Mister Trump,
Sie haben die Wahl verloren. Und damit sind Sie nach vielen, vielen Jahren endlich mal wieder der Realität begegnet. Ich frage mich: Wie war das so für Sie? Haben Sie die Realität überhaupt wiedererkannt? Sie hatten einander ja wirklich lange nicht gesehen. Und bei Ihren bisherigen Treffen waren Sie nicht besonders nett zu ihr. Sie haben sie ignoriert, beleidigt und verleugnet. Ist die Realität sauer auf Sie, Mister Trump? Ist sie nachtragend?
Ich stelle mir vor, wie Sie sich bei Kerzenschein gegenübersitzen, die Realität und Sie, zwischen Ihnen ein üppiges Menü aus peinlicher Stille und der Schmach der vergangenen Jahre. Die Realität weiß, dass sie nie gut genug für Sie war. Sie war zu langweilig, zu unbequem, zu hässlich und zu schwach. Natürlich hat sie versucht, Sie zu reizen, hat Sie in eine Millionärsfamilie geboren und Sie zum Präsidenten der USA gemacht. Die Realität hat sich für Sie so schön gemacht, wie sie konnte, aber nichts davon hat Ihnen gereicht. Ständig hatten Sie Affären mit Lügen und alternativen Fakten. Was, wenn Sie die Realität fragen würden, dasselbe ist. Aber Sie fragen die Realität ja nicht. Sie haben sie nicht mal zu Ihrer Amtseinführung eingeladen. Dabei wäre sie bestimmt gekommen, was die Teilnehmerzahl immerhin ungefähr verdoppelt hätte. Natürlich hat die Realität versucht, Sie einzuholen. Sie ist Ihnen nachgelaufen, doch Ihre Lügen haben Sie fortgetragen, denn wenn Lügen etwas können, dann schnell sein.
Vielleicht hat die Realität jetzt einfach die Nase voll. Vielleicht hat sie sich gedacht: Wenn der Herr Präsident mich selbst von meiner schönsten Seite nicht mag, dann zeige ich ihm halt eine meiner hässlichen Seiten. Und nun müssen Sie, Mister Trump, plötzlich wieder mit der Realität an einem Tisch sitzen. Sie müssen sie nicht mögen. Aber Sie können sie auch nicht länger ignorieren.