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Das Licht im Raum war gelb. Die Luft trocken und tot.

Er starrte auf seine Hände, auf die Fingerspitzen und die Nägel, während er sich geistesabwesend fragte, wie sie hier drinnen eigentlich lüfteten. Er hatte nie gesehen, dass es jemand tat.

Er ballte die Fäuste. Sah, wie die Knöchel weiß hervortraten, mit roten Schatten rundherum. Er dachte, wie seltsam es war, dass Stärke ihm nichts nützte. Wie verschwendet sie war, die ganze Kraft. Und er dachte, wie viel besser alles sei, wäre er nie auf die Welt gekommen. Wenn seine Mutter damals vor vielen Jahren abgetrieben hätte. Oder wenn er selbst den Mut gehabt hätte, sein Leben zu beenden.

Die Todessehnsucht hatte er immer gespürt. Die Vorstellung, dass er frontal mit einem Laster zusammenstoßen könnte, der ihm mit neunzig Sachen entgegenkam, würde er das Steuer nur ein wenig nach links drehen.

Zerstört werden, augenblicklich.

Kein einziger Gedanke mehr, kein einziges Gefühl. Vielleicht tat es auch gar nicht weh. Vielleicht ging es so schnell, dass der Schmerz nur wie ein Blitz durch den Körper fuhr. Vorbei, bevor man wusste, dass er da gewesen war. Dann nur noch Weiß, Weiß, Nichts.

Aber er würde es nicht tun. Er wusste, er hatte nicht das Zeug dazu. Er konnte nicht. Niemals.

Er dachte an Nora. Er dachte an Vilde. Und er dachte an Katie. Dass er ihnen etwas schuldete, weil sie so wirklich für ihn waren. Weil sie etwas bedeuteten, irgendwo tief in ihm.

Er konnte sie vor sich sehen. Es waren die einzigen guten Gesichter, die er sah, wenn er die Augen schloss. Auch wenn Katie tot war, Nora in einen anderen verliebt und Vilde … Er wusste nichts über Vilde, er hatte sie nie durchschaut.

Aber alle drei halfen Nick, sich weniger allein zu fühlen.

Besonders jetzt, wo er einsam in der Zelle lag, einzig mit seinen Gedanken und Gefühlen. Nur für die sichtbar, die ihn für ein Monster hielten. Für einen kaltblütigen Mörder.

Nein. Er konnte nicht zulassen, dass es so zu Ende ging.