Geile Fantasie …

Kim Powers

Wir hatten abgemacht, es sollte nur in unserer Fantasie geschehen, ein abgefahrenes Spiel, bei dem wir uns gegenseitig in die Welt des Sadomasochismus entführen wollten.

Wir hatten uns beide nackt ausgezogen und aufs Bett gelegt. Aber Anfassen war verboten!

Erst schwiegen wir eine ganze Weile, ließen unsere Gedanken treiben, dann begann Sandra und abwechselnd erzählten wir uns: „Wir sind in einem großen, alten Schloss. Von irgendwoher ertönt geheimnisvolle Musik, aber man kann nicht feststellen, woher sie kommt.“

„Ja, sie ist überall zu hören, mal lauter, mal leiser“, sagte ich.

„Wir gehen die Treppe hinauf.“

„Und oben angekommen fassen wir uns bei den Händen.“

„Sind wir nackt?“

„Nein, wir haben schwere, dunkle Umhänge um, aber darunter sind wir nackt.“

„Okay. Dann gehen wir weiter in Richtung einer großen Tür, hinter der lautes Stimmengewirr zu hören ist. Als wir kurz davor sind, öffnet sie sich wie von Geisterhand.“

„Sie geht knarrend auf und dahinter erblicken wir einen Raum voller merkwürdiger Menschen: Fast alle sind dabei, etwas Sexuelles zu tun. Sie küssen, belecken und streicheln sich, einige sind auf irgendwelchen speziellen Geräten festgebunden, einige sind nackt, andere tragen bizarre Kleidung und Dessous.“

„Was tun sie, als sie uns sehen?“

„Sie sind erstaunt und sehen uns lüstern an.“

„Ja, lüstern …“

„Dann kommt einer von ihnen, offenbar der Hausherr, auf uns zu. Er führt uns zur Mitte des Raumes …“

„… und alle scharen sich um uns. Sie bilden einen Kreis um uns.“

„‘Ihr seid hierhergekommen, um wahre Lust zu erfahren!’, sagt der Hausherr und sieht uns mit durchdringendem Blick an. Dann werden wir beide zu zwei massiven steinernen Bänken beziehungsweise Podesten geführt, die nebeneinanderstehen.“

„Wir können uns nicht wehren, selbst wenn wir es wollten, denn wir sind wie versteinert.“

„Hast du Angst vor dem, was auf uns zukommt?“

„Ja, ein wenig. Dann geht es weiter: Man bindet uns fest und erlaubt uns, die Köpfe so zueinanderzudrehen, dass wir uns ansehen können.“

„Ja, das ist gut. Dann können wir Blickkontakt halten, was auch immer passiert!“

„Ich sehe, wie sich jemand über mich beugt …“

„Nicht jemand, sondern viele! Sie alle machen sich über dich und mich her!“

„Ja, ich spüre sie, kann sie überall fühlen: ihre Hände, Zungen und andere Körperteile …“

„Ich fühle sie auch, es ist schrecklich und doch zugleich schön. Ich kann mich nicht dagegen wehren, dass es mich erregt!“

„Eine der ‘wilden’ Frauen setzt sich nun auf mich …“

„… und einer der Männer kommt über mich …“

„Kannst du ihn spüren?“

„Jaaaaa, es ist absoluter Wahnsinn … Er ist so … groß!“

„Magst du das?“

„Ja, es ist schrecklich-schön! Es ist eine süße Qual, so ausgeliefert zu sein!“

Wir konnten uns nun auch in der Realität nicht mehr beherrschen und fielen übereinander her – von wegen „Anfassen verboten“! Unser Kopfkino hatte uns dermaßen erregt, dass wir uns nicht mehr zurückhalten konnten.

Ich wünschte, es wäre nicht nur Fantasie gewesen. Aber irgendwann würden wir das ganz sicher auch in der Realität erleben, denn unsere bizarre Neigung war vorhanden und wurde stärker und stärker …