Liebe Joan,
drei Monate sind vergangen, und ich schreibe dir nach Thailand, in der Hoffnung, dass dies deine nächste Anlaufstelle ist. Ich denke fast, du wirst einige Zeit in Kurdistan geblieben sein, um deinen Schmuck in Empfang zu nehmen. Ich war eine Zeitlang zu krank — vor Kummer —, um dir zu berichten, wie diese skurrile Episode ausging.
Aber vielleicht jetzt.
Nachdem ich einen Brief an dich beendet hatte, von dem ich nicht weiß, ob du ihn jemals bekommen wirst, ging ich hinaus vor die Tür, um dem Kurden das Päckchen zu geben. Charles hatte von drüben die kleine viktorianische Lackschachtel geholt, die auf dem Kaminsims in deinem Schlafzimmer stand und zwischen den Potpourrischälchen, der Emailleuhr, der Pflasterdose mit dem Schriftzug »Rosen, Tulpen, Gerbera, unsre Lieb’ blüht immerdar« bestimmt eine traurige kleine Lücke hinterlassen hat. Das KANNST DU NICHT ALLES SCHON VERGESSEN HABEN, Joan! Der arme, gute Charles!
Ich kippte den Schmuck in ein Kaffeesäckchen von Harrods, und während ich damit zugange war, standen Charles und Henry gleichzeitig auf und gingen. Zu dem Kurden sagten sie kein Wort und stiegen ungezwungen plaudernd hinter vorgehaltenen Aktentaschen über ihn hinweg. Ich sagte zu dem offenbar namenlosen Kurden: »Wie Sie damit durch den Zoll kommen wollen, weiß ich beim besten Willen nicht«, und er bewies, dass er doch etwas Englisch beherrschte, denn er öffnete das smaragdgrüne Kleid, das er über seiner Hose trug, entblößte seinen Brustkorb und hängte sich den Beutel zwischen die Brusthaare. Dann küsste er mir die Hand und entschwand. Auf der anderen Straßenseite kamen Richard Baxter und Dulcie gerade vom Einkaufen und er legte schützend den Arm um sie.
Joan.
Joan — ich bin alles in allem längst nicht so dämlich, wie ich immer tue.
Ich überreagiere, nicht wahr?
Joan, ich habe Angst. Ich weiß nicht warum.
Joan, meinst du nicht, du solltest Charles wenigstens von irgendwoher mal anrufen? Er ist so ein guter Mensch.
Alles Liebe, deine Eliza
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