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Der Bus war nur zu Hälfte besetzt. Nick hatte eine ganze Bank für sich allein. Draußen war es inzwischen dunkel geworden und durchs Fenster nicht viel zu erkennen. Er sah hauptsächlich sein Spiegelbild. Genau wie am Nachmittag in der U-Bahn.

Am deutlichsten war das Bild, wenn es draußen richtig dunkel war. Wenn sie an Straßenlaternen oder an Häusern vorbeifuhren, wo Lichter brannten, wurde sein Spiegelbild nebelhaft und gespenstisch. Dann dachte er, dass es vielleicht am besten wäre, wenn er einfach verschwand, wenn er genauso gradweise unsichtbar würde. Wenn er sich in Luft auflöste. Zu einer stahlgrauen Nebelschwade würde, die auseinandertrieb, bis sie kein Bild mehr ergab.

Unruhig rutschte er auf seinem Sitz hin und her. Er hasste solche Gedanken. Es gelang ihm nicht, sie abzuschütteln.

Womöglich wäre die Welt ein besserer Ort, wenn es mich nicht gäbe … Sein Vater hatte wahrscheinlich ähnlich gedacht, als er den Kopf durch die Schlinge gesteckt und den Hocker weggetreten hatte. Als er den Druck um den Hals gespürt und gemerkt hatte, wie das Seil sich zusammengezogen hatte.

Nick räusperte sich. Er legte die Hand über die Augen und wünschte sich, schlafen zu können. Aber es ging nicht. Obwohl er die Erschöpfung in jedem einzelnen Knochen fühlte. Sein Kopf arbeitete pausenlos, produzierte Gedanken, auf die er keine Antwort fand, und ließ ihn einfach nicht in Ruhe. Er fragte sich, ob sich irgendetwas ändern würde, wenn er heute Abend sein Ziel erreicht und seine letzte Mission erfüllt hatte. Wenn er keinen Grund mehr hatte, sich zu verstecken. Wenn es nichts mehr gab, wonach er suchen musste.

Würde es einen Unterschied machen? Würde er sich im Inneren verändern? Würde er aufhören können, an Katie zu denken? Er glaubte es eigentlich nicht.

Es gab jedoch einen winzigen Hoffnungsschimmer, dass er zur Ruhe kommen und fröhlich sein könnte. Vielleicht sogar glücklich.

Aber, aber, was waren das für Gedanken? Damit konnte er doch wirklich nicht rechnen.