Stoffe

Alle Stoffe basieren auf nur zwei verschiedenen Faserarten: natürlichen und synthetischen Fasern. Naturfasern sind pflanzlichen oder tierischen Ursprungs, synthetische Fasern sind das Produkt chemischer Prozesse.

Stoffe aus Naturfasern

Baumwolle

Baumwolle wird vom Baumwollstrauch gewonnen und ist luftdurchlässig, sehr strapazierfähig, reißfest und besonders hitzebeständig. Der Stoff ist außerdem extrem saugfähig, er trocknet aber auch sehr langsam. Nicht veredelte Baumwolle hat eine stumpfe Oberfläche, knittert sehr und kann stark einlaufen. Durch Veredelung wird der Stoff schrumpffrei und knitterarm. Des Weiteren wird die Faser durch eine spezielle Behandlung mit Natronlauge, dem sogenannten Merzerisieren, haltbarer und erhält einen leichten Glanz. Baumwolle ist preisgünstig, verteuert sich aber durch Veredelung und Merzerisierung.

Pflege von Baumwolle

Weiße und helle Baumwolle kann bis 95 Grad, Buntwäsche bis 60 Grad in der Maschine gewaschen werden. Feinere, veredelte Baumwollstoffe sollten Sie nicht heißer als 40 Grad waschen. Pflegeleicht ausgerüstete Baumwolle wird nach dem Waschen „glatt geschüttelt“ und braucht dann nur noch mit der Einstellung „Wolle“ oder gar nicht gebügelt werden. In den Trockner sollten Sie Baumwolle nur legen, wenn das Pflegeetikett es ausdrücklich erlaubt.

Leinen

Leinen knittert edel – wer kennt diesen Ausdruck nicht. Der natürliche Pflanzenleim der Fasern erzeugt das Knittern, was sich auch durch Verarbeitung oder Veredelung nicht vollkommen glätten lässt. Leinen hat eine glatte, matt glänzende Oberfläche. Es ist sehr strapazierfähig, in feuchtem Zustand extrem reißfest und wegen seiner Saugfähigkeit und Feuchtigkeitsabgabe gut für Sommerkleidung geeignet.

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Pflege von Leinen

Leinen ist bei 95 Grad waschbar. Je nach Veredelung oder bei farbigem Leinen sollte aber eine niedrigere Waschtemperatur gewählt werden. Beachten Sie auch hier die Pflegehinweise des Herstellers, denn manchmal muss Leinen, besonders bei gefütterten Kleidungsstücken, gereinigt werden. Im Trockner besteht die Gefahr des Einlaufens. Bügeln lässt sich Leinen am besten in leicht feuchtem Zustand oder mit sehr viel Dampf.

Wolle

Lieferant für Wolle ist das Schaf. In geringen Mengen werden auch Tierhaare anderer Herkunft wie Kaschmir, Mohair, Angora, Alpaka, Lama oder Kamelhaar untergemischt. Die Bezeichnung „Schurwolle“ darf dann verwendet werden, wenn nicht mehr als 7 % Fremdfasern enthalten sind, die Bezeichnung „Reine Schurwolle“ ist nur bei einem Anteil von bis zu 0,3 % anderer Fasern möglich. Stoffe, die als „100 % Wolle“, „Reine Wolle“ oder „Wolle“ bezeichnet werden, können aus minderwertiger Wolle oder Reißwolle bestehen, die aus benutzten Wollprodukten hergestellt werden. Ist ein Wollstoff mit dem Wollsiegel gekennzeichnet, handelt es sich um hochwertige, reine Schurwolle, die vom internationalen Wollsekretariat geprüft ist. Wolle knittert kaum, hält sehr warm und ist luftdurchlässig.

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Pflege von Wolle

Wolle filzt sehr leicht, deshalb sollten Sie bei der Reinigung vorsichtig sein. Geringe Verschmutzungen oder auch Gerüche verschwinden durch gutes Auslüften nach jedem Tragen in feuchter Luft. Bei dem Herstellerhinweis „filzfreie Wolle“ können Sie die Wolle mit dem Wollwaschgang in der Waschmaschine waschen, alles andere verträgt nur Handwäsche ohne rubbeln und wringen. Wolle darf nie in den Trockner, sondern wird liegend auf einem Handtuch getrocknet. Hochwertige Bekleidungsstücke wie Anzüge, Kostüme etc. sollten Sie unbedingt reinigen lassen. Bügeln können Sie Wolle mit der entsprechenden Einstellung Ihres Bügeleisens und einem dazwischengelegten Bügeltuch oder mit Dampf.

Seide

Seide ist ein Endlosfaden und wird aus dem Kokon der Maulbeerseidenraupen gewonnen. Sie hat einen ganz besonderen Tragekomfort, denn sie ist bei Hitze angenehm kühl und wärmt bei Kälte. Hautfeuchtigkeit gibt sie schnell nach außen ab.

Pflege von Seide

Seide lässt sich bei bis zu 30 Grad von Hand waschen. Wenn Sie aber kein Risiko eingehen wollen, sollten Sie Seide immer chemisch reinigen lassen. Beachten Sie in jedem Fall die Hinweise auf dem Etikett des Herstellers. Da dunkle Farben leicht ausbluten, waschen Sie diese separat, um andere Kleidungsstücke nicht zu verfärben. Spülen Sie Seide gut aus und geben Sie dem letzten Spülwasser einen Löffel Essig zu. Das frischt die Farben auf und verleiht leichten Glanz. Der Trockner ist für Seide Tabu!

Stoffe aus Chemiefasern

Viskose

Viskose besteht aus reiner Zellulose, dem Grundbestandteil aller pflanzlichen Fasern. Wegen der starken chemischen Behandlung mit Natronlauge, Schwefelkohlenstoff und Schwefelsäure gehört sie zu den Chemiefasern. Viskose kann zu verschiedenen Optiken wie Seide, Leinen oder Baumwolle von matt bis hoch glänzend verarbeitet werden. Der fließende Fall eines Viskosestoffes ist von der dünnsten bis zur schwersten Qualität immer gleich.

Pflege von Viskose

Viskose kann bei 30–40 Grad im Schonwaschgang und mit einem Feinwaschmittel in der Maschine gewaschen werden, sollte aber nicht in den Trockner, es sei denn, das Etikett sagt etwas anderes aus. Mit der Einstellung „Seide“ dürfen Sie Viskose auf jeden Fall bügeln, manchmal können Sie die Temperatur auch bis zur Einstellung „Baumwolle“ steigern. Besonders leicht lässt sich Viskose in angefeuchtetem Zustand bügeln.

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Polyacryl, Polyamid, Polyester

Diese synthetischen Stoffe sind auch unter den Markennamen Perlon, Nylon, Dralon, Orlon, Trevira, Diolen etc. bekannt. Kunstfasern haben in den letzten Jahren den schlechten Ruf verloren, da sie immer weiterentwickelt wurden und ihre Qualität sich stetig verbessert hat. Einige der reinen Naturfasern sind durch minderwertige Verarbeitung oft unangenehmer zu tragen als Kunstfasern. Interessante Neuentwicklungen wie beispielsweise Mikrofasern sind technisch hoch entwickelte Kunstfasern, die zu extrem feinen Garnen verarbeitet werden. Gewebe aus Mikrofasern sind ideal für Funktionskleidung: Sie sind sehr dicht, weisen Wind und Regen ab, lassen aber gleichzeitig Schweiß nach außen durch, wobei die Haut angenehm trocken bleibt.

Pflege von Polyacryl und Co.

Alle Chemiefasern sind einfach zu pflegen, wichtig ist, dass die Temperatur nicht zu hoch ist. Sie können sie in der Waschmaschine bei 30 Grad mit Feinwaschmittel waschen. Fast alle Chemiefasern dürfen auch in den Trockner. Bei Mikrofasern sollten Sie keinen Weichspüler verwenden, sonst geht die wasserabweisende Wirkung verloren.

Stoffe aus Mischfasern

Naturfasern werden mit synthetischen Fasern vermischt, sodass je nach Verwendungszweck die guten Eigenschaften aller Bestandteile genutzt und die weniger guten weitestgehend ausgeschaltet werden können. Je nach Art der Kombination mindern Mischungen mit Kunstfasern beispielsweise die Knittereigenschaften oder erhöhen die Reißfestigkeit einer Naturfaser. Die Haltbarkeit von Nylon lässt sich in einer Mischfaser mit der wärmenden Eigenschaft von Wolle verbinden, und die Beimischung der hochelastischen Kunstfaser Elasthan, auch unter den Handelsnamen Lycra oder Dorlastan bekannt, macht jedes Material durch den Stretcheffekt zum angenehmen Stoff für eng anliegende Bekleidung. Es gibt eine schier unendliche Vielfalt an Kombinationsmöglichkeiten, und es werden immer wieder neue Stoffe entwickelt.

Pflege von Mischfasern

In der Regel sind Mischfasern pflegeleicht und können in der Waschmaschine gewaschen werden. Achten Sie aber stets auf die Pflegehinweise des Herstellers. Im Zweifelsfall richten Sie sich nach der Pflegeanleitung des empfindlicheren Materials. Wenn Sie sich nicht sicher sind, dann waschen Sie den Stoff am besten von Hand. Nicht nur Art, Reinheit oder Mischungsverhältnis der Fasern, auch die Verarbeitungsweise der Garne zu Gewebe ist ausschlaggebend für die verschiedenen Stoffarten. Nachfolgend finden Sie die wichtigsten Stoffarten im Überblick.

Gewebte Stoffe

Azetat

Weich fließender Futterstoff mit mattem Glanz, ähnlich wie Viskose oder Satin.

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Batist

Sehr feiner und transparenter Stoff aus Baumwolle, Leinen, Chemiefaser oder Mischungen.

Brokat

Ein hochwertiges Jacquardgewebe, für das oft Glanzgarne verwendet werden.

Chenille

Ähnlich wie Samt, der Flor ist auf der Ober- und Unterseite sichtbar.

Chiffon

Hauchdünnes und transparentes Gewebe, meistens aus Seide oder Mischfasern.

Cord oder Cordsamt

Verschieden breite Längsrippen von Fein- bis Breitcord in Samtoptik mit Strichrichtung.

Crêpe de Chine

Weich fließender, feiner Stoff mit leicht körnigem Griff, meistens aus Seide oder Kunstfasern.

Crinkle oder Crash

Stoffe, die entweder beim Weben oder danach dauerhaft vorgeknittert werden.

Duchesse

Stark glänzender Satinstoff aus Seide, Viskose oder Chemiefaser.

Flanell

Meistens ist das Gewebe aus Baumwolle, Viskose oder Wolle. Eine einseitig angeraute Stoffunterseite wärmt stark und fühlt sich weich an.

Frottee

Stoff mit eingewebten Schlingen. Bei Veloursfrottee werden diese aufgeschnitten.

Gabardine

Dichtes, hochwertiges Gewebe mit feinem, diagonal verlaufendem Streifeneffekt, der durch die Webart entsteht.

Georgette

Weicher und fließender Stoff, meistens aus Seide oder Wolle mit leicht sandigem Griff.

Jeansdenim

Die Verarbeitung eines farbigen Kett- und weißen Schussfadens ergibt nach mehreren Waschdurchgängen den typischen ausgeblichenen Jeanseffekt.

Köper

Ähnlich wie Gabardine; die Diagonalrillen, die durch die Webart entstehen, sind aber gröber.

Musselin

Leichter und locker gewebter Stoff aus Baumwolle oder Wolle. Wird gerne für Tücher oder Stoffwindeln verwendet.

Organdy

Transparentes und steifes Gewebe aus Baumwolle.

Organza

Ähnlich wie Organdy, jedoch aus Seide und noch etwas steifer im Griff.

Popeline

Glattes Gewebe mit feinen Querrippen, die beim Weben durch die Bindung entstehen.

Samt

Schwerer Stoff mit seidigem Griff und dichtem Flor auf einer Stoffseite. Aus Baumwolle, Seide oder Viskose.

Satin

Hochglänzendes Gewebe mit weichem Griff und fließendem Fall. Besonders edel aus Seide, häufig aber aus Kunstfaser.

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Taft

Glänzt, raschelt und ist steif. Taft wird gern für große Abendroben verwendet. Material aus Seide oder Chemiefasern.

Tuch

Wollstoff, der nach dem Weben gewalkt und aufgeraut wird, wodurch er eine filzartige Oberfläche erhält.

Tüll

Steifes, aber transparentes Gewebe, das gern für Unterröcke oder zur Dekoration verwendet wird.

Tweed

Dazu werden melierte und genoppte Garne, oft zweifarbig, miteinander verwoben.

Velours

Weicher, angerauter Stoff, meist aus Wolle, der häufig zu Mänteln und Jacken verarbeitet wird.

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Voile

Transparentes Gewebe mit weichem Griff, oft aus Baumwolle.

Gestrickte Stoffe

Ajour

Stoff mit sehr feinen Durchbruchmustern. Wirkt oft wie gestickt.

Jersey

Dehnbare Maschenware vom feinen und dünnen Polojersey bis hin zum dicken Wolljersey.

Nicki

Jerseystoff, der eine samtähnliche Oberfläche aufweist und durch die Maschen dehnbar ist.

Plüsch

Pelzimitationen, die entweder den echten Pelzen täuschend ähnlich sind oder sehr fantasievolle Muster haben.

Rippenstrick

Weist ein Maschenbild wie abwechselnd rechts und links gestrickt auf und wirkt oft wie selbstgestrickt.

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Strickstoff

Maschenware, die wie handgestrickt aussieht.

Sweatshirtstoffe

Jersey oder Trikotstoff, der innen oft aufgeraut ist.

Gewirkte Stoffe

Diese brauchen nicht versäubert werden, da sie nicht ausfransen.

Filz

Aus Schafwollfasern und tierischen Haaren zusammengepresster Stoff.

Flausch

Sehr weicher und dicker Stoff, der oft eine pelzartige Oberfläche hat und sehr leicht ist.

Fleece

Flauschiger Stoff aus Mikrofaser, der die atmungsaktiven Vorteile der Mikrofaser aufweist und zusätzlich sehr warm hält.

Rechte und linke Stoffseite

Bei der Verarbeitung von Stoffen stoßen Sie häufig auf Begriffe wie „rechts auf rechts“, „rechts auf links“ etc. Woran lassen sich die rechte oder linke Stoffseite erkennen:

Die linke Stoffseite ist stets die Seite, die bei der fertigen Näharbeit von außen nicht sichtbar ist, also dem Körper zugewandt ist. Bei bedruckten Stoffen ist die linke Stoffseite meistens schwach gefärbt, bei gewebten erscheint das Muster „falsch“, bei Strickstoffen erkennen Sie die Seiten am Maschenbild rechter und linker Maschen.

Die rechte Stoffseite ist die „gute“, nach außen sichtbare Seite; sie ist bei Drucken durch kräftigere Farben zu erkennen; die Muster sind „richtig“. Gewebte Stoffe haben häufig eine stärkere Struktur auf der rechten Seite.

Bei manchen Stoffen sind die rechten und linken Seiten schwer zu unterscheiden, häufig ist das bei unifarbenen Webstoffen der Fall. Am besten, Sie legen selbst Vorder- und Rückseite fest und markieren alle Rückseiten der Schnittteile mit einem Kreidekreuz. Beim Zuschneiden und Zusammennähen darauf achten, dass gleiche Seiten aufeinandertreffen.