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Miradors Maske der Freundlichkeit bröckelte ab wie schlechter Verputz bei einem Erdbeben. Nur seine Behändigkeit blieb und die Eile, mit der er seine Mitarbeiter antrieb, die nun durchaus pünktlich und top zur Stelle waren.
Reiniger würde hinters Haus getragen, ein Herr in Landestracht, der Oberkellner, brachte den Ford Galaxy und riss ein paar Türen auf. Sie stopften Bount auf die Rückbank wie Wurstbrät in die Pelle. Und Pele Mirador konnte seine kluge Nichte nur wieder einmal mehr bewundern. Sie hatte genau gewusst, dass dieser Gringo sowohl Miguel Zapatas Deckadresse als dort auch jenes verräterische Streichholzheftchen finden würde.
Als Bount verstaut war, trat auch jener mexikanische Gent aus dem Haus, um den es hier gegangen war. Zapata schritt stolz wie ein Torero zum Stierabstich über den bekiesten Hof. Nur hatte er keinen Degen in der Hand, sondern eine Machete mit geschwungener, mattschwarzer Klinge. Er musterte den Bewusstlosen finster.
Dieser Bastard hatte ihn in die Brühe des Ohio River gejagt!
Die anderen dienstbaren Geister verschwanden wie weggezaubert. Mirador und Zapata standen allein auf dem Hof, seitlich von einer Garage, aus deren offenem Tor das Heck des Cadillac Fleetwood feurig in einem fantastischen Sonnenuntergang glänzte. Der Himmel war mit Kardinalsrot überzogen, aus dem Haupt des Popocatépetl stieg eine dünne, weiße Rauchsäule senkrecht auf.
»Du weißt, was du zu tun hast?«, grollte der »Wunderbare«.
Sein jüngeres Gegenüber nickte schlecht gelaunt. Zapata mochte um die dreißig sein. Ein buschiger Schnauzer bedeckte die Oberlippe und fast noch den ganzen Mund. Die Enden wuchsen nach unten bis zu den Kinnwinkeln. Eine Geiernase stach aus dem tiefbraunen Gesicht. Auf der Kinnspitze hatte er ein Grübchen. Trotzdem blieb er zum Fürchten. Es lag am Ausdruck seiner Augen. In ihnen war so viel Herzlichkeit wie in denen einer gereizten Klapperschlange.
»Ja, ja«, knurrte er. »Ich werde ihn schon unbeschädigt abliefern. Weiß Dolores Bescheid?«
»Ich spreche mit ihr, sobald du unterwegs bist. Sie wird dich am Eingang des Arroyo mit dem Pickup erwarten.«
»Und was geschieht mit dieser Karre hier?«
»Verstecke sie einstweilen. Stehen schließlich genügend Büsche und Bäume rum. Es ist ein Leihwagen. Ich sorge dafür, dass er morgen in die Stadt gebracht und irgendwo abgestellt wird.«
»Er ist allein gekommen?«
»Meine Nichte garantiert dafür. Sie sagt, dieser Reiniger sei ein Eigenbrötler. Einer, der sich nicht gern in die Karten gucken lässt. Und Dolores täuscht sich nie!«
»Auf meine Kappe geht das aber nicht mehr«, meinte Zapata und stieg ein. »Mir wäre wohler, wenn ich gleich ...«
Der Seniorchef des Unternehmens schnitt ihm das Wort ab: »Du wirst genau das tun, was man dir gesagt hat. Und nichts anderes.«
»Er ist gefährlich!«
Onkel Pele grinste.
»Mit dreihundert Milligramm Seconal im Bauch?«