Kapitel 16
IN DIESEM KAPITEL
Sie kann schon ziemlich verwirren und E-Auto-Fahrern Schweißperlen auf die Stirn zaubern: die Reichweitenangabe im Cockpit. Sie will in den seltensten Fällen mit den tatsächlich gefahrenen Kilometern übereinstimmen – warum nur? Als Erstes: Nehmen Sie die Reichweitenangabe nicht als feste Größe an! Sie ist stets nur eine Vermutung. Quasi eine mögliche Reichweite, die sich an Ihrem Fahrprofil orientiert.
Die Reichweitenanzeige im Cockpit wird aus folgenden Werten berechnet:
Im Groben ausgedrückt gibt die Anzeige an, wie weit Sie mit dem im Akku vorhandenen Strom fahren können, wenn Sie bis zum Schluss mit dem gleichen Verbrauch weiterfahren wie auf der bisherigen Strecke seit … nun, diese Definition ist von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich: seit Beginn der Fahrt, auf den vorigen 100 Kilometern oder Ähnliches.
Gerade die Annahme, Sie würden genauso viel Strom verbrauchen wie bisher, entspricht allerdings nur sehr selten der Realität. Vielleicht wird es draußen kühler und die Heizung braucht mehr Energie? Oder Sie sind vorher viel Landstraße mit durchschnittlich Tempo 80 gefahren, wollen jetzt aber auf die Autobahn wechseln? Oder Sie sind bisher viel bergab gefahren und haben bis zur nächsten Ladestation einen Anstieg vor sich – dann werden Sie merken, dass die Reichweitenangabe möglicherweise um mehr als das Doppelte schrumpft, als Sie tatsächlich Kilometer zurücklegen. Bedenken Sie also bei Ihrer Reichweitenplanung das Höhenprofil der Strecke unbedingt mit!
Lohnt es sich wirklich, auf der Autobahn Vollstrom zu geben, um möglichst schnell anzukommen? In Kapitel 15 »Den Stromverbrauch hat der Fahrer im Griff«, Abschnitt »So hat das Auto mehr vom Strom im Akku«, konnten Sie lesen, dass der Energieverbrauch stark steigt, je schneller man fährt. Das heißt: Auf einer geplanten Route könnten drei statt zwei Ladestopps nötig sein, wenn Sie statt mit Tempo 100 mit 150 über die Autobahn preschen. Möglicherweise dauert der Ladestopp dann länger, als Sie an Zeit beim Fahren gewonnen haben.
Eine kleine Beispielrechnung: Sie wollen mit einem E-Golf vom Kieler Hauptbahnhof zur Lister Meile in Hannover fahren – eine Strecke von knapp 248 Kilometern. Der Wagen schafft ein Tempo von 140 km/h. Die Software »A Better Routeplanner« (https://abetterrouteplanner.com
) schlägt dafür zwei Ladestopps in Quickborn und in der Lüneburger Heide vor mit Ladezeiten von 24 und 33 Minuten. Insgesamt soll die Fahrt dann 3 Stunden und 21 Minuten dauern.
Sie können dem Internettool aber auch mitteilen, es dürfe für einzelne Etappen auch mal eine niedrigere Maximalgeschwindigkeit vorsehen, »wenn dies zum Erreichen des nächsten Ladepunktes erforderlich ist«. Das geht so:
Damit optimiert »A Better Routeplanner« die Tourenberechnungen. Für unsere Beispielfahrt schlägt das Programm nun vor, auf der ersten Etappe nur 90 km/h zu fahren, an Quickborn vorbeizufahren und nur in der Lüneburger Heide zu laden – nun ist dort ein Ladestopp von 35 Minuten erforderlich. Dafür verkürzt sich die Gesamtzeit mit Fahrt und Ladepausen auf 3 Stunden und 17 Minuten. Zugegeben, das ist nur ein kleiner Gewinn, aber Sie sehen, dass schnelleres Fahren unter Umständen sogar ein späteres Ankommen zur Folge hat.
Um die Eingangsfrage zu beantworten: Ein Routenplaner mit Ladestopp-Berechnungen wie »A Better Routeplanner« eignet sich hervorragend dazu, eine geeignete Strategie in der Hand zu haben.