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Mike McLammon saß in einer Ecke seiner Bar an einem Tisch für vier Personen und ließ sich sein Abendessen schmecken, als Bount Reiniger aufkreuzte. Keine Miene verzog sich in seinem scharf geschnittenen Gesicht, als Bount seinen Namen nannte und sich auswies. Er begegnete dem Detektiv mit einer Freundlichkeit, als hätte er das reinste Gewissen. Er bot Bount Platz an, hatte Chili con carne auf dem Teller und Polenta dazu und fragte Bount, ob er ihm auch etwas bringen lassen solle. Bount lehnte dankend ab, und McLammon aß allein weiter.

Nachdem er fertig war und mit einem großen Glas Kräuterbier tüchtig nachgespült hatte, fragte er: „Nun, Mr. Reiniger, was kann ich für Sie tun?“

„Ich suche Milton Coote“, sagte Bount.

„Ich habe von der Flucht des Verbrechers gelesen. Ziemlich spektakuläre Sache. Wie kommen Sie auf die Idee, Coote hier zu suchen?“

„Sind Sie nicht zufällig mit ihm befreundet?“

McLammon schaute Bount Reiniger konsterniert an. „Meine Freunde sind keine Verbrecher, Mr. Reiniger. Ich habe Milton Coote noch nie gesehen. Er war auch noch nie Gast in dieser Bar. Hätte ich nicht in der Zeitung seinen Namen gelesen, wüsste ich überhaupt nicht, von wem die Rede ist. Darf ich erfahren, von wem Sie die Fehlinformation haben, ich wäre mit ihm befreundet?“

Bount überging die Frage des Barbesitzers. Ein hübsches blondes Mädchen kam und holte den leeren Teller.

McLammon hielt sie am nackten Arm zurück. Sie trug ein Kleid, das einem chinesischen Sarong glich und seitlich verdammt hoch geschlitzt war. Es war ein Vergnügen, sie anzusehen.

Mike McLammon forderte sie auf, zwei Bourbon zu bringen. „Sie nehmen doch einen Drink mit mir, Mr. Reiniger.“

Dieser lehnte nicht ab. Das Mädchen entfernte sich, und als es wiederkam, brachte es zwei Bourbon auf einem kleinen Silbertablett. Eigentlich müsste er mir Gift hineintun, dachte Bount, denn er weiß, dass ich ihn zu Fall bringen möchte.

„Sie kennen Coote also nicht“, sagte Bount, nachdem er am Drink genippt hatte.

McLammon lachte. „Tut mir leid, aber da hat Ihnen jemand einen Bären aufgebunden, Mr. Reiniger.“

„Und wie ist’s mit Butch Nedd? Kennen Sie den auch nicht?“ McLammon zog die Augenbrauen zusammen und beugte sich etwas vor. „Wie war der Name?“

„Nedd“, sagte Bount, dass es ein Tauber gehört hätte. „Butch Nedd!“ McLammon tat ihm den Gefallen und dachte ernsthaft nach. Er runzelte die Stirn, als würde er wirklich sein Gedächtnis nach diesem Namen durchforsten.

„Nedd. Butch Nedd“, wiederholte er wie ein Papagei. „Nein, Mr. Reiniger, den kenne ich auch nicht. Wer soll das sein?“

„Der Mann, der Milton Coote zur Flucht verhalf.“

Allmählich behagte McLammon die Unterhaltung nicht. Er lehnte sich zurück und musterte Bount mit unterdrücktem Ärger. „Sagen Sie mal, Mr. Reiniger, wofür halten Sie mich? Was glauben Sie, in was für einer Art von Lokal Sie sich befinden? Hier verkehren keine Verbrecher, und ich habe mit solchen Leuten nichts zu schaffen.“

„Was Sie sagen, ist unrichtig. Wahr ist vielmehr, dass Sie Butch Nedd kennen“, behauptete Bount furchtlos. „Sie waren sogar mindestens zweimal in Nedds Wohnung. Dafür gibt es einen zuverlässigen Zeugen. Ich will Ihnen mal erzählen, wie ich die ganze Sache sehe: Sie haben Appetit auf Simon Marshs Gebiet, möchten es gern schlucken, und Milton Coote soll Sie dabei unterstützen. Deshalb haben Sie Butch Nedd damit beauftragt, Coote zur Flucht zu verhelfen, und als sich Yvonne Corrigan für mich zu eifrig umhörte, bekam Nedd den Auftrag, sie abzuservieren, was er auch schaffte. Aber an mir scheiterte er, und nun atmet er gesiebte Luft. Werden Sie wieder jemanden losschicken? Erwartet Nedd das von Ihnen? Hält er deshalb so tapfer dicht?“

„Sie suchen anscheinend verbissen nach einem Sündenbock und glauben, ihn in mir gefunden zu haben, Mr. Reiniger, aber ich muss Sie enttäuschen. Ich verstehe kein Wort von dem, was Sie gesagt haben. Ebenso gut hätten Sie russisch mit mir reden können.“

„Wo hält sich Coote versteckt, McLammon?“

„Liebe Güte, woher soll ich das denn wissen? Ich stelle noch einmal mit allem Nachdruck fest, dass ich Milton Coote nicht kenne.“

„Und Nedd?“

„Vielleicht ist der mir unter einem anderen Namen bekannt. Jedenfalls weise ich entschieden den Verdacht zurück, ich hätte auch nur im Entferntesten mit irgendwelchen kriminellen Handlungen zu tun.“

„Ich werde das Gegenteil beweisen.“

„Ich wage zu behaupten, dass Ihnen das nicht nur schwerfallen, sondern unmöglich sein wird.“