Adagio-Akt. Akrobatischer Paartanz, bei dem ein Partner den anderen hebt und trägt, sodass dieser verschiedene Beweglichkeitsübungen vorführen kann.
Adlon. 1907 eröffnet und bis heute Berlins schönstes Hotel. Die Zeiten, in denen ich es mir leisten konnte, dort – strikt zur Recherche – eine Nacht zu verbringen, sind zwar lange vorbei, aber allein die Tatsache, dass ich’s gemacht habe, ist viele Wow! s wert. Wer das Geld zusammenkratzen kann – nur zu, man gönnt sich ja sonst nichts.
Admiralspalast. 1923 aus einem Vergnügungspalast hervorgegangenes Revuetheater in der Berliner Friedrichstraße, das in der Weimarer Zeit ungeheuer erfolgreich war. 1930 , in einer Zeit, in der viele Spielstätten zu kämpfen hatten, stockte der Admiralspalast seine Sitzplätze auf zweitausendzweihundert auf.
Alexianer St.-Hedwig-Krankenhaus. Das 1846 gegründete katholische Krankenhaus in Berlin-Mitte ist eines der ältesten städtischen Krankenhäuser Deutschlands.
Aschinger. 1892 gegründeter Berliner Gastronomiebetrieb, der zunächst mit Stehbierhallen ungeheuren Erfolg hatte und zu einer Kette preiswerter Restaurants anwuchs. Berühmt waren die Löffelerbsen und die Stände, an denen man Schrippen und Aufschnitt kaufen konnte. Am Alexanderplatz gab es unter anderem eine bekannte Filiale und in der Friedrichstraße derer gleich drei. Aschinger war zeitweise Europas größter Gastronomiekonzern. 1926 erwarb Aschinger von der Hotelbetriebs- AG das Central-Hotel und damit auch den Wintergarten.
Augier. Ältester Cognac-Hersteller der Welt, 1643 gegründet.
Backbending. Figur eines Kontorsionisten, in der der Körper – im Gegensatz zum Frontbending – in extremer Weise nach hinten gebogen wird. Es gibt nur wenige Kontorsionisten, die beides beherrschen.
Baltische Landeswehr. 1918 aufgestellter militärischer Verband, dessen erklärtes Ziel es war, die Rote Armee am Eindringen in Lettland zu hindern. Tatsächlich bestand der Verband aber vornehmlich aus deutschbaltischen Freiwilligen, die Lettland und vor allem Riga in deutscher Hand halten wollten.
Bauer, Café. 1877 gegründetes, berühmtes Berliner Kaffeehaus. Das beliebte Café, das sich zunächst hinter der Kreuzung Friedrichstraße/Unter den Linden befand, zog 1910 in ein neues Gebäude gegenüber dem Central-Hotel und dem Wintergarten um. Es wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.
Beletage. Schönstes, wohnlichstes Stockwerk eines Hauses, in Berliner Häusern der Gründerzeit häufig das sogenannte Hochparterre.
Berliner Luft. Dessertcreme aus Eiern und Gelatine, meist mit Himbeeren serviert.
Berliner Tageblatt. Im Verlag Rudolf Mosse – und dem berühmten Mossehaus – herausgegebene Tageszeitung, die von 1872 bis 1939 erschien. Während der Zeit der Weimarer Republik vertrat die Zeitung eine linksliberale Linie und galt als inoffizielles Blatt der DDP .
Berliner Zimmer. Wohnraum, der Vorderhaus und Seitenflügel oder aber Seitenflügel und Hinterhaus eines Gebäudes verbindet. Seit etwa 1800 in Berliner Häusern häufig zu finden.
Bleichröder, Bankhaus. 1803 von Samuel Bleichröder gegründete, sehr erfolgreiche Privatbank mit Sitz in Berlin, Unter den Linden.
Bolschoi-Theater. 1825 in Moskau neu eröffnetes Theater, nachdem das niedergebrannte erste Bolschoi bereits seit 1776 bestanden hatte. Die Ballettkompanie, die an dem Haus beheimatet ist, gehört zu den berühmtesten der Welt.
Budike. Typische Berliner Kneipe.
Central-Hotel. Luxuriöses Berliner Hotel, das 1881 nahe dem – später abgerissenen und umgebauten – Bahnhof Friedrichstraße errichtet wurde und mit den großen Hotels der Weltstädte Paris, Rom und London mithalten sollte. Es war Berlins größtes Hotel, besaß eine 100 Meter lange Fassade und beherbergte – ursprünglich in seinem gläsernen Vorbau – den berühmten Wintergarten.
Central-Theater. Im Bezirk Mitte (Luisenstadt) gelegenes Privattheater, das 1880 aus dem Henne-Theater hervorging und mit Unterbrechungen bis 1933 bestand.
Cepelinai. Mit Quark oder Hackfleisch gefüllte Kartoffelklöße, Spezialität der litauischen Küche.
Daglfing, Trabrennbahn. 1902 in München gebaute Trabrennbahn – streng genommen gehörte Daglfing bis in die Dreißigerjahre allerdings noch nicht zu München.
Dainas. Traditionelle, meist nur vier Zeilen umfassende lettische Volkslieder und Gedichte, in denen die Mythen des lettischen Volkes mündlich überliefert wurden. Jahrhundertelang gering geschätzt, bilden sie heute eine wichtige Quelle der lettischen kulturellen Identität.
Danatbank. Darmstädter und Nationalbank. Ein durch Fusion 1922 entstandenes Bankunternehmen, das 1931 die zweitgrößte Bank Deutschlands darstellte. Durch die Weltwirtschaftskrise, in der ausländische Anleger ihr Kapital abzogen und nationale Kreditnehmer zahlungsunfähig wurden, musste die Danatbank im Juli 1931 Konkurs anmelden. Zahllose Sparer verloren ihre Einlagen.
Deutschbaltische Landeswehr. 1918 gegründeter militärischer Verband, der sich dem Kampf gegen den Bolschewismus verschrieb und größtenteils aus deutschbaltischen Freiwilligen bestand.
Deutsches Theater, Berlin. 1850 – zunächst unter anderem Namen – im Berliner Ortsteil Mitte eröffnetes bedeutendes Theater, das sich lange vor allem der leichten Unterhaltung widmete, sich jedoch ab 1905 unter der Leitung von Max Reinhardt davon abwandte und neben Klassikern zunehmend Stücke der Moderne aufführte.
Deutsches Theater, Riga. Das 1860 erbaute Gebäude brannte 1882 nieder und wurde bis 1887 wieder aufgebaut. Es beherbergte Rigas führendes Theater, das zwischen dem deutschen und dem russischen Viertel der Stadt eingebettet lag. Seit 1919 befindet sich darin die Lettische Nationaloper .
Diana-Bar. Beliebte Bar im Restaurant des Central-Hotel.
Dievs. Himmelsgott der lettischen Mythologie. Dievs betreibt als himmlischer Bauernfürst einen Hof mit Vieh und Feldfrüchten und eine Brauerei.
Diseur/Diseuse. Künstler oder Künstlerin des Kabaretts, der/die Texte rezitiert oder im Sprechgesang wiedergibt. Dabei werden eigene Texte oder die von anderen Autoren verwendet.
DNVP . Die Deutschnationale Volkspartei war eine rechtsgerichtete, nationalistische Partei der Weimarer Republik, die 1918 gegründet wurde. Sie kooperierte später mit der NSDAP , verlor an Bedeutung und löste sich im Juni 1933 auf. Vorsitzender war ab 1928 Alfred Hugenberg.
Dom zu Riga. 1226 fertiggestellte Kathedrale von Riga und heute größte Kirche Lettlands. Seit dem Untergang des Erzbistums 1562 wird der Dom von Lutheranern benutzt.
Don-Pferd. Aus den Pferden der russischen Steppe entwickelte Pferderasse, deren klobiger Bau im neunzehnten Jahrhundert durch die Einkreuzung mongolischer und westlicher Rassen sowie Araber veredelt wurde.
Dorotheenstadt. Historischer Stadtteil von Berlin, zum heutigen Bezirk Mitte gehörend.
Eckstein. Seit 1854 hergestellte deutsche Zigarettenmarke, ursprünglich von dem jüdischen Tabakfabrikanten Abraham Eckstein auf den Markt gebracht. Die filterlose Marke wurde erst 2015 eingestellt und war damit die älteste deutsche Zigarettenmarke überhaupt.
Eiserne Division. Militärischer Verband aus deutschen Freiwilligen, der ab 1919 zusammen mit der deutschbaltischen Landeswehr gegen die Bolschewisten um die Vorherrschaft in Lettland kämpfte. 1920 weitgehend aufgelöst, während Teile des Freikorps bestehen blieben und sich am Kapp-Putsch beteiligten bzw. der Hitler-Bewegung beitraten.
Eukodal. Markenname des starken Schmerzmittels Oxycodon, das 1917 in Darmstadt auf den Markt kam. Eukodal ist ein semisynthetisches Opiat und kann zur Abhängigkeit führen.
Film-Kurier. Bedeutende deutsche Filmzeitschrift, die von 1919 bis 1945 erschien.
Frieden von Riga. Mit der Unterzeichnung des Friedensvertrags von Riga endete am 11 . August 1920 der lettisch-russische Krieg. Die Sowjetunion erkannte darin die Unabhängigkeit Lettlands an, die bereits am 18 . November 1918 im lettischen Nationaltheater von Riga ausgerufen worden war.
Funkstunde Berlin. Erster deutscher Hörfunksender. 1923 gegründet, 1934 in den Reichssender Berlin umgewandelt.
General Electrics. 1892 gegründeter amerikanischer Konzern, gehört bis heute zu den größten Mischkonzernen der Welt.
Großer Friedhof, Riga. Auf dem Großen Friedhof in der einstigen Livländischen Vorstadt wurden seit Mitte des achtzehnten Jahrhunderts Zehntausende von Bürgern der Stadt Riga begraben. Der Friedhof ist heute stillgelegt und dient mit seinen bemerkenswerten Grabmälern als Park.
Großes Schauspielhaus. Berlins Großes Schauspielhaus lag zwischen dem Schiffbauerdamm und der – heutigen – Reinhardtstraße und wurde 1919 unter Leitung von Max Reinhardt eröffnet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Theater in Friedrichstadtpalast umbenannt und programmatisch neu ausgerichtet.
Grüne Minna. Spottname für einen Polizeiwagen, in der Regel zum Transport von Gefangenen benutzt.
Haus Vaterland. 1928 eröffneter gigantischer Vergnügungspalast am Potsdamer Platz, der zahllose unterschiedliche Restaurants – darunter eine Spanische Bodega – und Amüsierbetriebe beherbergte. Eine besondere Sensation war die Wettersimulation in der Rheinterrasse, wo ein regelrechtes Gewitter sich über den Köpfen der Gäste austobte. Nach dem Krieg weiterbestehend, gehörte das Gebäude erst zu Ost-, dann zu Westberlin, wurde schließlich stillgelegt und 1976 abgetragen.
Hermann Tietz. Gründer des Warenhausunternehmens, zu dem das gleichnamige große Kaufhaus am Alexanderplatz – eröffnet im Jahr 1900 – gehörte.
Hotelbetriebs- AG . Unternehmensgruppe für Luxus-Hotels, zu der bis 1926 neben den Berliner Hotels Bristol und Bellevue auch das Central-Hotel gehörte.
Kakadu. Berühmtes Lokal, das 1920 in der Berliner Joachimsthaler Straße eröffnete. Neben einem Cabaret und einem Tanzboden beherbergte das Kakadu auch ein vegetarisches Restaurant, zur damaligen Zeit eine Seltenheit. Über den Tischen der Bar befanden sich Käfige mit Kakadus, die darauf abgerichtet waren, nach der Rechnung zu schreien. Nach einem Umbau 1928 besaß das Kakadu die längste Bartheke der Welt.
Kalit. Geflochtene Korbtasche mit Deckel, in der die Landarbeiter der Uckermark sich Proviant – meist Brot, Käse und Speck – mit aufs Feld nahmen.
Kammerspiele. 1906 erwarb Max Reinhardt einen neben seinem Deutschen Theater gelegenen Ballsaal, den er zu einem weiteren Theater umbauen ließ. In der intimen Atmosphäre der Kammerspiele sollte modernes Theater einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden.
Kleining. Ungefähr: Kleinchen, häufig für ein Kind verwendet. Das Suffix -ing wird im baltendeutschen Dialekt häufig als Diminutiv verwendet. (Auch: Kinding)
Kloppschinken. Panierter Räucherschinken, in der Uckermark beliebt.
Kommmorgenwieder. Aus Lettland stammendes Gericht. Mit Rindfleisch und Gemüse gefüllte und in Brühe servierte Pfannkuchen.
Kontorsionist. Auch Schlangenmensch genannt. Akrobat, der seinen Körper dazu trainiert hat, sich auf extreme Weise zu verbiegen.
Kostgänger. Untermieter, der nicht nur ein Zimmer mietet, sondern darüber hinaus auch beköstigt wird.
Landauer. Große Kutsche mit vier einander gegenüber angeordneten Sitzen und vier Rädern.
Lemberger Oper. Die 1895 vom polnischen Architekten Zygmunt Gorgolewski entworfene Nationaloper Lwiw hieß einst Lemberger Oper und gehörte zur Zeit der Donaumonarchie zu den bekanntesten Opernhäusern außerhalb Österreichs.
Lessingtheater. Das 1888 gegründete Lessingtheater stand im Berliner Bezirk Mitte, am damaligen Friedrich-Karl-Ufer, dem heutigen Kapelle-Ufer. Es wurde 1945 bei einem Luftangriff zerstört.
Lichtbild-Bühne. Seit 1911 erscheinende, erste Film-Illustrierte Deutschlands. Der jüdische Verleger Karl Wolffsohn wurde 1933 von den Nationalsozialisten aus dem Verlag seiner Zeitschrift gedrängt.
Lunapark. Berliner Vergnügungspark am Halensee, der von 1909 bis 1933 bestand und in den Zwanzigerjahren zu einer der beliebtesten Attraktionen gehörte.
Lutter & Wegner. Lokal und Sektkellerei nahe der Spree und dem Gendarmenmarkt, im Berliner Ortsteil Mitte. 1811 gegründet, bewirtet die Gaststätte – nach Zerstörung im Zweiten Weltkrieg – heute wieder Gäste.
Majorenhof. Heute: Majori. Alter deutscher Name eines Ortsteils und touristischen Zentrums von Jūrmala, zehn Kilometer südöstlich von Riga. Seit dem Ende des neunzehnten Jahrhunderts gehörte Majorenhof zu den renommierten Ostseebädern.
Maria-Magdalenen-Kirche. Mitte des neunzehnten Jahrhunderts erbaute Stadtkirche von Templin.
Mariendorf, Trabrennbahn. 1913 eröffnete Trabrennbahn im Berliner Süden, die sich in den Zwanzigerjahren zur erfolgreichsten Trabrennbahn Deutschlands entwickelte und bis heute das Derby austrägt.
Mariinski-Theater. Opern- und Balletttheater am Sankt Petersburger Theaterplatz. 1860 erbaut, gilt es als eines der berühmtesten Balletttheater der Welt.
Marinelli-Beuge. Figur eines Kontorsionisten oder einer Kontorsionistin im sogenannten Backbending . Dabei stützt sich die Artistin lediglich mit dem Oberkiefer auf eine Halterung, während sie die Beine von hinten über den Kopf biegt.
Metropol-Theater. 1892 in der Berliner Behrenstraße eröffnetes Theater, das vor allem Operetten, Revuen und ähnliche Stücke der leichten Muse zur Aufführung brachte. Bedingt durch die Inflation, stand das Theater Ende 1921 vor dem Konkurs und musste an einen Konzern verkauft werden, wurde anschließend aber extrem erfolgreich und weltbekannt.
Mojito. Kubanischer Cocktail, der zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts auch in Europa seinen Siegeszug antrat. Der Mojito besteht aus weißem Rum, Limettensaft, Rohrzucker, Minze und Soda.
Mossehaus. Gebäude des Zeitungsverlegers Mosse, in dem das auflagenstarke Berliner Tageblatt erschien. Das Gebäude wurde 1919 im Verlauf des Spartakusaufstands beschädigt und anschließend im Stil der Neuen Sachlichkeit umgebaut.
Nord-Express. Luxuriöser Fernzug zwischen Paris und Russland, der seit 1896 in Betrieb war und bis zum Ersten Weltkrieg Paris mit Russland verband. In den Zwanzigerjahren fuhr er über Berlin und Warschau nach Riga.
Nudlstampf. In der Uckermark werden Kartoffeln – aus der Autorin unerfindlichen Gründen – als »Nudln« bezeichnet. Nudlstampf ist also Kartoffelpüree.
Obelisk. Zigarettenmarke des Münchner Fabrikanten Zuban, die seit Ende des neunzehnten Jahrhunderts im Handel war.
Orlow-Traber. Seit dem Ende des achtzehnten Jahrhunderts ursprünglich im russischen Woronesch gezüchtete Pferderasse, die sich für Trabrennen eignet.
Passchendaele. Ort in Belgien, in der Nähe der flandrischen Stadt Ypern, die von deutschen Truppen 1914 in Brand gesteckt, umkämpft, jedoch für die Dauer des gesamten Krieges von britischen Truppen gehalten wurde. Die 1917 ausgetragene Schlacht von Passchendaele, die auf verschlammten Feldern stattfand, steht wegen der vielen Toten als Symbol für die Sinnlosigkeit des Kriegs und verlorene Menschenleben.
Patissier. Konditor innerhalb einer Küchenbrigade.
Phanar. Stadtteil von Istanbul, dessen meist adlige Oberschicht im Osmanischen Reich aus Griechen bestand. Häufig werden bis heute alle aus Istanbul stammenden Griechen als Phanarioten bezeichnet.
Plänterwald. Waldgebiet im Berliner Südosten (heute Treptow-Köpenick).
Plaza. 1929 im Berliner Bezirk Friedrichshain eröffnetes Varieté, das die Arbeiter als Publikum für diese Kunstform gewinnen sollte. Das Etablissement nutzte den ehemaligen Ostbahnhof, und Eigentümer waren die Anteilseigner der Scala. 1933 wurden die jüdischen Besitzer enteignet, 1944 wurde das Gebäude bei Luftangriffen zerstört.
Plinsen. In Brandenburg geliebte Eierkuchen.
Pontosgriechen. Nachfahren der Griechen aus der Landschaft Pontos, die die heute türkische Schwarzmeerküste bewohnten und eine eigene Sprache – Pontisch – sprachen. Sie wurden im zerfallenden Osmanischen Reich verfolgt und 1929 zwangsdeportiert. Der Name leitet sich vom griechischen Namen für das Schwarze Meer – Pontos Euxeinos – ab.
Poulaki. Griechisch: »Kleiner Vogel«, häufig als Kosename für kleine Kinder verwendet.
Preußisches Staatstheater. Unter diesem Namen wurde das heutige Schauspielhaus in Berlin seit 1918 geführt. (Es hatte zuvor Königliches Schauspielhaus geheißen und war 1821 eröffnet worden.) Unter seinem Intendanten Leopold Jessner wurde es in den Zwanzigerjahren zu einer Hochburg modernen expressionistischen, politischen Theaters. In den Jahren des Nationalsozialismus wurde es als Theater von Gustav Gründgens berühmt.
Raffke. Berliner Ausdruck für einen geldgierigen Menschen, auch Kriegsgewinnler.
Reinhardt-Bühnen. Seit 1902 und mit Unterbrechungen bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 bestehendes Imperium von privat geführten Berliner Theatern Max Reinhardts. Dazu gehörten unter anderem das Theater am Schiffbauerdamm, die Volksbühne und das Große Schauspielhaus. Reinhardt leitete außerdem Theater in Wien.
Retiré. Pose beim Ballett, häufig bei der Pirouette eingenommen: Der Fuß des Spielbeins wird an das Knie des Standbeins gelegt.
Rigaer Stadttheater. Das 1 . Rigaer Stadttheater entstand 1863 , wurde auch Deutsches Theater genannt und enthält heute die Oper Rigas. Das 2 . Rigaer Stadttheater wurde am Ufer des Kanals 1902 gegründet. Hier wurde 1918 die Republik Lettland ausgerufen. Bis 1917 war es auch Russisches Theater genannt worden und heißt heute Lettisches Nationaltheater .
Röddelinsee. Brandenburger See bei Templin.
Rote Lettische Schützen. Regimenter aus rund 35 000 lettischen Schützen, die sich nach der Februarrevolution von 1917 den Bolschewiken anschlossen. Versuchten 1919 , eine lettische Sowjetrepublik zu errichten, wurden aber von der deutschbaltischen Landeswehr und ihrer Eisernen Division geschlagen.
Scala. Weltweit berühmtes Varieté, das von 1922 bis 1944 in einem ehemaligen Eispalast in der Berliner Martin-Luther-Straße untergebracht war.
Schillerlocken. Beliebtes Fischgericht. Geräucherte, aufgerollte Bauchlappen vom Dornhai.
Schlafgänger. Untermieter, der lediglich stundenweise ein Bett von einem Wohnungsinhaber mietete – oft sogar das, in dem dieser dann in den verbleibenden Stunden selbst schlief.
Schlesische Lotterie. Beliebtes einfaches Kartenspiel um geringe Geldeinsätze.
Schlesischer Bahnhof. Fern- und Regionalbahnhof im Berliner Bezirk Friedrichshain. Wurde als Frankfurter Bahnhof 1842 eröffnet und ist der heutige Ostbahnhof. Zur Zeit der Romanhandlung und bis einschließlich 1950 trug er den Namen Schlesischer Bahnhof. Von hier war es möglich, eine zwölftägige Zugreise bis nach Tokio anzutreten!
Schwarzwälder. Kaltblutrasse, die zwar für die Arbeit im Wald gezüchtet wurde, aber auch zum gemächlichen Reiten verwendet werden kann. Schwarzwälder kommen als Fuchs und Dunkelfuchs vor und haben weiße Mähnen.
Shimmy. Seit 1918 in den USA populärer Tanz, der 1920 nach Europa kam. Beim Shimmy, den Frauen auch häufig alleine tanzten, wird der gesamte Körper mithilfe der Bauchmuskulatur geschüttelt.
Spanisches Netz. Kontorsions-Akt, der über der Bühne ausgeführt wird. Dabei hält sich der Akrobat oder die Akrobatin an einer Schlaufe fest, die an einem Seil von der Decke hängt.
Split. Figur, in der die Beine in einem Winkel von hundertachtzig Grad in entgegengesetzte Richtungen gestreckt werden.
Stockwerkseigentum. Seit dem Spätmittelalter existierendes, im Grundbuch eingetragenes Eigentumsrecht am Stockwerk eines Gebäudes. Mit dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuches 1900 war kein neu begründetes Stockwerkseigentum mehr möglich, doch die alten Rechte blieben bestehen.
Stollwerck. 1839 gegründete Firma zur Produktion von Hustenbonbons, die ab 1860 auch Schokolade herstellte. 1887 war Stollwerck das erste Unternehmen, das für seine Erzeugnisse Verkaufsautomaten aufstellte.
UFA . Universum Film AG . 1917 gegründetes Filmunternehmen mit Sitz in Babelsberg/Potsdam. Die UFA gehört zu den ältesten Filmunternehmen der Welt und entstammt Plänen der Heeresleitung im Ersten Weltkrieg, das massentaugliche neue Medium zu Propagandazwecken zu nutzen. Nach Kriegsende trat die UFA ihren Siegeszug an und wurde zur Säule des deutschen Films in der Weimarer Republik.
Valse triste. » Trauriger Walzer«. 1904 komponierter Walzer von Jean Sibelius.
Verkaufsrennen. Pferderennen, bei dem alle teilnehmenden Pferde zum Verkauf stehen.
Vossische Zeitung. Von den Berlinern auch »Tante Voss« genannt. In Vorläufern seit 1704 bestehende und damit älteste Tageszeitung der Hauptstadt, die nach Hitlers Machtergreifung gezwungen wurde, den Betrieb einzustellen.
Waganowa-Ballettakademie. 1738 von der Zarin Anna Iwanowna gegründete Ballettschule in Sankt Petersburg, die zum Mariinski-Ballett gehört. Bis die Balletteuse Agrippina Waganowa dort in den Zwanzigerjahren unterrichtete, hieß die Schule allerdings Kaiserliche Theaterschule. Ich benutze den heute berühmten Namen in meiner Romanreihe dennoch, um Verwirrung zu vermeiden.
Wall Street. In der Wall Street, Ecke Broad Street befindet sich die New Yorker Börse, an der am 24 . Oktober 1929 ein Kurseinbruch die Weltwirtschaftskrise einleitete. Bereits seit 1792 wird hier mit Aktien gehandelt.
Weiße Maus. Stark erotisch geprägtes, geradezu berüchtigtes Varieté in der Berliner Jägerstraße.
Weiße Wochen. Werbeaktion des Kaufhauses Tietz, bei der Wäscheartikel mit Rabatt verkauft wurden. Der Ansturm glich in etwa dem beim modernen Schlussverkauf.
Wermut. Auch: Vermouth. Mit Kräutern – unter anderem dem bitteren Wermutkraut – aromatisierter Wein mit hohem Alkoholgehalt.
Zuchtrennen. Trab- oder Galopprennen für Pferde desselben Jahrgangs.
Zwerchhaus. An der Traufseite eines Schrägdachs angebrachter Aufbau, der über einen eigenen Giebel und ein Dach verfügt.