Schnittvorlagen und Zuschneiden

Das Modell einer Bluse oder eines Rocks mit Nähanleitung hat es Ihnen angetan, und Sie möchten es möglichst gleich in die Tat umsetzen. Bei der Stoffauswahl dürfen Sie kreativ werden, den Schnitt sollten Sie aber sehr sorgfältig übertragen und ausschneiden.

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Stoff und Nähzutaten kaufen

Auf dem Fertigschnitt beziehungsweise im Schnittmusterheft finden Sie eine Liste mit Angaben zur benötigten Stoffmenge sowie zu den besonders gut geeigneten Stoffarten. Wenn Sie sich an die Empfehlungen halten, können Sie sicher sein, dass Ihr individuelles Kleidungsstück in Form und Wirkung dem Foto im Heft oder auf dem Schnitt am nächsten kommt.

Ist aber z.B. für eine weite Hose im Marlene-Stil ein fließender Viskosestoff angegeben, dann wirkt die fertige Hose ganz anders, wenn Sie dafür Gabardine oder Leinen verwenden. Natürlich bietet die Wahl einer anderen Stoffart unter Umständen auch eine gewollte Stiländerung. Zur Beurteilung brauchen Sie allerdings schon etwas Näherfahrung. Als Nähanfängerin folgen Sie sicherheitshalber den Angaben zum Original.

Zusätzlich zum Stoff benötigen Sie Nähgarn und, je nach Bekleidungsstück, Reißverschluss, Knöpfe, Druckknöpfe, Nieten, Einlagen etc. Alle Materialien erhalten Sie in großer Auswahl im Stoffladen oder in der Kurzwarenabteilung eines Kaufhauses.

Papierschnitt anfertigen

Papierschnitt von einem Fertigschnitt erstellen

Bestimmen Sie anhand der Maßtabelle des Schnittes Ihre Konfektionsgröße. Auf dem Schnittbogen, manchmal sind es auch mehrere, finden Sie Miniaturzeichnungen der Schnittteile, die Sie für Ihr ausgesuchtes Modell benötigen. Betrachten Sie diese zuerst genau. Schneiden Sie dann die Schnittteile an der entsprechenden Linie Ihrer Konfektionsgröße aus.

Bei unterschiedlichen Maßen, z.B. Taillenweite Größe 40 und Hüftweite Größe 42, lassen Sie die Schnittlinien einfach fließend ineinander übergehen.

Papierschnitt von einem Schnittbogen anfertigen

Übernehmen Sie den Schnitt aus einer Modezeitschrift mit beiliegendem Schnittbogen, wird bei dem abgebildeten Modell darauf verwiesen, wo Sie die dazugehörige Nähanleitung im Heft finden. Dort sind die verschiedenen Schnittteile mit allen Angaben wie Fadenlauf (ist mit einer Pfeillinie gekennzeichnet), Ansatzstellen, Brüchen, Falten usw. in einem Miniaturschnitt abgebildet. Außerdem erfahren Sie hier alles, was Sie zum Anfertigen Ihres Papierschnittes benötigen, z.B. auf welchem Bogen Sie den Schnitt finden, welche Farbe und Nummern er hat und welche Schnittlinienführung den jeweiligen Konfektionsgrößen entspricht. Beispiel:

Roter Schnitt

Bogen C

Schnittteile 1 bis 6

Größe 40 --------

Falten Sie den Schnittbogen C auf und suchen Sie am Rand die rot geschriebenen Nummern 1–6. Gehen Sie von da aus senkrecht nach oben oder unten, bis Sie auf die rot gestrichelten Schnittteile mit den Nummern 1–6 treffen. Verfolgen Sie mit dem Finger die Schnittlinie, sodass Sie ein Gefühl für die Form bekommen.

Legen Sie Schnittpapier unter den Schnittbogen. Dazwischen platzieren Sie Schneiderkopierpapier, und zwar mit der beschichteten Seite nach unten. Fahren Sie nun mit dem einfachen Kopierrädchen oder einem Bleistift alle Konturen eines Schnittteiles in Ihrer Größe nach. Übertragen Sie auch die Innenlinien wie Abnäher, Fadenlauf und Bruchkanten.

Schneiden Sie das Schnittteil entlang der Außenkonturen aus dem Schnittpapier aus. Anschließend schreiben Sie die Bezeichnung des Schnittteils und die Anzahl, wie oft das Teil aus Stoff zugeschnitten werden muss, auf das Papier. Markieren Sie gegebenenfalls Kanten, die am Bruch angelegt werden müssen. Achten Sie auch darauf, dass Sie Belegteile, die in den Schnittteilen eingezeichnet sind, extra auf Papier übertragen. Alle Schnittteile aus Papier anfertigen.

Bitte beachten

Wenn die Materialangabe der Nähanleitung dehnbare Stoffe angibt, müssen Sie diesen Hinweis unbedingt beachten. Diese Schnitte sind ohne Bewegungszugabe konzipiert, das Modell wäre aus einem festen Stoff viel zu eng.

Schnitt mit Raster auf Papier übertragen

Manche Schnittmuster sind verkleinert auf einem Raster abgebildet. In diesen Fällen ist stets die Rastergröße angegeben, z.B.: 1 Kästchen entspricht 5 x 5 cm.

Besonders einfach geht das Übertragen mit einem Rasterbogen, den Sie im Fachhandel erhalten. Dessen Kästchen sind 1 x 1 cm groß, beinhalten dadurch auch alle anderen größeren Rastermaße. Wenn Sie keinen Rasterbogen haben, zeichnen Sie sich Ihr Raster mit einem mitteldicken Filzstift auf einen großen Bogen Papier (z.B. Packpapier).

Legen Sie den Rasterbogen unter das Schnittpapier auf Ihre Arbeitsfläche. Das Raster ist durch das Papier sichtbar. Nun beginnen Sie an einer geraden Kante des Schnittteiles und zählen in eine Richtung alle Kästchen bis zur nächsten Ecke oder Rundung ab. Markieren Sie diesen Punkt auf Ihrem Papier. Dann zählen Sie bis zur nächsten Ecke oder Rundung weiter. Fahren Sie so fort, bis Sie alle Markierungspunkte übertragen haben.

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Verbinden Sie die Punkte entsprechend der Vorlage, entweder mit Lineal oder mit geschwungenen Rundungen, deren Verlauf Sie wiederum mithilfe des Rasters der Vorlage entnehmen. Zum Schluss alle Innenmarkierungen einzeichnen und den Papierschnitt rundum ausschneiden.

Papierschnitt von Rechteckbemaßung anfertigen

Manche Modelle sind auch mit einer Bemaßung in einem umschriebenen Rechteck ausgestattet. Zeichnen Sie das Rechteck mit den gesamten Außenmaßen auf Ihr Schnittpapier auf und übertragen Sie die Maße der Vorlage mit kleinen Strichen auf die Außenlinien Ihres Rechtecks. Dann übertragen Sie mithilfe der Außenmaße die innen liegenden Eckpunkte des Schnittes.

Verbinden Sie die Markierungspunkte mit dem Lineal oder, bei Rundungen, frei Hand. Zeichnen Sie auch alle Innenkonturen und Markierungen auf, bevor Sie den Schnitt entlang seiner Außenkonturen ausschneiden.

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Der Zuschneideplan

Bei der Anleitung eines jeden Schnittmusters finden Sie immer einen Zuschneideplan, der die optimale Anordnung der Schnittteile auf dem Stoff zeigt. Liegt der Stoff doppelt breit, also mindestens 140 cm, dann liegt er gefaltet übereinander, wobei die rechte Stoffseite in der Regel nach innen zeigt. Die Falte bezeichnet man als Stoffbruch. Ist der Stoff nur 70 cm oder 90 cm breit, sodass Sie ihn nicht doppellagig ausbreiten, sollte die rechte Stoffseite beim Auslegen nach oben zeigen. Ausnahmen zu diesen Regeln werden im Zuschneideplan explizit genannt.

Legen Sie die Schnittteile nach dem Zuschneideplan auf dem ausgelegten Stoff aus. Achten Sie darauf, dass der Fadenlauf – er verläuft immer parallel zu den Webkanten – bei Schnittteilen, bei denen Angaben dazu gemacht wurden, eingehalten wird. Denken Sie auch daran, dass Sie bei einfacher Stofflage viele Teile zweimal, aber spiegelverkehrt, das heißt einmal mit umgedrehtem Papierschnitt, zuschneiden müssen. Bei doppelter Stofflage passiert dies automatisch. Haben Sie die optimale Positionierung der Schnittteile mit genügend Abstand für die in der Anleitung angegebenen Naht- und Saumzugaben gefunden, stecken Sie sie jeweils rundherum mit Stecknadeln auf dem Stoff fest. Nun zeichnen Sie mit Schneiderkreide und einem Handmaß oder kleinen Lineal die Nahtzugaben rund um die Schnittteile auf den Stoff. Sie können die Nahtzugaben aber auch mithilfe des zweirädrigen Kopierrädchens und Kopierpapier auf den Stoff übertragen, indem Sie das Kopierpapier unter den Stoff legen und dann mit dem Kopierrädchen außen am Papierschnitt entlangfahren. Damit haben Sie gleichzeitig auch die Nahtlinien mit übertragen und können den Stoff jetzt einfach entlang der Naht- oder Saumzugaben ausschneiden.

Wenn Sie kein zweirädriges Kopierrädchen haben, übertragen Sie die Nahtlinien nach dem Ausschneiden der Stoffteile an den Naht- und Saumzugaben wie folgt: Legen Sie das Kopierpapier mit der Beschichtung nach oben auf den Tisch, darüber die ausgeschnittenen doppelt gelegten Stoffteile mit dem aufgesteckten Papierschnitt. Der Papierschnitt liegt oben. Nun fahren Sie mit dem einfachen Kopierrädchen die Konturen des Papierschnittes nach. Wiederholen Sie dies für das gegengleiche Stoffteil. Dafür den Papierschnitt abnehmen und auf die andere Seite der doppelt gelegten Stoffteile aufstecken.

Um Innenkonturen zu übertragen, legen Sie Schneiderkopierpapier mit der beschichteten Seite zum Stoff gerichtet zwischen den Stoff und den Papierschnitt. Jetzt fahren Sie die Markierungen mit dem einrädrigen Kopierrädchen nach. Geübtere Näherinnen begnügen sich damit, den Anfang und das Ende einer Nahtlinie zu markieren und die Punkte dann parallel zu den Nahtzugaben miteinander zu verbinden. Das funktioniert aber nur dann, wenn alle Nahtzugaben gerade und exakt gleich breit zugeschnitten wurden.

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Abnäherspitzen markieren Näherfahrene mit einer Nadel, die sie senkrecht durch das Papier und den Stoff stechen. Diese Einstichstelle wird beidseitig auf den Stoffteilen mit Kreide oder einer Stecknadel gekennzeichnet.

Profitipps fürs Zuschneiden

ln Leder oder Lackstoffen hinterlassen Nadeln Löcher. Ersetzen Sie hier Stecknadeln durch Klebestreifen.

Für voluminöse Stoffe wie Fleece oder Strick sind Schwesternnadeln, die länger als Stecknadeln sind, besser geeignet.

Damit sehr glatte, dünne Stoffe wie Seide oder Viskose nicht verrutschen, fixieren Sie sie mit Klebeband auf dem Zuschneidetisch oder unterlegen Sie sie mit einer Tischdecke.

Den schrägen Fadenlauf finden Sie so: Ziehen Sie die Ecke einer Stoffbahn so nach unten zur Webkante, dass Schnittkante und Webkante aufeinanderliegen. Die dadurch entstandene Diagonale bügeln oder mit Kreide markieren.

Bei Stoffen mit „Strich“ wie Samt oder Velours sollten Sie alle Teile mit gleicher Richtung zuschneiden, z.B. alle Säume zeigen in eine Richtung.

Bei auffälligen Mustern wie Karos oder Streifen unbedingt auf den Rapport achten.