Asanas
Vajrasana mit Kaubewegungen – Fersensitz mit Kaubewegungen
Im Fersensitz Kaubewegungen durchführen, Kiefer hin und her bewegen. Entspannt die Kiefermuskeln, deren Verspannung auch einen Tinnitus auslösen kann.
Akasha mudra – Siegel des Raumes
Dieses mudra ist gut bei allen Ohrerkrankungen.
Pranayamas
Brahmari – Bienenatmung
Die Bienenatmung ist die wichtigste Atmung bei Tinnitus. Der gesamte Ohr- und Kieferbereich wird massiert und zum Vibrieren gebracht.
OM tönen
Beim OM werden bestimmte Obertöne erreicht, die dem Tinnitus ähneln und ihn daher erträglicher machen.
Kriyas
Impuls zur Veränderung
Tinnitus tritt häufig in Stresssituationen auf. Auch kann es im Zusammenhang mit einem Trauma stehen. Oft wird der Tinnitus stärker, wenn das Stresslevel erhöht wird. Tinnitus hängt mit dem Hören zusammen. Im Grunde wird durch den Ton eine innere Stille verhindert. Gerade diese Stille im Inneren ist aber der Ort, an dem sich die innere Stimme Raum sucht. Diese innere Stimme braucht in einer lauten Welt Raum, möchte gehört werden. Sie möchte etwas sagen, etwas Wesentliches mitteilen. Die Auflösung der Stresssituation steht im Vordergrund der Therapie.
Yogaphilosophie
Patanjalis Yogasutra II.54: Pratyahara, der Rückzug der Sinne, geschieht, wenn der Geist dazu fähig ist, seinen Fokus zu halten und die Sinne sich nicht, wie üblich, mit den Objekten, die sie umgeben, verbinden. In pratyahara folgen die Sinne dem Geist in seiner Ausrichtung.
Die Gedanken sind oft nach außen gerichtet, negative Erwartungen können zu Angst und Sorgen führen. Die Weisheit, die im Inneren zur Verfügung steht, kann so nicht wahrgenommen werden. Dieses innere Wissen ist jedoch gerade das, auf was es sich zu hören lohnt. Durch den Rückzug nach innen, in die eigene Stille, erhält man den Zugang zum Schönsten: die Verbindung zu sich selbst und zum inneren Wesenskern.
Shri Yogendraji über pratyahara, die Technik der Abstraktion
»Pratyahara ist eine Art Abstraktion, in welcher die Sinne zurückgezogen oder im Ausüben ihrer Funktionen eingeschränkt werden. Es ist derselbe Vorgang, wie wenn ein kluger Kutscher seine Pferde kontrolliert, wann immer er das wünscht. Er lässt ihnen freie Zügel, wenn das nötig ist, aber im selben Augenblick, da er denkt, dass dies nicht wünschenswert sei, zieht er die Zügel an. Das geht aber ganz leicht, weil er weiß, wie er vorgehen muss. Wenn er die Kunst des Kutschierens nicht versteht, werden dieselben Pferde, die ihm Freude machen können, zur Last. Verfügt der Kutscher nicht über das nötige Wissen im Umgang mit den Pferden, so ist die Kutschfahrt für den Kutscher wie für die Passanten am Wegrand gefährlich.
Gemäß den Upanishaden entsprechen die fünf Sinne den Pferden, und der Geist entspricht dem Kutscher. Deshalb ist es wesentlich, dass der Geist lernt, die Sinne zu kontrollieren, wann immer das erforderlich ist. Pratyahara ist allerdings ein viel höherer Zustand der Beherrschung als bloße Kontrolle. Es ist eine Art willentlicher Abstraktion – durch Willenskraft herbeigeführt.«
Aus: Anleitung zur Yoga-Meditation, S. 34.