2. DIE SCHULE
Hach, die Schule. Ein ideales Thema für Am Arsch vorbei ! Zugegeben, wegen allzu genauer Berücksichtigung dieses Mottos bin ich meinerzeit von selbiger geflogen – es ist aber auch vertrackt, dass die Schule ausgerechnet dann so anspruchsvoll wird, wenn sich herausstellt, dass die Jungs gar nicht so unnütz sind wie immer angenommen. Diese Herausfindung kollidierte damals direkt mit Latein und Mathe und, was soll ich sagen, Latein und Mathe haben überraschenderweise nicht das Rennen um meine Aufmerksamkeit gewonnen. Nun ja. Im Nachhinein betrachtet ist das kein großes Drama. Wenige Dinge, die mir in Latein und Mathe durch die Lappen gegangen sind, hätte ich später irgendwann mal gebraucht. Was für eine Überraschung bei einer toten Sprache. Ich glaube, der Einzige, dem eine tote Sprache jemals was gebracht hat, ist mein Onkel. Der hatte nämlich Altgriechisch in der Schule, und das half ihm genau einmal : Als er in Griechenland Inselhopping machte und einen Einheimischen fragen wollte, wann die nächste Fähre geht. Gut, es war eben auf Altgriechisch, also fragte er übersetzt in etwa: »Sag an, Gevatter! Wann legt die nächste Galeere an?«
Was ihm, zumindest nachdem sich die anwesenden Griechen vor lauter Lachen, Schenkelklopfen und Tränen-aus-den-Augenwischen wieder beruhigt hatten, tatsächlich eine Antwort einbrachte.
Und apropos Mathe: Das war ja immer das Fach, wo es hieß »Lernt das, später habt ihr auch nicht immer einen Taschenrechner dabei!«
Hihi, kichert da mein Handy und fragt, ob ich noch mehr solche lahmen Witze auf Lager habe.
Aber ich muss zugeben, jetzt, wo ich die Fronten gewechselt und selbst ein schulpflichtiges Kind habe, verstehe ich den vehementen Einsatz meiner Mutter von damals etwas besser. Und das, obwohl gerade mal die erste Klasse rum ist! Tatsächlich haben sich in dieser eher kurzen Zeit schon jede Menge schöne Momente ergeben, die ich gerne zur allgemeinen Verwendung teilen möchte – und ich bin wahnsinnig gespannt, was uns noch erwartet …
DIE BÜROKLAMMERN
Es war DAS gesellschaftliche Event des Herbstes, heiß ersehnt von den einen (von L., dem zuständigen Vater, und mir) und skeptisch erwartet von dem anderen (dem Kind):
Das Kind kommt in die Schule!
»Hurra! Schule!«, versuchte ich es immer wieder, aber das Kind blieb aus mir unbekannten Gründen skeptisch. Irgendwann ging mir aber doch noch ein Licht auf, warum das Kind dem Ereignis nicht ganz vorbehaltlos entgegensah …
Sobald in geselliger Runde zur Sprache kam, dass der Schulbeginn vor der Tür steht, passierten die immer gleichen zwei Dinge in der immer gleichen Reihenfolge:
Die Leute beugten sich zum Kind und sagten so etwas wie: »Oh wie toll! Freust du dich schon?«
Die gesellige Runde gab unter dem nun aufgeploppten Gesprächsthema Zoten aus dem eigenen Schülerleben zum Besten.
Und da klönten wir und hatten Spaß, und das Kind hörte mit gespitzten Ohren alles mit: Wie sich Anne vor lauter Schiss vor dem Ausfragen immer auf dem Klo versteckt hatte, wie gnadenlos Stefan vom Mathelehrer in die Mangel genommen worden war, dass man nach so-und-so-vielen Verweisen von der Schule fliegt, alles, was es über Prüfungs- und Versagensängste zu wissen gibt, wie sich Karsten auf dem Schulhof geprügelt hatte – und dass der Spülkasten auf dem Schülerklo kein perfektes Versteck für Hasch ist.
Kein Wunder, dass in dem Kopf des Kindes ein ambivalentes Bild zu dieser Schulsache entstand. Ich versuchte zu retten, was zu retten ist (»Früher war Schule doof, aber jetzt! Jetzt ist es die reinste Freude!«), und zwar Gott sei Dank bevor Omi ihre Klosterschwestern-Rohrstock-Geschichten zum Besten geben konnte.
Der große Tag ist also gekommen, wir stehen mit dem Kind und seinen künftigen Kollegen auf dem Schulhof, die Sonne scheint, alle sind gut gelaunt, und nachdem weit und breit keine Prügelei in Sicht ist, entspannt sich das Kind etwas, und es wird noch ein schöner Tag. Von jetzt an ist das Kind ein Schulkind und muss jede Menge Dinge tun, die es vorher nicht tun musste. Es muss zum Beispiel nicht nur daran denken, den Schulranzen mitzunehmen, es muss auch daran denken, die Hefte und das Federmäppchen dort reinzutun, und in das Federmäppchen die Schere, den Kleber, das Lineal und die Buntstifte, UND ZWAR GESPITZT. Am Dienstag muss es außerdem daran denken, den Sportbeutel mitzunehmen, wir beide müssen daran denken, Brotdose und Wasserflasche einzupacken, den linksdrehenden Zirbenzweig für Sachkunde und natürlich leere Klopapierrollen. Leere Klopapierrollen braucht es immer.
Überraschung: Das ging nicht vom ersten Moment an gut. Es ging sogar ziemlich beschissen, wir brauchten nämlich schon mal eine Woche, um auszutarieren, wann wir aufstehen müssen, um dann rechtzeitig mit dem ganzen Krempel in der Schule anzukommen. Nach dieser Woche kam der erste Brief nach Hause.
»Das Kind kam drei Mal zu spät«, fasse ich selbigen beim Abendessen zusammen, »und es vergisst Sachen.«
»Klar«, nickt L., »wir fangen ja auch gerade erst an«, und so sehe ich das auch. In der zweiten Woche läuft es schon etwas besser, und in der dritten Woche kommen wir pünktlich, und es fehlt auch nur hin und wieder ein Spitzer, ein Heft oder sonst irgendeins der drei Millionen Dinge, die Kinder für einen geregelten Schulalltag anscheinend so benötigen.
Ein wunder Punkt bleibt lange die Wasserflasche, die vom Kind immer noch hin und wieder auf den Boden des Schulranzens gelegt wird, wo sich herausstellt, dass sie auch im geschlossenen Zustand nicht hermetisch dicht ist. Außen am Ranzen gibt es zwar eine extra Halterung für die Flasche, aber die kommt in der Wahrnehmung des Kindes irgendwie nicht vor, beziehungsweise wird sie vergessen: »Es hat sich mir vergessen,« sagt es und entzieht sich mit dieser Formulierung jeder Verantwortung.
Als ich zum dritten Mal zusammen mit dem Kind im Badezimmer Hefte, Bücher und Ranzen föhne, sehe ich Handlungsbedarf: Von da an frage ich in möglichst unerwarteten Situationen, zum Beispiel während des Essens: »Sag mal … wo gehört denn die Wasserflasche hin?« Ich drehe mich beim Einkaufen erschrocken zum Kind um und schlage mir auf die Stirn, als hätte ich etwas vergessen: »Argh, wo kommt noch gleich die Wasserflasche hin?« Ich verabschiede das Kind vor der Schule, es stapft los, und ich rufe hinterher: »Halt! Ich hab‘ was vergessen!« Und wenn es sich umdreht: »Diese Wasserflasche … wo kommt die nochmal hin?« Oder wir sehen eine Tier-Dokumentation, und als sie um ist: »Das war toll … aber wo kommt denn eigentlich die Wasserflasche hin?«
Dadurch, dass diese Frage immer völlig unvermutet kommt, ist sie Anlass großer Heiterkeit. »Außen an den Ranzen!« ruft das Kind dann laut und lacht, und ähnlich verfahren wir mit Federmäppchen, Turnbeutel, Klopapierrollen und dem ganzen Rest.
Ob das klappt? Es klappt bombig, denn ich föhne inzwischen keine Hefte mehr. Die Klassenlehrerin hat auch eine Methode, leider eine ganz andere, um ihre Schulanfänger dazu zu bringen, an alles zu denken:
An einer Wand im Klassenzimmer gibt es von jedem Kind ein Foto, und am Anfang jeder Woche bekommt jedes Kind fünf Büroklammern an sein Foto gesteckt. Vergisst ein Kind Hausaufgaben, leere Klorollen, das Dings-Heft oder macht sonst in irgendeiner Weise nicht das, was es soll, wird eine Klammer weggenommen. Wer am Ende der Woche noch alle Klammern an seinem Foto hat, bekommt einen Stern in Form eines kleinen goldenen Aufklebers neben sein Foto.
»Also ich find’s komisch«, schüttelt meine esoterische Freundin Anne den Kopf. Anne ist meine Freundin aus Kindertagen, und Esoterik hin oder her, sie ist mir einer der liebsten Menschen auf diesem Planeten.
»Ich auch«, gebe ich zu, »allerdings: Wie willst du 25 Siebenjährige zur Raison bringen«, überlege ich laut.
»Drogen«, schlägt Jana vor. Jana ist die Dritte im Bunde dieser eigenartigen, aber auch einzigartigen Frauenfreundschaft, der wir nun schon seit vielen Jahren frönen und die uns schon allen dreien mehrfach das Seelenheil und den Arsch gerettet hat. Wir sitzen, wie mindestens einmal die Woche, im Café Einstein, um ein Glas zu trinken (»eins« ist dabei eine Metapher für »vier«). Dabei wird besprochen und belacht, was es so an Neuigkeiten in unseren Leben gibt, ein Newsflash mit Schwips sozusagen.
Anne und Jana haben selbst keine Kinder, können aber meines mitbenutzen und bringen sich in allen Fragen gerne ein. Janas Ideen sind, zugegeben, ihrem trockenen Humor geschuldet und selten brauchbar, daher auch der Vorschlag mit den Drogen – hoffe ich zumindest.
»Ach«, macht Anne ärgerlich und wischt Janas Bemerkung mit einer Handbewegung zur Seite, »da kommen die gerade mal aus dem Kindergarten und Zack! sollen sie zum Mitarbeiter des Monats werden!«
»Guter Vergleich«, lache ich, und das ist es auch tatsächlich. Fehlt eigentlich nur noch der glänzende Goldrahmen um das betreffende Foto.
Warum ich Ihnen das alles erzähle? Weil die doofen Büroklammern dazu geführt haben, dass ich das erste Mal das Kind ermutigte, sich etwas am Arsch vorbei gehen zu lassen – mit anderen Worten allerdings. Es ist nicht so, dass es nicht jede Menge Sachen gäbe, die das Kind genau dort vorbeischickt, beziehungsweise gerne vorbeischicken würde, stände ich dem nicht vehement entgegen: die Notwendigkeit, sich morgens anzuziehen zum Beispiel. Oder die Zähne zu putzen, Körperhygiene generell, Bettgehzeiten sowie Salat in jeglicher Form und die Straßenverkehrsordnung – die Liste ist relativ lang.
Um all diese Dinge kämpfe ich mit Engagement und Verve – aber ganz ehrlich: um Büroklammern? Beziehungsweise darum, dass der Spitzer an seinem Platz im Federmäppchen steckt? Ich hoffe wirklich, dass die Klassenlehrerin, die gute Frau Borgmeier, das hier nicht liest, aber: Die Büroklammern sind mir so was von egal, ich kann es kaum in Worte fassen. Ich bemühe mich zwar durchaus mit dem Kind darum, dass es an seinen Krempel denkt, und wir werden auch besser – aber nicht wegen Büroklammern.
Und genau das versuche ich, dem Kind zu vermitteln, als es beim Abendessen auf seinem Kinderstuhl auf die Frage »Wie war es in der Schule?« in Tränen ausbricht. Erst verstehe ich nicht, um was es geht, weil Kinder diese niedliche Angewohnheit haben, während sie schluchzen weiterzureden, aber schließlich, mit dicker Rotzblase unter der Nase und tränennassen Wangen kommt es doch heraus: Es hat wieder nicht geklappt diese Woche mit der Büroklammer. Eine ist weg, und es wird keinen Stern geben. Schon wieder nicht. Ob man sich denn auch eine dazu verdienen kann? »Nein«, schüttelt das Kind den Kopf und sieht mich an mit all dem Unglück dieser Welt in den Augen. Jetzt ist das für mich und hoffentlich auch für Sie vielleicht keine große Sache, aber für das Kind handelt es sich in diesem Moment tatsächlich um alles Unglück dieser Welt.
Aus diesem Grund und überhaupt nicht im Sinne von Frau Borgmeiers Maßnahmen, habe ich beschlossen, dass das Unglück dieser Welt nicht von fünf gebogenen Drahtstücken abhängen sollte. Ich habe dem Kind erklärt, dass das eben der etwas verzweifelte Versuch seiner Lehrerin ist, alle dazu zu ermuntern, an ihren Krempel zu denken, und um das Drama rauszunehmen, haben wir zuhause jetzt auch Büroklammern: für alle. Das Kind hat unsere Portraits gezeichnet, daran jeweils fünf Klammern befestigt, und wenn ich vergessen habe, Nachtisch zu besorgen oder mir ein Schimpfwort rausrutscht (Scheiß Drucker), kommt unter großem Hallo eine weg.
Trotzdem versuchen wir selbstverständlich, an alles zu denken. Auch an den Spitzer und auch an die Klorollen – aber die depperten Klammern spielen dabei keine Rolle. Büroklammern am Arsch vorbei.
DAS KIND MAG FRAU STRÄUBIG NICHT
Abgesehen von Frau Borgmeier, die Sie schon kennengelernt haben und die bis auf die Sache mit den Klammern bombig ist, gibt es noch eine Lehrerin – und die hat es in sich: Frau Sträubig.
Frau Sträubig ist eine ältere Dame, deren Schritte man schon von weitem hört, weil sie den Boden mit ihren Absätzen zu zermalmen versucht. Genauso wie ihre Schüler. Die Kinder haben einen Heidenrespekt vor Frau Sträubig, und ich finde, zu Recht. Ich habe auch einen Heidenrespekt vor Frau Sträubig. Wenn ich ihr gegenüberstehe, komme ich mir wieder vor, als wäre ich selbst Grundschülerin – und als hätte ich irgendetwas wirklich Schlimmes ausgefressen. Frau Sträubig führt ein strenges Regiment, das liegt ihr und davon ist sie überzeugt. Das Getue, das ihre jüngeren Kolleginnen mit den Kindern veranstalten, bezeichnet sie als Kuschelpädagogik, und von der hält sie, Überraschung: nichts.
Obwohl ich Frau Sträubig nicht bei Nacht begegnen möchte (eigentlich auch nicht gerne bei Tag), ist sie mir aber mitnichten gänzlich unsympathisch! Und zwar spätestens seit dem Tag, als mir vor der Schule eine ebenfalls auf ihren Prinzen wartende Mutter erzählt hat, WIE unmöglich diese Frau Sträubig sei: Ihre pubertierende Tochter habe die nämlich auch, und als sich die Tochter wortreich darüber beschwerte, dass die Benotung ihrer Arbeit schlechter ausgefallen sei als die ihrer Klassenkameradin, obwohl die ihrer Meinung nach mitnichten besser sei – »Wissen Sie, was diese Frau Sträubig dann gesagt hat?«, reißt die Mutter vor lauter Empörung die Augen auf und sieht mich erwartungsvoll an.
»Nein?«, frage ich und bin jetzt doch etwas gespannt.
»Sie hat gesagt!«, und dabei stemmt sie beide Fäuste in die Seiten, »Pech! Können Sie sich das vorstellen? Pech! Hat sie gesagt!«
Das Problem ist, in dem Moment stelle ich es mir tatsächlich vor, und was soll ich sagen – ich finde es wahnsinnig lustig. »Pfihi«, rutscht es mir dann auch prompt heraus, und ich halte mir schnell die Hand vor den Mund. Die Mutter starrt mich noch einen Augenblick stumm an, aber nachdem es so aussieht, dass ich in ihre Empörung nicht mit einsteige, lässt sie kopfschüttelnd wieder von mir ab.
»Sie hat was gesagt?«, wiehert an diesem Abend Jana laut und Anne verschluckt sich prompt an ihrem Gin Tonic.
»Pech!« als Antwort hat sich dann auch sofort in unseren täglichen Sprachgebrauch eingeschlichen, noch am selben Abend, als der Kellner mit der Rechnung kommt und sie vor Jana auf den Tisch legt.
»Hey!«, moniert die und sieht uns an, »ich habe das letzte Mal schon gezahlt!«
Worauf Anne und ich sie ansehen und zeitgleich mit den Achseln zucken: »Pech!«
Abgesehen von dieser sprachlichen Bereicherung unseres Alltags mag ich Frau Sträubig auch, weil sie einen angenehmen Gegenpol zu dieser Unart herstellt, dass Eltern die Lehrer zur Rechenschaft ziehen wollen, wenn ihre Kinder schlecht in der Schule sind. Wenn sie zu Frau Sträubig in die Elternsprechstunde gehen, dann sind die Einzigen, die in irgendeiner Form Rechenschaft ablegen müssen, die Eltern. Aus den Sprechstunden von Frau Sträubig kommen Eltern im Durchschnitt einen Meter kleiner heraus, als sie reingegangen sind, egal wie groß die Reden sind, die sie vorher geschwungen haben. Trotz aller Sympathie ist sie nicht meine Traumbesetzung, denn so wertvoll solch eine Sträubig für die kleinen Rabauken ist, so unangenehm ist sie für die ruhigen Kinder, die man leicht einschüchtern kann – so wie meines.
»Frau Sträubig ist ein Matsche-Schwein«, höre ich es denn auch prompt zuhause aus dem Kinderzimmer, und als ich die Türe öffne, sitzt dort das Kind vor der versammelten Stofftiergemeinde und erklärt ihr, was es alles mit Frau Sträubig anstellen würde, wenn es könnte. Ich diffamiere hier ungern mein Kind, aber so viel sei gesagt: Einiges davon würde gegen fundamentale Menschenrechte von Frau Sträubig verstoßen.
Tags darauf begehe ich den Fehler und erzähle meiner Mutter von dem belauschten Intermezzo im Kinderzimmer. Ich sage Fehler, weil mir in dem Moment entfallen war, mit welcher Eindringlichkeit meine Mutter sich für die Unversehrtheit ihres einzigen Enkels einsetzt. Wer selbigen nicht in den Himmel hebt, ihm nicht mit der gleichen großmütterlichen Hingabe verfallen ist wie sie, oder, Gott bewahre, ein kritisches Wort äußert, kann sich warm anziehen. Don’t mess with Omi. Eigentlich also erwartbar, wettert Omi gegen Frau Sträubig, dass es eine wahre Pracht ist. Gerade als sie ankündigt, sich an das Bildungsministerium persönlich wenden zu wollen, klingelt es an der Tür und ich muss Schluss machen.
»Oh Mann«, stöhne ich an diesem Abend, als ich L. davon erzähle, »Omi geht auch bis nach Brüssel, wenn es sein muss.«
L. lacht – er hält das vermutlich für einen Scherz. Wenn es denn nur einer wäre …
Angesichts der empörten Mutter von neulich und der Kampf-Omi komme ich ins Überlegen: Setze ich mich zu wenig für das Kind ein? Sollte ich vielleicht in einen Anti-Sträubig-Kampf ziehen? Und was genau würde ich fordern? Also konkret? Es ist ja nicht so, dass sie unmäßig viele Hausaufgaben aufgibt oder drakonische Strafen erlässt, es ist ja eher ihre Art, die aufstößt. Was sagt man da: »Könnten Sie bitte Ihre Persönlichkeit modifizieren?«
Und da merke ich, warum sich in mir keinerlei Kampfgeist regt: Man muss nun mal nicht alle mögen. Auch das Kind muss nicht alle LehrerInnen mögen, und das ist völlig in Ordnung. Es wird in seinem Schulleben (und danach weiß Gott auch) noch oft genug auf Menschen treffen, mit denen es irgendwie auskommen muss. Auch wenn die nicht so sind, wie man das gerne hätte, auch wenn sie einem nicht liegen, wenn man ihre Art nicht leiden kann, wenn sie andere Meinungen haben als man selbst oder Polohemden mit aufgestelltem Kragen tragen. Man mag sie halt nicht – deswegen sind sie aber noch lange keine Matsche-Schweine. Wenn ich es mir recht überlege, sollte das vielleicht auch jemand mal den Leuten im Internet sagen.
HAUSAUFGABEN
Neu in unserem Leben, ich erwähnte es, sind Hausaufgaben. Ich schmelze dahin, wenn das Kind an seinem winzigen Schreibtisch sitzt und seine Hausi macht. Mit gerunzelter Stirn malt es dann irgendwelche Buchstaben nach, rechnet und radiert und tut lauter wichtige Dinge, bei denen es nicht gestört werden will. Ich bekomme diese Hausaufgaben meistens nicht zu sehen, es sei denn, das Kind ist sehr stolz – oder es kapiert die Aufgabenstellung nicht.
Handelt es sich um Zweiteres, bin ich natürlich zur Stelle. »Gar kein Problem«, töne ich, als es um eine Mathe-Hausaufgabe geht, »in Mathe bin ich gut!«
Das ist zwar komplett gelogen, aber hey – Mathe in der ersten Klasse, wie schwierig kann das sein? 3 plus 7, das kriege ich gerade noch hin. 3 plus 7 ist dann auch gar nicht das Problem – das Problem ist, dass ich nicht begreife, was ich machen soll. Also was das Kind machen soll. Es steht auch keine Erklärung dabei, nur eine gelöste Aufgabe ist als Beispiel anzugucken, und auch die verstehe ich nicht: Anscheinend lernen Kinder heutzutage nach einem System rechnen, das jede Menge bunte Punkte sowie Zehner- und Fünfer-Tabellen beinhaltet – und dessen Logik sich mir nicht erschließt.
»Mama?«, sieht mich das Kind fragend an, während ich noch immer versuche, die verdammten Punkte in irgendeinen Zusammenhang zu bringen.
»Ich hab’s gleich«, versuchte ich, Zeit zu schinden. Was soll ich sagen: Ich hab’s nicht hingekriegt. Ich bin zu blöd für Erstklässler-Matheaufgaben, das darf echt nicht wahr sein.
Ich schreibe also neben die Hausaufgabe eine Nachricht an die Lehrerin, das Kind verstehe die Aufgabe nicht und ich leider auch nicht. Zack – wieder eine Büroklammer weg. Wenn das so weitergeht, hängt von mir bald auch ein Foto an der Wand des Klassenzimmers …
Am nächsten Tag stelle ich fest, dass ich mit meiner Begriffsstutzigkeit völlig alleine dastehe. Alle, und zwar wirklich ALLE Muttis, die vor dem Schultor auf ihre Brut warten:
Und ich habe noch gedacht, ich lande einen Lacher und wir schütteln gemeinsam die Köpfe über unsere Doofheit. Stattdessen referieren die »richtigen« Mütter über Zahlenräume und Rechenschiffchen.
»Rechenschiffchen?«, fragt Jana, als wir später telefonieren, und ich meine umfassende Inkompetenz beichte.
Ich nicke: »Jepp, Rechenschiffchen. Das sind wohl so Holzklötzchen mit Vertiefungen, in die rote oder blaue Plastikplättchen gelegt werden.«
Stille. »Und damit lernen sie rechnen?«
»Ja, sieht so aus.«
»Ach.«
Es beruhigt mich irgendwie, dass in meinem Bekanntenkreis niemand weiß, was Rechenschiffchen sind und was man mit ihnen anstellt. Dass es sich dabei ausschließlich um kinderlose Bekannte handelt, blende ich so gut es geht aus. Es geht aber nicht lange gut, und mich plagt das schlechte Gewissen: Wenn nun alle ihren Kindern bei den Hausaufgaben zur Seite stehen, nur ich nicht? Ist meins das Einzige, das Fehler bei den Hausaufgaben macht?
Ich führe eine kleine, interne Abstimmung mit mir durch und herauskommt: Es ist vollkommen richtig und logisch, dass die Kinder ihre Aufgaben selbst machen, und wenn sie etwas nicht kapieren, dann ist es auch ganz gut, dass die Lehrerin das mitbekommt – und falls es tatsächlich irgendein größeres Problem geben sollte, dann wird sie uns das schon sagen. Wenn der Spitzer fehlt, sagt sie ja schließlich auch Bescheid.
Ich versuche wirklich, überzeugend zu klingen, aber in irgendeiner Ecke meines Mutterdaseins bin ich noch nicht gänzlich überzeugt. Das übernimmt aber Gott sei Dank in den folgenden Tagen eine der Mütter, die so engagiert über Zahlenräume und Rechenschiffchen referiert haben: Wir sind früh dran an diesem Morgen, und Mütter und Kinder warten, dass das Schultor geöffnet wird. Der einzige Vater ist mit seinem Handy beschäftigt, die Mütter besprechen die Lese- und Schreib-Hausaufgaben vom Tag zuvor.
»Also das fand ich komisch«, sagt die Rechenschiffchen-Mutter und sieht ernst aus, »das mit dem Kreuzworträtsel, das ein Lösungswort ergibt … habt ihr da auch ›Urinbrot‹ rausbekommen?«
Und da höre ich es einen halben Meter unter mir kichern, »Pfffihihihi«, amüsiert sich das Kind und zieht mich an meinem Arm, bis es mir ins Ohr flüstern kann: »Rubinrot, Mama, das Wort ist rubinrot!« Und dann kichern wir beide ein bisschen.
ANGEBOT
Was das Kind angeht, habe ich dieses Jahr eine bedeutende Arsch-vorbei-Lektion von einem Virus gelernt, dem Coronaoder wie wir ihn zuhause korrekt nennen, dem »Scheiß-Kack-Virus«. Ja, während ich hier sitze und schreibe, befinden wir uns mitten im schönsten Lockdown, und weil ich in Spanien wohne und es Spanien besonders hart getroffen hat, beinhaltet dieser ein strenges Ausgehverbot (ausgenommen davon sind lediglich Supermarkt, Apotheke und Arztbesuch). Ebenfalls ausgenommen von der Ausgangsbeschränkung ist Gassi gehen mit dem Hund, was ein paar merkwürdige Entwicklungen zur Folge hat: Ein Mann ist angeklagt worden, weil er seinen Hund per Anzeige vermietet hat; immer wieder hört man von Fällen, in denen Leute mit einem Plüschhund auf der Straße waren (und gedacht haben, auf die Entfernung fällt das nicht weiter auf); und ein Mann hat es in die Zeitung geschafft, weil er statt eines Hundes ein Huhn an der Leine hatte. Soviel zum Level der Verzweiflung.
Seit vier Wochen geht das jetzt so – und höchstwahrscheinlich für mindestens weitere vier Wochen. Abends um acht klatschen wir am offenen Fenster und inzwischen nicht mehr nur für alle, die den Laden am Laufen halten, während wir eingesperrt sind, sondern auch für die Nachbarn, für uns. Wir halten das durch, heißt dieses Klatschen, haltet auch ihr durch, und jeden Abend steigen mir die Tränen in die Augen dabei.
Ich beobachte, wie es in Deutschland so läuft und wie Menschen, die in Parks und durch Wälder spazieren gehen und Radtouren um den nächsten See machen, auf Lockerungen ihrer eingeschränkten Bewegungsfreiheit hoffen. Ich habe nicht mal einen Garten. Aber ich habe ein Kind im Grundschulalter und so scheiße sich diese Situation auch anhört – so ist sie auch. Seit das Virus unterwegs ist, geistern jede Menge lustige Bilder und Sprüche durch die Social-Media-Kanäle und mein allerliebstes ist das Bild vom Set eines Filmdrehs. Zu sehen ist ein adrett gekleideter und frisierter Mel Gibson, der auf einem Regiestuhl sitzt und gestenreich etwas erklärt, neben ihm ein kniender Jesus-Darsteller, mit Dornenkrone, über und über voll Filmblut und in zerrissenen Kleidern, der ihm interessiert zuhört. Darunter die Zeilen: Deine kinderlosen Freunde, die dir erzählen, wie sie unter der Ausgangssperre leiden.
Aber schlimmer geht ja bekanntlich immer, und ich habe wenigstens nicht meinen Job verloren, und ich habe nicht vier Kinder und auch keine kleine Studentenbutze, abgesehen davon, dass wir alle gesund sind, und das ist das Beste von allem.
Jedenfalls, im Laufe der »Situation« haben sich einige Dinge herausgestellt, im Allgemeinen wie im Besonderen. Zum Beispiel, dass das Thema Klopapier einen unerwartet hohen Stellenwert in Krisenzeiten einnimmt. Dass schwierige Zeiten immer sehr gute, aber auch sehr beknackte Charakterzüge von Leuten an die Oberfläche spülen, dass Hilfsbereitschaft für viele kein leeres Wort ist und dass im Angesicht großer Ungewissheit in unseren Hirnen irgendein Brot-backen-Notprogramm anspringt.
Im Besonderen habe ich herausgefunden, dass das abrupte Anhalten des Tätigkeitstaumels NICHT dazu führt, dass ich eine neue Sprache lerne, plötzlich online Opernaufführungen und Museen ansehe, die ich sonst auch nicht besuche, dass ich nicht mit Hilfe von Tutorials anfange, Origami zu falten, Yoga mache oder vom Balkon musiziere. Ich miste noch nicht mal aus. Insgeheim hoffe ich, dass nicht alle anderen den ganzen Tag lang Sport treiben und nach der »Situation« aussehen wie Barbie und Ken, während ich irgendwann ins Tageslicht blinzle und behäbig vorwärtsrolle – mit einem Glas Wein in der Hand. Was sage ich, einer Flasche.
Während ich bei mir selbst diese Form der Tatenlosigkeit sofort und ohne Murren akzeptiert habe, hatte ich das Kind betreffend einen 1A-Plan: »Hey Großer, wir schaffen das!«, wollte ich sagen, und das Kind würde meinen High Five abklatschen und sich voller Freude an die großartigen Aufgaben und Projekte machen, die ich schon herausgesucht hatte.
»Ein strukturierter Tagesablauf ist so wichtig in dieser Zeit«, hatte die schuleigene Psychologin in einer Rundmail an die Eltern geschrieben, und genau das wollte ich auch bieten. Gerade jetzt, wo all diese wunderbaren Dinge wegfallen: der Nachmittagssport in der Schule, die Kreativwerkstatt und der Technikkurs, die samstäglichen Basketballstunden und der Hort, wo sich mein Einzelkind unter seinesgleichen hoffentlich sozialisieren möge.
Der Plan beinhaltete ein gesundes Frühstück, Sport im Wohnzimmer, und danach verwandelte ich mich dank Brille und Lippenstift in Frau Borgmeier, und wir machen Unterricht. Nach der Mittagspause gäbe es Sachkunde, da könnten wir lustige Dinge aus leeren Klorollen basteln, und, und – und zusammen Brot backen! (was zur Hölle haben wir nur mit diesem Brot backen?) Jeden Tag dürfte das Kind einen Teil der Wissenssendung GEO für Kinder online sehen, und wir könnten Kresse säen – es wäre endlich viel Zeit für all die Dinge, zu denen wir sonst nicht kommen. Dies würde die verdammt beste Quarantäne-Zeit der Welt werden! High Five!
Das klappte einen ganzen Tag lang hervorragend. Oder waren es zwei Tage? Die Zeit verschwimmt in meiner Erinnerung allmählich. Auf diese Tage folgen einige sehr anstrengende Tage, in denen ich versuche, das Programm aufrechtzuerhalten und das Kind keinen Bock hat. Wir fangen an zu streiten, immer mehr meiner Sätze fangen an mit »Wenn du nicht gleich …«, und die Stimmung wird Scheiße. Schließlich tue ich etwas, das ich nicht wollte und das uns den Arsch rettet: Ich gebe auf. Die leeren Klorollen wandern dorthin, wo sie hingehören, nämlich in den Papiermüll, Brot gibt es aus der Bäckerei und der Unterricht – well. Das Nötigste wird gemacht. Die Wissenssendung für Kinder wird zu Spongebob Schwammkopf , und all die Projekte, die ich mir vorgenommen habe, um das Kind zu fördern, zu unterhalten, zu animieren und aufzumuntern, fallen mit einem lauten Plumps von meinen Schultern auf den Boden und vermischen sich dort mit meinen nicht geleisteten Yogastunden, der nicht gelernten Sprache und ein paar Kressesamen.
Was daraus wächst, ist dann auch prompt nicht die Version unserer selbst, die ich im Kopf gehabt habe. Ich habe mich damit abgefunden, dass wir zuhause keine bewundernswerten Parodien von Les Misérables drehen, und es wird auch nichts nützen, das Kind mit Bastelbögen und Pritt-Stiften zu überschütten – es wird deswegen kein Modellbau-Genie werden, es kann Basteln nicht ausstehen. Ich übrigens auch nicht.
Das ist der gleiche Fehler, den ich bei mir selbst gemacht habe: Aus irgendeinem hirnverbrannten Grund habe ich wie eine Blöde Hülsenfrüchte gebunkert – dabei stehe ich gar nicht auf Hülsenfrüchte, ich stehe auf Chicken Wings, die hätte ich bunkern sollen! Was für eine hirnverbrannte Idee, eine Challenge hieraus zu machen – die Situation an sich ist ja schon eine Herausforderung. Ich lasse locker und Spongebob for President!
Seit ich aufgegeben habe, fühlt es sich an wie damals – können Sie sich an die großen Sommerferien unserer Kindheit erinnern, von denen wir gerade schon sprachen? Wo einfach sechs Wochen Nichtstun vor uns lagen? Mein Kind hatte so etwas noch nie vorher. Es hat sogar (jetzt kommt das böse Wort): Langeweile. Und plötzlich stellt sich heraus: Die Langeweile geht Wege, da kommt die Absicht gar nicht hin!
Seit ich nicht mehr wie im Affekt sofort Vorschläge und Angebote in diese Langeweile werfe und die ganzen Pläne und Verpflichtungen und die Struktur wegfallen, hat das Kind die Möglichkeit, selbst herauszufinden, was es gerne tut. Das ist, Überraschung, leider nicht Mathematik, und es will auch nicht Fremdsprachen lernen, sondern Lego spielen, Schnecken züchten und Slime zwischen den Fingern langziehen, aber mach was. Wissen Sie, was Albert Einstein als Kind gerne gemacht hat? Er hat Kartenhäuser gebaut! Stockwerkeweise stapelte er diese aneinandergelehnten Spielkarten übereinander! Ich meine, was soll man denn dabei lernen – außer Konzentration … und Ausdauer … und mit Frustration umgehen …
Bevor jetzt alle in ihren Schubladen nach den UNO-Karten kramen, damit ihr Kind auch einen Nobelpreis gewinnt: Das ist nicht der Punkt. Sondern dass Kinder schon immer gelangweilt waren und aus dieser Langeweile heraus irgendwas tun, und egal was das ist, sie lernen davon. (Ich überlege, was das im Fall von Slime ist, ich komme noch drauf.) Das ist in ihren Werkeinstellungen so vorgesehen. So wie sie von selbst wachsen – dazu muss man sie auch nicht fördern und nicht anfeuern. Was habe ich mir da nur einreden lassen.
»Und?«, fragt mich meine Mutter am Telefon, »wie geht es dem Kind mit der Ausgangssperre?«
Ich drehe mich um zu dem am Fußboden spielenden Kind. »Kind? Wie geht’s dir?«
Es sieht kurz auf, »gut!«, grinst es mich an und ist dann wieder mit seinen Angelegenheiten beschäftigt.
»Ob du deine Kollegen vermisst, fragt Oma«, richte ich wieder aus, und das Kind rollt mit den Augen.
»Nein, und ich muss mich jetzt mal konsternieren!«
»Er meint konzentrieren«, sage ich der Oma Bescheid, aber das hat sie sich schon gedacht.
Das Kind hat inzwischen übrigens eine Bar aufgemacht. Auf unserer Terrasse steht noch ein altes, begehbares Kinder-Plastik-Spielzeughaus, für das er eigentlich schon zu groß ist. Darin befindet sich jetzt eine aufgestellte Kiste als Regal mit jeder Menge Becher und Gläser, Strohhalmen und einem breiten Getränkesortiment: Wasser, Saft, Bier und Milch. Es gibt Schokokekse, Croissants vom letzten Frühstück, Äpfel und ein Becher Vanilleeis. Neben die Tür hat das Kind eine selbst geschriebene Karte gehängt, auf der die Preise nachzulesen sind (mein Favorit sind die Kekse: Kexä, 2 Sent ), und etwas Unkraut zur Dekoration hängt auch mit dran.
Wir sitzen am Tisch auf der Terrasse und erfreuen uns daran, dass zumindest eine Bar in der Stadt geöffnet hat. Die Freude ist allerdings nicht billig, denn das Kind hat das Prinzip der Angebotsdiktatur entdeckt. Und ganz nebenbei übt es, Cent-und Eurobeträge zu addieren und zu subtrahieren, es übt sich in Rechtschreibung (da ist noch Luft nach oben) und verkauft proaktiv: »Wollen Sie nicht doch noch ein leckeres Eis dazu?« Es hat im Angesicht unserer Faulheit prompt die Selbstbedienung eingeführt, der Service kostet extra. 1 Euro. An der Seite der »Bar« prangen zwei große runde Aufkleber vom Kabarettprogramm eines befreundeten Künstlers, der sich in Anbetracht eines Fotos direkt bereit erklärt hat, 1 Euro Werbekosten zu bezahlen. Wir fassen zusammen: Grundrechenarten sowie Einführung in Marketing, Rechtschreibung, Angebotsdiktat, Werbeeinnahmen, Dekoration und der Aufbau eines Lieferdienstes, alles an einem Nachmittag.
Und morgen lernen wir dann das Prinzip Umsatzsteuer. Rechenschiffchen – pah.
NOTIZ AN MICH SELBST
Auch Kindern dürfen Sachen am Arsch vorbei gehen, wenn auch nicht immer die, die sie selbst auswählen.
Langeweile muss man aushalten, dann kommt etwas dabei raus, mit dem niemand gerechnet hat.