4

Eve genoss die Pizza und die Pepsi, zu der Roarke sie eingeladen hatte, und nutzte die Zeit im Restaurant, um ihren neuen Fall noch mal gedanklich durchzugehen.

»Du bist auf dem Frauenklo«, stellte sie auf der Weiterfahrt zur Wohnung ihres Opfers fest.

»Dann hoffe ich, dass all die Frauen dort gut gebaut und spärlich bekleidet sind.«

»Du bist einfach pervers.« Sie fuchtelte mit ihrem Zeigefinger durch die Luft. »Also noch mal. Ich selbst bin auf dem Frauenklo, als ich mir die Hände wasche, betritt eine andere Frau den Raum. Ich nehme sie kaum wahr und fahre einfach mit dem Händewaschen fort.«

»Wir Männer denken immer, dass es dabei weniger ums Händewaschen als ums Richten der Frisuren, ums Nachziehen des Lippenstifts und die Begutachtung der anderen Frauen geht. Wobei ihr selbstverständlich alle gut gebaut und spärlich angezogen seid. Die Kloversion der Kissenschlacht.«

»Ich kann nur wiederholen: Du bist einfach pervers.«

»Mag sein, aber wenn du dort auf dem Klo gewesen wärst und eine andere Frau hereingekommen wäre, hättest du sie nicht nur wahrgenommen, sondern nach nur einem Blick aus deinen wachen Cop-Augen genau beschreiben können, wie sie ausgesehen hat.«

»Okay, dann war eben nicht ich dort auf dem Klo, sondern eine Zivilistin, und wenn eine andere Frau hereingekommen wäre, hätte sie sich sicher nichts dabei gedacht. Aber wenn ein Mann hereingekommen wäre, hätte sie auf alle Fälle reagiert. Vielleicht hätte sie einen Witz gemacht, wenn sie dort nicht allein gewesen wäre oder wenn besagter Mann sofort den Rückzug angetreten hätte, weil er ganz eindeutig aus Versehen auf dem falschen Klo gelandet war. Oder vielleicht wäre sie empört gewesen oder hätte, falls er irgendwie bedrohlich ausgesehen hätte, Angst gehabt. Auf alle Fälle hätte sie dann reagiert und wäre auf der Hut gewesen.«

»Also denkst du, dass es eine andere Frau war, die sie angegriffen hat.«

»Nicht unbedingt. Das war nur eine allgemeine Überlegung, denn wir wissen bisher nur, dass jemand reinkam, als sie selbst dort unten war. Auf eine Frau hätte sie höchstens reagiert, wenn sie bekannt gewesen wäre. Auf einen Mann hingegen hätte sie auf alle Fälle reagiert. Falls sie ihn kannte, hätte sie vielleicht amüsiert gelacht. Falls er eins von ihren Opfern war – und davon gehe ich, da sie dort Stammgast war und ich nicht glaube, dass dort zufällig jemand vorbeigekommen ist, um irgendeiner Frau das Messer in den Arm zu rammen, erst mal aus –, war sie vielleicht verärgert oder neugierig zu hören, was er von ihr will. Gefürchtet hat sie sich auf alle Fälle nicht.«

»Woraus schließt du das?«

»Ihr Lippenstift lag auf der Ablage über dem Waschbecken. Sie hatte ihre Tasche an den Haken an der Wand gehängt, und ihre Lippen waren frisch geschminkt, als sie zurück nach oben kam. Er ist also aufs Klo gekommen, und sie hat ihre Lippen weiter nachgezogen und den Lippenstift dann aufs Regal gelegt. Sie hatte einen Panikknopf, Pfefferspray und einen illegalen Stunner in der Tasche, wenn sie versucht hätte, danach zu greifen, hätte in der Tasche keine solche Ordnung mehr geherrscht. Vor allem hätte sie den Lippenstift dann einfach fallen lassen und nicht auf die Ablage gelegt.«

Eve konnte alles deutlich vor sich sehen. Das aufgebauschte blonde Haar, den pinkfarbenen Catsuit und den Lippenstift im selben Rosaton.

»Natürlich muss Morris sie noch untersuchen, trotzdem gehe ich davon aus, dass sie dem Killer gegenüberstand. Das heißt, sie hat den Lippenstift auf das Regal gelegt und sich dann nach ihm umgedreht. Aber hallo, Opfer, hast du dich verlaufen? Wenn er schlau ist, ist er einfach auf sie zugetreten, hat den Schnitt gesetzt und eilig einen Schritt zurückgemacht. Vielleicht ist er dann noch kurz stehen geblieben, um zu sehen, wie sie entsetzt die Hand auf die Wunde legt. Dann hat er sich aus dem Staub gemacht. Er musste sich beeilen, denn das Du Vin war gut besucht, und er musste verschwinden, bevor jemand anderes ihn dort unten sah.«

Sie runzelte die Stirn. »Wobei er – oder sie – nicht wirklich clever war. Es wäre deutlich cleverer gewesen, etwas mitzubringen, um die Tür von außen abzusperren, damit sie auf dem Klo verblutet, ohne dass es jemand mitbekommt. Auf jeden Fall hat er sich eilig aus dem Staub gemacht, wobei er in normalem Tempo lief, als er wieder nach oben kam. Falls er Blut an den Kleidern hatte, hat er vielleicht seinen Mantel zugeknöpft. Ich denke, es war unvermeidbar, dass er ein paar Spritzer abbekommen hat, aber Bellamis Klamotten eben waren makellos, und ich weiß ganz genau, dass es dieselben Sachen waren wie vorher in der Bar.«

»Du hast doch sowieso gesagt, dass du nicht denkst, dass er der Mörder ist.«

»Das stimmt, und darin werde ich durch seinen sauberen Anzug noch bestärkt. Ein, zwei Minuten, länger hat der Killer nicht gebraucht. Ein schneller Schnitt, ein Schritt zurück, dann raus, wieder nach oben und verschwinden, ehe sie kurz hinter ihm wieder nach oben getorkelt kommt. Erst ein bisschen panisch, dann verwirrt und schließlich hoffnungslos geschwächt. Zwei, drei Minuten, bis sie in die Bar gestolpert kommt, wenig später ist sie tot.«

Nach einer Pause fuhr sie fort: »Falls eine Frau sie umgebracht hat, hat sie sie womöglich nicht erkannt. Falls es ein Mann war, wusste sie auf alle Fälle, wer er war. Natürlich muss ich die Wahrscheinlichkeit, dass es so war, erst noch berechnen lassen, aber meiner Meinung nach ist das ein realistisches Szenario.«

Roarke hielt vor einem hohen Haus, dessen Fassade goldfarben im Licht der Straßenlampen glänzte und vor dessen elegant geschwungener Glastür ein Portier in jagdgrüner Livree mit goldenen Tressen stand.

Das hieß, der Mensch dort an der Tür war eine Frau, die eilig auf sie zugelaufen kam. Sie warf einen abschätzigen Blick auf Eves Gefährt, das seinem Aussehen nach direkt vom Schrottplatz kam, und meinte: »Guten Abend. Wollen Sie zu jemandem im Haus?«

Eve zückte ihre Marke, und die Frau bedachte sie mit einem ausdruckslosen Blick aus veilchenblauen Augen. »Kann ich etwas für Sie tun, Lieutenant?«

»Ich muss in die Wohnung von Larinda Mars.«

»Ich glaube nicht, dass sie zu Hause ist.«

»Da haben Sie recht, weil sie nämlich ins Leichenschauhaus umgezogen ist.«

Ihr Gegenüber starrte sie entgeistert an. »Verzeihung. Wollen Sie damit sagen, dass sie nicht mehr lebt?«

»Da sie dort niemanden besucht und dort auch keinen Job hat, können Sie davon ausgehen, dass sie nicht mehr lebt. Ich muss in ihre Wohnung.«

»Ich …« Die andere blies ein weißes Atemwölkchen aus und rang nach Luft. »Kommen Sie mit.« Mit einem letzten schmerzerfüllten Blick auf Eves Gefährt ging sie voran ins Haus.

In der Eingangshalle war es mollig warm, aber der Überfluss an Gold tat in den Augen weh. Die goldenen Urnen voller stacheliger, tödlich aussehender Gewächse mit blutroten Blüten und die goldenen Tische schimmerten im Licht des goldenen Kronleuchters, der über dem mit einer goldenen Steinplatte abgedeckten blutroten Empfangstisch hing.

Die Frau, die dort den Dienst versah, sah höflich lächelnd auf, doch als sie Roarke erblickte, klappte ihr die Kinnlade herunter, und sie schaute fragend die Kollegin an.

»Moment«, bat die und trat mit ein paar schnellen Schritten zu ihr an den Tisch.

Der jungen Dame vom Empfang entfuhr ein leiser Schrei, doch als sie leise zischend ein paar Fragen stellte, schüttelte die andere den Kopf und winkte Eve zu sich heran.

»Wir müssen bitte Ihre Marke scannen, Lieutenant.«

Eve hielt sie ihr hin.

»Okay. Tja nun.«

»Wie wäre es, wenn Sie uns in die Wohnung lassen würden?«, fragte Eve.

»Oh, ja sicher. Aber … ist Miss Mars tatsächlich tot und so?«

»Sie ist tatsächlich tot und so.«

»Mein Gott!«

»Hatte sie oft Besuch?«

»Im Grunde sollen wir nicht über die Bewohner oder deren Gäste reden.«

»Ich ermittele hier in einem Mordfall«, meinte Eve und fuchtelte mit ihrer Dienstmarke vor ihr herum.

»Ich schätze, schon. Ich meine, es kamen immer wieder einmal irgendwelche Leute und sie hat hier auch Partys geschmissen und sich jede Menge Sachen liefern lassen. Stimmt’s, Becca?«

»Auf jeden Fall.«

»Kamen irgendwelche Leute regelmäßig zu ihr zu Besuch?«

»Tja nun … ich glaube, Mitch L. Day war öfter da. Er ist ebenfalls beim Channel 75, moderiert Die zweite Tasse und sieht wirklich super aus. Aber vor allem hat sie Partys hier geschmissen oder irgendwelches Zeug bestellt.«

»Hatte sie hier jemals Ärger? Streit mit anderen Bewohnern oder so?«

Jetzt biss die junge Frau sich auf die Lippe. »Nun … ich glaube, mit den Wilburs kam sie nicht so gut zurecht. Sie haben das Penthouse gegenüber. Sie und Mrs. Wilbur haben sich nie gegrüßt und auch nie denselben Lift genommen, wenn sie zur selben Zeit nach unten kamen. Miss Mars hat zwei Beschwerden bei der Hausverwaltung eingereicht, weil die Kinder von den Wilburs laut und ungezogen wären. Aber das sind sie wirklich nicht, außerdem sind die Wohnungen vollkommen schallgeschützt.«

»Es sind wirklich nette Kinder«, mischte sich die Türsteherin ein. »Wogegen sie ein wirklich blödes Weibsbild ist.«

»Becca!«

Achselzuckend meinte sie: »Du weißt, dass sie das ist – oder eher war, Roxie.«

»Ach ja?«, erkundigte sich Eve.

»Ich weiß, dass man nichts Schlechtes über Tote sagen soll, aber schließlich geht es hier um polizeiliche Ermittlungen, nicht wahr?«

»Das stimmt.«

Becca rückte ihre Mütze auf dem kurz geschnittenen Haar zurecht. »Sie hatte immer ein mörderisches Lächeln im Gesicht und so getan, als wäre sie das reinste Unschuldslamm. Aber zugleich hat sie versucht, mich über andere Bewohner oder deren Gäste auszuquetschen, und als ich nichts sagen wollte, meinte sie sogar, sie würde mich dafür bezahlen.«

»Und was hätten Sie kriegen sollen?«

Die junge Frau verzog verächtlich das Gesicht. »Einen Hunderter für alles, was sie für die Sendung nutzen kann. Das Doppelte, wenn es das Zeug zu einem Special hat. Aber davon wollte ich nichts wissen, denn ich würde niemals die Privatsphäre der Leute hier kompromittieren. Auch ihre nicht, nur dass das hier nun einmal …«

»… polizeiliche Ermittlungen sind.«

»Genau. Miss Mars war ziemlich angefressen, als ich selbst, Luke und Gio, die die Tagschicht haben, sie zurückgewiesen haben, und uns danach wie Luft behandelt, aber das war uns egal. Du hast sie ebenfalls zurückgewiesen, oder, Roxie?«

»Ja.« Sie biss sich wieder auf die Lippe und stieß mit gepresster Stimme aus: »Wir sollen den Bewohnern zwar entgegenkommen, aber, Himmel, so was ist ganz sicher nicht erlaubt. Ich hätte meinen Job verlieren können, und vor allem gehört sich so was einfach nicht.«

»Hat sie Ihnen je gedroht?«

»Sie hat sich einmal über mich beschwert, aber damit ist sie nicht durchgekommen, weil ein Dutzend anderer Bewohner sich für mich verwendet haben, als die Hausverwaltung wissen wollte, ob es Grund zur Klage über mein Verhalten gibt. Gio, Luke und Roxie haben bestätigt, dass sie uns bestechen wollte, deshalb ist mir nichts passiert.«

Jetzt setzte Becca ebenfalls ein mörderisches Lächeln auf. »Ich glaube, dass der Hausverwalter sie für ihr Verhalten ins Gebet genommen hat, denn danach gab es keinen Ärger mehr mit ihr. Es tut mir leid, dass sie ermordet worden ist. Das hatte sie ganz sicher nicht verdient, auch wenn sie eine blöde Hexe war. Aber es tut mir ganz bestimmt nicht leid, dass sie hier nicht mehr wohnen wird.«

»Okay. Ich danke Ihnen für Ihre Kooperation. Wenn Sie uns jetzt vielleicht zu ihrer Wohnung hinauffahren lassen würden …«

»Klar. Ich muss nur schnell die Schlüsselkarte holen.«

»Ich habe einen Generalschlüssel«, erklärte Eve. Und für den Notfall hatte sie noch einen meisterhaften Einbrecher dabei.

»Oh, okay. Lift drei führt direkt in die zweiundfünfzigste Etage hinauf. Genau gegenüber liegt die Wohnungstür.«

»Verstanden.«

Sie lief los und stieg mit Roarke in einen selbstverständlich ebenfalls in Gold gehaltenen Lift.

»Interessant«, bemerkte er.

»Aber kein bisschen überraschend«, meinte sie und fügte noch hinzu: »Das Haus gehört dir nicht.«

»Woher weißt du das?«

»Weil Becca keine Ahnung hatte, wer du bist. Und Roxie hat dich nur erkannt, weil du als reicher, cooler Typ andauernd in der Zeitung stehst. Dazu ist diese Eingangshalle wirklich hässlich, ich glaube nicht, dass irgendetwas, was du besitzt, so scheußlich eingerichtet ist.«

»Dein Vertrauen ehrt mich, auch wenn diese Eingangshalle meiner Meinung nach nicht hässlich, sondern einfach übertrieben schwülstig ist.«

»Was auch immer. Ich muss diesen Mitchell überprüfen, der anscheinend öfter bei Mars zu Besuch war.«

»Er heißt Mitch L., nicht Mitchell«, korrigierte Roarke.

»Im Ernst?«

Er nickte. »Mitch L. Day. Er ist der Moderator einer Talkshow, die im Frühstücksfernsehen kommt.«

Die Fahrstuhltür ging auf, und kopfschüttelnd stieg Eve vor ihrem Gatten aus. »Warum gucken Leute Sendungen, in denen andere Leute herumsitzen und reden?«

»Auch wenn dich das vielleicht schockiert, haben manche Menschen einfach Spaß an Unterhaltungen.«

»Aber wenn man sie im Fernsehen sieht, redet man doch gar nicht mit. Dann ist es eher, als würde man die Löffel spitzen, um den anderen heimlich zuzuhören.« Sie zog ihren Generalschlüssel hervor und runzelte die Stirn. »Hu! Okay, verstehe.«

»Natürlich tust du das.«

»Ich wüsste nicht, wozu man Löffel spitzen sollte, und vor allem, was haben spitze Löffel überhaupt mit dem Gehör zu tun?«

»Das ist eine gute Frage«, meinte Roarke und war mal wieder völlig fasziniert von seiner Frau.

»Sprache – aus der Unterhaltungen bestehen – ergibt für mich des Öfteren nicht den geringsten Sinn.«

Sie öffnete die Tür und machte Licht.

Der riesengroße Wohnraum war mit einem rosafarbenen Teppichboden ausgelegt. Die Einrichtung bestand aus scharfem, angesagtem Chrom und Glas, zwei lang gestreckten Gelbänken sowie moderner Kunst.

Die eine Wand wurde von einem riesengroßen Fernseher beherrscht, und auf den schwebenden Regalen gegenüber waren Dutzende von Fotos der Bewohnerin verteilt. Auf den meisten Aufnahmen posierte Mars mit jemand anderem, dass Eve tatsächlich einige der Leute kannte, zeigte, dass sie entweder Berühmtheiten aus Film und Fernsehen oder irgendwelche hohen Würdenträger waren.

Die Fenster Richtung Straße waren mit schweren Vorhängen im Ton des Teppichs, aber obendrein mit Rüschen, deren Ton ein wenig dunkler war, verhängt.

»In einem solchen Haus müssten die Fenster doch mit Sichtblenden versehen sein, trotzdem hat sie zusätzlich noch diese dicken Vorhänge hier aufgehängt. Für jemanden, der seinen Lebensunterhalt damit verdient hat, in den Leben anderer zu wühlen, war sie, was ihr eigenes Leben betraf, offenkundig sehr auf Diskretion bedacht.«

»Sie wusste eben aus Erfahrung, wie problemlos man in die Privatsphäre von anderen Menschen eindringen kann«, bemerkte Roarke. »Der Raum hier ist für den Empfang von Gästen, aber ganz bestimmt nicht zum Entspannen«, fügte er hinzu. »So geschmackvoll eingerichtet wie in einem hochmodernen Möbelhaus, doch ohne jede Wärme und Persönlichkeit. Auf jeden Fall hat sie ihr rechtschaffen oder auch nicht rechtschaffen verdientes Geld gut angelegt.«

Eve sah sich suchend um. »Ach ja?«

»Nimm zum Beispiel dieses Bild hier. Meiner Meinung nach ist das ein echter Scarboro. Der ist bestimmt zweihundert Riesen wert.«

»Sprichst du von Dollar?«

»Wovon sonst?«

»Für dieses Ding?« Verwundert sah sich Eve die roten und orangefarbenen Kleckse auf den wild gezackten blauen und violetten Linien an. »Nimmst du mich auf dem Arm? Das bekäme selbst die kleine Bella besser hin.«

»Kunst ist nun einmal, was man aus ihr macht«, erklärte er in leichtem Ton. »Auch wenn mir selber dieser Stil nicht unbedingt gefällt. Zu meiner Zeit habe ich eher …« Belustigt, weil er kurzfristig vergessen hatte, dass sie den Rekorder eingeschaltet hatte, brach er ab. »Tja nun, das ist inzwischen ewig her.«

Sie sah ihn böse an, denn ihr war klar, dass er in seiner Zeit als Meisterdieb auf Kunst spezialisiert gewesen war.

»Am besten nimmst du dir die elektronischen Geräte vor. Ich selber gehe erst einmal ins Schlafzimmer.«

Im Grunde gab es zwei weitere Zimmer, das eine hatte Mars mit einem großen weißen Schreibtisch und dem pinkfarbenen Ledersessel offensichtlich als Büro gedient. Auch hier waren jede Menge Fotos, glänzende Trophäen und unzählige andere Staubfänger wie Schalen, Flaschen, einer Sammlung bunter Eier aus Glas in kleinen Ständern sowie jede Menge hübscher, kleiner Holz- und Pappschachteln in den Regalen aufgereiht.

Das Arbeitszimmer überließ sie fürs Erste Roarke, weil ihrer Meinung nach das Schlafzimmer als ganz privater, sicherer Rückzugsort viel mehr als alle anderen Räume über jemanden verriet.

Ihr Bett hatte sich Mars etwas kosten lassen, dachte sie. Ein beinah deckenhohes, an den Rändern elegant geschwungenes Kopfteil, dessen schlichte weiße Polsterung in deutlichem Kontrast zum Pink der Tagesdecke und dem Berg an Rüschenkissen stand, genauso grelle Bilder wie im Wohnbereich hingen an den Wänden, eine verspiegelte Kommode, auf der weitere bunte Flaschen standen, zierte die Wand, und am Fußende des Bettes stand eine Polsterbank. Die Wanne in dem angrenzenden Bad war groß genug für drei Personen, die Dusche war mit unzähligen Düsen in den Wänden und mit einem riesengroßen Brausekopf versehen, die beiden Waschbecken in Form von Rosenblüten wiesen elegant geschwungene Armaturen auf, und das Bidet und die Toilette waren diskret hinter zwei Schiebetüren versteckt.

Der Spiegel, der sich oberhalb des Waschtischs über die gesamte Wand erstreckte, wurde entweder per Fernbedienung oder Stimmbefehl zu einem Bildschirm, um beim Zähneputzen Nachrichten zu sehen, auf dem Rand der Wanne waren Kerzen in verschiedenen gläsernen Behältern und drei schlanke, reich verzierte Wasserkrüge aufgereiht, der Schrank unter dem Waschtisch war mit Schminkzeug und Produkten für die Körperpflege angefüllt.

Am besten sähe sie sich auch das Bad noch einmal genauer an, jetzt aber trat sie an das Bett und zog die Schublade des Nachttischs auf, in dem ein großes neben einem kleinen Tablet lag. Sie beide waren gesichert, deshalb legte sie sie für Roarke aufs Bett und nahm sich erst einmal den Nachtschrank auf der anderen Seite vor.

»Partytime«, bemerkte sie, als sie das Sexspielzeug und die verschiedenen Öle und Lotionen in der Lade sah. Sie nahm den selbstbefeuchtenden Vibrator mit dem heißen und dem kalten Ende und dem Namen Ekstase in die Hand, stellte ihn an und zog die Brauen hoch, als er sich in verschiedenen Geschwindigkeiten in verschiedene Richtungen bewegte und sie plötzlich lauter kleine Gumminoppen auf der Oberfläche sah.

In dem Moment erschien ihr Mann, lehnte sich an den Türrahmen und stellte grinsend fest: »Das ist ein Bild, das man nicht alle Tage sieht.«

Den summenden und kreisenden Vibrator in der Hand fuhr sie zu ihm herum. »Der USB -Port an dem Ding ist sicher für ein Virtual-Reality-Programm, das man sich anschauen kann, während man es sich besorgt.«

Sie schaltete ihn wieder aus und legte ihn neben die Tablets auf das Bett. »Dazu gibt es noch verschiedene Kondome, Nippelklemmen, Gelvibratoren, Penisringe, Öle, Handschellen, Knebel, Kordeln, Ständerpillen, Anschnallschwänze und diverse illegale Drogen wie zum Beispiel Rabbit.«

»Dann war sie sexuell anscheinend recht aktiv.«

»Und zwar allein und in Gesellschaft. Was von beidem war ihr offenbar egal. Die beiden Tablets, die da liegen, sind mit Passwörtern gesichert.«

»Kein Problem. Sie hat zwei kleine Roboter und einen Droiden, der seit Mittag ausgeschaltet ist. Er ist nicht nur auf Hausarbeiten, sondern wenig überraschend auch auf sexuelle Handlungen programmiert. Er heißt Henri, und obwohl er auch noch andere Kleider hat, trägt er im Augenblick nur einen Lendenschurz.«

»Was? Wie dieser Dschungeltyp?«

»Genau, wie dieser Dschungeltyp.«

»Was es nicht alles gibt!« Sie legte ihren Kopf ein wenig schräg und sah Roarke forschend von der Seite an.

»Ich komme mir ein bisschen billig vor, wenn du versuchst, dir mich in einem solchen Outfit vorzustellen.«

»An dir ist niemals irgendetwas billig, Schatz«, gab sie zurück und wandte sich entschlossen einem anderen Thema zu. »Warum siehst du dir nicht erst mal die elektronischen Geräte an, die im Arbeitszimmer gegenüber stehen?«

»Das mache ich sofort. Sie hat auch ein Tablet in der Küche, auf dem sie anscheinend ihren Terminkalender führt. Partys und Premieren, Vernissagen und Verabredungen zum Mittag- oder Abendessen. Henri sagt, er wäre auf das Führen des Kalenders programmiert. Auch das Telefon in ihrer Küche hat vor allem er genutzt. Er hat mit Lieferanten und mit Caterern gesprochen, Tische in verschiedenen Restaurants oder Lokalen für Mars reserviert und lauter solches Zeug.«

»Okay. Wir nehmen die Dinger trotzdem für die elektronischen Ermittler mit.«

»Dann sehe ich mich jetzt erst mal in ihrem Arbeitszimmer um.«

Eve selbst nahm sich den Schrank der Toten vor. Es war ein ganzer, riesengroßer, vollgepackter Raum mit einem eigenen Bereich für Schuhe und mit einer kleinen Nische, in der ein Frisiertisch stand. Wahrscheinlich hatte Henri sich auch um die Ordnung in diesem Schrank gekümmert, denn tatsächlich lag und hing hier jedes Stück an dem ihm zugedachten Platz.

Die eingebauten Schubladen waren voll verführerischer Unterwäsche, und für Gürtel gab es einen eigenen, abgetrennten Platz.

Allein für Gürtel, dachte Eve verblüfft, dazu noch einen für Handschuhe und Wintermützen sowie einen weiteren für Tücher und für Schals.

Abendkleider, Kleider, die sie vor der Kamera getragen hatte, Cocktailkleider, schicke Alltagskleidung, alles im Computer katalogisiert und mit Vermerken, wann und wo sie die Sachen getragen hatte, versehen.

Eve arbeitete sich gründlich durch den Schrank und stieß am Schluss auf einen Safe.

»Was haben wir denn hier?«

Sie hockte sich vor den Tresor und überlegte, ob sie ihn wohl aufbekäme, ohne dass ihr Mann ihr dabei half. Er hatte ihr gezeigt, wie man Tresore knackte, und inzwischen hatte sie den Bogen halbwegs heraus. Natürlich war sie längst noch nicht so schnell wie er, aber …

Ehe sie sich an die Arbeit machen konnte, klingelte ihr Handy.

»Dallas.«

»Peabody. McNab hat sich die elektronischen Geräte aus der Handtasche des Opfers angesehen. Wir haben noch kurz etwas gegessen, dann hat er sofort angefangen, aber die verdammten Dinger waren so gut gesichert, dass es alles andere als einfach war.«

»Was haben Sie gefunden?«

»Das Handy ist so eingestellt, dass keine Anrufe gespeichert worden sind, das heißt, dass er es sich noch einmal vornehmen muss. Ihre Sachen auf dem Handcomputer sind verschlüsselt, aber dabei kommen wir ziemlich gut voran. Den Code bekommen wir auf alle Fälle bald geknackt. Wir gehen davon aus, dass sie Leute erpresst hat, Dallas.«

»Ach.«

»Genau, es ist …« Die Partnerin verzog beleidigt das Gesicht. »Das wissen Sie bereits?«

»Oh ja, das weiß ich bereits. Bellami hat es mir gebeichtet, trotzdem steht er erst mal nicht unter Verdacht. Er war ganz sicher nicht der Erste, den das Weibsbild ins Visier genommen hat, deswegen hoffe ich, Sie und McNab bekommen noch die Namen ihrer anderen Opfer heraus.«

»Wir sind dabei, auch wenn sie lauter Code- und Spitznamen verwendet hat. Obwohl sie das nicht präzise benannt hat, denken wir, dass einige der Zahlen in ihrem Handcomputer Daten und Beträge sind.«

»Versuchen Sie, so viel wie möglich herauszuholen, und schicken Sie mir dann alles zu. Wenn Sie denken, dass Sie heute Abend nichts mehr herausbekommen, fahren Sie heim und hauen sich aufs Ohr.«

»Wir haben durchaus noch etwas Energie.«

»Wir auch, deshalb sehen wir uns gerade ihre Wohnung an. Es gibt hier einen Safe, ich will sehen, was er enthält.«

»Bricht Roarke ihn für Sie auf?«

»Der hat zu tun«, erklärte Eve erbost. »Außerdem kriege ich das schließlich auch alleine hin.«

»Aber … okay.«

Noch immer angefressen steckte Eve ihr Handy wieder ein und starrte stirnrunzelnd auf den Tresor.

»Ohne Werkzeug kriegst du den nicht auf«, bemerkte Roarke, und sie bedachte ihn mit einem bitterbösen Blick.

»Wenn du dich so von hinten anschleichst, könnte es passieren, dass jemand auf dich schießt.«

Mit einem Lächeln auf den Lippen hockte er sich zu ihr, gab ihr einen Kuss und stellte fest: »Du weißt, dass ich es unglaublich erregend finde, wenn du mir mit deiner Waffe drohst.«

Sie ignorierte diesen Kommentar und blickte wieder auf den Safe. »Ich wüsste nicht, was ich mit Werkzeug soll. Ich habe schließlich diese App auf meinem Handy.«

»Die dir bei dem komplizierten Mechanismus hier nicht weiterhilft.«

»Weil man zum Öffnen ihren Daumenabdruck braucht?«

»Auch das. Ich kann das Ding so einstellen, dass die Tür aufgeht, ohne dass der Öffnungsmechanismus kriegt, was er verlangt. Es ist ein Drei-Stufen-Modell. Erst braucht man einen Code, der entweder aus Zahlen oder einem Wort besteht. Vielleicht hat sie auch Buchstaben und Zahlen kombiniert, wie es der Hersteller empfiehlt. Dann kommen der Daumenabdruck und danach ein zweiter Code. Im Grunde ist ein solcher Safe etwas für Banken oder Unternehmen und nichts für den Privatgebrauch.«

Sie starrte wieder auf den Safe. »Verkaufst du dieses Ding?«

»Das tue ich, und deshalb weiß ich auch, wie ich es knacken kann. Auch wenn das ohne Werkzeug nicht so einfach ist. Jetzt muss ich improvisieren, was ein bisschen dauern kann.«

Da die Ermittlungen von größerer Bedeutung waren als ihr angeknackster Stolz, überließ sie Roarke den Safe und kümmerte sich selber weiter um den Schrank.

»Sie hat Milliarden von Klamotten, und laut ihrem Computer hat sie die meisten Sachen höchstens einmal angehabt. Normale Alltagssachen hat sie vielleicht zwei-, dreimal getragen, aber ihre Abendkleider immer nur einmal. Warum hat sie die Sachen dann zum Teil drei Jahre lang hier aufbewahrt?«

Roarke war derart auf seine Arbeit konzentriert, dass er ihr keine Antwort gab.

»Jede Menge ungetragener Schuhe oder Schuhe, die sie höchstens ein- oder zweimal getragen hat. Ihre Unterwäsche ist bestimmt zwei Monatslöhne wert. Wer außer ihr hat sechzig unterschiedliche Dessous? So viele Unterhosen hast nicht einmal du.«

»Hallo, Schätzchen.«

»Was?«

»Damit warst ausnahmsweise mal nicht du gemeint.« Er saß im Schneidersitz vor dem Tresor und bot ihr lächelnd an: »Du kannst das Ding jetzt aufmachen.«

»Du hast gesagt, das ginge nicht so schnell.«

»Das ging es ja auch nicht.«

Eilig setzte sie sich neben ihn und öffnete die Tür des Safes.

»Wow!«

Sie griff nach einem der dicken Bündel Geldscheine. »Alleine dieser Stapel hier sind hunderttausend Dollar …«

Während sie versuchte, den Gesamtbetrag des Geldes zu errechnen, maß ihr Mann die Stapel einfach mit den Händen nach. »Wenn diese Bündel alle gleich dick sind, hat sie das Zehnfache dieses Betrags hier aufbewahrt.«

»Sie hat eine Million Dollar in diesem Schrank verwahrt?«

»Zumindest liegen sie in einem wirklich guten Safe.«

»Sagt der Mann, der ihn in weniger als zehn Sekunden aufbekommen hat.« Sie griff nach einer Schmuckkassette, die in einer anderen Ecke stand, klappte sie auf und fragte: »Ist die echt?«, als sie die Diamantkette auf einem schwarzen Samtbett funkeln sah.

Er nahm sie in die Hand und hielt sie gegen das Licht. »Obwohl ich keine Lupe habe, denke ich, dass sie echt ist. Die Farbe und der Schliff sind von allerhöchster Qualität. Um die … fünfzehn Karat. Ich würde sagen, je nachdem, woher sie stammt, ist sie um die Fünfzigtausend wert.«

In einer anderen Schatulle lagen diamantbesetzte Ohrringe in Tropfenform.

»Sehr schön«, bemerkte Roarke. »Sie würden dir gut stehen. Ich kann den Wert nur schätzen, Eve, aber ich gehe davon aus, dass sie von einem wirklich guten Juwelier gefertigt worden sind.«

Neugierig zog er eine weitere Schachtel aus dem Safe. »Auch die Manschettenknöpfe mit den Diamanten und Smaragden hier sind eine wunderbare Handarbeit. Wenn all die Stücke im Tresor von dieser Qualität sind, ist der Schmuck noch mehr wert als das Bargeld, das hier liegt. Sie wusste offenbar, worin man investieren muss.«

Als Eve die Hand ausstreckte, klappte er die Schachtel wieder zu und grinste, als sie sie entgegennahm und vorsichtshalber nachsah, ob der teure Schmuck auch wirklich noch darin lag.

»Am besten verschließen wir die Sachen alle wieder im Safe. Ich werde dieses Zeug ganz sicher nicht in meinem Wagen transportieren. Schließ den Tresor sicherheitshalber wieder ab.«

Sie legte auch die anderen Schatullen wieder in den Safe und hätte fast gelacht, als Roarke ihr auf die Schulter tippte, seine Hand aufklappte und sie dort die Diamantohrringe funkeln sah.

Stattdessen rollte sie nur mit den Augen, als er sie ihr grinsend übergab und gut gelaunt erklärte: »Wie es aussieht, habe ich es nicht verlernt.«

»Wenn du so weitermachst, werde ich dir eine ganz andere Lektion erteilen«, gab sie zurück und legte das Geschmeide wieder in die dafür vorgesehene Box.

»Oh ja, auch wenn ich vorher den Tresor neu starten muss.«

»Neu starten?«

»Darauf programmieren, dass er sich nur mit deinen Codes und deinem Daumenabdruck öffnen lässt. Das wird ein bisschen dauern, aber dafür kriegst du ihn dann später auf der Wache ohne Mühe wieder auf.«

Während er sich an die Arbeit machte, sah sie sich ein letztes Mal im Schrank des Opfers um.

»Der erste Code?«

Sie nahm die Nummer ihrer Dienstmarke und presste dann wie angewiesen ihren Daumen auf den Identifizierungspad.

»Der zweite Code?«

»Wie wäre es mit Langfinger?«

Lachend tippte er den Vorschlag ein und drückte die Tür des Safes wieder zu.

»Geschafft.«

»Was ist mit ihrem Arbeitszimmer?«, fragte Eve.

»Sah alles nach normaler Arbeit aus. Der offiziellen Arbeit, der sie nachgegangen ist. In ihren E-Mails und Dateien und bei den Telefongesprächen ging’s um lauter Storys, die sie schon gebracht hatte oder bringen wollte. Vielleicht ist ja etwas dabei, was dir bei deiner Arbeit weiterhilft. Auch die private Buchführung hat sie auf dem Computer, der dort steht, gespeichert, aber die Million in bar und all den Schmuck in ihrem Safe hat sie mit keinem Wort erwähnt. Sie hat zwar durchaus gut verdient, aber für alle diese Sachen, all die teuren Bilder und die teure Wohnung hätte das niemals gereicht.«

Eve nickte, weil sie bereits zu demselben Schluss gekommen war. »Das heißt, das eigentliche Geld hat sie mit ihrer Nebentätigkeit gemacht.«

»So sieht’s auf jeden Fall aus.«

»Okay, dann sehen wir uns noch schnell den Rest der Wohnung an. Vielleicht hat sie ja sonst noch irgendwo etwas versteckt. Danach lasse ich den Safe und ihre elektronischen Geräte abholen.«

Als sie das Schlafzimmer verließen, meinte Roarke: »Wir besitzen übrigens zusammen nicht einmal ein Viertel von der Unterwäsche, die du hier gefunden hast.«

»Das höre ich natürlich gern.«

»Ich glaube, dass es ihr bei ihren Outfits einzig um die Wirkung in der Öffentlichkeit ging. Zu jedem Anlass hatte sie ein ganz besonderes Kleid, in dem man sie nicht zweimal sehen sollte.«

»Du hast mir ja tatsächlich vorhin zugehört.«

»Das tue ich doch immer. Vielleicht hat sie ja all die Sachen über die Jahre aufgehoben, weil sie gern gehortet hat.«

»Aber normale Horter heben alles auf, wogegen Mars nur Kleider, Schmuck und Geld gehortet hat.«

»Vielleicht war sie ja eine selektive Horterin.«

»Kann sein«, stimmte Eve ihm mit einem gleichmütigen Achselzucken zu.

Wobei sie keine Ahnung hatte, ob sie sich als Cop an dieser Form der Raffgier störte oder einfach, weil sie selbst vollkommen anders war.