Sauna-Fantasie

Lisa Cohen

Was für ein widerliches Wetter! Nele starrte trübsinnig aus dem Fenster. Es war Mitte Juli und von Sommer keine Spur. Seit Tagen regnete es fast ununterbrochen. Sonne gab es nur noch gegen Gebühr im Solarium. Und ausgerechnet in diesem Jahr hatte sie keinen Urlaub geplant, weil sie seit einiger Zeit wieder solo war und niemanden gefunden hatte, der mit ihr wegfahren konnte. Schön, dass sie sich für den heimischen Strand drei Bikinis gekauft hatte, in der Hoffnung, den einen oder anderen netten Mann beim Sonnenbaden kennenlernen zu können. Die Strände waren verwaist und selbst die ganz Mutigen gingen nicht mehr ins Wasser. Es war einfach zu ungemütlich. Heute hatte sie freinehmen müssen, weil sie ein paar Dinge zu erledigen hatte. Mittags war sie in der Stadt unterwegs gewesen und völlig durchnässt nach Hause gekommen. Danach war sie erst einmal ziemlich frustriert ins Bett gegangen und hatte ein wenig geschlafen.

Mittlerweile war es bereits später Nachmittag. Sie saß bei der dritten Tasse heißen Tee und überlegte, dass sie sich an diesem kostbaren, arbeitsfreien Tag noch irgendetwas Gutes gönnen musste, bevor der Blues sie total in den Griff bekommen würde. Nele beschloss einen Saunaabend einzulegen. In ihrem Fitnessstudio gab es eine ganz ausgefallene Saunalandschaft mit Dampfbad und allem, was dazugehörte. Gute Idee, freute sie sich, packte ihre Sachen zusammen und machte sich auf den Weg.

Dort angekommen, duschte Nele heiß, kühlte sich dann mit einem kurzen Schauer ab und ging in die 80°C Sauna. Die oberste Bank war frei und sie streckte sich genüsslich aus. Schon nach ein paar Minuten spürte sie, wie jegliche Anspannung von ihr abfiel. Ihr Missmut verschwand, das Wetter wurde nebensächlich. Nach und nach durchzog eine wohlige Wärme ihren Körper. Es war herrlich. Zweimal klappte die Tür und kündigte einen neuen Besucher an, aber Nele öffnete nicht einmal die Augen, um zu sehen, wer da reingekommen war. Sie murmelte nur kurz „Hallo“ und döste weiter. Als es ihr dann zu heiß wurde, setzte sie sich auf die unterste Stufe, blieb dort noch ein Weilchen und ging dann hinaus, um sich abzuduschen und ganz mutig in das kalte Tauchbecken zu hüpfen. Ein kleiner Schrei entsprang ihrer Brust. Die Kälte schoss durch ihren Körper und öffnete jede ihrer Poren. Wunderbar erfrischt verließ sie das Becken, hüllte sich in ihren Bademantel, schnappte sich eine Zeitschrift und legte sich auf eine der Liegen.

Den zweiten Durchgang machte sie in der 90°C warmen Sauna. Ein paar Minuten war sie ganz allein, doch dann klappte die Tür und dieses Mal öffnete sie die Augen, weil sie merkte, wie jemand über sie auf die obere Bank klettern wollte. Nele schlug gerade in dem Moment die Augen auf, als ein Mann mit ausgeprägtem Hintern und beachtlich gut bestückt für den Bruchteil einer Sekunde über ihren Beinen schwebte. Sein Anblick fuhr ihr heftig in die Glieder. Sie spürte, wie eine tiefe Röte ihr Gesicht überzog und sich Unruhe in ihrem Unterleib breitmachte.

„T’schuldigung, ich wollte Sie nicht wecken!“

Was für eine Stimme. Wie Schmirgelpapier. Wie gern würde ich darunter mal ein Peeling machen, dachte Nele und musste sich zusammenreißen, um nicht loszukichern. Sie musterte die kräftigen Schenkel auf der Bank über ihr und stellte fest, dass der Anblick ihr gefiel. Fast bedauerte sie es, den Typen aus ihrer Position nicht besser betrachten zu können. Er war sicherlich mehr als einen Blick wert. Ganz ruhig lag er auf der Bank und regte sich nicht. Nele wurde es langsam zu heiß und so blieb ihr leider nichts anderes übrig, als die Sauna zu verlassen. Beim Hinausgehen warf sie dem attraktiven Mann noch schnell einen Blick zu. Was für ein Typ!

Selbst die eiskalte Dusche bot keine richtige Abkühlung. Noch ganz benommen von dem Anblick legte sie sich auf eine der Liegen, von der aus sie den Saunaausgang beobachten konnte. Sie musste ihn unbedingt etwas genauer studieren. Doch er ließ sich Zeit. Schien über eine gute Kondition zu verfügen, wenn er so lange in einer heißen Sauna bleiben konnte. Und dann, endlich, Nele konnte es kaum erwarten, kam er heraus.

Er war ein Bild von einem Mann, wie er da in Positur stand – und er war sich seiner Wirkung auf Frauen sehr wohl bewusst. Mit lasziven Bewegungen schritt er an Nele vorbei nach draußen in den Innenhof. Dort stand er dann wie ein junger Gott, atmete kräftig die feuchte Luft ein, ruderte mit den Armen, grätschte die Beine und genoss es ganz offensichtlich, den klatschenden Regen auf seiner erhitzten Haut zu spüren. Dampf stieg von ihm auf und gab dem Bild eine fast unwirkliche Erscheinung.

Nele bemühte sich krampfhaft, ihn nicht so unverfroren anzustarren, aber es gelang ihr nicht. Dann hatte er genug, kam wieder herein und ging mit fast würdevollem Schritt unter die Dusche. Fast jede der Frauen, die ihn dabei beobachtete, hielt spätestens dann den Atem an, als er sich ausgiebigst mit dem kalten Wasserstrahl abspritzte. Im Gegensatz zu vielen anderen Männern, erschlaffte sein Glied unter dem eiskalten Wasser nicht völlig, sondern behielt eine beachtliche Größe …

Nele war fix und fertig. Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass bei ihr schon mal ein Mann in so kurzer Zeit so heftig eingeschlagen hatte. Angestrengt versuchte sie in ihrer Zeitschrift zu lesen. Die Buchstaben verschwammen vor ihren Augen. Sie hatte das Gefühl in ihren Pupillen würden pralle Glieder erscheinen und sie spürte eine immer stärker werdende Erregung. Sie bekam Lust auf ihn und vor allem auf seine üppige Männlichkeit. Erschöpft schloss sie die Augen. Sie konnte sich diesen Typen nicht länger ansehen, sonst würde sie sexuell Amok laufen …

Er hatte geduscht und ging ohne eine Pause einzulegen gleich wieder in die 90°C Sauna. In der Tür drehte er sich um und nickte ihr zu. Nele starrte ihn verwirrt an. Wieder nickte er.

„Ich?“, formte sie lautlos mit den Lippen und sah sich um. Er nickte zum dritten Mal, ungeduldig jetzt. Sie schnappte nach Luft und beeilte sich seiner Aufforderung nachzukommen, bevor er es sich anders überlegen konnte. Auf unsicheren Beinen stakste Nele zur Sauna. Mit einem Anflug von Genugtuung registrierte sie, dass die anderen Saunabesucherinnen sie mit neidvollen Blicken verfolgten. Mit einem Ruck schloss sie die Tür hinter sich. Er saß auf der unteren Bank und zog sie ohne zu zögern an sich. Anscheinend wusste er genau, was er wollte. Nele stand vor ihm und öffnete ganz selbstverständlich ihre Beine. Sie war froh, dass sie sich heute Morgen noch frisch rasiert hatte und einen blitzblanken Eindruck machte.

Interessiert betrachtete er ihre kahle Scham.

„Endlich mal eine Frau, die ganz ohne geht …“

Er kostete mit der Zunge, wonach sie schmeckte, und schien Gefallen an dem Geschmack zu finden. Sanft liebkoste er ihren Schritt, bis Nele entzückt aufstöhnte. Sie schob ihren Unterleib ein wenig vor, damit seine Zunge noch tiefer in sie dringen konnte. Während er sie vorne oral stimulierte, schob er gleichzeitig zwei Finger in ihren Anus. Nele spürte die plötzlich einsetzende, heftige Erregung bis in die Haarwurzeln. Eine Gänsehaut aus Wollust und Begierde überzog ihren Körper.

„Spreize deine Beine noch ein bisschen mehr …“, hörte sie ihn flüstern.

Nele öffnete sich für ihn, so weit sie konnte. Die gleichzeitige Stimulation vorne und hinten katapultierte sie innerhalb kürzester Zeit in ungeahnte, ekstatische Sphären. Als er sie auf seine Knie und damit auch auf sein imposantes Glied zog, stöhnte sie überwältigt auf.

Kurz und heftig war sein Eindringen. Fast ein wenig schmerzhaft, aber unglaublich sinnlich. Mit der ersten, kräftigen Bewegung schien er sie schon ganz auszufüllen. Sein Glied verströmte eine Hitze, die sich wellenförmig in ihrem Unterleib ausbreitete und diesen innerhalb von Sekunden in Brand setzte. Sie krallte sich an seinen Schultern fest, um sich noch dichter an ihn heranzuziehen. Ihre Zähne hatten sich in ihre Lippen gebohrt. Nele schmeckte Blut, spürte aber den Schmerz nicht.

Sein Orgasmus kam schnell und intensiv. Mit aller Kraft schob er sich ein letztes Mal ganz tief in sie hinein. Sie schrie glücklich und befreit auf und konzentrierte sich ganz auf ihre Lust. Was draußen vor der Sauna passierte, interessierte sie nicht.

Entschlossen hob er sie hoch, packte sie und positionierte sie, mit dem Rücken zu sich, auf der mittleren Bank. Sein Griff war fest und duldete keinen Widerstand, keinen Zweifel. Nele schloss die Augen und schob ihm ihren Hintern entgegen. Sie wusste, was er von ihr wollte, und sie war begierig darauf, sich von hinten nehmen zu lassen. Noch nie hatte sie einem Mann den Zugang zu ihrem Hinterstübchen erlaubt. Aus Angst, falscher Scham oder Zweifel. Bei diesem hier war alles anders. Er sollte der Erste sein, der sie auf diese außergewöhnliche Art eroberte. Sie hatte keine Angst, dass es wehtun könnte. Noch nie war sie so erregt gewesen. Feuchte Lust sammelte sich zwischen ihren Pobacken und an den Innenseiten ihrer Schenkeln.

Sie fühlte, wie seine Finger ihren Hintereingang öffneten, ihn massierten und weiteten. Ganz entspannt lag sie da. Er würde ihr nur das Beste antun. Sanft und überraschend zärtlich drang er in sie ein. Kein Zögern, kein Schmerz und kein Widerstand konnten ihre heftigen Lustgefühle einschränken. Nur ekstatische, noch nie zuvor erlebte sexuelle Begierde erfüllte sie … Nele hatte ihre Finger in die Holzbank vor sich gekrallt, um die intensiver werdenden Stöße besser abfangen zu können. Sein heftiges Stöhnen spornte ihre Lust noch mehr an. Sie war auf dem Weg zum totalen sexuellen Glück …

Mit einem Ruck setzte Nele sich auf. Jemand hatte sie an der Schulter berührt.

„Hallo, Sie müssen aufwachen. Wir schließen in zehn Minuten!“

Erschreckt sah sie sich um. Außer der Saunaangestellten schien niemand mehr in der Anlage zu sein.

„Ja, ja, ich beeile mich ja schon.“

So unsanft aus den erotischsten Fantasien geweckt zu werden, machte nicht gerade froh. Etwas mürrisch packte Nele ihre Sachen zusammen und ging zur Umkleidekabine. Ihr war kalt und unbehaglich zumute. Was für ein blöder Ausklang des schönen Saunaabends! Sie hatte eine wundervolle Fantasie mit dem schönsten Mann des Universums gehabt. Fast hatte sie geglaubt, es wäre wahr gewesen. Aber nur fast. Denn ihr war klar, dass so etwas nicht wirklich passierte. Ihr zumindest nicht.

Als sie geduscht und angezogen aus dem Saunabereich kam, stand da nur noch ein einzelner Besucher. Nele kniff die Augen zusammen, um ihn besser sehen zu können. Sie täuschte sich nicht. ER war es, der da auf jemanden wartete. Der Mann, mit dem sie eben die geilste aller erotischen Vorstellungen gehabt hatte. Er nickte ihr zu. Nele sah sich um. Außer ihr war niemand zu sehen. Wieder nickte er ihr zu. Dicht vor ihm blieb sie stehen. Sein Duft war betörend, seine Männlichkeit überwältigend, seine Stimme wie Samt auf ihrer Haut.

„Hast du noch Lust ein Glas Wein mit mir zu trinken?“

Und ob sie das hatte …