9. WARUM DAS SO WICHTIG IST
Am Arsch vorbei geht auch ein Weg begann ursprünglich als launiger Selbstversuch, geboren aus der Erkenntnis, dass das Leben schöner ist, wenn man den Mist weglässt: unrealistische Ansprüche, vermeintliche Verpflichtungen, beknackte Mitmenschen, hysterische Kindergarten-WhatsApp-Gruppen und noch Hunderte Dinge mehr, die das Potenzial haben, einem tierisch auf die Nerven zu gehen. Das Besinnen darauf, was man selbst möchte (und vor allem, was nicht) und was gut für eine/n ist, kann eine völlig neue Erfahrung sein, wenn man das nicht gewohnt ist.
Will ich das überhaupt? ist ja eine Frage, die zum Teil recht überraschende Antworten liefert – wenn man sie denn mal stellt.
… kann da herauskommen und darauf folgt dann die Frage: Warum mache ich __________________ dann überhaupt ?
Es gibt jeden Tag im Leben so viele Dinge, die man getrost weglassen kann. Mehr noch: die man weglassen sollte. Weil sie unwichtig sind, weil sie einen unglücklich machen oder traurig, vor allem aber, weil sie Platz wegnehmen. Und zwar den Dingen, die uns nicht am Arsch vorbeigehen, denen, die uns wichtig sind – mit denen haben wir schon genug zu tun, besonders wenn unsere Welt einer Schneekugel ähnelt, die gerade kräftig durchgeschüttelt wurde.
Mehr als je zuvor sind wir auf das zurückgeworfen, was wirklich wichtig ist. Wer und was zählt noch, wenn es stürmisch wird?
Und plötzlich geht es auch nicht nur mehr um unsere kleine, private Welt – mir kommt es so vor, als spürten die meisten, dass wir in einer nicht so fernen Zukunft nicht mehr so leben können, wie wir bisher gelebt haben. Es ist so ein diffuses Gefühl, das sich anschleicht und das man vielleicht gar nicht so genau benennen kann, aber: Es liegt in der Luft. Diese Ungewissheit kann Angst machen und eventuell bringt diese Angst in manchen Menschen nicht gerade die besten Eigenschaften zum Vorschein. Gleichzeitig wirft sie aber all die Fragen auf, die wir viel zu lange in einen Schrank geschlossen haben, und der jetzt einfach nicht mehr zugeht:
Wie wollen wir leben? Warum ist alles so beschissen? Und wie ändert man das? Warum haben sehr wenige sehr viel – und sehr viele sehr wenig? Und warum blicken die Vielen auf der Suche nach Schuld stets nach unten zu denen, die überhaupt nichts haben? Warum wird die Welt finanziellen Interessen geopfert und warum gibt es so viele, die sich weniger Qual in der Massentierhaltung wünschen – und es passiert trotzdem nichts? Was sind unsere Prioritäten, und was tun wir, wenn regierende Politiker den Wünschen des Geldes entsprechen und sagen, es geht nicht anders?
Stellen wir uns vor, es gäbe einen magischen Hebel: Wenn wir ihn umlegen, könnten wir den Welthunger beenden und niemand müsste mehr auf der Straße schlafen, das Klimaproblem würde gelöst und jeder Mensch hätte ein sicheres Heim. Aber wenn wir ihn umlegen, würden wir die Ordnung der Welt neu denken müssen – und einige Milliardäre und Multimillionäre dieser Welt würden etwas von ihrem Geld und ihrem Einfluss verlieren. Würden wir den Hebel umlegen? Wer weiß? Es gibt so viele Themen, die wichtig sind und die wir in der Hand haben. So viel, das unser Handeln braucht. Also lassen wir die unnützen Dinge weg, es ist kein Platz mehr für sie: Wir haben Besseres zu tun …
Es ist übrigens völlig normal, sich Sorgen zu machen und Angst zu haben, und alle, die bis jetzt nur einen bis drei Nervenzusammenbrüche hatten, schlagen sich sehr tapfer. Aber aus einem Zusammenbruch kann immer auch Gutes entstehen, und ob die Welt sich zum Besten oder zum Schlimmsten neigt, haben wir selbst in der Hand. Ich rechne fest mit euch.
Alles Liebe,
Alexandra
ZUM NICHT-VERGESSEN UND MITNEHMEN – UND AM BESTEN ERGÄNZEN
Es gibt ein Überangebot, das einem den Eindruck vermitteln kann, man sollte viel mehr unternehmen.
Man kann sogar so etwas wie ein schlechtes Gewissen bekommen, weil man so viel verpasst.
Es ist ein Trugschluss, man müsste etwas »tun«, um mehr Genuss ins Leben zu bringen.
Es ist außerdem ein Trugschluss, dieses »Tun« wäre etwas, das wir konsumieren können.
Welche Aktivitäten könnte ich streichen? Ist das schade oder eher erleichternd? Und was passiert mit meiner Stimmung, wenn ich es tue?



Auch Kindern dürfen Sachen am Arsch vorbei gehen, wenn auch nicht immer die, die sie selbst auswählen.
Langeweile muss man aushalten, dann kommt etwas dabei raus, mit dem niemand gerechnet hat.
Dinge, die sich meine Kinder am Arsch vorbei gehen lassen dürfen:


Und welche nicht:

Man ist gar nicht zur Auskunft verpflichtet! Besonders nicht gegenüber Leuten, bei denen man das nicht will, über Dinge, die sie nichts angehen.
Über was rede ich nicht gerne mit Menschen, die ich nicht zu meinen besten Freunden zähle?


Wenn ich darauf angesprochen werde, welches ist die perfekte Antwort?


Sie überzeugen Ulf nicht, folglich sind Sie auch nicht für Ulf verantwortlich. Im Internet nicht und im echten Leben auch nicht.
Medien, dich ich streichen kann:

Ulfe, die ich streichen kann:

Themen, die mich besonders aufregen und mit wem ich nicht darüber diskutieren muss:

UND NOCH EIN PAAR BONUSFRAGEN, ÜBER DIE ES SICH LOHNT, NACHZUDENKEN:
Was ist mir peinlich? Was an mir ist uncool?

Warum ist mir XY unangenehm? ________________.
Weil dann alle denken, ich wäre ________________.
Denken Sie selbst, Sie sind __________________?
Warum? Kümmern Sie sich darum.
Sie sind nicht ____________.
Welchen Groll habe ich und gegen wen?

Interpretiere ich Aussagen negativ, wenn sie von einer bestimmten Person kommen? Was speziell?
Wie würde ich das Gleiche interpretieren, wenn es von meiner liebsten Freundin käme?

Mache ich mir Sorgen um Dinge, die womöglich nie eintreten werden?
Ja, um diese hier:

Die letzte Situation, in der ich um eine schlagfertige Antwort gegenüber einem Vollspacken verlegen war:

Was ich das nächste Mal sagen werde, wenn sich die Situation wieder ergibt:

Die Art Vollspacken, die ich mir anhand der Erkenntnis ‚Das geht nicht‘ von nun an am Arsch vorbei gehen lasse:



Und zum Schluss:
Wenn ich eine Frau bin:
HABE ICH MICH UM MEINE FINANZEN GEKÜMMERT?