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Butch Nedd hob Bount Reinigers Automatic. „Los, zieh dein Jackett aus!“

Bount gehorchte. Er saß jetzt auf der Bettkante. Yvonne Corrigan lag hinter ihm.

Was Bount vor sich hatte, hatte sie schon hinter sich. Bount legte sein Jackett neben sich.

„Schieb den linken Ärmel hoch!“, verlangte der Verbrecher. „Hast du schon mal jemandem beim Fixen zugesehen? Dann weißt du ja, wie man das macht.“

Es war ein diabolischer Plan, den der Kerl hier ausführen wollte. Bount hatte das Gefühl, jemand würde mit einem Eiszapfen über seine Wirbelsäule streichen.

„Wenn die Bullen euch hier finden, werden sie annehmen, ihr hättet ’ne kleine intime Drogenparty veranstaltet. Der Schnüffler und seine süchtige Freundin. Endlich konnte sie ihn dazu überreden, auch mal zu drücken, und nahm selbst ein bisschen mehr. Und weil es das Pech wollte, erwischte er beim ersten Mal auch zu viel - und peng, da lagen beide da!“

„Du denkst, du hättest das besonders raffiniert ausgeklügelt.“

„Hab’ ich auch.“

„Die Geschichte hat nur einen Haken.“

„Wieso denn? Kein Mensch wird auf die Idee kommen, ihr wärt ermordet worden. Wenn du so willst, bin ich soeben im Begriff, das perfekte Verbrechen zu begehen.“

„Es gibt kein perfektes Verbrechen“, behauptete Bount.

„Du denkst, es wissen zu müssen, nicht wahr?“

„Allerdings.“

„Und was ist mit den unaufgeklärten Fällen, die im Polizeiarchiv liegen? Was ist der Haken an der Sache, he?“

„Niemand von denen, die mich kennen, wird glauben, dass ich freiwillig gedrückt habe.“

„Ach, komm schon, Reiniger. Wer will schon wirklich wissen, was in seinem Freund vorgeht. Aus Liebe tun die Menschen zum Beispiel die verrücktesten Dinge. Wie mir scheint, hast du einiges für Yvonne übrig. Das könnte auch anderen aufgefallen sein. Geliebt hast du das Mädchen natürlich nur heimlich, weil eine süchtige Freundin schlecht zu deinem sauberen Image passte. Wer weiß, vielleicht hast du für sie sogar ab und zu Stoff besorgt. Man könnte dafür sorgen, dass sich so ein Verdacht erhärtet.“

Nedd warf Bount einen hellbraunen Gummischlauch zu. Damit sollte dieser seinen linken Oberarm abbinden.

„Was ist, wenn ich mich weigere?“, fragte Bount.

„Dann knall’ ich dich eben ab“, antwortete Nedd gleichmütig.

„Mit dem perfekten Verbrechen wär’s dann aber nichts.“

Nedd zog die Mundwinkel nach unten und hob die Schultern. „Na wenn schon. So wichtig ist mir das nun auch wieder nicht. Mach weiter.“

Bount schlang sich den Gummischlauch um den Arm und zog die Enden zusammen. Auf dem Tisch lag die fertige Spritze. Der Gangster war in der Zeit, in der Bount bewusstlos gewesen war, nicht untätig gewesen. Schweiß begann auf Bount Reinigers Stirn zu glänzen. Eine verdammt kritische Situation war das.

„So“, sagte Nedd zufrieden, als Bounts Arm abgebunden war. „Und nun kommt die Spritze. Du hast die Wahl zwischen ihr und einer Kugel. Das ist mehr, als ein Schwein wie du eigentlich verlangen dürfte.“

Bount sagte kein Wort mehr. In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Ihm war, als hätte er Fieber. Nedd reichte ihm die Spritze. Es war dieselbe, mit der der Killer Yvonne getötet hatte. Bount überlegte, ob er nicht nach der Spritze, sondern nach dem Arm des Mannes greifen sollte, aber der Gangster vereitelte das, indem er ihm die Automatic an die Schläfe setzte.

„Ich sehe dir an, dass du dich schrecklich gern zu einer Dummheit hinreißen lassen möchtest, Reiniger. Nur zu. Dann machen wir’s eben auf die andere Art.“

Bount nahm die Spritze.

„Du weißt, was du zu tun hast“, sagte Nedd und trat einen Schritt zurück.

Immer fieberhafter suchte Bount Reiniger nach einem Ausweg, aber es schien keinen zu geben. Seine Hand begann zu zittern, als er die Kanüle gegen die Armbeuge richtete. Er kämpfte dagegen an. Langsam näherte sich die Nadelspitze der dick angeschwollenen Vene, und Butch Nedd wartete gespannt auf den Moment, wo Bount zustechen würde.

Es blieb Bount nichts anderes übrig, als die Kanüle anzusetzen, und im nächsten Augenblick drang sie durch seine Haut ...