12
Codewort und Cap
Es ist weit nach Mitternacht, als ich endlich dazu komme, Myrsky
zu starten. Aber auch die heroische Eröffnungsmelodie lässt mein müdes Herz heute nicht mehr höherschlagen. Doch bevor ich es überhaupt schaffe, einen meiner Charaktere auszuwählen, bemerke ich einen Schatten in meinem Augenwinkel.
»Scheiße«, stoße ich aus und verschütte beinahe den Rest der Limo über der Tastatur. Mein Herz rast und bevor mein Verstand sich ganz ausklinkt, beende ich
Myrsky
, damit Cap nicht sieht, wie meine Chars heißen. Ich habe mit allem gerechnet, aber nicht, dass er zweimal in Folge in meinem Zimmer steht.
»Was machst du hier?«, frage ich Cap und mache die kleine Lampe auf meinem Schreibtisch an. Wenig später ist mein Zimmer in warmes Licht getaucht und ich warte gespannt auf seine Antwort.
Ich lasse meinen Blick über seinen Körper gleiten. Er trägt ein blaues Shirt, darüber eine schwarze Lederjacke und kurze,
schwarze Jeansshorts. Ich muss nicht extra erwähnen, dass er mit den blonden Haaren, die in alle Richtungen abstehen, unglaublich anziehend aussieht.
»Ich habe mich gefragt, warum du heute Abend nicht mit dabei warst?«, murmelt er leise und fährt sich durch die hellen Strähnen.
Seine Aussage irritiert mich, weil ich im Traum nicht daran gedacht habe, dass er mich gerne dabeigehabt hätte.
»Ich dachte nicht, dass du das willst«, sage ich schulterzuckend und stehe auf, weil ich nicht noch kleiner wirken möchte, als ich sowieso schon bin. Er schweigt. Soll ich noch irgendwas sagen? Dass ich ihn gerne allein gesehen hätte? Dass wir reden müssen? Dass ich alles, was ich mir die letzten Jahre aufgebaut habe, bereit bin zu verlieren wegen ihm? Dass ich nicht mal weiß, ob sich der Einsatz lohnt?
»Es sind doch auch deine Freunde.« Er durchbricht die Stille. Auch wenn ich mir mehr gewünscht hätte, wärmt seine geflüsterte Aussage mein Herz. Wem will ich was vormachen? Sie setzt meinen ganzen Brustkorb in Flammen.
Ich mache einen Schritt auf ihn zu. Er riecht nach Rauch und Alkohol.
»Hast du getrunken?«, frage ich.
»Zwei Bier. Ich bin mit dem Motorrad gefahren. Warum?«
»Weil ich das Gefühl habe, dass du immer etwas getrunken haben musst, um mit mir zu reden«, antworte ich ehrlich.
Er reißt seine Augen kurz auf, dann fährt er sich mit der Hand in den Nacken. Er kommt mir näher. So nah, dass ich die kleine, halbmondförmige Narbe an seiner vollen Unterlippe erkennen kann. Ich schlucke hart. Mein Blick liegt immer noch auf seinen Lippen, als er zu sprechen beginnt.
»Ich würde lügen, wenn ich behaupte, dass mir das hier keine Angst macht«, sagt er leise und mit einem leichten Zittern in der Stimme. Seine Aussage ist wie Benzin, das das Feuer in meinem
Inneren weiter anfacht. Ich versuche mir nicht anmerken zu lassen, welche Wirkung er auf mich hat. Aber wahrscheinlich weiß er das sowieso schon. Schließlich bin ich in meiner verdammten Hose gekommen. Sein Blick gleitet über mein Gesicht. Hitze prickelt in meinen Wangen. Aber anstatt meinen Kopf zu senken, hebe ich ihn noch ein Stück und erwidere seinen Blick. Ich könnte meine Augen sowieso nicht von seinen markanten Gesichtszügen losreißen, die in dem warmen Licht der Lampe viel weicher aussehen als bei Tageslicht.
»Willst du vielleicht noch einen Film schauen?«, fragt er dann und überrascht mich schon wieder.
»Bei dir?«
Er nickt nur.
»Okay. Ich mache mich aber noch schnell im Bad fertig.«
»Alles klar, bis gleich«, entgegnet er, bevor er den Raum verlässt. Und lässt mich zurück mit einem klopfenden Herzen und vor Aufregung schwitzenden Händen. Während ich die laufenden Programme schließe und den Computer anschließend herunterfahre, frage ich mich, was genau er mit seiner Aussage gemeint hat.
Ist Filme gucken ein Codewort? Eines, für das ich mich irgendwie vorbereiten muss? Ich versuche, ruhig durchzuatmen, während ich meine Zähne putze und mein blasses Spiegelbild betrachte.
Während in Caps Gesichtszügen nichts Jungenhaftes mehr liegt, sind meine ziemlich weich. Von der Stupsnase bis hin zu der runden Kinnpartie. Und die Sommersprossen tun ihr Übriges, mein Gesicht noch jünger wirken zu lassen. Ich wasche mich mit kaltem Wasser, als könnte es meinen Mangel an Erfahrung genauso wegspülen wie den Dreck des Tages. Bevor ich rüber gehe, schnappe ich mir noch ein altes Bandshirt aus dem Schrank.
Ich versuche, meine Nervosität runterzuschlucken, aber es
gelingt mir nur bedingt. Mit schwitzigen Fingern drücke ich die Klinke runter und schließe die Tür hinter mir.
Ich gehe ein paar Schritte, bis ich beinahe stolpere, weil Sir Theobald meinen Weg kreuzt.
»Verdammt«, zische ich leise und bleibe stehen.
»Miauuuuu«, mauzt er laut.
»Psst«, mache ich und kann nicht glauben, dass der Kater wahrscheinlich noch dafür sorgt, dass Mum mich auf dem Flur bemerkt. Ich schiebe ihn mit dem Fuß zur Seite und hoffe, dass er die Botschaft kapiert, ohne weiteren Aufstand zu machen.
Ich wäge mich schon in Sicherheit, als ich mit klopfendem Herzen und schwitzigen Händen vor Caps Tür befinde. Aber als er wenige Atemzüge später öffnet, ist es Sir Theobald, der als Erster über die Türschwelle tapst.
»Hi«, sage ich und will gerade die Tür von innen zu machen, als er mich aufhält.
»Lass die kurz auf. Theo muss noch raus.«
Ich versuche, mein Grinsen zu unterdrücken und Theo nicht heimlich den Mittelfinger zu zeigen. Er ist schließlich immer noch ein Kater. Trotzdem ist seine Abneigung mir gegenüber beinahe menschlich.
Sobald Theo durch die Tür ist, verschließt Cap diese. Das Geräusch des Schlüssels, der sich im Schloss rumdreht, ist wie ein Kickstarter für mein Herz. Und eine Erinnerung daran, was gleich passieren könnte.
Ich folge Cap zu seinem Bett und habe dabei kaum die Gelegenheit, mich in seinem Zimmer umzuschauen. Mein Blick haftet nämlich die ganze Zeit auf dem Boden. Was mache ich hier eigentlich?
»Es ist schon ziemlich spät für einen Film. Ich werde garantiert einschlafen. Deswegen dachte ich, wir könnten irgendeine Serie gucken. Dann habe ich überlegt welche. Und mir ist aufgefallen, dass ich ehrlich gesagt keine Ahnung habe, worauf du so stehst«,
sagt er zögerlich und spielt mit der Fernbedienung in seiner Hand.
Auf dich
, will ich antworten, lasse es aber lieber.
»Ich gucke selten Serien. Also keine Ahnung, was mir da gefällt. Vielleicht schauen wir einfach eine, die du sowieso sehen willst?«, schlage ich vor und bleibe vor seinem Bett stehen.
Er nickt.
»Würde es dir was ausmachen, an der Wand zu liegen?«, fragt er anschließend. Ich blicke ihn verwundert an, klettere dann aber einfach an ihm vorbei auf die Wandseite. Ich lege mich auf seine blaue Bettwäsche und beobachte fasziniert, wie meine Unterhose beinahe denselben Ton hat und kaum auffällt.
»Ich wollte als Nächstes eine Krimiserie schauen. Die soll ganz gut sein«, schlägt er vor und klickt auf den Streamingdienst.
»Okay.«
Mittlerweile hat er sich auch hingelegt, und obwohl der Abstand zwischen uns groß ist, spüre ich seine Anwesenheit überdeutlich.
Ich werfe meinen Blick ganz kurz nach rechts. Seine Brust hebt und senkt sich unter dem grauen, enganliegenden Shirt ruhig und gleichmäßig. Ich will nicht wissen, wie das bei mir aussieht. Wahrscheinlich so, als würde mein Brustkorb jeden Moment einfach aufspringen. Genauso fühlt es sich nämlich an. Mein Herz rast immer noch und meine Atmung geht schnell und stoßweise.
Dann drückt er auf die Serie und, nach einem kurzen Trailer von einer anderen, fängt die erste Folge an. Mit jeder weiteren Minute lasse ich mich mehr fallen und meine Aufregung nimmt ab.
Bis sich die Matratze bewegt und er ein Stück näherkommt. Sofort liege ich wieder total verkrampft auf seiner Decke und weiß nicht, was ich machen soll. Es raschelt. Er wendet sich in meine Richtung. Immer noch mit etwas Abstand, aber sein Blick liegt nicht mehr auf dem Bildschirm, sondern ruht auf mir.
Ich versuche mich zu beruhigen, weil es lächerlich ist, so
aufgeregt zu sein. Ich habe nie darüber nachgedacht, zu atmen, weil es einfach passiert. Aber gerade weiß ich selbst nicht mehr, wie das funktioniert. Soll ich was machen? Mich auch in seine Richtung drehen? Den ersten Schritt machen? Darauf warten, dass er es tut?
Ich drehe meinen Kopf und mein Blick trifft seine dunkelblauen Augen.
»Was ist los?«, fragt er und legt seine Hand über meine. Vielleicht sollten wir vorsichtshalber einen Rettungsdienst rufen, weil ich keine Ahnung habe, wie mein Körper das hier überleben will. Vielleicht sollte ich auch einfach mal aufhören, so übertrieben dramatisch zu sein.
»Ich weiß nicht, was du von mir erwartest.« Ich schaffe es nicht, ihm dabei in die Augen zu sehen. Nur einen Atemzug später zieht er die Hand weg.
»Ich erwarte doch nichts von dir. Du kannst jeder Zeit gehen. Keine Ahnung, ich dachte irgendwie, dass dir das gestern auch gefallen hat«, entgegnet er. Dann dreht er sich wieder auf den Rücken und fixiert den Fernseher.
Ich blicke ihn immer noch an. Habe ich irgendwas verpasst? Er scheint genauso verunsichert zu sein wie ich. Bei genauerer Betrachtung liegt er auch steif und unentspannt auf seiner Decke.
Ich versuche, meine Aufmerksamkeit wieder der Serie zu widmen, bin mit den Gedanken aber immer noch bei ihm. Es hat ihm gefallen. Es hat ihm gefallen, mich zu küssen.
Es ist genau das passiert, was ich überhaupt nicht erwartet, aber mir insgeheim erhofft habe.
Warum schaue ich also die Serie, anstatt ihm zu zeigen, wie sehr es mir gefallen hat?
Ich drehe mich zu ihm und rücke ein Stück näher. Dann greife ich nach seiner Hand, die an seine Seite gepresst ist. Sie ist genauso verschwitzt wie meine. Ein Grinsen legt sich
auf meine Lippen. Er wendet sich mir zu. Ich blicke in seine wunderschönen Augen, die im Licht des Fernsehers wie ein Sternenhimmel schimmern.
»Ich hab‘s gestern ziemlich gemocht«, hauche ich und drücke wenig später meine Lippen auf seine. Der Kuss ist anders als gestern, weil unsere Lippen langsam, beinahe zaghaft übereinander streichen. Weil er nicht nach Zigaretten und Alkohol schmeckt. Sondern nur nach Cap. Und nach Zahnpasta. Meine Hand hält immer noch seine, während ich die andere auf seiner Taille ablege. Er streicht mit seiner über meine Wange und zieht mich weiter zu sich. Unser Kuss wird intensiver, bleibt aber genauso zärtlich wie zu Beginn. Mein Bauch kribbelt, weil es so wunderschön ist. Weil ich nicht daran geglaubt habe, dass wir uns nochmal küssen. Weil ich schon viel zu lange auf ihn warte.
Dann zieht er meine Unterlippe zwischen seine und saugt daran. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, das ich bis in meine Lenden spüre.
Als er dann mit seiner Zunge in meinen Mund gleitet, fließt all mein Blut gen Süden und ich werde peinlich schnell hart. Ich versuche, an was anderes zu denken. Aber das Gefühl, ihn zu spüren, zu schmecken, zu hören, ist alles. Alles, was meine Aufmerksamkeit beherrscht. Und die kleinen Laute, die unsere Lippen verlassen. Warum hat nie jemand darüber geredet, wie schön es ist, jemandem so nah zu sein? Wie alles plötzlich Sinn ergibt. Und viel zu schnell geht. Ich seufze auf, als er mich in die Kissen drückt und sich auf mich legt.
Er presst sein Becken gegen meins und ich spüre, dass es ihm genauso gut gefällt. Unser Kuss wird intensiver. Heißer. Feuchter. Meine Finger erkunden jeden Zentimeter seiner nackten Haut, während er mir meine Seufzer von den Lippen leckt. Mit kleinen Bewegungen schiebe ich sein Oberteil immer weiter nach oben. Irgendwann verliere ich die Geduld und löse
mich von seinen Lippen. Ich reiße ihm das Shirt beinahe vom Kopf, was Cap mit einem Lachen quittiert, welches spätestens, als sein Mund wieder auf meinem liegt, in ein Stöhnen übergeht.
Er dreht uns zur Seite und ich kann endlich mit meinen Fingern über seine definierte Brust wandern.
»Daran habe ich seit heute Morgen gedacht«, murmele ich in unseren Kuss. Er lehnt sich ein Stück zurück. Seine Finger liegen immer noch an meinem Kiefer. Das Verlangen in seinen Augen würde mir den Atem rauben, wenn es seine Küsse zuvor nicht schon getan hätten.
»Was?« Drei Buchstaben purzeln von seinen geröteten Lippen und ich brauche ein paar Sekunden, bis sie bei mir ankommen.
»Dich anfassen. Küssen. Das alles hier.« Meine Stimme klingt nicht mehr nach mir. Genauso wie meine hellen, mit Sommersprossen gesprenkelten Finger auf seiner perfekten Haut unwirklich aussehen. Alles fühlt sich an wie ein Traum. Wie eine Fantasie, die ich schon viel zu lange in mir trage. Aber als er mich nur Augenblicke später wieder küsst, weiß ich, dass ich nicht träume, weil meine Vorstellungskraft dafür niemals ausgereicht hätte.
Unsere Lippen gleiten hart und wild übereinander, während meine Hände in einem ganz anderen Rhythmus über seinen Körper streifen. Vorsichtig. Zaghaft. Auskostend. Mit den Fingern streiche ich immer weiter, bis ich den Bund seiner Shorts erreiche.
Ich halte einen Moment inne, doch als er sein Becken näher an meins drückt, schlüpfe ich in die warme Enge seiner Unterhose. Als ich über seine lange Härte fahre, stöhnt er auf. Seine Töne spornen mich an, weiter zu gehen. Meine Unsicherheit zu vergraben. Ich schlinge meine Finger um seinen Schwanz und bewege meine Hand auf und ab. Genauso wie ich es bei mir auch immer mache.
»Fuck«, stöhnt er, als ich ihn fester massiere. Ich lecke über
seine Lippen. Wie sich sein Penis wohl unter meiner Zunge anfühlen würde? Das Relief seiner Adern, das unter der feinen Haut liegt? Wie er wohl schmeckt, wenn er kommt?
Seine Hände lösen sich von meinem Gesicht und wandern über mein T-Shirt, bis zu meinen Shorts. Dann fasst er von außen nach meiner Erregung und ich spüre seine Hand durch den Stoff seiner Shorts, weil wir so dicht aneinander liegen. Das Gefühl lenkt mich ab, aber nur kurz. Ich will, dass es gut für ihn wird. Mein Griff wird fester. Schneller.
Ich presse mich gegen seine Hand, die immer noch über meine Shorts fährt. Ich will ihm sagen, dass ich seine Hand spüren will, aber ich traue mich nicht. Ich will nicht, dass er etwas macht, das ihm unangenehm ist. Die Unsicherheit sorgt dafür, dass mein Verlangen gedämpft wird. Trotzdem versuche ich, mir nichts anmerken zu lassen. Mit dem Daumen streiche ich über seine feuchte Spitze. Der Rhythmus, in dem er mit seiner Hüfte in meine Faust stößt, wird immer schneller.
Seine Berührungen an meinem Schwanz werden immer fahriger und unsere Küsse unkontrollierter.
Nur einen Atemzug später, verharrt er in der Bewegung und ergießt sich stöhnend über meinen Fingern. Ich habe ihn zum Kommen gebracht. Aber egal wie erregend der Gedanke und seine Lust auf meinen Fingern ist, es reicht für mich nicht, um auch zu kommen. Die Wärme seiner Hand, die ich durch den Stoff der Shorts spüre, schmerzt beinahe. Ich will, dass er mich richtig anfasst.
Er löst sich schwer atmend von meinen Lippen.
»Verdammt, das war so gut«, sagt er und rollt sich auf den Rücken. Ich würde ihm gerne beipflichten, aber meine Erregung ist da leider anderer Meinung. Was mache ich jetzt? »Warte. Bist du überhaupt gekommen?« Er dreht sich ruckartig zurück in meine Richtung. Mist, was soll ich jetzt sagen?
Ich schüttele vorsichtig den Kopf und hoffe, dass die Röte in
meinem Gesicht im Licht des Fernsehers nicht so deutlich zu sehen ist.
»Sorry, Mann«, sagt er und wandert wieder mit der Hand zu meiner Shorts.
»Kannst du …«, setze ich an, doch sein intensiver Blick unterbricht mich.
»Was?«, fragt er aufmerksam, als ich nichts mehr ergänze.
»Kannst du mich vielleicht richtig anfassen?«, frage ich und schließe kurz die Augen, weil ich Angst vor seiner Reaktion habe.
Doch er legt nur seine Lippen auf meine und streicht zaghaft am Bund meiner Shorts entlang. Einen Atemzug später gleitet seine Hand in meine Unterhose und wenig später liegt sie auf meinem harten Schwanz. Seine Zunge schlüpft in meinen Mund und unser Kuss wird wieder hitziger.
Er fasst mein bestes Stück zu vorsichtig an und ich löse meine nasse Hand von ihm, um damit nach unten in meine Shorts zu wandern.
»Fester«, hauche ich atemlos und drücke seine Hand. Er kommt meiner Bitte nach und presst sein Becken gegen meins. Nur wenige Augenblicke später spüre ich es wieder. Das Kribbeln in meinem Bauch. Das Gefühl von Schwerelosigkeit in meinen Gliedern. Ich gebe seinem Rhythmus nach. Presse mich fester in seine Hand. Er sammelt alle Töne, die meinen Mund verlassen. Leckt über meine Lippen, bis plötzlich alles in Flammen steht. Erzittert. Erstarrt.
Für einen kurzen Augenblick höre, sehe, denke ich nichts.
Bis ich falle. Nur um im selben Moment zu fliegen.
Alles wird warm. Anspannung verlässt meinen Körper. Träge öffne ich meine Augen. Er löst seine Lippen von mir und ich falle zurück in die Kissen. Atme zitternd aus und kann das Lächeln in meinem Gesicht kaum unterdrücken. Doch die Glückgefühle verlassen meinen Körper spätestens dann, als er sich vom Bett
erhebt.
Genau wie mein Zimmer, hat auch seins ein eigenes Bad, in dem er verschwindet. Ich richte mich auf und warte darauf, dass er zurückkommt. Mein Herz schlägt wie verrückt, während meine Gedanken langsam durch meinen Kopf schweben. Ist das gerade wirklich passiert?
Wenig später kommt er komplett nackt zurück und mein Blick fällt direkt auf seinen schönen Schwanz, der immer noch nicht ganz erschlafft ist. Dann geht er zu seinem Kleiderschrank und präsentiert mir seine mehr als ansehnliche Rückenansicht. Der Moment währt jedoch nur kurz, denn dann zieht er sich eine Unterhose an und wirft mir eine zu.
»Die kannst du ruhig tragen. Wirf deine einfach im Bad zu meiner, ich mach die morgen sauber.«
Ich greife nach dem Stück Stoff und steige aus dem warmen Bett.
Nachdem ich im Bad alles erledigt habe, stehe ich abwartend vor seinem Bett und betrachte ihn. Kann ich bleiben? Soll ich gehen? Doch dann greift er nach meiner Hand und zieht mich zu sich. Ich klettere unbeholfen über ihn. Er lacht leise und zieht mich dann näher zu sich. Ich lausche seinen ruhigen Atemzügen, die beinahe in dem Gemurmel aus dem Fernseher untergehen.
»Warum hast du dein Shirt eigentlich immer noch an?«, fragt er dann ganz nah an meinen Lippen.
»Du wolltest es mir nicht ausziehen«, erwidere ich grinsend und lehne mich zurück. Ich versinke beinahe in dem losgelösten Ausdruck seiner Gesichtszüge. Schon vorher fand ich ihn heiß, aber ihn so zu sehen, macht ihn so viel hübscher. Sein Lächeln wird breiter. Dann greift er nach meinem Shirt und wenig später liege ich mit freiem Oberkörper an seiner nackten Haut.
»Schlaf gut«, flüstere ich, aber da ist er schon eingeschlafen.
Tilo (23:44): Ich hoffe es.
Tilo (0:31): Also, dass du mich nicht ersetzt.
Tilo (0:40): Dacre?
Tilo (0:51): So schnell kann es passieren …