Das war’s also, Herr Boris Johnson. Die Downing Street muss fortan ohne Sie auskommen. Und wie es sich gehört, haben Sie zum Abschied eine Rede gehalten, haben Ihrer Nachfolgerin Ihre Unterstützung zugesichert, das Übliche halt. Und ich finde das, was Sie darin gesagt haben, irgendwie schön. Dieses Beanspruchen der Deutungshoheit über die eigene Amtszeit, dieses bescheidene Bild, das Sie gewählt haben – denn wer auf diesem Planeten hat beim Gedanken an Sie, Herrn Johnson, nicht direkt eine Rakete vor Augen? –, diese unaufdringliche und genügsame Einschätzung, dass Sie derjenige waren, der das Land auf den richtigen Weg gebracht hat, der sich nun verdient, freiwillig und guten Gewissens zurückziehen kann: All das hat so wunderbar wenig mit der Realität zu tun. Und ich bin ja großer Fan von Fiktion. Jaja, «das Leben schreibt immer noch die besten Geschichten». Ehrlich gesagt: geht so. Das Leben mag ein paar nette Geschichten schreiben, aber die meisten haben nur eine mittelgute Dramaturgie. Außerdem kommen eindeutig zu selten glückliche Liebesgeschichten, Drachen und Raketen darin vor. Deshalb ist es so schön, Ihnen zuzuhören.

Ich weiß, in der Politik ist die Fiktion ein gefährliches Mittel. Es ist ein Werkzeug des Populismus und des Machtmissbrauchs. Aber selbst wenn man das im Hinterkopf behält, selbst dann schmälert das nicht die Freude an Ihrer Rede, Herr Johnson. Im Gegenteil: Es steigert die Freude. Denn erst dadurch weiß man sie als das zu schätzen, was sie ist: eine Abschiedsrede.