In den folgenden Tagen gingen Leyland und Sophia verschwenderisch mit der Zeit um. Sie schliefen bis weit in den Tag hinein, kochten aufwendig, räumten weiter um und stellten den Fernseher zu ungewohnter Zeit an. Sophia konnte gar nicht genug bekommen von den griechischen, russischen und arabischen Nachrichtensendungen, die sie nicht verstand. Neidisch sah sie ihren Vater an. »Und du verstehst das alles?« »Nicht alles«, sagte Leyland, »aber doch einiges.« Sophia untersuchte Warren Shawns Bibliothek. Eine Grammatik des Sanskrit fiel ihr in die Hände, und nun lernte sie die Zeichen der Devanāgarī-Schrift, bis sie über den Ligaturen, in denen angrenzende Zeichen zu neuen Zeichen verschmolzen, verzweifelte. Zum Verzweifeln fand sie auch die vielen Ausnahmen in der arabischen Schrift. Und doch genoss sie das alles, denn es war so wunderbar neu und nutzlos. Stundenlang, bis weit in die Nacht hinein, saß sie im Sessel oder auf ihrem Bett und las in Büchern über die Geschichte des Orients. »Was ich alles nicht weiß!« sagte sie. Auch in Biographien über Schriftsteller las sie: Proust, Rilke, Faulkner. »Was man alles verpasst, wenn man immer nur durch Klinikflure geht!« rief sie aus. Dann ging sie hinüber und spielte mit Billy, Burkes Hund.
Sie nahmen den Bus und fuhren nach Harrington Gardens. Als sie durch St. John’s Wood kamen, erzählte Leyland, dass er Lucy Barton getroffen hatte. »Du hast kaum je von ihr gesprochen«, sagte Sophia, »ein bisschen war es für uns, als hätte es sie gar nicht wirklich gegeben. Es kam hinzu, dass wir uns dich mit keiner anderen Frau als Maman vorstellen konnten; oder wollten.« »Ich mich ja auch nicht, nachdem ich Livia getroffen hatte«, sagte er.
Als sie vor dem Haus in Harrington Gardens standen, sahen sie hinter der Scheibe ihrer damaligen Wohnung einen Mann, der gerade seinen Hut aufsetzte. Einen Moment später kam der Mann heraus, ein Mann mit mürrischem Gesicht. Sophia trat auf ihn zu. »Entschuldigen Sie«, sagte sie, »ich habe eine Bitte, die Ihnen abstrus vorkommen muss, vielleicht auch unverschämt: Ich würde gern für einen Moment, nur für einen kurzen Moment, in dem Raum stehen, in dem Sie eben gestanden haben, dem Raum, den man von hier aus sieht. Es ist nämlich so: Ich habe dort vor fünfundzwanzig Jahren mit meinem Vater gewohnt und habe in dem Zimmer, von dem ich spreche, lesen gelernt, am Boden, bei den Büchern auf dem Parkett. Ich würde diese Stelle gern noch einmal sehen. Jetzt, wenn es geht.« Leyland war es peinlich, und er hatte unwirsche Worte erwartet. Doch jetzt erschien auf dem mürrischen Gesicht ein Lächeln. »Das ist die ungewöhnlichste Bitte, die ich seit langem gehört habe«, sagte er, »und ich fürchte, gerade deshalb kann ich sie Ihnen nicht abschlagen.«
Er ging voran ins Haus, Leyland sah die vertrauten Treppenstufen von einst, mittlerweile ausgetreten, und dann standen sie in der Wohnung. Im Wohnzimmer hing noch derselbe Kronleuchter wie damals. Livia hatte darauf bestanden, dass es ein Kronleuchter sein musste, und sie waren nach Knightsbridge gefahren, um ihn auszusuchen. Die Erinnerungen sprangen ihn an, und er bekam Herzklopfen. Ein Vierteljahrhundert. Sophia kniete in seinem damaligen Arbeitszimmer auf dem Fischgrätenparkett, das es auch immer noch gab. Sie sah zu dem Mann hoch. »Hier gab es Berge von Büchern«, sagte sie, »ich war noch klein, vier oder fünf, aber es ging nicht, dass ich sie nicht lesen konnte, ich spüre das Gefühl noch heute: Es ging nicht, es war nicht auszuhalten. Ich wusste, dass ich es in der Schule lernen würde, aber das war noch viel zu lange hin, eine Ewigkeit, und so ließ ich mir von meinem Vater die Buchstaben erklären. Ich wurde gierig nach Buchstaben und war verrückt danach zu hören, wie unterschiedlich sie klingen konnten, je nachdem, wo sie in den Wörtern vorkamen, und je nachdem, ob es englische oder italienische Wörter waren. Meine Mutter genoss meine Verwirrung und steigerte sie, indem sie mir französische und deutsche Wörter aufschrieb und vorlas. Jetzt klangen die Buchstaben ja wieder anders! Lesen und schreiben lernen und mehrere Sprachen lernen — das war bei mir auf diese Weise ein einziger Vorgang. Und sehen Sie: All das nahm hier, genau hier auf diesem Parkett, seinen Ausgang. Deshalb wollte ich noch einmal hier knien. Verstehen Sie?«
Ja, sagte der Mann, das verstünde er, es sei eine schöne Geschichte. Er berührte die Teekanne auf dem Tisch. Der Tee von vorhin sei noch warm. Ob sie welchen wollten? Er sah, dass Leylands Blick zu den anderen Räumen ging. Er dürfe ruhig herumgehen, sagte der Mann. Es waren gediegen eingerichtete Räume, dunkle englische Möbel, dicke Teppiche, nichts Provisorisches mehr, wie Livia und er es damals gewollt hatten, trotz des Kronleuchters. Das Lebendigste waren die vielen Fotografien, alles Portraitaufnahmen. Leyland wollte bleiben und doch auch gehen. Jetzt sah der Mann auf die Uhr. Er habe eine Verabredung, sagte er. Er zögerte, dann holte er seine Brieftasche hervor und gab Sophia eine Karte. »Wenn Sie eines Tages noch einmal knien möchten …« Philip Ashcroft, photographer, stand auf der Karte.
Später, auf der Rolltreppe von Tottenham Court Road, sah Leyland plötzlich Neil McKenna, der auf der anderen Seite hinunterfuhr, den Mann, der ihn im Times Literary Supplement mit vernichtenden Bemerkungen über seine Übersetzungen verfolgte. Begonnen hatte es mit einer Glosse, die den Titel Mr. Bleakland trug. Bleak war ein Wort, das Leyland liebte, weil es diesen großen Bogen der Bedeutung zu schlagen vermochte: von der Kahlheit, Ungeschütztheit und Öde einer Landschaft über das Rauhe und Kalte des Wetters bis zu einer düsteren, trüben Gemütslage. Er kenne kein anderes Wort in keiner anderen Sprache, pflegte er zu sagen, das diese verschiedenen Dinge so fugenlos in sich zu vereinigen verstünde. McKenna warf ihm vor, dieses Wort nicht wirklich zu beherrschen und es in seinen englischen Übersetzungen »auf verblasene Weise« über alles Mögliche »auszustreuen«. Von da an lieferten sich Leyland und McKenna (»the honorable Mr. McKenna«, wie Leyland ihn nannte) über viele Jahre einen erbitterten Kampf, der auch in den Zeiten der Stummheit weiterging, wo McKenna verbissen und sprungbereit darauf wartete, Leylands nächste Übersetzung zu verreißen und ihm, wie üblich, vorzuwerfen, er beherrsche weder die eine noch die andere Sprache. Er sei ein ungelenker Wortpinscher, schrieb er, ein Winkeladvokat unförmiger Wörter, und die Christies täten gut daran, sich endlich von ihm zu trennen. Und nun fuhr er auf der anderen Seite, ohne Leyland zu sehen, nach unten. Was für eine miese, lächerliche Figur dieser kleine Mann doch war, dachte Leyland, ein Giftzwerg mit streng gescheiteltem Haar, das ein Toupet sein musste.
»Siehst du das Männchen mit dem Scheitel, das dort drüben hinunterfährt?« fragte Leyland Sophia. »Das ist Neil McKenna, der Mann, der in der Zeitung regelmäßig über mich und meine Übersetzungen herzieht, ich habe euch ab und zu davon erzählt.« Oben angekommen, zog er Sophia in eine Kaffeebar, begierig, ihr etwas zu erzählen. »Ich habe lange nicht gewusst, wer der Mann war und was ihn antrieb. Bis mir jemand von einem Empfang erzählte, auf dem mir McKenna vorgestellt worden war. Ich habe ihn nicht erkannt. Und was noch schlimmer war: Der Name sagte mir nichts. ›How do yo do‹, muss ich zu ihm gesagt haben, wie zu einem Unbekannten. ›Das war Neil McKenna‹, sagte man mir. ›Wer?‹ fragte ich. Und vergaß den Namen sofort wieder. Einige Zeit danach erschien die Glosse über Mr. Bleakland. Als ich die Geschichte über den Empfang gehört hatte und nun wusste, dass es die ganzen Jahre über nichts weiter als ein kleinlicher, schäbiger Rachefeldzug gewesen war, hatte ich die Hoffnung, dass ich die ganze Sache würde loslassen können. Nicht mehr lesen, nicht mehr reagieren. Und vor allem: im Inneren still bleiben — so, als sei nichts geschehen, überhaupt nichts. Doch so kam es nicht. Zwar schrieb ich nicht mehr an die Zeitung. Aber still wurde es in mir nicht. Ich habe nicht darüber gesprochen, auch zu Livia nicht, aber manchmal, wenn McKenna wieder einen seiner Giftpfeile abgeschossen hatte, spürte ich nachher, wie mich ein stummer Selbstzweifel verfolgte: Hatte ich vielleicht wirklich jeden Halt in der Sprache verloren? Hatte ich ihn je besessen? In den Pausen zwischen den Übersetzungen las ich englische und italienische Dichter — die großen Dichter, die die Sprachen zu dem gemacht haben, was sie sind. Ich las sie mit dem Stift: als wollte ich ihre Sprache noch einmal neu lernen. An manchen Tagen fühlte ich mich nach dieser Arbeit klein und eingeschüchtert: als würde ich vor dem Glanz dieser Sprache nie bestehen können. An anderen Tagen fühlte ich mich sicher und stark: als sei ich in der Lage, für jeden Satz, auch den größten noch, die ideale Nachdichtung zu finden.«
Der Anblick von McKenna verfolgte Leyland in den Schlaf und weit in den nächsten Tag hinein. Und er spürte: Die Empfindungen, die das Bild von McKenna geweckt hatte, gingen weit über den kleinen, unbedeutenden Mann hinaus, sie betrafen etwas Tieferes, etwas, was ihn schon lange beschäftigte, ohne dass er fähig gewesen wäre, es zu benennen. Schließlich setzte er sich an Warren Shawns Schreibtisch, der nun auch anders stand, und suchte die Art von Klarheit, die er nur fand, wenn er an Livia schrieb.
Cara —
auf der Rolltreppe der U-Bahn habe ich Neil McKenna gesehen. Du hast ihn gehasst, fast noch mehr als ich. Weil Du nicht mehr mit ansehen konntest, wie ich mich in seine Verrisse verbiss und darüber all die lobenden Besprechungen vergaß. »Warum«, schien Dein Blick zu sagen, »schaffst du nicht, was so leicht erscheint: einfach darüber hinweghüpfen? Ich weiß, das kannst du nicht, du wärest nicht du — aber wäre es nicht wunderbar? Auch für mich?« Wenn ich diesen Blick sah, spürte ich eine heftige Verzweiflung darüber, wie ich war, und wünschte, ich könnte mich aus dem Weg räumen — in genau dem Sinne, den diese Worte bei lästigen Gegenständen haben.
»Und wie ist es dir gegangen, als du ihn vorhin gesehen hast?« fragte Sophia, die Kaffeetasse in der Hand. Wir standen an der Tottenham Court Road in einer Kaffeebar, die an der Stelle steht, wo früher die Sandwichbar mit den besten Eiersandwiches der Stadt stand, ich habe sie Dir damals, als wir uns kennenlernten, gezeigt und für Dich fremde Zeichen auf die beschlagene Scheibe gemalt. Ich zögerte. »Ich bin zusammengezuckt«, sagte ich. »Und habe sofort gedacht: Er wird meinen Pavese in der Luft zerreißen. Dann, noch bevor wir oben an der Treppe ankamen, ging mir ein anderer, verstörender Gedanke durch den Kopf: Das darf doch nicht wahr sein, dass dich nach allem, was du wegen der falschen Diagnose durchlebt und durchlitten hast, noch kümmert, was dieser Wicht schreibt! Warum mich das verstört? Weil es bedeutet, dass ich den Sinn für die Proportionen schon wieder verloren habe, kaum liegt die Katastrophe ein paar Wochen zurück.« »Du brauchst doch nicht zu lesen, was er schreibt — was irgend jemand schreibt«, sagte Sophia. »Einfach nicht lesen!« Das hättest auch Du sagen können. Tatsächlich hast Du es auch gesagt, nicht nur einmal. Doch das ist nicht die innere Freiheit, die ich meine, und die mir so sehr fehlt. Es dürfte nicht so sein, dass ich es nötig habe, es nicht zu lesen und den Worten der anderen auszuweichen. Nein, es käme darauf an, McKennas Geschreibsel in heiterer Gelassenheit als das zu sehen, was es ist: irrelevant, ohne Bedeutung. Und dann meines Weges zu gehen, ohne noch einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden. Du weißt nicht, was ich darum gäbe!
Doch eigentlich ist McKenna gar nicht der Grund, warum mir danach ist, bei Dir nach Klarheit zu suchen. Es geht um etwas Tieferes, um etwas Grundsätzliches, das ich in meiner Antwort auf Sophias Frage in der Bar erwähnte: den Sinn für die Proportionen. Man könnte auch sagen: die feste, unerschütterliche Fähigkeit, zu jeder Zeit zwischen dem zu unterscheiden, was wichtig ist, und dem anderen. In den Wochen nach der Diagnose, als der Tod mit rasender Geschwindigkeit näher kam, so dass ich die Zeit einfrieren und jeden Tag daran hindern wollte zu vergehen, schien ich diese Fähigkeit des Unterscheidens in besonderem Maße zu besitzen. Es schien vollkommen klar, was wichtig war und was Zeitverschwendung, es konnte keine Diskussion darüber geben, jeder Einwand war lächerlich. Ich betrachtete die Leute: wie sie ihre Zeit vertrödelten, verschlenderten, verplauderten, bedauernswerte Wesen in einem dämmrigen Halbschlaf, taumelnd, nie zum eigentlichen, wirklichen Leben erwacht, und wenn sie erwachen würden, wäre es zu spät, sie hätten ihr Leben verpasst, verschlafen, verdöst, eingelullt und gefangengenommen von lauter Nichtigkeiten. Wie auch ich selbst bis dahin — ein Mann, der es doch tatsächlich zugelassen hatte, dass sich seine Stimmung durch die bedeutungslosen Gehässigkeiten eines Wichts wie McKenna verdüsterte. Wie absurd!
Dann kam die Entdeckung des Irrtums, und das Leben verlangte wieder seinen Tribut an Banalität. Planungen wurden notwendig, Geld, es waren nicht mehr die vorherigen, großen Notwendigkeiten, aber Dinge, die man nicht mehr beiseite schieben konnte wie vorher bei der begrenzten Zeit. Länger erstrecktes Leben ist unweigerlich auch banales Leben mit banalen Sorgen, irgendwie unwichtig, aber nicht zu ignorieren, man muss sich Abrechnungen widmen, Einkäufen, Reparaturen, dem Haarschnitt … Ich hatte Dinge notiert, die ich so gern noch hätte tun wollen, und spürte ein heftiges Bedauern beim Gedanken, dass es jetzt zu spät war. Ich war vollkommen sicher, als ich es aufschrieb, dass ich, gäbe man mir auf wundersame Weise die nötige Zeit, diese Dinge täte, ohne Zeit zu verlieren und mit großer Leidenschaft. Nichts war mir sicherer erschienen als das. Doch jetzt, da ich die Zeit tatsächlich hatte, verloren diese Dinge mit einemmal ihre Dringlichkeit, ich zögerte, und anderes schob sich zwischen mich und das Ziel. Bei manchen Zielen sah ich dem Verlust an Dringlichkeit verwundert zu, auch alarmiert, es gab noch die Erinnerung an die früher empfundene Wichtigkeit; dann schwankte ich zwischen mir als dem, der im Schatten der schrecklichen Diagnose gelebt hatte, und dem, der jetzt wieder die gewöhnlichen, blinden Wege ging. Bei anderen Zielen war es so, dass sie einfach in Vergessenheit gerieten; dann erschrak ich ob dieses Vergessens: dass ich mich so über mich selbst hatte täuschen können. Doch wenn ich unter diesem Eindruck dem Ziel seine Dringlichkeit wieder zurückzugeben versuchte, drohte es zum Krampf zu werden und zu einer Anstrengung der Selbstüberredung. Wie konnte das sein? Ist es vielleicht so, fragte ich mich, dass bestimmte Dinge nur so lange wichtig sind, als sie unerreichbar sind, imaginär? Und plötzlich war da wieder die Stimme von McKenna, und ich lief Sturm dagegen. All das war mir auf einen Schlag gegenwärtig, als ich den lächerlichen Scheitel auf der anderen Seite der Rolltreppe an mir vorbeigleiten sah. Ist der Sinn für die Proportionen womöglich eine Chimäre, trügerisch und flüchtig wie eine Luftspiegelung, eine Fata Morgana? Und gilt das am Ende sogar für die Idee des Wichtigen, wenn man sie losgelöst von den Einzelheiten einer Situation betrachtet?
All das hat, wie mir scheint, viel mit der Art zu tun, wie wir die Zeit erleben, wenngleich die Zusammenhänge verwickelt sind. »How much time?« hatte ich Doktor Leonardi gefragt, kaum hatte ich die tödliche Diagnose verstanden. Nie zuvor — so kam es mir vor — hatte ich gewusst, wie es ist, wenn die Zeit knapp wird. Nicht irgendeine Zeit für irgendeine Sache, nein, die Zeit des Lebens insgesamt. Dass diese Zeit irgendwann zu Ende gehen wird, wissen wir natürlich. Aber eben: irgendwann. Und es ist, obwohl man es durchaus als Wissen bezeichnen kann, ein vages Wissen, und oft genug leben wir — über Monate, Jahre hinweg —, als besäßen wir es nicht. Die ganze Welt verändert sich mit einem Schlag, wenn uns jemand sagt: nur noch ein paar Monate. Das erste, was wir denken: Ich muss sehen, dass ich noch das Wichtige tun kann, alles andere hat ab sofort jede Gültigkeit verloren. Hätten wir diese Idee des Wichtigen nicht — hätten wir sie nicht erfunden —, könnten wir diese entscheidende Erfahrung nicht machen. Das einzige, was wir erleben könnten, wäre Panik vor dem Ende. Jetzt sagen wir: Die Zeit läuft mir davon, und meinen: Ich habe nicht mehr genug Zeit, all das Wichtige zu tun.
Und nun sitze ich — ein und derselbe Mensch, der jene erschütternde Erfahrung der knappen Zeit gemacht hat — in Warren Shawns stillem Arbeitszimmer und genieße es, die Zeit einfach verstreichen zu lassen. Nichts tun, mir nichts vornehmen, nichts planen. Leben ganz ohne Vorsatz. Am Morgen hat Sophia das Zimmer vorbereitet, in dem Sidney schlafen wird, wenn er in zwei Tagen kommt. Dann ist sie ins Britische Museum gefahren, um sich den Lesesaal anzusehen, der in ihrer Vorstellung, als wir in Triest über London sprachen, eine so große Rolle spielte. Nun ist es still im Haus, das einzige Geräusch, das den Fluss der Zeit begleitet, ist das Rauschen der Heizung.
Die Zeit verstreichen lassen: Es kann mit oder ohne Aufmerksamkeit geschehen. Es kann sich um blinde Untätigkeit handeln, dann ist die Zeit und ihr Verstreichen kein Thema, kein Inhalt des Erlebens. Plötzlich ist es Abend, ich habe nichts getan, sitze immer noch hier, die Zeit ist verflossen, ohne dass ich darauf geachtet habe, sie ist nun einfach vorbei, wie nicht gewesen. Mittags war ich an jener Stelle der Zeit, jetzt an dieser, das ist alles, dazwischen ist die Zeit unbemerkt vergangen. Auch war ich in keiner inneren Zeit unterwegs, in keiner Zeit des Erinnerns und Vorstellens, ich war nicht gefangengenommen von mir selbst und dem Fluss der Vorstellungen, es war innen ruhig, ereignislos, wenn etwas aufleuchtete, verlosch es sofort wieder. Das Verstreichen kann aber auch im Brennpunkt der Aufmerksamkeit sein: Ich beobachte, wie Burke nach Hause kommt, wie der Hund an ihm hochspringt, wie erst das Licht unten angeht, dann oben, vor einem anderen Haus hält ein Taxi, ein Mann mit Krücken quält sich aus dem Wagen und schleppt sich zum Haus, die Zeit dehnt sich zwischen den ungelenken Schritten, und dann geschieht längere Zeit nichts, kein Auto und keine Fußgänger, Burkes Lichter bleiben, wie sie sind, das milchige Licht der Laternen im Nebel leuchtet in ruhiger Stetigkeit. Entscheidend ist, dass ich nicht eingreife, auch nicht den Impuls dazu spüre, es bleibt beim gelassenen Betrachten. Es ist ein Luxus: Ich muss nichts mit dieser Zeit machen, es gibt nichts, was zwischen den Beobachtungen zu erledigen wäre, außen nichts und auch nichts im Inneren, nichts zu überlegen und zu planen, nichts zu verarbeiten und zu überwinden, nichts, was unter Kontrolle zu bringen wäre, eine distanzierte, ruhige Gegenwart ohne Verwicklung. Kein Zwang, auch kein innerer, kein Ziel, keine Herrschaft eines Ziels, kein inneres Rechnen mit der Zeit. Doch natürlich ist es nicht so, dass zwischen den Episoden draußen nichts mit mir geschähe. Die Arme auf der Lehne des Sessels, hin und wieder an der Zigarette ziehend, spüre ich, wie ich mich in den nächsten Augenblicken, den nächsten Minuten und Stunden, entfalte, wie ich vom einen Augenblick zum nächsten ein anderer werde. Es wird keine Umbrüche und Ausbrüche geben, keine Eruptionen, auch keine Einbrüche des Gefühls, nichts, was man eine innere Bewegung nennen könnte und was für die Beschreibung nach heftigen Worten verlangte. Das einzige, was geschieht, ist, dass sich das Gemüt mit dem langsam, unmerklich wechselnden Licht anders einfärbt, so dass es am Ende ein bisschen anders ist aufzustehen, als sich am Mittag hinzusetzen.
Ich habe Sophia erzählt, wie ich die Zeit verstreichen ließ, als sie weg war. Sie ist nach dem Britischen Museum noch bei Foyles vorbeigegangen und kam mit Tüten voller Bücher nach Hause, alles Bücher über Geschichte, alte wie neue. Sie hörte zu, wie nur sie zuhören kann, trug dann die Bücher nach oben in ihr Zimmer und kam wieder herunter. »Eben, als ich die Bücher neben dem Bett aufstellte«, sagte sie, »dachte ich: Es gibt auch eine Untätigkeit, in der wir die Zeit als tote Zeit erleben. Wir müssten nach Hause, weil unser Kind verunglückt ist, aber wir sitzen wegen eines Unwetters oder eines Streiks fest. Wir können die Zeit, bis der Regen aufhört oder das Flugzeug endlich startet, nicht für etwas anderes nutzen, es gibt keinen Ersatz für die eine wichtige Sache: sich um das Kind kümmern. Die Zeit des Wartens ist tote Zeit als Zeit, mit der man, wie wir sagen, ›nichts anfangen kann‹, man kann nur abwarten, dass sie vorbeigeht. Und so ist die Zeit etwas, was man in seiner unerträglichen Ausdehnung nur erleiden und erdulden kann.«
Und dann sprachen wir darüber, was das ist: vertane, vergeudete Zeit, wasted time, tempo sprecato, und wir wetteiferten darin, die Sache noch besser und noch besser zu verstehen. Sophia war mir immer einen Schritt voraus, es erinnerte mich daran, wie Du mir oft einen Schritt voraus warst — und wie ich das genossen habe. »Seine Zeit vertrödeln — was ist das eigentlich?« fragte sie. »Was war los, wenn ich im Rückblick sage: Ich habe den Tag vertrödelt?« »Ich habe«, sagte ich, »nichts getan, was einem dringlichen Ziel hätte dienen können, es ist scheinbar nutzlos verbrachte Zeit, ich habe, wie wir manchmal sagen, ›nichts aus der Zeit gemacht‹. Das Tor sollte schon lange gestrichen werden, man kann nicht mehr mit ansehen, wie das Holz verfault, und bald ist Winter. Ich habe es mir für heute vorgenommen. Doch dann habe ich entdeckt, was wir alles für Farben in der Garage haben und habe damit herumgespielt, auf einem Stück Pappe ein kleines Bild gemalt, nichts Richtiges, eine Kleckserei, die am Ende im Müll landete. So habe ich den Tag vertrödelt. Und das Tor sieht immer noch verwahrlost aus. Oder ich sollte einen Vortrag schreiben, ich kann nicht mit einem leeren Blatt auf der Konferenz erscheinen. Ich suche eine Illustration heraus und bleibe bei dem großen Bildband über Rom hängen. Über all den Bildern gerate ich ins Träumen, hole die Urlaubsfotos heraus, vertrödle damit den Nachmittag, und jetzt ist das Blatt immer noch leer. Vertrödeln: Wir denken dabei aus der Perspektive eines Ziels, eines Nutzens, das Ziel und der Nutzen sind der Maßstab: Was hätte man in dieser Zeit nicht alles zustande bringen können!«
»Aber auch wenn es im Lichte eines bestimmten Ziels, eines festgelegten Nutzens, so aussieht«, sagte Sophia, »ist vertrödelte Zeit doch nicht unbedingt verlorene Zeit. Ich kann im Trödeln etwas für mich und meine anderen Wünsche getan haben, für diejenigen, die ständig im Schatten der praktischen Ziele standen und nun auch einmal zur Geltung kommen sollen. Dann ist die vertrödelte Zeit keine entfremdete, entfremdet verbrachte Zeit. Ich komme in ihr zu meinem Recht. Zeit vertrödeln kann deshalb auch eine Art der stillen Revolte sein. Das Trödeln wird zu etwas Positivem, Befreiendem, wenn man das Ziel in Frage stellt oder sogar vergisst. Es kann als befreiender, trotziger Widerstand erlebt werden: Ich will nichts für dieses Ziel tun, es ist eigentlich gar nicht mein Ziel, mir nicht wichtig, nur den anderen. Zum Teufel mit dem Tor, dann verrottet es eben, und die auf der Konferenz, die können mich mal … Das Trödeln ist jetzt kein Vertrödeln mehr, sondern ein subversives Aufbegehren gegen die Herrschaft jenes vermeintlich wichtigen Ziels. Ich habe dir erzählt, wie ich in Triest vor einiger Zeit damit begann, im Café zu sitzen und die Stunde meines Dienstantritts in der Klinik verstreichen zu lassen. Das war trotziges Vertrödeln, könnte man sagen. Subversiv, gegen innen wie außen.«
»Kann man seine Zeit auch vertrödeln, ohne an irgendein verpasstes oder aufgeschobenes Ziel zu denken?« fragte ich. »Einfach so?«
»So geht es mir, wenn ich oben im Bus sitze und hier durch die Stadt fahre. Oder wenn ich mich im Britischen Museum aufs Geratewohl durch die Regale taste. Oder auch bei Foyles. Manchmal überfällt mich dieses Gefühl: Was machst du bloß mit deiner Zeit? Irgendwie ist das ja auch vertrödelte Zeit. Aber ich weiß nicht: Passt das Wort hier noch? Hast du deinen Nachmittag vertrödelt?« Wir lachten.
Zeit verplempern, das meinten wir herauszufinden, ist nicht genau dasselbe wie vertrödeln. Gemeint ist weniger, dass man ein Ziel aufschiebt oder aus dem Auge verliert. Man geht schon auf das Ziel zu, aber man verbringt die Zeit mit den falschen Mitteln oder mit den umständlichen Vorbereitungen, statt mit der Sache selbst zu beginnen. Man säubert erst noch alle Pinsel, bevor man mit dem Tor beginnt. Man ordnet und beschriftet alle möglichen Illustrationen und Diagramme, bevor man mit dem ersten Satz des Vortrags beginnt. »Verdammt, ich könnte schon viel weiter sein!« sagt man sich im Rückblick.
Und dann versuchten Sophia und ich, der vergeudeten oder vertanen Zeit auf den Grund zu gehen. Vertan: Das Wort hat diesen dunklen, endgültigen Klang, den Klang von etwas Weggeworfenem, etwas unwiderruflich Verspieltem, wie wenn man eine einmalige Chance vertut und verspielt. Etwas Vertanes bereut man tiefer und heftiger als etwas, was man nur vertrödelt oder verplempert hat. Doch was steckt hinter dem traurigen, verzweifelten Klang? Ich hatte einmal ein kleines Buch eines berühmten italienischen Professors übersetzt: Tempo Sprecato, ich habe es als A Waste of Time übersetzt, der deutsche Titel lautete später: Vertane Zeit. Es war ein autobiographisches Buch, ein düsterer, melancholischer Rückblick auf sein Leben als berühmter und gehetzter Professor der Soziologie. Endlose Jahre hatte er sowohl in Rom als auch in Berkeley einen Lehrstuhl inne, flog alle paar Wochen hin und her, lag danach schlaflos in seinen Wohnungen, die ihm fremd blieben, dazwischen Konferenz nach Konferenz, Publikation nach Publikation. Ein produktives, erfülltes Leben, dachten die anderen neidisch, was konnte man sich Besseres wünschen. Er saß in Rom in der Abflughalle, vor ein paar Minuten hatte er mit seinen Assistenten und der University of California Press telefoniert, jetzt rief man den Flug nach San Francisco auf, tausendmal hatte er das schon erlebt, doch nun starrte er plötzlich wie hypnotisiert auf das hektisch blinkende Licht beim Schalter, seine Hektik war der Inbegriff meines hektisch verschwendeten Lebens, schrieb er. Er stand auf und setzte sich ins Taxi nach Hause.
Es traf sich, dass derselbe Fahrer am Steuer saß, der ihn hergefahren hatte. »Etwas nicht in Ordnung?« fragte er. »Nichts ist in Ordnung, gar nichts«, sagte der Professor. Das Telefon klingelte ununterbrochen. Er nahm nicht ab. Er ging über das Forum Romanum, wo er schon jahrelang nicht mehr gewesen war. Er putzte die Wohnung und machte sie wohnlich, kaufte sich ein Bild. Dann begann er darüber zu schreiben, wie er ein Leben lang an sich vorbeigelebt hatte. Er hatte nie getrödelt und keine Zeit verplempert. Zielstrebig hatte er seine Karriere aufgebaut und alles aus sich herausgeholt, wie ein Langstreckenläufer. Wann war er das letzte Mal im Kino gewesen? Er warf Berge von Vortragsmanuskripten weg, löschte reihenweise Dateien. »Es waren nicht die Themen, an die ich das Leben verschwendet hatte, es war der Betrieb, schrieb er, der Wissenschaftsbetrieb.« Auf langen Flügen durch die Nacht, wenn alle schliefen und nur das leise Dröhnen der Triebwerke zu hören war, hatte er manchmal hinauf in den Sternenhimmel geblickt und sich gefragt: Was mache ich hier? Hier, zwischen den Kontinenten? Und immer öfter hatten ihn diese beiden Wörter bedrängt: tempo sprecato, vertane Zeit. Aber er hatte weitergemacht, gefangen im Korsett seiner Verpflichtungen. Bis das Licht beim Abflugschalter hektisch hin und her zu springen begann.
Sophia war begierig, immer noch mehr zu wissen, und sie ließ sich das ganze Buch erzählen. Sie trank viel zuviel Kaffee und rauchte eine Zigarette nach der anderen. Es war mit Händen zu greifen: Sie verglich, was der Professor erlebt hatte, mit dem, was in ihr selbst vorging, jetzt, wo sie die Medizin hinter sich gelassen hatte. »Wenn der Professor von vergeudeter oder vertaner Zeit spricht«, sagte sie schließlich, »so meint er eine ganz andere Idee als die der vertrödelten oder luxuriös verschwendeten Zeit, auch wenn die Wörter ähnlich klingen. Vertane Zeit in seinem Sinne ist Zeit, die ich mit etwas verbracht habe, das nicht in meinem Interesse war, sondern gegen es, und ich habe es entweder gar nicht bemerkt oder doch nur halbherzig wahrgenommen, ohne Konsequenzen zu ziehen. Die soziologischen Fragen interessierten ihn ja, aber nicht das Gehabe und Getue der Wichtigtuer, mochten sie im Fach noch so gut sein. Er hatte, wie du erzählst, viel zu spät gemerkt, dass das Ganze ein eitles Gesellschaftsspiel war, das ihm nur die Zeit stahl. Das ist interessant: Etwas, was zu ihm passte, wurde von etwas erstickt, was gar nicht zu ihm passte. Und da das erste fast immer im Gewande des zweiten daherkommt … Vielleicht war es ja früher anders: Es mag Zeiten gegeben haben, da er den Trubel, den Applaus und die Anerkennung genoss, und die blinkenden Lichter am Flughafen mochten zu seinem Selbstbild gehören, zur Vorstellung davon, wie sein Leben sein sollte. Solange er die Abflughalle mit dieser Vorstellung betrat, konnte er die vertane Zeit nicht als vertan erkennen, und sie war damals auch nicht vertan, dazu musste sich erst die Vorstellung von sich selbst ändern, wie sie es auf den nächtlichen Flügen zu tun begann, wo er nicht mehr wusste, warum er eigentlich im Flugzeug saß. Wenn wir reumütig ausrufen: Was hätte ich mit all dieser Zeit Besseres anfangen können!, so ist das die Perspektive eines späteren Selbstbilds, einer späteren Vorstellung von Wichtigkeit, sie galt, als die vertane Zeit vertan wurde, noch nicht, oder doch nicht mit solcher Klarheit und Bestimmtheit wie jetzt. Man kann nicht im taghellen Bewusstsein des Vertuns seine Zeit vertun, wenngleich man sie genussvoll vertrödeln kann.«
»›Was mache ich hier?‹ fragte sich der Professor im nächtlichen Flugzeug«, sagte ich. »Nach allem, was du erzählt hast, stelle ich mir vor, dass du dich das auf den Klinikfluren auch manchmal gefragt hast.«
»Ja«, sagte Sophia, »und ich wäre bereit gewesen, die gleichen Worte zu verwenden. Trotzdem war es anders als bei ihm. Er hatte den Eindruck, Jahre mit etwas verschwendet zu haben, was er überhaupt nicht wollte und nicht genoss. Mit etwas, was ihm jetzt als ganz und gar entfremdet vorkam, eine Zeit, in der er nicht bei sich selbst war. So war es bei mir nicht, weder in der Zeit als Krankenschwester noch in der Zeit des Studiums. Niemand hat mir das aufgeschwatzt, wie man einem jungen Wissenschaftler den ganzen Rummel um sein Fach aufschwatzt. Leonardi hat mich seinerzeit zum Studium überredet, aber er hat mir das Ganze nicht aufgeschwatzt, ich wusste, auf was ich mich einließ. Doch nun spürte ich: das konnte nicht alles gewesen sein, es gab da noch ein anderes Leben zu entdecken, oder sogar viele andere. Wenn ich jetzt weitergemacht hätte — dann hätte ich später einmal gesagt, dass ich meine Zeit vertan hätte. Doch bis hierher: nein. Dem Professor kommt sein hektisches Leben nachträglich sinnlos vor, das Vertane ist das Sinnlose, Lärmige, Leere, wie gehaltvoll und wichtig es sich auch gibt. Dieser Eindruck ist im Krankenhaus eigentlich unmöglich: Die Arbeit, die getan werden muss, erscheint unmittelbar und zu jeder Zeit als sinnvoll, ganz anders als das Geschwätz auf den Fluren von Konferenzen. Das mit dem blinkenden Licht — es gab da übrigens bei mir etwas Ähnliches. Es gibt im Schwesternzimmer, über der Tür, ein rotes Licht, das blinkt, wenn etwas Dringliches ist. Und ich konnte es am Schluss auch nicht mehr sehen. Doch das Gefühl war nicht, wie beim Professor: Ich gehorche diesem Blinken schon viel zu lange und gegen meinen Willen, sondern einfach: Es ist genug, mehr wäre vertane Zeit.«
Wir kochten und aßen etwas. Nach einer Weile blickte Sophia zum Fenster hinaus. Billy raste durch den nächtlichen Garten, und Burke pfiff. »Das können nur Menschen«, sagte sie: »ihr Leben verpassen, sich selbst verpassen in dem, was sie vielleicht hätten werden können, hingegeben an eine hektische, tyrannische, gebieterische Zeit. Tieren kann das nicht zustoßen: Sie sind in jedem Augenblick, was sie sind, versunken in blinde Gegenwart und Selbstvergessenheit.«
Wie schön war es, mit unserer Tochter über all diese Dinge zu sprechen! Es erinnerte mich daran, wie Du und ich im Triestiner Haus auf der obersten Stufe der Treppe saßen und über Wörter sprachen, über Wörter und Gedanken, der Rauch unserer Zigaretten vermischte sich, und wir hätten glücklicher nicht sein können.