Am Montagmorgen schaute Hirsch nach, ob es Neues zu den Ayliffes gab – der Wagen, den sie in Broken Hill gestohlen hatten, war ausgebrannt in Mildura gefunden worden; keine weiteren Meldungen –, dann informierte er alle Leute seiner Montags- und Donnerstagsrunden, dass er ein paar Wochen lang nicht vorbeischauen konnte, und schließlich brachte er seine Handynummer und einen Hinweis an seiner Haustür an: Vorübergehend erreichbar auf dem Polizeirevier Redruth. Er setzte auf den Highway zurück, wartete, bis ein Bus mit der Beschriftung Wilpena Pound Tours vorbeigefahren war, und sah zur Schule hinüber. Die Schule durfte wieder öffnen; Eltern brachten ihre Kinder.
Hirsch fuhr durch nebligen Regen nach Süden. In Redruth umfuhr er den Stadtplatz und bog nach ein paar Metern auf der Straße Richtung Adelaide links in eine Seitenstraße, wo er hinter dem Polizeirevier, einem trübseligen Backsteinhaus mit Aluminiumfenstern, parkte. Er ging hinein, grüßte den Hilfsbeamten hinter dem Tresen – ein im Ruhestand befindlicher Schafscherer namens Pickett – und kam durch eine weitere Tür in die Hauptbüros des Reviers. Sergeant Brandls ›Kinder‹ hatten den Einsatzraum vorbereitet: Gebäck und frisch gebrühter Kaffee munterten das langweilige Innere auf, in dem es zum Glück wärmer war als auf dem Revier in Tiverton, geschweige denn auf seinen Outback-Patrouillen. Hirsch setzte sich ans Kopfende, die beiden flankierten ihn, und er erhob die Stimme: »Meine lieben Brüder und Schwestern …«
Die beiden grinsten, wirkten gut drauf, hatten Laptops und Notizbücher bereit; sie wussten nicht genau, was sie von ihm in seiner neuen Rolle halten sollten und wie er sich als Vorgesetzter anstellen würde. Er erwiderte das Grinsen und sagte: »Halten wir uns doch einfach an denselben Ablauf wie bei der geschätzten Sergeant Brandl. Tim?«
Medlin fasste mit stockender Stimme die in der vergangenen Woche gemeldeten Verbrechen, Zusammenstöße und Zwischenfälle zusammen. Nachdem er etwas Mut gefasst hatte, klapperte er auf der Laptoptastatur herum und sagte: »Das hier kam am Wochenende herein.«
Sie schauten auf den Wandmonitor, auf dem ein Bild erschien. Hirsch schaute genau hin und versuchte, die unscharfen schwarzen und verwaschen grauen Flecken zu deuten, die von einem fahlen Leuchten in der oberen linken Ecke angestrahlt wurden. Eine Straßenlaterne, nahm er an, deren Licht kaum den klapprigen Hinterzaun erreichte, welcher einen dichten Schatten über einen kleinen Metallschuppen und eine Schubkarre warf; eine gedrungene Gestalt streckte beide Hände nach einem Damenschlüpfer an einer Wäschespinne aus. Mit einer Hand nahm sie die Klammern ab, mit der anderen griff sie nach der Beute. Dann wieder: diesmal ein BH.
»Anne Pierce’ Haus in Spalding?«
Medlin nickte.
»Und beide Teile sind markiert?«
»Ja.«
Sie alle spürten diese verhaltene Euphorie. Hirsch runzelte die Stirn: »Aber das sind keine Standbilder von der Kamera. Foto?«
Wieder nickte Medlin. »Ratten haben das Kabel durchgenagt. Offenbar schläft Mr Pierce nicht gut. Er hat draußen ein Motorrad gehört, sofort geschaltet und ist mit seinem Handy in die Küche gegangen.«
»Er wusste, was kam«, grübelte Hirsch. »Um welche Uhrzeit?«
»Zwei Uhr früh.«
Hirsch dachte laut über mögliche Arbeitszeiten nach. Vielleicht hatte der Mann keinen Tagesjob – in einer ländlichen Gemeinde wusste man so etwas voneinander. Oder er hatte angefangen, seinen Tagesjob zu vernachlässigen, weil er die ganze Nacht unterwegs war?
Jean Landy schrieb mit, und ihre Finger flogen nur so über die Tasten. Sie hielt inne. »Wir müssen noch immer jemanden mit markierter Wäsche oder einem Teil davon in Verbindung bringen. Und dann ist da noch die Frage: Wie findet er seine Opfer? Man fährt ja nicht die Straße entlang, schaut sich ein Haus an und denkt: Da wohnt eine ältere Frau.«
Damals im Mai hatten sie alle – Polizei und Opfer gleichermaßen – darüber gelacht, doch nun war ein mulmiges Gefühl hinzugekommen. Unter ihnen lebte ein Mann, dessen Fetisch die Unterwäsche älterer Frauen war. Und nach Hirschs Recherche masturbierte der Kerl wahrscheinlich dazu, fand es erregend, die Wäsche zu haben und zu berühren, vielleicht gar zu tragen.
»Wenn wir noch weitere Opfer hätten«, sagte er, »dann könnten wir vielleicht eine Verbindung zwischen ihnen herstellen. In Ihrer freien Zeit – so viel werden Sie davon nicht haben, bis Sergeant Brandl wieder an Bord ist, ich weiß –, könnten Sie da die Meldungen der letzten sechs Monate durchgehen? Diebstähle, unbefugtes Betreten, alles, was in Wahrheit ein tatsächlicher oder gescheiterter Wäschediebstahl gewesen sein könnte, aber nicht als solcher gemeldet wurde. Und halten Sie die Ohren offen, Gerüchte über Zwischenfälle, die nie gemeldet wurden, weil das Opfer nicht daran gedacht hat oder nur ein einziges Mal Ziel des Täters war.«
»Sergeant«, sagte Medlin. Dann, peinlich berührt: »Paul. Constable Hirschhausen.«
Hirsch erwiderte: »Hundsgewöhnliches, alltägliches Arschkriechen sollte genügen. Sonst noch etwas?«
»Ein letzter Punkt noch«, sagte Medlin und schickte ein weiteres Bild auf den Wandmonitor. Ein unscheinbares Ziegelgebäude mit Flachdach, eine Holztür mit der Goldschrift Quinlan Stock and Station Services auf dem Glaseinsatz der Tür, eine kaputte Scheibe. Dann ein zweites Foto: Innenansicht, ein roter Ziegelstein auf einem grauen Teppichboden.
»Jean und ich haben uns gefragt, ob Troy Padfield nicht wieder mit seiner Masche unterwegs ist.«
Troy Padfield, dessen Freundin ihn im März abserviert hatte, hatte in einem Wutanfall einen Ziegelstein durch ihr Schlafzimmerfenster geschleudert, die Autoreifen ihres neuen Freundes aufgeschlitzt und auf den Bürgersteig vor dem Friseur- und Schönheitssalon in Redruth gesprayt: Hier arbeitet ne Schlampe. Hirsch kannte den Burschen kaum, hatte ihn aber seitdem ein paarmal gesehen. Jedes Mal hatte er zutiefst beschämt gewirkt.
»Hat Troy was mit Quinlan zu tun?«
Die Kinder zuckten mit den Schultern.
»Ich frage mich, ob hier nicht etwas anderes vor sich geht«, sagte Hirsch. »Es kursieren Gerüchte, dass Quinlans Geschäft in Schwierigkeiten steckt. Ein geplatzter Scheck ist einer der Gründe, warum Leon Ayliffe ausgerastet ist. Über dem Musikfestival schwebt ein Fragezeichen. Auf Facebook gibt es entsprechende Kommentare. Gab es zu dem Ziegel einen Brief?«
»Nein.«
»Haben Sie Gerüchte aufgeschnappt?«
Medlin schüttelte den Kopf. Landy antwortete: »Ich war im Zeitungsladen, als jemand reinkam und eine Eintrittskarte zum Festival kaufen wollte; Mr McLean meinte: ›Ich an Ihrer Stelle würde noch ein paar Tage damit warten.‹«
Hirsch rieb sich die Stirn. Vielleicht wäre es besser, ein bescheidener Constable zu bleiben. Vielleicht sollte er sich das mit den Prüfungen zum Sergeant noch mal überlegen. »Das Festival ist am Freitag. Wäre ganz gut zu wissen, ob es tatsächlich stattfindet.« Er fällte eine Entscheidung und holte tief Luft. »Jean, Sie kommen mit mir. Tim, schauen Sie mal, was Padfield dazu zu sagen hat. Padfield oder irgendein anderer Nullbock-Bursche in der Gegend.«
Er lächelte betrübt. Die Jungen blieben nicht hier. Sie suchten sich Arbeit in Adelaide, belegten Fortbildungskurse, widmeten sich dem Nachtleben.
Hirsch und Landy traten hinaus in den prasselnden Regen. Er schüchterte jedes Blatt ein, hüpfte von Dachziegeln und Wellblech, Autos, Asphalt, eiligen Regenschirmen und von Hirschs Uniformkappe. Er wusch alles zu einer Gleichförmigkeit. Die beiden rannten zum Streifenwagen, Hirsch sprang auf den Beifahrersitz, Landy hinter das Lenkrad. Mit voll aufgedrehter Heizung fuhren sie spritzend vom Parkplatz und durchquerten die Stadt in einem Mief aus feuchter Haut, nasser Kleidung und heißer, trockener Luft.
»Ich muss nur ein paar Telefonate führen.«
»Geben Sie Ihr Bestes«, meinte Landy.
Er suchte in seinem Notizbuch nach der Nummer von Roxby Downs, kam durch und ließ sich mit der Personalabteilung verbinden. Er brachte seine Bitte vor und sah vor seinem geistigen Auge das Büro einer Tagebaumine oben im fernen Norden des Staates. Regnete es dort oder handelte es sich um Halbwüste, in der bullige gelbe Maschinen riesige Brocken aus der Erde bissen?
»Jarmyn?«, fragte eine Stimme. »Vorname?«
Hirsch glaubte nicht, dass dort oben allzu viele Personen mit dem Namen Jarmyn arbeiteten. »Alexander. Alex vielleicht.« Er dachte kurz nach. »Oder Lex.«
Stille in der Leitung. Jean Landy lenkte den Streifenwagen geschickt durch die Nässe und lauschte interessiert.
Dann: »Hier arbeitet niemand mit diesem Namen.«
»Was ist mit letztem Jahr? Oder dem Jahr davor?«
»Da muss ich in ein anderes System …«
Die Frauenstimme verschwand. Hirsch wusste nicht, ob ›in ein anderes System müssen‹ bedeutete, in einen anderen Raum, ein anderes Gebäude zu gehen oder einfach nur ein anderes Fenster auf dem Computer zu öffnen – er wusste nur, dass es der Frau am liebsten gewesen wäre, er würde einfach verschwinden. Er legte etwas Schärfe in seine Stimme. »Es geht hier um polizeiliche Ermittlungen.«
Landy neben ihm musste grinsen. Die Frau am Telefon seufzte, blieb aber bei aller Irritation weiter höflich, und Hirsch hörte das Klappern einer Tastatur. »Alexander Jarmyn. Hat vier Jahre lang hier gearbeitet. Hat letzten September gekündigt.«
»Hat er irgendeinen Grund angegeben?«
»Nein. Er hat einfach gekündigt.«
»Persönlich? Schriftlich?«
»Einfach gekündigt.«
»Ist dort ein Direktor, ein Vorarbeiter aufgelistet, mit dem ich sprechen könnte?«
»Die Mine«, erklärte die Frau, »läuft heute auf vollen Touren. Ich kann niemanden abziehen, um ans Telefon zu kommen. Geben Sie mir Ihre Nummer, und ich lasse Sie zurückrufen.«
Hirsch willigte ein, dann war die Leitung tot. Jean Landy meinte leichthin: »Na, das klang ja nach einem befriedigenden Ergebnis.«
»Willkommen in der Welt der Polizeiarbeit.«
Sie erreichten das Gewerbegebiet am nördlichen Ortsrand, Jean fuhr langsamer und bog auf den Parkplatz neben Quinlan Stock and Station ein. Zwei phlegmatisch wirkende Männer in Overalls standen unter dem Dachvorsprung und schauten in den Regen hinaus, der auf eine Fensterscheibe prasselte, welche auf der Ladefläche eines kleinen Lasters mit der Aufschrift Tuohy Glass festgezurrt war. Sie grinsten Hirsch und Landy schief an, so als wollten sie sagen, was für ein Witz doch das ganze Leben sei.
»Nass genug?«, meinte einer.
Jean antwortete fröhlich: »Dann bleiben die bösen Buben brav daheim.«
Der ältere Glaser zeigte mit dem Kopf zu dem Haus hinter sich. »Ja, aber dort verrichten manche ihre beste Arbeit.«
Interessant. »Bis zum nächsten Mal«, sagte Hirsch besänftigend und folgte Jean hinein.
Der Ziegel war entfernt worden, der graue Teppichboden nach den Spuren zu urteilen frisch abgesaugt. Die Empfangsdame erwartete sie schon. Mit unordentlichem, hüpfendem Pferdeschwanz nahm sie einen Anruf entgegen, klapperte durch die Akten in der obersten Schublade eines Aktenschranks und reckte ihr Kinn in Richtung des Flurs hinter ihrem Schreibtisch. Hirsch sah Quinlan, der am Ende des Flurs stand und auf sie wartete. Ein beschäftigter Mann.
»Tut mir leid, das mit Sergeant Brandl«, sagte er mit einer Stimme, die auch die letzten Winkel eines Stadions erreicht hätte.
Sie kamen auf ihn zu und gaben ihm zur Begrüßung die Hand. Quinlan war um die sechzig, stämmig, mit einem knochenzermalmenden Händedruck. Bei genauerem Hinsehen entwich die Stimme einem blassen Kopf mit gedrängten Gesichtszügen und eiförmig gewölbtem Schädel. Er führte sie in einen Raum voller Möbel in Leder und Chrom, die Wände behängt mit Wimpeln, Schärpen und Fotografien: Quinlan mit Politikern, Footballspielern und Golfern. Quinlan mit Prince Charles. Er bemerkte, dass Hirsch fragend die Augenbraue hob, und sagte: »Ich hatte das Glück, zu einer Gartenparty im Buckingham Palace gebeten worden zu sein.«
Hirsch sagte nichts dazu. In seinen Augen war die Royal Family einfach nur lächerlich, aber versuch das mal der australischen Bevölkerung zu sagen.
»Setzen Sie sich doch. Tee? Kaffee?«
»Danke, wir hatten schon. Wir werden Ihre Zeit nicht allzu sehr beanspruchen.«
Quinlan legte auf seiner Seite des Schreibtischs die Finger zu einem Dach zusammen, drehte sich leicht auf seinem Stuhl und betrachtete seine Besucher. »Ich bin geschmeichelt, aber ich bin mir nicht sicher, ob eine kaputte Fensterscheibe eine derart große Sache ist, dass gleich die halbe Polizei auftaucht«, sagte er. »Eine Aktennummer für meinen Versicherungsanspruch, und schon können wir uns um Wichtigeres kümmern.« Er schwieg kurz und zuckte mit den Schultern. »Kinder, nehme ich an. Vielleicht sollten Sie mal ein ernstes Wort mit dem jungen Herrn Padfield reden?«
»Eigentlich sind wir hier, Mr Quinlan«, sagte Landy mit fester Stimme, »weil uns gewisse Gerüchte zu Ohren gekommen sind.«
Quinlan presste die blutlosen Lippen zusammen. Ein Ablenker, dachte Hirsch. Wann immer sich ein Gespräch auf schwieriges Terrain begibt, wird er es einfach umleiten. »Gerüchte?«
»Ich verstehe ja, dass es die ländliche Wirtschaft schwer hat. Wir hatten ein paar trockene Jahre, üble Buschbrände, unvorteilhafte Handelsabkommen, ausgetrocknete Märkte …« Landy schwieg und wartete. Hirsch, der ihr nur zu gern das Feld überließ, wartete mit ihr und beobachtete interessiert Quinlan.
»Ich kann Ihnen nicht folgen.«
»Liquiditätsprobleme«, fuhr Landy fort. »Das kriegen wir andauernd zu hören. Aber wenn es weitere Auswirkungen gibt …«
»Welche Auswirkungen?«
»Nun, wenn andere Personen wütend werden oder gar aufgebracht. Sie rechnen mit einem Scheck in der Post, der nie eintrifft. Oder platzt. Könnte das ein Grund für Ihr kaputtes Fenster sein, Mr Quinlan? Nur so ein Gedanke.«
Quinlan versuchte es mit Ahnungslosigkeit, einem offenen, von keiner Panik eingefärbten Blick. Er war nicht gut darin – weil wir die Polizei sind?, fragte sich Hirsch.
»Verzeihung – was wollen Sie andeuten?«
Jean hob eine Hand. »Ich möchte gar nichts andeuten, sondern nur fragen: Ist es möglich, dass ein Kreditgeber die Sache in die eigene Hand genommen hat?«
Mit vor Unglauben feuchten Augen antwortete Quinlan: »Kreditgeber? Sicher habe ich Kreditgeber. Aber dies hier ist ein Unternehmen. Wir arbeiten in einem Sechzig-Tage-Zyklus, schon immer. Die Leute sind geduldig, sie kennen mich, sie wissen, dass sie ihr Geld bekommen. Wenn mich jemand am Dienstag bittet, einen Bock zu verkaufen, und will sein Geld am Mittwoch, nun, da muss er Geduld haben, so läuft das eben nicht.« Er plusterte sich ein wenig auf. »Dieses Unternehmen ist schon seit Jahrzehnten hier ansässig. Seit Jahrzehnten. Und es wird noch hier sein, wenn ich schon längst gestorben bin, möchte ich meinen.«
»Danke. Das ist sehr ermutigend zu hören. Das Musikfestival wird also auf jeden Fall stattfinden?«
Blankes Erstaunen. »Warum um alles in der Welt sollte es nicht stattfinden?«
»Kein besonderer Grund, Mr Quinlan. Jedenfalls nicht, dass ich wüsste. Es sei denn, dass die Anlieferer nicht bezahlt worden sind und keiner kommt.«
Quinlan meinte steif: »Alles wird noch vor der Eröffnung vollständig bezahlt sein.«
»Aber wenn es nicht stattfindet, und die Menschen bekommen das nicht rechtzeitig mit, dann könnten meine Kollegen und ich ein paar unerfreuliche Überraschungen erleben.«
»Ich habe, das sollten Sie nicht vergessen, einen privaten Sicherheitsdienst angeheuert.«
»Sicher? Und der hat eine Vorauszahlung erhalten?«
»Aber gewiss.«
»Und die jungen Leute, die schon Eintrittskarten gekauft haben. Ist dort eine allfällige Rückerstattung vorgesehen?«
»Hören Sie«, sagte Quinlan, so als würde sie ihm langsam auf die Nerven gehen. »Die Sache läuft. Und die Jugend wird auf ihre Kosten kommen. Top Bands, das ganze Wochenende lang.«
»Gut zu hören.«
Hirsch sagte: »Es kursieren Gerüchte, Mr Quinlan. So sagt Leon Ayliffe, zum Beispiel, dass ein Scheck, mit dem Sie ihn bezahlt haben, geplatzt sei.«
»Sie wollen mir doch wohl nicht für sein … sein … was immer Sie das nennen, die Schuld geben? Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir einfach nur eine Aktennummer für die Versicherung geben könnten. Ich habe viel zu tun.«
Jean Landy sagte leicht scherzhaft: »Sie haben doch hoffentlich nicht selbst den Ziegelstein durch die Scheibe geworfen, Mr Quinlan? Wegen der Versicherung?«
Quinlan gab ein verzweifelt und verletzt klingendes Lachen von sich und antwortete: »Wenn das Geschäft den Bach runtergehen würde, dann würde ich wohl etwas Größeres versuchen.«
»Ich tu jetzt mal so, als hätte ich das nicht gehört«, sagte Landy und legte jede Scherzhaftigkeit ab, dann ließen die beiden Quinlan in Sportjackett und Moleskin in einer Lache des Zweifels zurück.
Als sie wieder im Streifenwagen saßen, sagte Hirsch: »Den haben Sie ziemlich verunsichert, Constable Landy. Gut gemacht.«
»Wissen Sie, was dieser Kerl vor ein paar Wochen gemacht hat? Er hat mich doch tatsächlich gebeten, einen Strafzettel seiner Tochter wegen zu schnellen Fahrens einzukassieren.«
»Und haben Sie ihm gesagt, wohin er gehen kann?«
»In aller Höflichkeit.«
Hirsch griff nach seinem Handy. Während des Gesprächs hatte es vibriert. Während Jean die Zündung betätigte und die Heizung hochdrehte, schaute er auf das Handy: ein verpasster Anruf, ein Folgetext. Sophie Flynn, eine Bankangestellte bei der Mid-North Community Bank, hatte seine Nummer von Maggie Groote bekommen. Maggie sei ziemlich aufgelöst und würde nach ihm fragen.