»Und jetzt«, freute sich Claas, »holt mal euer Badezeug! Wir geh’n schwimmen!« Er zog schon sein Hemd aus, und Philipp sagte: »Wow, hast du viele Tätowierungen!«
»Das hat man gemacht, wenn man zur See gefahren is«, sagte Claas. »Hier, die Erste Liebe!« Stolz zeigte er seinen rechten Oberarm.
»Was ist denn das auf dem Rücken?«, fragte Feli und begutachtete die Tätowierung näher. »Das ist ja eine Schüssel. Mit irgendwas drin, das dampft.«
»Kartoffeln. Dampfende Kartoffeln.« Claas war das peinlich. »Tscha, man sollte aufpassen, wen man seinen Rücken piksen lässt. Der Tätowierer war wohl sauer, dass ich ihm damals das Mädchen ausgespannt habe. Eigentlich wollte ich das Antlitz von der kleinen Leilani aus Hawaii tätowiert haben. Das hatt ich dann davon.« Er dachte nach. »Was wohl aus der Kleinen geworden ist? So lange ist das her, sooo lange, ach, ach …«
»Der hat dir eine Porzellanschüssel mit heißen Kartoffeln tätowiert?« Julius war fassungslos wie die anderen. Sie standen alle hinter Claas und glotzten auf das Meisterwerk.
»Immerhin hat er den Dampf gut hingekriegt«, sagte Claas. »Ich hab das ja dann mal auf ’nem Foto gesehen. Dampf ist ähnlich schwer zu tätowieren wie Wellen.«
»Unfassbar«, waren sie sich einig.
»So, und nun macht mal, was ich gesacht hab. Auf inne Elbe!«
»Hier?« Feli starrte auf die Seehunde. »Bei den Tieren? Wenn die uns beißen. Papa wäre das nicht recht.«
»Gott sei Dank«, sagte Elisa und grinste.
»Wieso?« Feli sah ängstlich wie ein kleines Vögelchen aus.
»Die alte Feli gibt’s also auch noch. Sie ist noch nicht komplett verschwunden!«
»Sehr witzig. Geht ihr hier ins Wasser?«, fragte Feli unsicher.
»Na klar.« Philipp war schon auf dem Weg nach unten.
»Ich weiß gar nicht, wo meine Badehose ist.« Julius dachte nach. »Verdammt, ich glaub, ich hab gar keine eingepackt. Wer hat denn damit gerechnet, dass man hier in Hamburg mal schwimmt.«
»Stimmt. Im Sommer ist es eher unwahrscheinlich, dass man eine Badehose braucht.« Es war der erste längere Satz, den Nelly von sich gab.
»Ha. Ha«, machte Julius.
»Ju, ich hab zwei dabei, ich geb dir eine«, rief Philipp von unten.
»Nein.« Julius war bockig. »Ich möchte meine eigenen Sachen haben.«
»Ich gehe auch nicht baden. Diese warme Luft ist bestimmt hinterhältig, denn eigentlich ist sie kalt und man zieht sich ruck, zuck eine Erkältung zu und dann ist man knocked out.« Leon sah die Mädels an. »Findet ihr nicht auch?«
»Leon, das Weichei, hat gesprochen.« Feli hatte schon wieder Oberwasser. »Mach, was du willst, ich hole meinen Badeanzug.«
»Was seid ihr denn für Memmen?« Claas war ganz fertig. »Meine Güte noch mal und noch, jetzt wird gebadet, und zwar alle! Das ist eine Anweisung vom Käpt’n.«
»SCHLUSS JETZT!« Claas’ Stimme wollte man nicht widersprechen. »Du holst jetzt deine Badesachen, und du Julius, und du, der andere eben, ich hab mir nicht merken können, wie du heißt, ihr springt eben in euren Unnerbüxen ins Wasser. Punktum. Und Schluss.«
»Einen Moment mal, das ist Nötigung«, sagte Leon giftig.
»Nu reicht’s!«, brüllte Claas. »Ich fahr nich mit euch hier raus und zeig euch ’ne schöne Badestelle, für die andere sich wohl ’nen Finger abhacken würden, wenn sie das erleben könnten, und da sachst du, Nötigung. Ich sach dir mal, was es gibt, wenn ein Claas der Nötigung bezichticht wird!« Er ging auf Leon zu, schnappte ihn sich, als sei er eine Handpuppe, und warf ihn, ohne auf sein Gezappel zu achten, über Bord.
Leon landete mit einem lauten Klatschen im Wasser, war kurz verschwunden, kam wieder hoch, prustete und schrie: »Ich werde Sie anzeigen!«
»Ha!«, rief Claas. »Weil ich dich im Sommer von einem Boot aus ins Wasser geschubst hab? Den Richter will ich seh’n!«
»Ähem«, machte Philipp, der mit zwei Badehosen zurückgekommen war. »Ich würde den Richter auch gern sehen, wenn sich herausstellt, dass Leon nicht schwimmen kann. Ich glaube, der Richter fände das nicht so lustig.«
Claas sah nach unten. Leon schwamm zeternd um die Erste Liebe herum und wirkte wie ein zänkisches Weib, das sich über seinen Ehemann beschwerte.
»Hmpf«, machte Claas. »Das is wohl wahr. Das wär blöd gewesen. Andererseits bin ich ’nen alten Mann. Wer will mich schon wegen was belangen.«
Philipp verdrehte zum hundertsten Mal die Augen, seitdem er in dieser WG wohnte, und er hatte das Gefühl, dass es nicht ansatzweise das letzte Mal gewesen war …
»Das ist ja wie in der Karibik.« Feli ließ Sand durch ihre Finger zurück auf den Boden rieseln. »Wenn ich nicht wüsste, dass wir hier in Hamburg sind, echt, ich würde denken, wir sind sonstwo!«
Nelly, die Claas nicht widersprochen hatte, lag im Bikini halb im Wasser, das hier am Ufer ganz warm war.
Sie waren auf eine kleine Insel geschwommen, nun rekelten Feli, Elisa und Nelly sich hier am Strand, während die Jungs ihrem Sammeltrieb nachgingen und die Insel erkundeten. »Ich bleibe im Wasser«, hatte Leon gesagt. »Nicht dass es auf der Insel wilde Keiler gibt oder so. Mit denen ist nicht zu spaßen.«
»Genau, oder Löwen, Geparde, Panther und giftige Schlangen. Und natürlich Kannibalen, die schon das Wasser in einem Kessel erhitzen. Möglicherweise ist ja sogar Hannibal Lecter dabei und freut sich auf deine Leber.« Nelly war ihm davongeschwommen, und da sie eine gute Schwimmerin war, hatte sie Leon bald abgehängt. Dauernd musste sie an Jan denken. So eine Unverschämtheit!
Noch nie vorher hatte sie so was erlebt!
Auf der Ersten Liebe klingelte ein Handy, und Nelly stöhnte auf. Das war der Klingelton ihrer Mutter. Offenbar war der Wellnessurlaub auf Sylt vorbei, und Henrietta wollte ihre aufgestauten Sorgen als unbegründet erklärt bekommen. Nelly schloss die Augen. Und Elisa war auch gemein.
Alle, alle waren gemein.
Die konnten sie mal kreuzweise. Alle. Am liebsten wäre sie nach Hause gefahren. Da waren alle lieb zu ihr. Zu Hause, das war ihr Nest, ihre Burg. Da kannte sie die Leute. Nienienienienie würde sie zu Hause so was erleben.
Am liebsten würde sie heulen oder wenigstens dramatisch vor sich hin schluchzen, so wie sie es bei Papa immer machte, wenn sie einen Wunsch hatte. Aber momentan konnte sie wohl kaum auf Elisas Mitgefühl zählen. Und Feli mit ihrer neu erworbenen Klugscheißerei ging ihr auch auf die Nerven.
Es war wie verhext.
Keiner hatte Nelly lieb.
»Wir haben Beeren gesammelt.« Philipp und Julius standen stolz da wie Neandertaler nach ihrem ersten erfolgreichen Raubzug und hielten die Ausbeute in ihren Händen wie einen Goldschatz.
»Ach.« Feli stand auf und begutachtete die Ware kritisch. »Habt ihr sie schon probiert?«
Julius reckte heroisch den Kopf in die Höhe. »Selbstverständlich nicht. Wir lassen natürlich euch den Vortritt.«
»Das ist aber nett. Ich glaube, das sind Vogelbeeren. Angeblich sind die zwar nicht giftig, obwohl man das immer hört, aber essen will ich sie trotzdem nicht. Und das da? Was ist das?«
»Blumen. Wir dachten, wir machen euch eine Freude.«
»Mit Goldregen und Brennnesseln? Eine gute Idee.« Elisa lachte.
»Tut das bitte weg.« Feli setzte sich wieder zu den beiden anderen.
»Ich hab doch gleich gesagt, dass sie undankbar reagieren würden«, beschwerte Julius sich bei seinem Cousin. »Nichts kann man ihnen recht machen.« Er schleuderte seine Beute in den nächsten Busch. »Ich gehe noch mal ins Wasser.«
Kurze Zeit später hörte man Leon »Hilfä, Hilfä, nicht untertauchen!« rufen und dann Julius und ihn lachen. Die beiden planschten wie die kleinen Kinder in der Elbe herum.
»Ich erträäänke dich!« Jetzt war Leon in Hochform. »Du wirst stäääähääähäääääärben!«
Jetzt raste auch Philipp ins Wasser. »Juuuuu, ich hääälfe dir! Gemeinsam werden wir ihn besiiiiiegen!«
»Als ob man nicht normal schwimmen könnte«, meckerte Nelly. »Immer muss bei Jungs einer der Stärkere sein.«
»Hör auf zu nölen und komm mit ins Wasser, los.« Elisa und Feli waren aufgestanden.
»Nö.« Nelly kniff demonstrativ die Augen zu.
»Dann ziehen wir dich eben rein. Komm, Elisa, los.« Feli hatte sich schon ein Bein gepackt, und gemeinsam zerrten sie Nelly durch den Sand, bis sie alle im Wasser waren.
»Hab mal bessere Laune«, schlug Feli vor. »Mann, Nelly! Wir sind eine megacoole WG, besser hätten wir es nicht treffen können! Wir wohnen auf einem alten Schiff, mit dem man sogar noch segeln kann, wir haben einen super Vermieter, der mit uns rausfährt, wir fühlen uns wohl mit unseren Jobs und du im Studium, okay, okay, ich gebe zu, dass das händische Lochen nicht mein Traum ist, aber man kann ja nicht alles haben. Wir verstehen uns gut, heute ist ein herrlicher Sommertag und dazu ein Samstag, wir können im warmen Wasser schwimmen, und nachher kochen wir uns was Leckeres, und dann geh’n wir weg oder bleiben daheim, Tatsache ist, dass es uns richtig, richtig gut geht, und ich finde, da kann man mal den Abend gestern vergessen und sich auf jetzt gerade konzentrieren. Also, Nelly, freu dich und hab Spaß mit uns.«
Nelly schwamm halbherzig ein paar Züge, dann kamen Julius und Leon auf sie zugeschossen, tauchten unter und hielten ihre Hände wie Haiflossen über der Wasseroberfläche. Philipp schwamm neben ihnen her und rief: »Attacke, Attacke!«, und die beiden stürzten sich im Wasser auf Nelly und zogen sie mit sich.
Claas, der mittlerweile wieder aufs Boot geklettert war, hatte sich ein Bier aufgemacht und winkte ihnen strahlend zu. Etwas weiter weg tummelten sich immer noch die Seehunde. Ganz nah kamen sie nicht, was Feli sehr recht war.
Sie ließen sich vom Wasser treiben und schauten in den blauen Himmel.
Es gab durchaus schlechtere Tage.
»Ihr habt recht«, sagte Nelly nun. »Ich war blöd zu euch. Sorry.«
»Huch, was ist denn mit dir los?«, fragte Elisa.
»Ich habe mich entschuldigt«, sagte Nelly schon wieder giftig. »Reicht das nicht? Was soll ich denn machen? Mich entleiben?«
»Ist ja gut«, sagte Elisa. »Entschuldigung angenommen.«
»Von uns auch«, sagten die anderen.
»Willst du uns nicht mal erzählen, was mit diesem Jan war?« Philipp war ein bisschen besorgt. »Vielleicht können wir dir helfen.«
Nelly, die wie alle auf dem Rücken lag und vor sich hin trieb, atmete tief ein und aus. Sie überlegte kurz. »Ich weiß nicht …«, sagte sie dann.
»Na komm. Wir halten doch zusammen.« Julius war das. »Der kriegt was auf die Zwölf, wenn er mies zu dir war.«
Auch die anderen guckten nun gespannt. Nelly drehte sich im Wasser um und trat auf der Stelle. »Na gut«, sagte sie. »Folgendes ist passiert: Ich bin mit Jan …«
In diesem Moment kam jemand in einem kleinen Motorboot angerast, und das in einem Affentempo. Leon hob abwehrend die Hände: »Stopp, langsam! Sie nageln uns ja über den Haufen!«
»Ihr müsst sofort nach Hause kommen!«, brüllte jemand vom Boot. »Auf der Stelle!! Los, schwimmt zum Schiff. Da erklär ich euch alles!«
Fünf Minuten später standen sie in Handtüchern da und hörten dem Schweigenden zu, der gerade sehr redselig war. Er war mit dem alten Motorboot des ehemaligen Hafenmeisters losgefahren.
»Ich dachte, ich seh nicht richtig, als ich die Zecke mit deinem Sohn gesehen hab, und dann kamen lauter Leute. Zur Schiffsbesichtigung«, erklärte er atemlos. »Hansjörg hat bei mir ans Schiff geklopft und gefragt, was das denn soll, dass die Erste Liebe nicht da ist. Da seien doch Interessenten da, die soll ja verkauft werden.«
Alle wurde blass und Claas am blassesten.
»Aber Claas!« Elisa war außer sich. »Du hast doch gesagt, alles sei in Butter. Genau das hast du gesagt.«
»Mpf«, machte Claas und wurde nun zur Abwechslung mal rot.
»Also stimmt es doch«, regte Nelly sich auf, und Jan war kurz vergessen. »Die Erste Liebe wird …«
»… verkauft«, vervollständigten die anderen entsetzt ihren Satz.
»So weit sind wir nu auch noch nech«, sagte Claas halb trotzig, halb kleinlaut.
»Doch, so weit sind wir, Claas«, korrigierte der Schweigende. »Dein Sohn steht da mit der Zecke, erzählt was von er sei der Eigentümer von der Ersten Liebe und was weiß ich, und er würde dafür sorgen, dass das Schiff in den Hafen zurückkommt, damit es besichtigt werden kann, und die Zecke krakeelt auch rum, ihr würde alles gehören.«
Etwas brummte. »Was ist das?«, fragte Julius.
»Mein Telefoooon«, sagte Claas. »Ich hab das leise gestellt. Hansjörg und die Zecke rufen ja dauernd an. Dieses Ding, wo man draufsprechen kann, macht auch dauernd Melodien.«
»Er meint wahrscheinlich, dass die Mailbox einen Nachrichteneingangston abgibt«, sagte Philipp, und Claas nickte dankbar. »Jo.«
»Woher wusstest du eigentlich, dass wir hier sind?«, wollte Julius vom Schweigenden wissen.
»Weil das Claas’ Lieblingsstelle ist hier«, sagte der Schweigende. »Ist ja nicht so, dass ich nicht auch versucht hätte, ihn zu erreichen, aber er geht ja nicht an sein Telefon.«
»Ich dachte, es sei die Zecke«, verteidigte sich Claas.
»Was machen wir denn jetzt? Ist das alles entsetzlich!« Feli hatte Tränen in den Augen. »Ich will nicht, dass die Erste Liebe verkauft wird. Sie ist doch unser Zuhause. Wir wohnen doch hier.« Sie sah das Schiff schon völlig als ihr Heim an, obwohl sie noch gar nicht lange hier war.
Auch Claas hatte Tränen in den Augen. »Deswegen war ich ja so froh, dass ihr angerufen habt und gesacht habt, dass ihr rausfahren wollt. Deswegen war ich ja so froh! Damit uns niemand das Liebchen wegnehmen kann. Buhuuuu!«
Das ließ sich Feli nicht zweimal sagen: »Buhuuu, buhuuu!«, machten sie und Claas nun im Duett.
»Ach, Claas«, sagte Philipp verzweifelt. »Also jetzt noch mal ganz in Ruhe. Du bist wirklich nicht mehr der Besitzer der Ersten Liebe?«
»Nee«, blökte Claas und zog die Nase hoch. »Die Zecke ist schuld, die Zecke, nur die Zecke. Die hat mich zugesülzt wie sonst eine, das Miststück, von wegen sie hätten kein Geld und sie bräuchten ’ne Sicherheit für ihr Haus, das sei schon so belastet, was weiß denn ich. Dann hat sie auch noch Jubi geholt, dann war alles zu spät.«
»Wer ist das denn? Um Gottes willen, ein russischer Mafiosi?« Feli war völlig entsetzt. »Hat man dich erpresst? Gefoltert? Dir angedroht, ein Ohr abzuschneiden? Ist das entsetzlich!«
»Jubi ist Jubiläumsaquavit«, erklärte der Schweigende. »So was wie ein Korn. Ein Jubi und ein Bier heißt hier bei uns innen Norden Herrengedeck.«
»Das ist doch jetzt völlig uninteressant«, sagte Leon, der genauso betroffen schien wie die wirklich Betroffenen.
»Was machen wir denn jetzt?« Das war wieder Feli. Jetzt weinte sie wirklich. Von der taffen, selbstbewussten jungen Frau war nichts mehr übrig. »Buhuuu, dann muss ich zurück nach Bremen zu Papa, und Papa wird sagen, ich hätte mal gleich dableiben sollen, und dann geht es den ganzen Tag wieder um Streuselkuchen und dass immer mehr Leute Baumbestattungen wollen und den billigsten Sarg nehmen. Ohne Seidenfutter. Buhuuu! Ich werde in Bremen verrotten. Als alte, sonderbare Frau werde ich enden! BUUUUUHUUUUU!« Nun rastete sie völlig aus.
»Feli, halt die KLAPPE! ICH MUSS NACHDENKEN!«, wurde sie von Philipp angefahren. Feli zuckte zusammen, war still und weinte nun leise und heiser vor sich hin. Dann putzte sie sich wieder mal die Nase und klang diesmal wie ein angeschossener, verzweifelter Junghirsch im Stimmbruch, der nach seinen Artgenossen schreit.
»Die Erste Liebe muss weg«, sagte Philipp.
»Wie, weg?«, fragte Julius.
»NEIN!«, brüllte Claas. »Dann bringe ich mich um. Ich hab von meinem Vater noch eine Zyankali-Kapsel. Die hat er mir vererbt. Ich setze sie ein, ich setze sie ein!«
»Wer vererbt denn so was?« Nelly konnte es nicht glauben.
»CLAAS! Ruhe!«, schrie Philipp. »Nicht zurück in den Hafen. Wir bringen sie weg.«
»Ja!«, schrie Claas. »WEG! Lass uns losfahren. Wir müssen noch den Anker einholen, dann …«
»Moment, Claas. Hör dir doch mal meinen Plan an!«
»Ach, ach, ach.« Claas ließ sich kraftlos auf einen umgedrehten Eimer sinken. »Gut, gut, ich höre.«
»Wir brauchen einen ruhigen Hafen, am besten einen, auf den keiner kommt. Und am besten einen, in dem die Leute dichthalten. Hier können wir nicht bleiben. Die fahren hier einmal mit dem Motorboot entlang und sehen uns sofort. Also, Claas, wo könnten wir hin? Ein kleiner Hafen soll’s sein, eine kleine Stadt und ein bisschen … Scheiße!«
»Was ist?«, schrien alle.
»Ich glaube, das verwandte Ungeziefer ist im Anmarsch«, sagte Philipp und deutete aufs Wasser, und tatsächlich kam da ein kleines Motorboot näher und stoppte kurz vor der Ersten Liebe.
»Das hast du dir wohl so gedacht, Vaddern, wolltest du abhau’n?« Hansjörg war siegessicher, und die Zecke stand grinsend neben ihm. Am liebsten, dachte Elisa, würde ich ihr eine scheuern.
»Wir haben es schwarz auf weiß«, krakeelte die Zecke und wedelte mit Papier herum. »Be-ur-kun-det ist es. Das Schiff gehört uns!«
»Das war’s«, sagte Claas resigniert und saß mit hängendem Kopf da. Er war todtraurig, und niemand wusste, was man tun könnte.