wiederbelebung der Magna Carta erklärt zu einem großen Teil, wie es dazu kam, dass einige englische Kolonisten eines Tages zu der Ansicht gelangten, ihr König habe nicht das Recht, über sie zu herrschen, und ihre Nachkommen zunehmend davon überzeugt waren, dass die Vereinigten Staaten eine geschriebene Verfassung benötigten. Aber die Magna Carta spielte auch noch auf einem anderen Gebiet eine entscheidende Rolle, die Rolle, die sie in der Geschichte der Wahrheit einnahm – in einer Geschichte, die in England einen anderen Verlauf genommen hatte als in allen anderen Teilen Europas.

Das wichtigste Recht, das in der Magna Carta festgehalten worden war, war das Recht auf ein Verfahren vor einem Geschworenengericht. Über die Frage von Schuld oder Unschuld war in ganz Europa jahrhundertelang entweder durch ein Gottesurteil – etwa durch die Wasser- oder die Feuerprobe – oder durch einen Zweikampf entschieden worden. Für Entscheidungen durch Gottesurteil oder Zweikampf wurden weder Aussagen noch Verhöre benötigt. Die Beweiskraft lag im Ergebnis selbst, der einzig zulässigen Art juristischer Beweisführung, die akzeptiert wurde, weil sie die Entscheidung in Gottes Hand legte. Dennoch war diese Praxis für jede Art von Missbrauch offen – Priester konnte man schließlich bestechen –, und der Papst verbot im Jahr 1215 jede Art von Gottesurteil. In Europa wurde es durch ein neues System göttlicher Urteilsfindung ersetzt: durch die gerichtlich angeordnete Folter. Aber in England, wo eine Tradition bestand, für eine Entscheidung über zivilrechtliche Streitigkeiten – etwa bei Konflikten um Grenzziehungen zwischen benachbarten Freisassen – Geschworenengremien einzuberufen, wurde das Gottesurteil nicht durch die gerichtlich angeordnete Folter, sondern durch ein Verfahren vor einem Geschworenengericht ersetzt. Ein Grund, aus dem dies geschah, war, dass sich König Johann genau in dem Jahr, in dem der Papst das Verfahren per Gottesurteil abschaffte, in der Magna Carta dazu verpflichtete, dass «kein freier Mann verhaftet oder gefangen gesetzt … werden soll … als durch das gesetzliche Urteil von seinesgleichen oder durch das Landesgesetz».[35] In England sollte über die Wahrheit in einem zivilrechtlichen Streit oder einer strafrechtlichen Ermittlung nicht durch Gott, sondern durch Menschen entschieden werden, und nicht durch einen Kampf der Schwerter, sondern durch einen Kampf der Fakten.

Diese Wende markierte den Beginn einer neuen Ära in der Geschichte des Wissens: Sie verlangte nach einer neuen Doktrin der Beweisführung und nach einer neuen Untersuchungsmethode und führte schließlich zu der Vorstellung, dass ein beobachteter oder bezeugter Vorgang oder Gegenstand – die Substanz, das Tatsachenmaterial – die Grundlage der Wahrheitsfindung ist. Ein Richter entschied über das Recht; die Geschworenen befanden über die Tatsachen. Mysterien waren Glaubenssachen, eine andere Art von Wahrheit, die nur Gott bekannt war. Aber als sich im Verlauf der Reformation die Church of England von der römisch-katholischen Kirche trennte, die Autorität des Papstes bestritt und die Wahrheit in der Bibel suchte, wurden die Mysterien der Kirche offengelegt und die Geheimnisse der Priester enthüllt. Das Zeitalter des Mysteriums schwand allmählich dahin, und schon bald breitete sich die Kultur der Tatsachen vom Rechtswesen auf die Regierungskunst aus.[36]

Der Kern der Auseinandersetzung zwischen König und Parlament im England des 17. Jahrhunderts war ein Disput über die Natur des Wissens. König Jakob, der sich auf göttliches Recht berief, beharrte darauf, dass seine Macht nicht infrage gestellt werden könne und außerhalb des Reichs der Tatsachen liege. «Über alles, was das Mysterium der königlichen Macht betrifft, lässt sich nicht rechtmäßig streiten», sagte er.[37] Das göttliche Recht des Königtums zu bestreiten hieß die Macht des Königs aus dem Reich des Mysteriums, dem Reich der Religion und des Glaubens zu entfernen und sie in das Reich der Tatsachen, das Reich der Beweise und Prozesse zu versetzen. Wenn die Kolonien einen Freibrief bekamen, dann stellte man das Recht damit auf eine Grundlage aus Tatsachen und die Regierung durch Mysterien infrage.

Mit welchem Recht herrschte der König? Und wie könnte das Parlament seine Macht einschränken? Nach Jakobs Tod im Jahr 1625 wurde sein Sohn Karl zum König gekrönt, aber auch er glaubte an das göttliche Recht des Königtums. Drei Jahre später widersprach Coke, inzwischen 76 Jahre alt und ins Parlament zurückgekehrt, der Ausübung von Karls königlichem Vorrecht, Soldaten in den Häusern seiner Untertanen einzuquartieren, und Männer, die das Zahlen von Steuern verweigerten, ohne Gerichtsverhandlung ins Gefängnis zu werfen. Coke behauptete, die Macht des Königs sei durch die Magna Carta eingeschränkt.[38] Auf Cokes Vorschlag hin erarbeitete und verabschiedete das Parlament im Mai 1628 eine Petition of Right, die sich auf die Magna Carta berief und das Recht des Königs bestritt, Untertanen ohne Verhandlung vor einem Geschworenengericht ins Gefängnis zu werfen. Hätte Coke Erfolg gehabt, dann wäre jener von Englands amerikanischen Kolonien wohl geringer ausgefallen. Stattdessen löste der König, der Coke die Veröffentlichung seiner Studie zur Magna Carta verboten hatte, 1629 das Parlament auf. Dieser Schritt sorgte dafür, dass Zehntausende Untertanen des Königs aus dem Land flohen und den stürmischen Ozean überquerten.

In den Jahren von 1630 bis 1640, in denen Karl I. ohne Parlament regierte, floh eine Generation von Ozeanreisenden, rund 20.000 Dissenters, aus England und ließ sich in Neuengland nieder. Einer von ihnen war John Winthrop, ein strenger und kompromissloser Mann mit Spitzbart und gestärkter Halskrause, der sich einer neuen Expedition zur Gründung einer Kolonie in Massachusetts Bay anschloss. Im Unterschied zu Bradfords Pilgern, die sich von der Church of England trennen wollten, gehörte Winthrop zu einer Gruppe von religiösen Abweichlern, die Puritaner genannt wurden – weil sie die Church of England reinigen wollten – und ihre Anstellungen bei Hof nach der Auflösung des Parlaments verloren hatten. Winthrop, der 1630 der erste Gouverneur von Massachusetts werden sollte, hielt vor seinen Siedlergefährten eine Predigt über «A Model of Christian Charity». Im Mayflower-Vertrag war der Zusammenschluss der Siedler von Plymouth zu einem politischen Gemeinwesen beschrieben worden, aber Winthrop entwarf den Zusammenschluss seiner Leute zu einer christlichen Gemeinschaft, die vom Band der Liebe zusammengehalten wird. «Gott hat den Leib zusammengefügt und dem geringeren Glied höhere Ehre gegeben, auf dass nicht eine Spaltung im Leibe sei, sondern die Glieder füreinander gleich sorgen», schrieb er, den 1. Brief an die Korinther (12, 24–26) zitierend. «Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit, und wenn ein Glied wird herrlich gehalten, so freuen sich alle Glieder mit.» In diesem, ihrem Neuengland, ergänzte er, würden sie eine Stadt auf einem Berg («city on a hill») errichten, wie es Jesus in seiner Bergpredigt verheißen habe (Matthäus 5, 14): «Die Stadt, die auf einem Berge liegt, kann nicht verborgen sein.»[39]

An der Atlantikküste sprossen in dichter Folge weitere Kolonien wie Rohrkolben an Seeufern aus dem Boden. Roger Williams, einst Cokes Stenograph, schloss sich der Mission nach Massachusetts Bay an, wurde allerdings 1635 wegen seines Engagements für religiöse Toleranz von dort vertrieben. Im darauffolgenden Jahr gründete er Rhode Island. Die Holländer hatten 1624 die Kolonie Neu-Amsterdam gegründet (die später dann zu New York wurde); schwedische Kolonisten besiedelten 1638 Neu-Schweden, eine Kolonie, die Teile der späteren Staaten New Jersey, Pennsylvania und Delaware umfasste. Selbst Kolonien, die nicht von Puritanern ins Leben gerufen wurden, waren Gründungen religiöser Abweichler dieser oder jener Provenienz. Maryland, benannt nach Henrietta Maria, der katholischen Frau Karls I., war bei der Gründung 1634 ein Zufluchtsort für Katholiken. Connecticut wurde, wie Rhode Island, 1636 gegründet, New Haven 1638, New Hampshire 1639.

Die Massachusetts Bay verwendete ab 1629 ein Koloniesiegel, auf dem, als Rechtfertigung der Besiedlung, ein fast nackter Indianer zu sehen war, der die Engländer anflehte: «Come Over and Help Us.»

Die Migranten aus England kamen oft als Familien, und manchmal kamen ganze Kleinstädte in der Hoffnung, ein christliches Commonwealth zu errichten, eine religiöse Gemeinschaft, die dem Gemeinwesen verpflichtet war und in der das Gemeinwohl über dem privaten Zugewinn stand. «Die Sorge um das Gemeinwohl muss alle privaten Belange überwiegen», so Winthrop. «Denn es ist eine zutreffende Regel, dass einzelne Besitzungen bei einem Niedergang des Gemeinwesens keinen Bestand haben.» Die Siedler gingen davon aus, dass die Welt ihr Handeln wahrnahm. «Die Augen aller Völker sind auf uns gerichtet», sagte Winthrop. Die Welt dieser Menschen war geordnet, sie beruhte auf Hierarchien und Ehrerbietung. Sie betrachteten die Familie als «kleines Commonwealth», deren Oberhaupt der Vater ist, so wie ein Geistlicher das Oberhaupt einer Kirchengemeinde und der König das Oberhaupt seines Volkes ist. Sie errichteten Siedlungen um Allmenden herum – Land im Besitz der Allgemeinheit, auf dem das Vieh weiden konnte. Sie sahen keinen Gegensatz zwischen einer Verpflichtung auf das Allgemeinwohl und dem Streben nach Wohlstand. Sie glaubten an die Vorsehung: Jegliches Geschehen hatte einen Grund, nach dem Willen Gottes.

Reichtum war ein Zeichen für göttliche Gunst, seine Vermehrung als Selbstzweck dagegen eine Sünde. Die Siedler in Neuengland rechneten mit einer Blüte durch Landwirtschaft und Handel. «In Amerika wachsen Religion und Gewinn zusammen», schrieb Edward Winslow aus Plymouth.[40] Die Siedler regierten sich selbst durch Ortsversammlungen. Ihr Gemeindeleben drehte sich um ihre Kirchen oder Versammlungshäuser: Innerhalb der ersten beiden Jahrzehnte errichteten sie mehr als vierzig Bauten dieser Art. In England hatten sie Geld durch das Versprechen gesammelt, «das Evangelium zu verbreiten», und das hieß: die Indianer zum Christentum zu bekehren. Massachusetts wählte eine Zeichnung, die einen fast nackten Indianer zeigte, als Siegel der Kolonie. Die abgebildete Gestalt flehte: «Come Over and Help Us», eine Anspielung auf den Ruf nach Mazedonien, den der Apostel Paulus durch «ein Gesicht bei der Nacht» erhalten hatte. Neuenglands Puritaner gründeten 1636 in Cambridge eine Schule für die Ausbildung der «englischen und indianischen Jugend»: das Harvard College. Im darauffolgenden Jahr kam es in Connecticut zu einem Krieg zwischen den Kolonisten und den Pequot-Indianern. Bei Kriegsende beschlossen die Kolonisten, gefangene Indianer zu versklaven und sie an englische Kunden in der Karibik zu verkaufen. Die ersten afrikanischen Sklaven in Neuengland trafen 1638 in Salem ein, an Bord eines Schiffes namens Desire, das die gefangenen Pequot zu den Westindischen Inseln gebracht hatte, wo sie, wie Winthrop in seinem Tagebuch festhielt, für «etwas Baumwolle und Tabak und Neger» eingetauscht worden waren. Es sollte zu keiner Zeit besonders viele Afrikaner in Neuengland selbst geben, aber Neuengländer sollten eigene Sklavenplantagen besitzen, an Stränden, die weit entfernt waren. Die von Sklaven erwirtschaftete Zuckerproduktion auf den Westindischen Inseln machte fast die Hälfte des Reichtums der neuenglischen Kolonisten aus.[41]

Für die Engländer in den Kolonien leiteten sich ihre Rechte als «freie Männer» aus einer «uralten Verfassung» her, die garantierte, dass selbst Könige dem «Gesetz des Landes» unterworfen waren. Dieselben Leute verkauften Indianer und kauften Afrikaner. Mit welchem Recht herrschten sie über diese Menschen, in ihrer Stadt auf einem Berg?

III

ENGLANDS AMERIKA WAR überproportional afrikanisch. England begann spät mit der Gründung von Kolonien, und es stieg erst spät in den Sklavenhandel ein, aber schon bald dominierte es ihn. Eine Million Europäer wanderten in der Zeit von 1600 bis 1800 nach Amerika aus, und im gleichen Zeitraum wurden zweieinhalb Millionen Afrikaner gewaltsam dorthin verbracht, auf Schiffen, die einander bei Tag und bei Nacht auf hoher See begegneten.[42] Die Afrikaner starben schneller, aber als Population von Migranten übertrafen sie die Europäer in einem Verhältnis von zweieinhalb zu eins.

Die Engländer hatten drastische Geschichten über «spanische Gräueltaten» verbreitet, und über einen langen Zeitraum hinweg hatten sie die Portugiesen für ihren Sklavenhandel mit Afrikanern verurteilt. Ein englischer Händler namens Richard Jobson sagte 1621 zu einem Mann aus Gambia, der ihm Sklaven zum Kauf angeboten hatte, die Portugiesen seien «ein Volk, das anders ist als wir». Die Portugiesen kauften und verkauften Menschen, aber die Engländer, so Jobson, seien «ein Volk, das nicht mit solchen Waren handele, noch kauften oder verkauften wir einander gegenseitig oder irgendjemand sonst, der uns von Gestalt gleich war».[43]

Doch als englische Siedler auf Barbados in den 1640er Jahren mit dem Anbau von Zucker begannen, schoben sie diese lange gehegten Vorbehalte beiseite. Der Anbau von Zuckerrohr ist arbeitsintensiver als der Anbau von Tabak. Die Plantagenbesitzer auf Barbados kauften für die Knochenarbeit mit dieser schwer zu kultivierenden, aber außerordentlich profitablen neuen Nutzpflanze Afrikaner zunächst von spanischen und niederländischen, doch bald schon auch von englischen Händlern. 1663, nur kurze Zeit nach dem Einstieg der Engländer in den Sklavenhandel, gründeten sie die Company of Royal Adventurers of England Trading with Africa. Im letzten Viertel des 17. Jahrhunderts transportierten von englischen Kapitänen geführte und mit englischen Seeleuten bemannte Schiffe mehr als eine Viertelmillion Männer, Frauen und Kinder, die in Laderäume gesperrt und in Ketten gelegt wurden, über den Ozean.[44] Es waren keine im staatlichen Auftrag segelnden Schiffe, die den Ozean überquerten, keine neue Mayflower war darunter, an Bord war keine Gemeinschaft, die ein religiös motiviertes Bündnis geschlossen hatte. Es waren Sklavenschiffe, und die Bande waren im Feuer einer Esse geschmiedet worden. Die Passagiere flüsterten und weinten, sie schrien und saßen schweigend da. Sie wurden krank, sie trauerten, sie starben, sie litten.

Viele der von englischen Händlern gekauften Sklaven sprachen Bantu und stammten aus dem Gebiet der heutigen Staaten Senegal und Gambia; einige sprachen Akan, das im heutigen Ghana zu hören ist; andere sprachen Igbo und kamen aus dem heutigen Nigeria. Während des Marsches zur Küste, bei der Überfahrt über den Atlantik, auf Inseln in der Karibik, auf dem amerikanischen Festland und vor allem an Bord jener Schiffe gingen sie in gewaltiger Zahl zugrunde. Sie glaubten an ein Weiterleben nach dem Tod. Nyame nwu na mawu, sagten sie auf Akan: «Gott stirbt nicht, also kann ich nicht sterben.»[45]

Mit welchem Recht hielten die Engländer diese Menschen als ihre Sklaven? Sie orientierten sich an den gleichen antiken Autoritäten, auf die sich bereits Juan Sepúlveda 1550 bei seinem Disput mit Bartolomé de Las Casas in Valladolid berufen hatte – und befanden sie für unzureichend. Nach römischem Recht sind alle Menschen frei geboren und können nur durch das Recht einzelner Staaten zu Sklaven gemacht werden, und das nur unter bestimmten, eng gefassten Bedingungen – wenn sie zum Beispiel zu Kriegsgefangenen werden oder wenn sie sich, um Schulden zu begleichen, selbst verkaufen. Aristoteles hatte einst eine andere Auffassung vertreten als das römische Recht, als er betonte, manche Menschen seien als Sklaven geboren. Keine dieser antiken Überlieferungen erwies sich als besonders nützlich für englische Kolonisten, die versuchten, eine juristisch begründete Rechtsform für den Besitz von Sklaven zu finden, weil die Gesetze, die ihr Recht auf den Besitz von Sklaven regelten, ebenso wie die Sklaverei selbst bereits im 14. Jahrhundert aus dem englischen Common Law verschwunden waren. Ein auf Barbados lebender Engländer stellte 1661 fest, es gebe «keinen Pfad, der uns den Weg wies, noch irgendeine vorgegebene Bestimmung, wie man mit solchen Sklaven umzugehen hat».[46] Ohne Anleitung oder Regeln entwickelten koloniale Versammlungen neue Praktiken und ersannen neue Gesetze, mit denen sie versuchten, eine Trennung zwischen «Schwarzen» und «Weißen» durchzusetzen. Bereits im Jahr 1630 wurde ein Engländer in Virginia öffentlich ausgepeitscht, weil er «seinen Leib befleckte, indem er sich zu einer Negerin legte».[47] Man musste das englische Recht auf den Kopf stellen, um solche Praktiken übernehmen und solche Gesetze verabschieden zu können, denn ein großer Teil des bestehenden englischen Rechts stand dem Anspruch entgegen, Menschen besitzen zu können. Eine Frau in Virginia mit einer afrikanischen Mutter und einem englischen Vater klagte 1655 auf ihre Freilassung und berief sich dabei auf das englische Common Law, nach dem der Status von Kindern sich nach dem Vater richtet, nicht nach der Mutter. Das Virginia House of Burgesses, das Abgeordnetenhaus der Kolonie, reagierte auf Zweifel, «ob Kinder, die ein Engländer mit einer Negerfrau hat, Sklaven oder frei sein sollten», mit dem Rückgriff auf einen archaischen römischen Rechtsgrundsatz, partus sequitur ventrem («Du bist das, was deine Mutter war»). Von da ab erbte jedes von einer Sklavin geborene Kind den Status der Mutter.[48]

Eine der beunruhigenderen Ironien der amerikanischen Geschichte liegt in der Tatsache, dass Gesetze, die entworfen wurden, um die Sklaverei zu rechtfertigen und über Sklaven zu herrschen, zugleich auch neue Ideen von Freiheit und der Regierung der Freien kodifizierten. Die gesetzgebende Körperschaft von Massachusetts, von der 1641 juristische Unterstützung für den Tausch von Pequot-Indianern gegen Afrikaner erwartet wurde, legte den Body of Liberties vor, ein Gesetz beziehungsweise eine Liste von einhundert Rechten, von denen viele aus der Magna Carta übernommen wurden. (Eineinhalb Jahrhunderte später sollten sieben davon auch in der U. S. Bill of Rights stehen.) Zum Body of Liberties zählt unter anderem dieses Verbot: «Bei uns soll es niemals irgendeine Art von Sklaverei in Fesseln, Leibeigenschaft oder Gefangenschaft geben, mit Ausnahme von rechtmäßigen Kriegsgefangenen aus gerechten Kriegen und solcher Fremder, die sich selbst verkaufen oder an uns verkauft werden.» Im Rückgriff auf römisches Recht lieferte die Bestimmung zur Sklaverei einen maßgeschneiderten juristischen Deckmantel für den Verkauf der Pequot und anderer von den Kolonisten im Pequot-Krieg von 1637 gefangengenommener Algonquin-Indianer sowie für den An- und Verkauf von Afrikanern – die hier mit dem Begriff «Fremde» bezeichnet werden, das heißt: Ausländer, die «an uns verkauft werden» –, so dass es keine Rechtsfragen mehr zu erörtern gab.[49] Weitere eineinhalb Jahrhunderte vergingen, in denen die Neuengländer nicht bereit waren, die Rechtmäßigkeit der Sklaverei zur Diskussion zu stellen.

Die Kolonisten, die durch die Routen der Segelschiffe fest mit England, der Karibik und Westafrika verbunden waren, planten die Ausgestaltung ihrer Gesetze. Englands Kolonisten rechtfertigten zwar das Halten von Sklaven und bestanden auf ihrem Recht, absolut und ohne Einschränkungen über sie zu herrschen, doch zugleich kämpften sie als Untertanen des Königs für die Einschränkung der königlichen Macht. Unter welchen Bedingungen haben manche Menschen das Recht zu herrschen oder zu rebellieren – und andere nicht? König Karl I. berief schließlich im Jahr 1640 das Parlament ein, weil er auf die Bewilligung von Geldern für die Unterdrückung eines Aufstands in Schottland hoffte. Das frisch einberufene Parlament schlug zurück und verabschiedete ein Gesetz, mit dem die Befugnisse des Königs beschnitten wurden; künftig sollte das Parlament in einem Zeitraum von drei Jahren mindestens einmal zusammentreten, mit oder ohne Einladung durch den König. Zwischen den Anhängern des Königs und denen des Parlaments brach 1642 ein Bürgerkrieg aus. Während dieses Kampfes wurde die juristische Fiktion des Gottesgnadentums der Könige durch eine andere juristische Fiktion ersetzt: die Souveränität des Volkes.[50]

Dieser Gedanke, der auf dem Kamm jeder Welle über den Ozean reisen sollte, beruhte auf der Vorstellung der repräsentativen Vertretung. Parlamente waren erstmals im 13. Jahrhundert zusammengekommen, als der König damit begann, Adlige bei Hof zu versammeln, um zu parlieren (parler), in der Erwartung, dass sie versprachen, seine Gesetze zu befolgen und die von ihm erhobenen Steuern zu bezahlen. Nach einiger Zeit behaupteten diese Adligen dann, sie würden diese Zusagen nicht nur für sich selbst abgeben, sondern auf eine gewisse, bedeutsame Art auch die Interessen anderer Menschen «repräsentieren», nämlich die ihrer Vasallen. Diese parlierenden Adligen, die inzwischen als Parlament bezeichnet wurden, forderten in den 1640er Jahren den König heraus und konterten dessen Anspruch auf Souveränität mit ihrem eigenen Anspruch: Sie argumentierten, dass sie das Volk repräsentierten, und das Volk sei der Souverän. Dem sei so, weil ihnen das Volk einst, in unvordenklicher Zeit, die Vollmacht gegeben habe, es zu repräsentieren. Die Royalisten bezeichneten dies als absurd. Wie könne «das Volk» herrschen, wenn «diejenigen, die in dieser Minute das Volk sind, in der folgenden Minute nicht das Volk sind»? Wer überhaupt war denn das Volk? Und wann genau hätte es das Parlament dazu ermächtigt, es gegenüber dem König zu repräsentieren? Die Levellers entwarfen 1647 in der Hoffnung, dieses kleine Problem zu beheben, ein «Agreement of the People», das jeder Engländer unterzeichnen und damit seinen Vertretern die Vollmacht erteilen sollte, ihn zu repräsentieren.[51] Dazu kam es jedoch nicht. Stattdessen wurde der König 1649 des Hochverrats angeklagt und enthauptet.

Aus der gleichen Auseinandersetzung entwickelten sich grundlegende Auffassungen zur Redefreiheit, Religionsfreiheit und Pressefreiheit, Auffassungen, die auf dem in der mittelalterlichen Kirche als ketzerisch geltenden Glauben beruhten, dass kein Gegensatz zwischen Freiheit und Wahrheit existiere. Der puritanische Dichter John Milton – der spätere Autor von Paradise Lost – veröffentlichte 1644 eine Streitschrift, mit der er sich gegen ein vom Parlament verabschiedetes Gesetz wandte, das von Druckern die Einholung regierungsamtlicher Lizenzen für jede Art von Druckerzeugnis verlangte. Kein Buch sollte vor der Veröffentlichung zensiert werden, schrieb Milton (nach dem Druck könne es allerdings verurteilt werden), weil man die Wahrheit nur herausfinden könne, wenn ihr eine Auseinandersetzung mit Lügen gestattet sei. «Mag sie gegen die Lüge antreten, denn wer hätte je gehört, dass die Wahrheit in einem freien und offenen Kampfe zu Boden gerungen worden wäre?», schärfte er seinen Lesern ein. Diese Ansicht ging davon aus, dass das Volk zu vernünftigem Handeln fähig sei. Das Volk, betonte Milton, «ist nicht stumpf und träge, sondern von lebhaftem, erfinderischem und durchdringendem Verstand, scharfsinnig im Denken, geschmeidig und kraftvoll im Argumentieren, zur Ersteigung der höchsten Gipfel sehr wohl imstande, zu denen der menschliche Geist sich emporzuschwingen vermag.»[52]

In Rhode Island engagierte sich Roger Williams für die Sache der «Gewissensfreiheit», die Vorstellung, dass die Menschen, je freier sie in ihrem Denken sind, umso wahrscheinlicher zur Wahrheit vordringen. In einem 1655 verfassten Brief entlieh sich Williams aus Platons Politeia das Bild von einer politischen Gesellschaft, die Passagieren an Bord eines Schiffes gleicht – es war eine Metapher, die von Menschen bewundert wurde, die einen ungeheuer gefährlichen Ozean überquert hatten. «Es fährt so manch ein Schiff zur See, mit vielen Hundert Seelen auf einem einzigen Schiff, deren Wohl und Wehe gemeinschaftlich ist, und das ist ein getreues Abbild eines Commonwealth oder einer menschlichen Verbindung oder Gesellschaft», schrieb Williams, und manchmal «können dabei Papisten und Protestanten, Juden und Türken auf einem Schiff beisammen sein.» Der Schiffsführer sollte dabei ihr Recht auf freie Religionsausübung schützen, betonte Williams, indem er sicherstellte, «dass keiner der Papisten, Protestanten, Juden oder Türken gezwungen wird, an den Gottesdiensten auf dem Schiff teilzunehmen, noch darf ihnen ihr eigenes Gebet oder ihr Gottesdienst verweigert werden, so sie denn einen abhalten.»[53]

Williams, der in sein Commonwealth besonders Katholiken und alle Arten von Protestanten, aber auch Juden und Muslime einbezog, stellte sich in einer Zeit voller religiöser und politischer Konflikte ein besonders geräumiges Schiff vor. England hatte in der Zeit von 1649 bis 1660 keinen König und wurde zu einem Commonwealth, und die Menschen nahmen die Vorstellung von einem «common wealth», einem Gemeinwesen oder öffentlichen Wohl, ernst, bei dem alle in einem Boot saßen. Auf diese Art fiel es auch ein wenig leichter, so zu tun, als existiere so etwas wie das Volk, das auch noch der souveräne Herrscher … über sich selbst war. In England blühten neue Sekten auf, von den Baptisten bis zu den Quäkern. Die Diggers befürworteten den gemeinschaftlichen Landbesitz. Die Levellers traten für politische Gleichberechtigung ein. Unterdessen gediehen auf der anderen Seite des Ozeans die Kolonien, und auch Kolonisten sahen sich als ein Volk. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass ein großer Teil von Britisch-Amerika das Ergebnis einer religiösen und politischen Rebellion war. Jede Kolonie war ihr eigenes Experiment in Sachen Volksherrschaft und Redefreiheit. Die meisten Kolonien richteten Volksvertretungen ein, gewählte gesetzgebende Körperschaften, und verabschiedeten ihre eigenen Gesetze. Im Jahr 1640 besaßen acht Kolonien ihre eigenen Volksvertretungen. Die Insel Barbados, von den Engländern 1627 besiedelt, bestand 1651 darauf, das Parlament in London sei für ihre inneren Angelegenheiten nicht zuständig (die in erster Linie die Sklavereigesetze betrafen).

Die Restauration der Monarchie, die 1660 mit der Krönung von Karl II. vollzogen wurde, war mit einer sich vertiefenden Verpflichtung zur religiösen Toleranz verbunden, und der neue König versprach, «dass niemand wegen unterschiedlicher Auffassungen in religiösen Angelegenheiten beunruhigt oder infrage gestellt werden soll». Dieser Geist fand auch den Weg über den Ozean, besonders in den sechs «Restauration»-Kolonien, die während der Regierungszeit Karls II. gegründet wurden oder unter englische Herrschaft kamen. New York und New Jersey wurden zu religiösen Asylen für Quäker, Presbyterianer und Juden, ebenso wie Pennsylvania, mit dem Karl II. 1681 den Quäker William Penn belehnte. Penn bezeichnete Pennsylvania als sein «heiliges Experiment» und hoffte, dieses Land werde die «Keimzelle einer Nation» bilden. In seinem Frame of Government von 1682, einer Verfassung für die neue Kolonie, waren eine von der Allgemeinheit gewählte Ratsversammlung und freie Religionsausübung vorgesehen. Dazu hieß es: «Alle in dieser Provinz lebenden Personen, die sich zu dem einen allmächtigen und ewigen Gott bekennen und bestätigen, dass er der Schöpfer, Bewahrer und Herrscher der Welt ist, und sich wahrhaftig verpflichten, friedlich und gerecht in der Gemeinschaft zu leben, sollen in ihrer religiösen Überzeugung und Praxis, in Glaubenssachen und beim Gottesdienst, auf keinerlei Art belästigt oder benachteiligt werden, noch sollen sie zu irgendeinem Zeitpunkt gezwungen werden, einen Gottesdienst, einen religiösen Ort oder ein geistliches Amt zu besuchen oder ihnen anzuhängen.»[54] Der Friede beruhte auf Toleranz.

Mit jeder neuen Charter, mit jeder neuen Verfassung und mit jedem neuen Sklavereigesetz stellten Englands amerikanische Kolonisten Vermutungen auf und schrieben Gesetze um, mit denen die Beziehungen zwischen Herrschern und Beherrschten geregelt wurden. In dem Tumult eines von gesellschaftlichen Unruhen geprägten Jahrhunderts wurde das Wasser zwischen England und Amerika zu einer Art Spiegel: Menschen, die neue Gesetze ausarbeiteten, sahen in ihren Spiegelbildern politische Philosophen; politische Philosophen sahen in ihren Spiegelbildern koloniale Gesetzgeber. Nur wenige Menschen durchdachten diese Beziehung so eingehend wie John Locke, ein politischer Philosoph, der auch als kolonialer Gesetzgeber wirkte.

Locke, ein Dozent am Christ Church College in Oxford, hatte eingefallene Wangen und eine lange Nase; er sah wie ein Raubvogel aus. Er blieb unverheiratet. Einer seiner Studenten war der Sohn des Earl of Shaftesbury, der Schatzkanzler war und obendrein ein sehr kranker Mann. Locke verließ Oxford 1667, wurde Shaftesburys Privatsekretär und zugleich sein Leibarzt; er zog ins Exeter House, Shaftesburys Residenz, in The Strand in London. Shaftesbury war sehr stark in der Kolonialpolitik engagiert, er saß in verschiedenen Gremien (gründete auch einige von ihnen), die mit Handelsfragen und Neuansiedlungen befasst waren, unter anderem auch im Eigentümerausschuss für die Kolonie Carolina. (Karl II. hatte die Eigentumsrechte für die Kolonie an acht Parlamentsabgeordnete vergeben, die seine Rückkehr auf den Thron unterstützt hatten.) Locke wurde Sekretär der Kolonie.

In diesem Amt schrieb Locke die Verfassung der Kolonie und überarbeitete sie später, nur kurze Zeit nach der Niederschrift seiner Letters concerning Toleration, und genau zu der Zeit, in der er Two Treatises of Government entwarf, Werke, die später die Schöpfer der Verfassung der Vereinigten Staaten ganz erheblich beeinflussen sollten.[55] Locke, der nie den Ozean überquerte, beackerte den Boden der Kolonien und pflanzte Samen ein, die so klein waren wie die Spitze seiner Schreibfeder.

In Übereinstimmung mit seinen Briefen über die Toleranz garantierten Lockes Fundamental Constitutions of Carolina die freie Ausübung der Religion. Menschen, die «einen Gott nicht anerkennen, auch nicht, dass öffentlich und feierlich zu Gott gebetet werden muss», sollten von der Ansiedlung und vom Landbesitz ausgeschlossen werden, aber abgesehen davon war jede Art von Glauben akzeptabel. Die Verfassung erklärte, dass «Heiden, Juden, und andere Abweichler von der Reinheit der christlichen Religion nicht eingeschüchtert und ferngehalten werden dürfen». Außerdem und im gleichen Geist erklärte die Verfassung von Carolina – hier kam sie auf eine Debatte zurück, die schon 1492 begonnen hatte und den spanischen Thron während des größten Teils dieses Jahrhunderts beschäftigt hatte –, dass das Heidentum der Eingeborenen kein hinreichender Grund dafür sei, ihnen ihr Land wegzunehmen: «Die Eingeborenen an diesem Ort sind mit dem Christentum gänzlich unvertraut, doch ihre Götzendienerei, Unwissenheit oder ihre Irrtümer geben uns nicht das Recht, sie zu vertreiben oder ihnen Böses zuzufügen.»[56] Mit welchem Recht beanspruchten die Engländer dann ihr Land?

Die Antwort auf diese Frage steckte in Lockes Philosophie. Die Fundamental Constitutions lieferten die Grundlage für die praktische Regierungsarbeit, während Locke in den Zwei Abhandlungen über die Regierung philosophisch zu erklären versuchte, wie Regierungen entstehen. Er begann damit, sich den Naturzustand vorzustellen, den Zustand vor einer Regierung:

Um politische Gewalt richtig zu verstehen und sie von ihrem Ursprung abzuleiten, müssen wir erwägen, in welchem Zustand sich die Menschen von Natur aus befinden. Es ist ein Zustand vollkommener Freiheit, innerhalb der Grenzen des Gesetzes der Natur ihre Handlungen zu regeln und über ihren Besitz und ihre Persönlichkeit so zu verfügen, wie es ihnen am besten scheint, ohne dabei jemanden um Erlaubnis zu bitten oder vom Willen eines anderen abhängig zu sein.

Dies war mehr als nur ein Gedankenexperiment; dies war ein bekannter Ort: «So war anfangs …», schrieb Locke, «die ganze Welt ein Amerika».

Dieser Naturzustand war für Locke ein Zustand «vollkommener Freiheit» und «darüber hinaus ein Zustand der Gleichheit». Lockes Egalitarismus leitete sich teilweise aus seinen Vorstellungen vom Christentum her und aus der Gleichheit aller Menschen vor Gott: «Nichts ist einleuchtender, als dass Geschöpfe von gleicher Gattung und von gleichem Rang, die ohne Unterschied zum Genuss derselben Vorteile der Natur und zum Gebrauch derselben Fähigkeiten geboren sind, ohne Unterordnung und Unterwerfung einander gleichgestellt leben sollten.» Aus diesem Naturzustand und dem Zustand vollkommener Gleichheit heraus schufen die Menschen ein Gemeinwesen – ein Regierungssystem –, das für Ordnung und den Schutz ihres Eigentums sorgen sollte.

Um zu verstehen, wie solche Regierungssysteme sich entwickelten, musste man verstehen, wie die Menschen zu Eigentum kamen. Dazu wiederum musste man nach Locke auf das Beispiel Amerika schauen. Die Hälfte der Hinweise auf Amerika in Lockes Zweiter Abhandlung sind in dem Kapitel «Of Property» zu finden.[57] Locke dachte dabei etwa über Könige wie Powhatan nach, dessen Hirschledermantel er leicht in Händen gehalten haben könnte, mit den Fingern den Schneckenhausbesatz prüfend, weil der Mantel zum Bestand eines Museums in Oxford gehörte. «Die Könige der Indianer sind kaum mehr als die Anführer ihrer Heere», und die Indianer, die kein Privateigentum kennen, haben «überhaupt keine Regierung». Könige wie Powhatan hatten nach Lockes Auffassung keinerlei Herrschaftsrechte, weil sie das Land nicht bewirtschafteten; sie lebten nur dort. «Gott gab die Welt den Menschen gemeinsam», schrieb Locke, aber «man kann nicht annehmen, er habe beabsichtigt, dass sie immer Gemeingut und unkultiviert bleiben sollte. Er gab sie dem Fleißigen und Verständigen zur Nutznießung (und Arbeit sollte seinen Rechtsanspruch darauf bewirken)». Menschen, die «große Bodenflächen brach liegen lassen», ohne landwirtschaftliche Nutzung, und in gemeinschaftlichem Eigentum lebten, hätten sich deshalb «nicht der Übereinkunft der übrigen Menschheit angeschlossen». Ein Volk, das nicht an Landbesitz in der Hand von Einzelpersonen glaubt, kann keine Verträge zum Verkauf von Land abschließen, und man kann ihm nicht nachsagen, dass es eine Regierung habe, denn der einzige Daseinszweck der Regierung ist es, Eigentum zu schützen.

Diese Vorstellung war nun nicht besonders neu. Thomas More hatte bereits 1516 in Utopia geschrieben, es sei «ein sehr gerechter Grund zum Kriege, wenn irgendein Volk ein Stück Boden selbst nicht nutzt, sondern gleichsam zwecklos und leer besetzt hält».[58] Aber Locke, den sowohl ein zunehmendes Engagement für religiöse Toleranz antrieb als auch das Bestreben, die englische Besiedlung von der spanischen Eroberung zu unterscheiden, betonte, dass der Mangel an landwirtschaftlicher Nutzung eine bessere Rechtfertigung für die Inbesitznahme des Landes der Eingeborenen sei als religiöse Unterschiede, und diese Hervorhebung sollte bleibende Folgen haben.

Locke ging sowohl in der Verfassung für Carolina als auch in den Zwei Abhandlungen über die Regierung auf die Themen Eigentum und Sklaverei ein. «Sklaverei» ist sogar das allererste Wort in den Zwei Abhandlungen, deren erste so beginnt: «Die Sklaverei ist ein so verächtlicher, erbärmlicher Zustand des Menschen und dem edlen Charakter und Mut unserer Nation derartig entgegengesetzt, dass es schwerfällt zu begreifen, wie ein Engländer, geschweige denn ein Gentleman, sie verteidigen kann.» Das war ein Angriff auf Sir Robert Filmer, der in einem Buch mit dem Titel Patriarcha die Ansicht vertreten hatte, der gottgegebene Herrschaftsanspruch des Königs leite sich von Adam ab und könne nicht bestritten werden. Wer so etwas glaubte, der glaubte nach Lockes Ansicht auch, dass die Untertanen des Königs nichts weiter als seine Sklaven seien. Locke aber hielt dagegen, dass die Untertanen des Königs vielmehr freie Menschen seien, weil «die natürliche Freiheit des Menschen darin liegt, von jeder höheren Gewalt auf Erden frei zu sein, nicht dem Willen oder der gesetzgebenden Gewalt eines Menschen unterworfen zu sein, sondern lediglich das Gesetz der Natur zu seinem Rechtsgrundsatz zu erheben». Alle Menschen seien gleich geschaffen, erklärte Locke, mit einem natürlichen Recht auf Leben, Freiheit und Eigentum; um diese Rechte zu schützen, setzten sie durch allgemeine Zustimmung Regierungen ein. Die Sklaverei gehörte für Locke weder zum Naturzustand noch zu einer bürgerlichen Gesellschaft. Die Sklaverei war für ihn ein Gegenstand des Völkerrechts, «nichts anderes als der fortgesetzte Kriegszustand zwischen einem rechtmäßigen Eroberer und einem Gefangenen». Die Einführung der Sklaverei als Element der politischen Ordnung in den beiden Carolinas bedeutete deshalb nichts anderes, als dass hier eine Institution geschaffen wurde, die von allem abwich, was Locke unter einer bürgerlichen Gesellschaft verstand. «Jeder freie Mann in Carolina soll uneingeschränkte Macht und Verfügungsgewalt über seine Negersklaven haben», so stand es in Lockes Verfassung. Und das bedeutete: Trotz der vehementen Behauptung des Naturrechts auf Freiheit und der Behauptung, dass absolute Macht eine Form der Tyrannei sei, war das Recht eines Menschen, einen anderen Menschen zu besitzen – undenkbar im Naturzustand oder unter einer bürgerlichen Regierung, unvorstellbar in jeder gesellschaftlichen Ordnung, ausgenommen den Kriegszustand –, in Amerika nicht nur möglich, sondern gesetzlich anerkannt.[59]

Die einzige Möglichkeit, diesen Widerspruch zu rechtfertigen, die einzige Möglichkeit zu erklären, warum eine Gruppe von Menschen frei geboren wurde, während das für die andere Gruppe nicht zutraf, sollte das Ausbringen einer neuen Saat sein: einer Ideologie der Rasse. Es sollte lange dauern, bis sie voll ausgewachsen war, und noch länger, bis sie sich wieder zurückbildete.