9. IM BÖSEN SCHLICK

Und so machten sich Hicks, Haudrauf und Eggingard auf den Weg nach Osten. Schon nach verblüffend kurzer Zeit waren sie völlig allein und die anderen Bernsteinjäger waren nur noch winzige Punkte am Horizont.

Oh Mann. Wenn das nur gut ging …

Schon jetzt war es nicht einfach nur unheimlich – es war gespenstisch. Nirgendwo rief ein Vogel. Kein einziger. Warum wohl? Weil sie irgendetwas Gefährliches spürten, das unter dem Sand lauerte?

Das war ein gruseliges Gefühl, und als die drei kleinen Schlickboote über die endlose Weite fuhren, spürte Hicks förmlich, dass jeden Augenblick etwas Furchtbares aus dem Sand auftauchen und ihn am Knöchel packen und mit sich in die Tiefe reißen könnte, genau wie es dem Sklavenjungen in Eggingards Geschichte passiert war.

Und auf seine Nerven wirkte es auch nicht sehr beruhigend, dass Eggingard, sobald sie auch nur ein völlig harmloses Schmatzgeräusch im Sand oder das leise Plopp! einer zuklappenden Miesmuschel hörte, sofort ihre Krallen vorreckte und BRRRAAAAHHH!!! röhrte, so laut und plötzlich, dass Hicks und Haudrauf jedes Mal fast aus ihren Booten fielen.

Eggingard hatte die Kapuze ihres Bärenfellanzugs so tief über das Gesicht gezogen, dass sie gar nicht mehr sehen konnte, wohin sie ihr kleines Boot lenkte. Hicks fuhr neben ihr her, aber manchmal merkte er plötzlich, dass Eggingard in eine ganz andere Richtung abgeschwenkt war, deshalb musste er ihr immer wieder hinterherfahren und sie auf den richtigen Kurs zurückbringen.

Doch endlich stocherte Haudrauf langsamer und fing an, ernsthaft nach Bernstein zu suchen.

Hicks beugte sich aus dem Boot und fischte mit dem Netz etwas Glitzerndes aus dem Sand. Als er es genauer untersuchte, entdeckte er, dass es kein Bernstein war, nur ein großes Bruchstück einer Krabbenschale. Er warf es über die Schulter in den Sand zurück.

Seufzend schaute er auf den blubbernden Schlick, wobei er aber immer wieder den Blick ringsum schweifen ließ, für den Fall, dass sich irgendetwas Grauenhaftes unter dem Sand regte. Eine halbe Stunde lang glitt er suchend umher und fand nicht einmal das kleinste Stück Bernstein, von einem großen Bernsteinjuwel ganz zu schweigen.

Plötzlich fühlte er sich von der Hoffnungslosigkeit der Aufgabe schier erschlagen, die er hier lösen sollte. »Wie soll ich in dieser riesigen Einöde von Sand und Schlick ein einzelnes Juwel finden?«, flüsterte er mutlos vor sich hin.

»Du musst dich mit ganzem Herzen der Suche widmen«, riet ihm der Wotansfang. Das war natürlich ein sehr kluger Ratschlag, aber, um ehrlich zu sein, ziemlich vage und nicht besonders hilfreich.

Hicks seufzte noch einmal und stocherte weiter. Eigentlich war es eine absurde Situation, hier draußen mitten in der endlosen Einöde herumzukreuzen und nach einem Juwel zu suchen, zusammen mit einem Vater, der nicht mal wusste, dass Hicks sein Sohn war.

»Mach schon, Hicks«, flüsterte ihm der Wotansfang ermutigend unter dem Wams hervor zu. »Rede mit deinem Vater. Erkläre ihm, wer du bist und warum du hier bist. Erzähle ihm von deiner Suche …«

»Das ist nicht so leicht«, flüsterte Hicks zurück.

Er versuchte nämlich die ganze Zeit, den Satz aus seinen Gedanken zu vertreiben, den Sackasch zu Rotznase gesagt hatte: »Ich schäme mich, dein Vater zu sein.«

So etwas würde doch Haudrauf nicht sagen … oder?

Vielleicht doch, dachte Hicks. Schon der bloße Gedanke drehte ihm fast den Magen um.

Ich will erst einmal herausfinden, was er wirklich denkt, beschloss Hicks. Vielleicht ist er ja gar nicht so böse auf mich.

Eggingard hatte sich von Haudrauf und Hicks ein Stück weit entfernt, brüllte die Muscheln an und fischte mit einem Stock, der fast zweimal so lang war wie sie selbst, Bernstein aus dem Schlick. Und ein paar Bootslängen von Hicks entfernt stand Haudrauf neben seinem Boot und untersuchte einen Bernstein. Hicks ging zu ihm hinüber und fragte so beiläufig, wie er nur konnte: »Na, Häuptling Haudrauf, bist du wirklich der Vater von Hicks dem Hartnäckigen vom Hauenstein dem Dritten, dem Jungen, den die Hexe im ganzen Wilderwest suchen lässt?«

Haudrauf warf den Bernstein über die Schulter in den Korb und stocherte sein Boot weiter, wobei er den Sand ringsum intensiv nach gefährlichen Bewegungen absuchte. Hicks folgte ihm.

»Warum stellt ihr jungen Leute immer solche Fragen?«, brummte Haudrauf und fuhr mit dem Netz durch den Schlick, um noch mehr Bernstein einzufangen. Auch diese Stücke nahm er aus dem Netz, prüfte sie und warf sie über die Schulter in den Korb.

»Ach, einfach nur so«, antwortete Hicks, wobei seine Stimme aber plötzlich in ein nervöses Quieken überging, das er einfach nicht vermeiden konnte. »Schon gut, du brauchst nicht zu antworten, ich will es gar nicht wissen!«

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Aber Haudrauf hatte offenbar das Bedürfnis, sich die Sache von der Seele zu reden.

»Als ich noch jung war, habe ich nie Fragen gestellt«, brummte Haudrauf. »Hab einfach nur getan, was man mir befohlen hat. Ich hab die Stammesbräuche befolgt, hab mich an die Verhaltensregeln gehalten, die bei uns Wikingern gelten. Ich trat in die Fußstapfen meines Vaters, wie der schon in die Fußstapfen seines Vaters getreten war und der in die seines Vaters, und so weiter.«

Während er redete, arbeitete Haudrauf schweigend und verbissen weiter.

»Und genauso wollte ich meinen eigenen Sohn erziehen. Er sollte unsere Verhaltensregeln lernen und befolgen – doch er war ganz anders und hat immer furchtbar viele Fragen gestellt.« Haudrauf seufzte tief und schüttelte den Kopf. »Aber es ist nicht immer leicht, ein guter Vater zu sein. Natürlich gibt man sein Bestes, aber …«

Ich weiß genau, was er meint, sagte sich Hicks und dachte daran, wie schwer es ihm manchmal fiel, Ohnezahn zu erziehen.

»Und dann stellte mein Sohn eines Tages die Frage, ›Vater, wenn du König wärst, würdest du dann alle Drachen freilassen?‹ Und ich gab ihm die richtige Antwort. Die einzige Antwort. Die Antwort, die ein König geben sollte. Die Drachen freilassen? Unsinn! Das würde unsere ganze Lebensweise aus den Angeln heben, unsere ganze Welt ins Chaos stürzen!«

Haudrauf schüttelte ungläubig den Kopf.

»Und was macht mein Sohn Hicks? Er weigert sich, meine Antwort anzunehmen, und besiegt seinen eigenen Vater beim Schwertkampf! Und dann setzt er sich über mich, seinen Vater, hinweg und fordert ganz allein die Stämme auf, die Drachen freizulassen!«

Haudrauf ruderte jetzt wild und wütend mit beiden Armen und stapfte so schnell durch den Schlick, dass Hicks kaum Schritt halten konnte.

»Und du siehst ja, wohin uns das gebracht hat! Ringsum steht der Archipel in Flammen! Meine Ehre, mein Ruf sind dahin, die stolzen Schiffe, auf denen ich einst fuhr, liegen in Schutt und Asche, meine Häuptlingswürde ist verloren. Unsere Dörfer wurden niedergebrannt, der Drache Wildwut bringt Unheil, Tod und Zerstörung über den ganzen Archipel, die alte Ordnung wurde auf den Kopf gestellt und die Welt in den Krieg gestürzt.«

»Und alles nur«, fuhr Haudrauf mit dröhnender Stimme fort, blieb stehen und sah Hicks tief in die Augen, »alles nur, weil mein Sohn Hicks diese Frage gestellt hat.«

Schweigen legte sich über das Rote Watt.

»Wer kann es mir verübeln, dass ich wütend auf meinen Sohn bin?«

Hicks fehlten die Worte. Elend und bedrückt ging er neben Haudrauf her.

»Na, wie läuft es?«, flüsterte der Wotansfang hoffnungsvoll, der offenbar unter dem Wams nicht genau mitbekommen hatte, wie es tatsächlich lief.

Nicht gut. Überhaupt nicht gut.

Sein Vater gab Hicks die Schuld an allem. Sein Vater würde ihm nie im Leben vergeben. Er schämte sich, dass Hicks sein Sohn war …

»Und doch …«, fuhr Haudrauf nach einer Weile leise fort und schaute verloren in die Ferne.

»Wenn er mir diese Frage jetzt noch einmal stellen würde, diese eine Frage, ob ich als König den Drachen die Freiheit geben würde, dann … vielleicht … würde ich sie ganz anders beantworten«, murmelte Haudrauf zögernd. »Denn inzwischen bin ich selbst ein Sklave und habe am eigenen Leib erfahren, wie Sklaven leben müssen. Und das hat meine Meinung verändert.«

Haudrauf ging weiter, aber viel langsamer als zuvor. »Und jetzt frage ich mich selbst: War es nicht sogar sehr mutig, dass mein Sohn Hicks diese Frage stellte? Hatte er recht, als er sie stellte? War es am Ende sogar eine Frage, für die es sich lohnte, unsere ganze Welt umzustürzen?«

Haudrauf seufzte tief auf. »Und das ist also die Antwort auf deine Frage, MacStinkie: Ja, ich bin der Vater von Hicks dem Hartnäckigen vom Hauenstein dem Dritten. Und ich hoffe, auch wenn das nicht sehr wahrscheinlich ist, dass er immer noch irgendwo dort draußen in der Wildnis sicher und gesund lebt. Und ich bin stolz darauf, sein Vater zu sein. Obwohl ich mit seinen Fragen nicht immer einverstanden bin und immer noch nicht weiß, ob sie es wirklich wert sind, die Welt, die ich liebte, einfach zu zerstören.«

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Das war mit Abstand die längste Rede, die Haudrauf seinem Sohn jemals gehalten hatte, wobei ihm nicht einmal klar gewesen war, dass er mit seinem Sohn redete.

Und zum ersten Mal, seit Hicks in die Verbannung hatte gehen müssen, drang wieder ein Hoffnungsschimmer in sein Herz und seinen Verstand. Will mein Vater damit sagen, dass er mir vergeben würde? Dass er glaubt, dass ich das Richtige getan habe?

Wie typisch war es doch, dass Hicks gerade jetzt – in diesem gefühlvollen Augenblick – eine Augenbinde trug, ein bisschen streng roch und eine große, falsche Warze auf der Nase hatte.

Hicks wollte gerade etwas sagen … wollte sich gerade die Augenbinde abnehmen, die Warze wegkratzen … wollte Haudrauf erklären, wer er wirklich war … als zwei Dinge gleichzeitig passierten, die ihn davon abhielten.

TÄTÄTERÄÄÄ!!!, schallte aus der Ferne das Horn herüber.

»BRRRAAAHHH!«, brüllte Eggingard erschrocken.

Und weit am Horizont, wo das Düsterherzgefängnis sein musste, stieg eines dieser Dinger in die Luft, die hoch am Himmel explodierten und ihnen das Zeichen gaben, schnellstens in die Kerkerburg zurückzukehren, bevor die Flut einsetzte.

Und genau gleichzeitig wellte der Sand unter Hicks’ Schlickboot auf und sein Boot rutschte in eine Sandkuhle hinein, die sich plötzlich aufgetan hatte.

Hicks blickte hinunter, und als er sah, was es war, zuckte er voller Entsetzen zurück und rief: »Vat… äh, ich meine, Haudrauf der Stoische! Ich … ich glaube, wir sollten so schnell wie möglich nach Düsterherz zurückfahren, meinst du nicht auch?«

Und eilig wendete er sein Boot und begann, so hastig er konnte, in Richtung der Burg zu staken.

Dem Großen Gott Thor sei gedankt, dass Haudrauf und Eggingard das nicht gesehen hatten!

Haudrauf schirmte die Augen mit der Hand ab und blickte auf das Watt hinaus, wo sich am Horizont eine feine, silbern schimmernde Linie abzeichnete. »Stimmt. Wir müssen uns beeilen.«

Sie hatten eine Menge Bernstein gesammelt, aber das Drachenjuwel hatten sie nicht gefunden. Und nun hatten sie nur noch eins im Sinn: zur Kerkerburg zurückzukehren, bevor die Flut sie einholen konnte.

Sie stocherten los, so schnell sie konnten, und schon bald trafen sie mit den anderen Bernsteinjägern zusammen. Alle schoben ihre Boote mit höchster Geschwindigkeit an und tatsächlich flitzten sie nur so durch den nassen Sandschlick, aus lauter Angst, dass die herannahende Flut sie bald überholen würde.

Unterwegs hielten sie nur kurz an, um Rotznase aufzusammeln, obwohl er es eigentlich nicht verdient hatte.

In den beiden letzten Stunden hatte er tatsächlich eine Menge nachgedacht und inzwischen war er sicher gewesen, dass ganz bestimmt niemand zurückkommen würde, um ihn vor der Flut zu retten.

Deshalb war er losgelaufen und hatte sich durch den matschigen Sand auf den Rückweg zur Kerkerburg gemacht, obwohl er genau wusste, wie hoffnungslos das war. Denn auch wenn er so schnell rannte, wie er nur konnte, würde er niemals schneller sein als die Flut. Dazu brauchte man ein Wattboot oder einen Schlickschlitten.

Außerdem wurde er unterwegs von drei Hirnlosen Wadenzwickern angegriffen und kurz danach auch noch von zwei kleineren Sandschießern, gegen die er sich ganz allein hatte wehren müssen. Als er nun die Boote zurückkehren sah, weinte er vor Erleichterung.

Hicks hatte Rotznase noch nie weinen gesehen. Er hätte niemals geglaubt, dass er überhaupt weinen konnte.

Sackasch und Grobian hielten auf beiden Seiten des weinenden, erschöpften Jungen an.

»Die heutige Lektion war«, erklärte Grobian, »dass du es eigentlich nicht verdient hast, dass wir dich retten, Rotznase. Überhaupt nicht. Aber wir werden es trotzdem tun, weil wir hoffen, dass du dich vielleicht in Zukunft anders benehmen wirst.«

Rotznase schwieg.

Die beiden alten Krieger hängten Rotznase zwischen ihre Boote, sodass sie immer noch recht schnell vorankamen. Sie riskierten ihr Leben für ihn, denn durch Rotznases Gewicht wurden ihre Boote langsamer.

Die übrigen Sklavengruppen waren längst in die Kerkerburg zurückgekehrt. Alle standen auf den Zinnen und blickten auf das Rote Watt hinaus, über das sich die ersten Wellen der Flut erbarmungslos heranwälzten. Voller Sorge hielten sie Ausschau nach den Bernsteinjägern, die immer noch nicht zurückgekehrt waren.

Doch dann konnten sie ein paar Punkte am fernen Horizont ausmachen. Alle Sklaven auf den Zinnen feuerten die Bernsteinjäger an, brüllten und johlten – und begrüßten jedes Wattboot mit Jubelrufen, sobald es das sichere Gefängnis erreichte. Manche kamen so schnell herein, dass sie kaum noch rechtzeitig abbremsen konnten.

Grobian, Sackasch und Rotznase waren die Letzten, die es in die Burg schafften, so spät, dass die Flut ihr Boot erfasst und zum Kentern gebracht hatte. Die Welle spülte das gekenterte Boot und die drei Wikingersklaven bis an die Festungsmauern, wo sich die Welle mit wütendem Getöse brach …

Aber alle drei waren in Sicherheit.

Und draußen, wo sich noch vor Kurzem der endlose rote Sand so weit erstreckte, wie das Auge blicken konnte, wogte nun das schäumende Meer.

Hatte Rotznase seine Lektion gelernt?

Wir werden sehen …

Rotznase petzte nicht – weder erzählte er der Hexe noch Alwin von der Meuterei, wie er gedroht hatte, und vielleicht war das auch ganz klug, denn die Hexe und ihr Sohn waren keineswegs in der Stimmung, um sich solche Beschwerden anzuhören. Ganz im Gegenteil.

Alwin stolzierte und seine Mutter rannte auf allen vieren am Ufer der Bucht hin und her. Beide hielten Peitschen in den Händen. Jedes Boot, das von der Großen Suche zurückkam, wurde genau überprüft und jedes Mal kreischten die beiden vor Enttäuschung und Wut, wenn sie das Drachenjuwel nicht fanden.

»WoistesWoistesWoistes?«, zischte die Hexe unaufhörlich, während sie in ihrer Gier von einem Boot auf das nächste sprang, die Bernsteinkörbe hervorzerrte und sie auf dem Sand auskippte – um dann rasend vor Wut feststellen zu müssen, dass das Drachenjuwel wieder nicht dabei war.

»Ich verstehe das nicht, Alwin! Ich habe es doch in meinem Traum gesehen … Und die Würfel sagen dasselbe … Dass ich schon in den nächsten paar Tagen das Drachenjuwel in meinen Händen halten werde.«

Und dann wandte sie sich an die versammelten Sklaven.

»IHR WERDET AUCH MORGEN IN DEN BÖSEN SCHLICK HINAUSFAHREN!«, kreischte die Hexe schrill. »UND WENN IHR MIR DANN DAS DRACHENJUWEL NICHT ZURÜCKBRINGT, BRAUCHT IHR GAR NICHT MEHR ZURÜCKZUKOMMEN!«

Als Hicks mit den anderen Sklaven in die Kerkerschlafräume hinunterstieg, dachte er traurig an den großartigen Plan, den er sich ursprünglich hatte einfallen lassen. Der war ja nun völlig in die Binsen gegangen. Wie hatte er die Sache durchziehen wollen? Sich heimlich in die Kerkerburg stehlen, Fischbein und seinen Vater Haudrauf befreien, das Juwel finden und wieder hinausschleichen?

Die Sache wird wohl viel, viel schwerer, als ich es mir jemals vorgestellt habe.

Er saß in den Bernstein-Sklavenlanden gefangen und hatte das furchtbare, bedrückende Gefühl, dass er das Juwel niemals finden würde, von dem armen Fischbein ganz zu schweigen.

Es blieb ihm nichts anderes mehr übrig, als weiterzusuchen, obwohl er jetzt noch größere Angst hatte als jemals zuvor in seinem Leben, weil er nun wusste, dass dort draußen im Bernsteinwatt eine entsetzliche Gefahr lauerte.

Denn eine kleine Sache erzählte Hicks weder Eggingard noch Haudrauf dem Stoischen. Er erzählte sie nicht einmal dem Wotansfang.

Als er dort draußen im Roten Schlick war und das Hornsignal für die Rückkehr ertönte, war sein Wattboot in eine Sandkuhle gerutscht und beinahe gekentert. Hicks hatte die Kuhle angestarrt und sich über ihre seltsame Form gewundert … bis ihm klar geworden war, dass die Kuhle tatsächlich … der Fußabdruck eines gigantischen Drachen war.

Und als er dann aufblickte, glaubte er, etwas im Augenwinkel gesehen zu haben, das aber sofort wieder verschwunden war. Aber dieses Etwas war so unglaublich, so unwahrscheinlich, dass er überzeugt war, so etwas könne es nicht geben.

Eine gigantische Drachenpranke, die aus dem Sand ragte, und vom Ende jedes Krallenfingers starrte ihn ein bösartiges Drachenauge an …

Abwartend. Lauernd.

Hicks hatte noch nie so etwas wie diese Drachenklaue gesehen. Sie war grausig, absolut entsetzlich, wie aus einem Albtraum.

Eggingard erzählte er nicht davon – denn das wäre bestimmt nicht gut für die Stimmung gewesen.