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Alles nahm seinen gewohnten Gang. Das Räderwerk des Gesetzes hatte Milton Coote erfasst und zog ihn nun langsam und stetig tiefer. U-Haft, stundenlange Verhöre. Coote hatte die Frechheit, alles zu leugnen, was man ihm anlastete, und er brüllte mit seinem Anwalt: „Wieso bin ich immer noch eingesperrt, Mann? Wann holen Sie mich endlich raus? Wofür bezahle ich Sie eigentlich?“
Der Anwalt versuchte ihm klarzumachen, dass der Karren ziemlich verfahren war. Er riet ihm, ein volles Geständnis abzulegen.
„Sind Sie verrückt?“, schrie Coote empört. „Für wen arbeiten Sie eigentlich? Für mich oder für den Staatsanwalt?“
„Die Beweise sind erdrückend, Mr. Coote“, sagte Norman Mature, der Anwalt, und rückte mit einer hilflos wirkenden Geste die Brille zurecht.
„Ach was, Beweise. Was haben die denn schon? Wenn ich nichts zugebe, steht Aussage gegen Aussage.“
„Bei einem Geständnis könnten Sie mit mildernden Umständen rechnen.“
„Ich will nichts mehr von einem Geständnis hören, verstanden? Lassen Sie sich schleunigst etwas einfallen. Dieses Leben hier kotzt mich an. Ich will meine Freiheit wiederhaben. Verschaffen Sie sie mir, sonst sind Sie die längste Zeit mein Anwalt gewesen. Aber das ist noch nicht alles. Wenn Sie mich nicht rausholen, sorge ich dafür, dass keiner meiner Freunde jemals Ihre Dienste wieder in Anspruch nimmt.“
Norman Mature seufzte. Kerle wie Milton Coote glaubten anscheinend, er könne Wunder wirken. Aber auch seiner Kunst, das Recht zu verdrehen, waren Grenzen gesetzt.
„Ich werde sehen, was sich machen lässt“, versprach er, obwohl er wusste, dass diesmal kein Blumentopf mehr zu gewinnen war. Er wollte jedoch nicht riskieren, dass Coote aufsprang und ihn verprügelte. Coote war sehr jähzornig.
„Strengen Sie sich an!“, verlangte der Verbrecher. „Sie kriegen ’ne Menge Kies von mir. Dafür kann ich verlangen, dass Sie auch mal über Ihren Schatten springen.“
Mature gab dem Polizeibeamten, der vor der Zellentür stand, ein Zeichen. Die Tür wurde aufgeschlossen.
Am Nachmittag dieses Tages wurde Norman Mature in seinem Büro angerufen.
„Waren Sie bei Milton?“, fragte der Mann am andern Ende des Drahtes. Es war Mike McLammon, Milton Cootes Freund. „Wie sieht’s für ihn aus?“
„Leider nicht besonders rosig, Mr. McLammon“, sagte der Anwalt und runzelte kummervoll die Stirn.
„Mein Freund steckt diesmal ziemlich tief in der Scheiße, was?“
„Ich wollte, ich könnte Ihnen widersprechen, Mr. McLammon. Ich habe versucht, was möglich war, um ihn loszueisen. Nichts zu machen. Man rennt gegen meterdicken Beton. Die Polizei ist froh, dass sie Coote hat. Da man damit rechnet, dass er untertaucht, sobald man ihn bis zur Verhandlung auf freien Fuß setzt, lässt man ihn nicht mehr raus. Man hört sich meine Einwände nicht einmal an. Man schlägt mir die Tür vor der Nase zu, wenn ich irgendwo vorsprechen möchte.“
„Na schön, wenn Sie nichts mehr für meinen Freund tun können, legen Sie Ihr Mandat nieder“, sagte Mike McLammon trocken.
Matures Augen weiteten sich. „Sie meinen, ich soll Mr. Coote nicht länger verteidigen?“
„Ihre Mühe bringt ja doch nichts.“
„Ich hoffe, Sie legen mir das nicht als Unfähigkeit aus, Mr. McLammon“, sagte der Anwalt nervös, denn von Leuten wie McLammon lebte er.
Mike McLammon verstand das auch richtig. Er lachte. „Keine Sorge, Mature. Ich lasse Sie deswegen nicht fallen. Doch wenn man krank ist und der Doktor einem nicht helfen kann, ist ein Arztwechsel angeraten.“
„Sie wollen jemand anderen mit der Verteidigung Ihres Freundes beauftragen?“
„Nein, Mr. Mature. Ich werde die Angelegenheit selbst in die Hand nehmen.“
„Aber Sie sind juristisch nicht ausgebildet. Sie sind bei Gericht nicht zugelassen.“
„Ich werde meinem Freund anders helfen“, sagte Mike McLammon. „Fragen Sie mich nicht, wie. Ich möchte nicht, dass Sie in einen Gewissenskonflikt geraten.“