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Die beste Möglichkeit, sich von Stress und Ärger abzulenken, war noch immer guter, schweißtreibender Sport.

Hawke saß auf einem Rudergerät im Fitnesscenter des Vereinsgebäudes und ließ sich von Heavy Metal beschallen, während er in die Riemen griff und ruderte. Seine Oberschenkel brannten und seine Arme zitterten. Außerdem waren seine Handflächen bereits ganz wund, weil er über eine Stunde lang Gewichte gestemmt und seine Trainingshandschuhe vergessen hatte. Aber das alles war ihm egal.

Er war derart wütend und genervt von dem Terror, dem er seit vorgestern ausgesetzt war, dass er vermutlich auf den Falafelverkäufer an der Ecke seines Wohnhauses losgegangen wäre, wenn der ihm nur einen guten Tag gewünscht hätte. Also ließ Hawke seine Aggression lieber an einem seelenlosen Sportgerät aus.

Irgendein Penner hatte seine Telefonnummer weitergegeben, sodass sich Hawke eine neue geben lassen musste, weil permanent Reporter bei ihm anriefen, um ihn interviewen zu wollen. Vor der Haustür lauerten sie ihm auf, hielten ihm Kameras ins Gesicht und wollten dabei von ihm wissen, wie es war, mit seiner Ex-Frau zu arbeiten. Dabei verursachten sie ein Verkehrschaos und belästigten die übrigen Bewohner des sauteuren Wohnhauses, die bald eine Petition einreichen würden, um ihn aus dem Haus zu werfen. Und eine ähnlich große Meute an Pressevertretern wartete morgens vor dem Vereinsgelände und fotografierte ihn, wenn er zur Arbeit erschien.

Als ob Hawke der einzige Mann auf Erden wäre, der zu jung geheiratet hatte!

So besonders war die Story nun auch wieder nicht. Izzie und er hatten geheiratet, sich wieder scheiden lassen und arbeiteten nun zufälligerweise bei ein und demselben Verein. Es gab deutlich spannendere Themen, über die man hätte berichten können. Verdammt – wieso wurde nicht gerade jetzt mal wieder irgendein konservativer Politiker mit einer Prostituierten beim Koksen erwischt? Die Story hätte vielleicht für ein bisschen Ablenkung gesorgt.

Er wollte sich auf seinen Job und aufs Spiel konzentrieren und nicht von seinem Agenten hören, dass Oprah angerufen hatte, um ihn und Izzie zu interviewen. Solche Interviews sollten lieber gescheiterte Existenzen geben, die mit der Moderatorin in einem blühenden Garten saßen und darüber jammerten, dass das Leben in einem Königshaus hart und anstrengend gewesen sei und sie kein Geld hätten, um ihre zwanzig Millionen Dollar teure Villa in Kalifornien zu bezahlen.

Für Jammerlappen hatte Hawke noch nie etwas übrig gehabt und deshalb würde er den Teufel tun und selbst zu einem mutieren, der fremden Menschen hinter dem Fernsehbildschirm sein Seelenheil offenbarte.

Gegen ein Interview über seine Karriere hätte er nichts einzuwenden gehabt, aber was ging es die Leute an, was er mit Anfang zwanzig in seinem Privatleben getan hatte?

Er hatte es so satt, dass sich die Berichterstattung, was ihn betraf, nur auf völlig unwichtige Dinge konzentrierte – entweder wurde sein Alter ausgeschlachtet, es wurde über sein Liebesleben spekuliert und jetzt hatte sich die Presse auf seine Ehe mit Izzie eingeschossen. Wieso berichteten sie nicht über seine Spielweise, seine Leistungen und über seine Fitness, die auch mit sechsunddreißig Jahren nicht nachgelassen hatte?

Wenn es so weiterging, konnte er diese Saison tatsächlich vergessen, dabei hatte sie die erfolgreichste seiner Karriere werden sollen. Izzie und ihr Ausflug in die NFL hatten ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Es hatte natürlich nicht gereicht, dass er sich mit ihr beschäftigen musste, weil sie zum stellvertretenden Head Coach der Titans ernannt worden war! Nein, jetzt musste er sich permanent mit dem Thema rund um seine Ex-Frau beschäftigen, weil ihre Ehe publik geworden war.

Und dann war da noch der Kuss, an den er ständig denken musste.

Eine solche Ablenkung konnte er sich nicht leisten. Er musste sich schließlich darauf konzentrieren, in die Play-offs zu kommen und dort den Superbowl zu gewinnen. Und bisher hatte er diesbezüglich einen verdammt beschissenen Job gemacht.

Außerdem sollte er aufhören, den Kuss immer wieder Revue passieren zu lassen, weil es schließlich einen Grund gegeben hatte, weshalb sie sich hatten scheiden lassen. Es hatte nicht funktioniert. Basta. Die meisten Dinge wurden nicht besser, wenn man sie wieder aufwärmte. Eine Portion Hackbraten konnte man zwar wieder erwärmen und essen und man wurde dadurch auch satt, aber der Geschmack und die Konsistenz ließen nach dem Aufwärmen zu wünschen übrig. Mit der Ehe war es bestimmt ähnlich.

Plötzlich tauchten in seinem Blickfeld zwei Männerbeine in Sporthosen auf.

Hawke ließ den Blick höher wandern und sah Graham Carter direkt vor dem Rudergerät stehen, der ihn mit einer alarmierten Miene betrachtete und ganz offensichtlich mit ihm reden wollte.

Er fuhr auf dem Rudergerät nach vorn und ließ den Handgriff einrasten, bevor er mit seinen Füßen aus der Halterung schlüpfte und dann die Stöpsel aus seinen Ohren zog, weil er noch immer von Heavy Metal beschallt wurde. Hawke fuhr sich mit dem Unterarm über seine verschwitzte Stirn und wollte von seinem Teamkollegen keuchend wissen: „Was gibt’s?“

„Tja, ich komme mir ein bisschen blöd vor, aber ich wollte mich bei dir entschuldigen.“

„Wieso?“ Hawke griff nach seiner Wasserflasche und nahm einen Schluck. Das Wasser hatte er bitter nötig, schließlich hatte er in den letzten zwei Stunden genug Flüssigkeit ausgeschwitzt.

Zerknirscht verzog Graham den Mund. „Neulich auf dem Pokerabend habe ich ein paar Bemerkungen über ihre … äh … du weißt schon gemacht. Wenn ich gewusst hätte, dass du mit ihr verheiratet gewesen bist, hätte ich natürlich die Klappe gehalten.“

Hawke musste nicht einmal nachfragen, von wem sein Teamkollege sprach und was er mit du weißt schon meinte. „Es bereitet dir Kopfzerbrechen, dass du die Größe ihrer Brüste erwähnt hast?“ Leicht überrascht zuckten seine Augenbrauen in die Höhe, während er seine Beine von sich streckte, die nach dem harten Workout brannten.

Graham zuckte mit den Schultern. „Wir reißen untereinander keine dummen Sprüche über die Frauen anderer und …“

Mit einem Schnauben unterbrach er ihn. „Hör mal, Carter. Sie ist meine Ex-Frau – meine Ex- Frau“, betonte er. „Wir sind seit Ewigkeiten geschieden und haben daher schon lange nichts mehr miteinander zu tun. Mir ist es völlig egal, was sie macht oder wie sie nackt aussieht. Mich interessiert lediglich, ob sie in der Lage ist, uns zu coachen – und was das betrifft, bin ich mir ziemlich sicher, dass sie es nicht ist.“

„Mhm.“ Graham wirkte nicht sehr überzeugt und rümpfte die Nase. Obwohl er nichts mehr sagte, schien ihm etwas unter den Nägeln zu brennen.

Hawke schob ungeduldig das Kinn vor. „Was?“

Sein Teamkollege seufzte schwer und hob beide Hände in die Höhe. „Verstehe mich nicht falsch, Reynolds, aber die Jungs und ich fragen uns, ob deine Ablehnung ihr gegenüber daran liegt, dass sie deine Ex ist.“

Er richtete sich steif auf. „Meinst du das ernst?“

Graham wich nicht zurück, sondern fragte ihn rundheraus: „Willst du sie loswerden, weil sie deine Ex-Frau ist?“

Hawke fühlte sich in die Ecke gedrängt und gleichzeitig benachteiligt, weil er noch immer auf dem Rudergerät saß und zu Graham aufsehen musste, der ihn unbeeindruckt musterte, obwohl Hawke seine düsterste Miene aufgesetzt hatte. Er wurde nicht gern kritisiert – vor allem nicht von seinen Teamkollegen.

„Soll das etwa heißen, dass ich jetzt der Einzige aus dem Team bin, der dagegen ist, von ihr gecoacht zu werden?“, feuerte er zurück, ohne auf die eigentliche Frage einzugehen. „Ich kann mich nämlich daran erinnern, dass ziemlich viele fanden, sie sei nicht die Richtige für den Job.“

Graham zuckte mit den Schultern. „Die meisten haben ihre anfängliche Skepsis überwunden oder warten noch ab, wie sich das Ganze entwickelt. Ich persönlich finde, dass sie einen guten Job macht und dass sie ein paar wirklich interessante Ideen hat. Sogar Blake hat erklärt, dass sein Laufspiel besser geworden ist, nachdem sie ihn während eines Einzelcoachings auf einige Fehler hingewiesen und Verbesserungsvorschläge gemacht hat. Sie hat eine Chance verdient.“

Plötzlich stand Hawke allein da. „Willst du mir damit sagen, dass ich nun der Übeltäter bin und Unrecht habe, weil ich sie kritisiere?“

„Nein, das sagt niemand.“

„Aber?“ Hawke bemerkte, wie er zu kochen begann.

Graham legte den Kopf schief und erwiderte völlig gelassen: „Du hast dich von Anfang an gegen sie gestellt und keinen Hehl daraus gemacht, dass du sie für ungeeignet für den Posten als stellvertretenden Head Coach hältst. Und du hast behauptet, es läge daran, dass sie keine Erfahrung in der NFL hätte. Aber wir fragen uns, ob du sie einfach aus Prinzip ablehnst, weil sie deine Ex ist. Bis jetzt macht sie nämlich nicht den Eindruck, ihrer Aufgabe nicht gewachsen zu sein. Im Gegenteil. Und wenn ich ganz ehrlich bin …“

„Ich bitte darum!“

„Wir alle müssen anfangen, miteinander zu arbeiten und nicht gegeneinander, wenn wir endlich Erfolg haben wollen.“ Er fixierte ihn. „Im letzten Spiel hast du ihre Order ignoriert und dich für einen anderen Spielzug entschieden. Das war scheiße, Hawke. Und es hat uns den Sieg gekostet. Hättest du auch so gehandelt, wenn die Order von John oder einem anderen Coach gekommen wäre und nicht von deiner Ex-Frau?“

„Isabelle? Hätten Sie gerade etwas Zeit für mich?“

Isabelle drehte sich zu der quirligen Stimme um, die einer fröhlichen Blondine mit bemerkenswert braunen Augen gehörte, die ihr nachzulaufen schien, als Isabelle sich gerade mit einem doppelten Espresso zurück in ihr Büro verziehen wollte. Eigentlich genoss sie ihren Nachmittagskaffee gern draußen im begrünten Bereich des Vereinsgeländes, wo man auf einer Bank sitzen, die Natur beobachten oder mit den anderen Angestellten ein bisschen plaudern konnte. Nachdem auf der Pressekonferenz vor zwei Tagen jedoch bekannt geworden war, dass Hawke und sie einmal verheiratet gewesen waren, mied Isabelle solche Zusammenkünfte. Ihr waren die neugierigen Blicke nämlich nicht entgangen, die man ihr sogar hier im Verein zuwarf.

Genau so etwas hatte sie vermeiden wollen.

Sie wollte als Footballcoach erkannt werden und nicht als Ex-Frau des Quarterbacks.

„Hi, mein Name ist Clara.“ Die Blondine hielt ihr die Hand hin. „Wir wurden einander noch nicht vorgestellt, aber John meinte, es wäre kein Problem, wenn ich einfach bei Ihnen vorbeischaue, um Hallo zu sagen.“

Isabelle war ein bisschen überrumpelt und erwiderte automatisch den Handschlag der jüngeren Frau, die breit lächelte. Dabei kostete es sie etwas Mühe, den Espresso nicht zu verschütten, von dem sie hoffte, dass er sie wach hielt. In der letzten Nacht hatte sie nämlich kaum ein Auge zugemacht und war jetzt todmüde, dabei hatte sie noch einen Haufen Arbeit vor sich.

„Was kann ich für Sie tun, Clara?“

„Wie wäre es, wenn ich Sie in Ihr Büro begleite und Ihnen auf dem Weg dorthin erkläre, was mein Job hier im Verein ist und wie ich mir eine Zusammenarbeit mit Ihnen vorstelle?“

Isabelle wurde hellhörig, und sie wusste nicht, ob ihr gefallen würde, was Clara ihr nun aller Wahrscheinlichkeit nach vorschlug. Dennoch nickte sie stumm und lief neben der etwas kleineren Frau her, die aussah, als wäre sie zehn Jahre jünger und würde bedeutend mehr Geld in ihre Kleidung investieren als sie. Im Gegensatz zu Isabelle, die heute formlose Jeans und ein gestreiftes Shirt trug, lief Clara in hohen Schuhen und einem modischen Etuikleid neben ihr her.

„Als Erstes möchte ich Ihnen sagen, wie aufregend ich es finde, dass Sie Johns Stellvertreterin geworden sind. Zwar komme ich aus Großbritannien und verstehe von Football noch immer nicht viel, jedoch weiß sogar ich, dass es eine große Sache ist, dass eine Frau einen solchen Posten bekommen hat.“

„Danke.“ Isabelle nippte an ihrem Kaffeebecher und warf der Blondine einen Seitenblick zu. Sie war clever – so viel stand fest, schließlich startete sie ihren Vorschlag zu was auch immer mit einem Kompliment. „Darf ich fragen, in welchem Bereich Sie hier im Verein arbeiten?“

Das Lächeln der jüngeren Frau wurde noch strahlender und sollte wohl beschwichtigend wirken, jedoch hatte Isabelle den Eindruck, dass sie mit allen Wassern gewaschen war.

„Ich arbeite in der Marketingabteilung und kümmere mich um die Social-Media-Auftritte des Vereins.“

Isabelle ahnte Schlimmes und blieb stehen. „Hören Sie, Clara …“

„Ich weiß, was Sie jetzt denken“, unterbrach die Jüngere sie forsch und wandte sich ihr zu. „Und angesichts des Wirbels, der in den letzten zwei Tagen in den sozialen Medien wegen Ihnen und Ihrem Ex-Mann herrscht, kann ich verstehen, dass Ihnen nicht der Sinn danach steht, in der Öffentlichkeit noch präsenter zu sein, aber …“ Sie setzte kurz ab und sah sie beschwörend an. „Aber denken Sie nur daran, dass Sie als Vorbild vieler kleiner Mädchen und junger Frauen bekannt werden könnten, die davon träumen, den gleichen Beruf wie Sie zu ergreifen.“

Obwohl Isabelle fand, dass Clara ein bisschen zu dick auftrug, war sie innerlich hin- und hergerissen, denn ihr hatte immer ein weibliches Vorbild gefehlt, als sie ein Teenager gewesen war und mit dem Gedanken gespielt hatte, später einmal als Footballcoach zu arbeiten.

„Das klingt zwar verlockend, aber ich muss mich auf meinen Job konzentrieren“, entgegnete sie schlicht. „Ich wüsste wirklich nicht, wie ich die Zeit für so ein Projekt aufbringen sollte, Clara.“

„Das können Sie alles getrost mir überlassen. Ich würde Sie lediglich hin und wieder begleiten, ein paar Fotos und Videos machen und Sie um ein paar Zitate bitten. Für Sie wäre das kein Aufwand, aber die Durchschlagkraft online wäre enorm. Der prozentuale Anteil weiblicher Fans steigt kontinuierlich und durch Sie würden sie sich in unserem Verein repräsentiert wissen. Und machen Sie sich keine Sorgen, dass die Chefetage etwas dagegen haben könnte. Ich habe bereits mit Teddy MacLachlan-Palmer über das Projekt gesprochen und sie ist absolut begeistert von der Idee.“

Mit anderen Worten würde sie ihre Chefin verärgern, wenn sie nicht zusagte.

Isabelles Schultern sackten nach unten. „Soll das etwa bedeuten, dass Sie mir die Pistole auf die Brust setzen?“

Claras bezauberndes Lächeln verrutschte keinen Millimeter. „Ich würde mich wahnsinnig freuen, wenn Sie dabei wären, Isabelle. Etwas mehr Frauenpower kann der NFL nicht schaden, finden Sie nicht?“

Sie seufzte schwer. „Solange es nicht in Stress ausartet, bin ich dabei. Aber ich sollte Sie vorwarnen, denn ich bin weder fotogen noch eigne ich mich als inspirierende Zitatgeberin.“

Mit einem Lachen erwiderte die jüngere Clara: „Stellen Sie Ihr Licht nicht unter den Scheffel. Wenn Sie nicht fotogen wären, würde die Presseabteilung momentan nicht mit Anfragen für Interviews und Fotoshootings mit Ihnen überrollt werden. Und machen Sie sich keine Sorgen – Sie werden mich gar nicht bemerken, wenn ich Sie bei Ihrer Arbeit begleite. Das Gleiche habe ich schon mit Rob gemacht und er hat sich nicht beschwert.“ Vergnügt zwinkerte sie ihr zu.

Isabelle stockte verwirrt und betrachtete Clara eingehend. Erst jetzt fiel ihr auf, was sie kurz zuvor erwähnt hatte. „Eine Frage hätte ich noch an Sie.“

„Natürlich gerne. Was möchten Sie denn wissen?“

Sie räusperte sich kurz. „Was haben Sie damit gemeint, als Sie irgendeinen Wirbel in den sozialen Medien erwähnt haben?“

Nun lächelte Clara plötzlich nicht mehr, sondern starrte sie alarmiert an. „Waren Sie in den letzten zwei Tagen etwa nicht online?“

Isabelle schnitt eine Grimasse. „Ich arbeite manchmal achtzehn Stunden am Tag. Daher habe ich keine Zeit, um besonders viel Zeit im Internet zu verbringen.“ Sie holte tief Luft. „Der Wirbel dreht sich um meinen Ex-Mann und mich, oder? Was genau wird darüber gesagt?“

„Äh … in ein paar Tagen ist es nur noch eine Randnotiz“, beschwichtigte Clara sie geradezu hastig. „Das passiert mit solchen Meldungen immer. Man sollte sie erst gar nicht beachten. Das habe ich schon dutzendmal erlebt.“

Claras Worte trugen nicht unbedingt zu Isabelles Beruhigung bei.

Sie schluckte und fragte heiser: „Geht es bei diesem Projekt, das Sie mir gerade vorgeschlagen haben, etwa darum? Um den Wirbel, den die Verlautbarung unserer früheren Ehe verursacht hat? Wenn Sie Hawke und meine frühere Beziehung in den Fokus stellen wollen, dann sagen Sie es mir bitte sofort, damit ich weiß, worauf ich mich einlasse.“ Isabelle verschränkte die Arme vor der Brust und konnte nicht glauben, dass sie überhaupt so dumm gewesen war, davon auszugehen, dass ihre Ehe und die Scheidung geheim bleiben konnten. Die wenigsten Menschen hatten davon gewusst, aber wenn irgendein Journalist nach Leichen in der Vergangenheit anderer Menschen grub, dann fand er solche Informationen vermutlich mit Leichtigkeit heraus.

Clara stieß ihren Atem aus. „Um ehrlich zu sein, wollen wir davon eher ablenken. Es kursieren die absurdesten Vermutungen zu Ihnen und zu Ihrem Ex-Mann. Und natürlich werden die beiden Niederlagen mit Ihrer früheren Ehe und möglichen Problemen zwischen Ihnen beiden in Verbindung gebracht. Wir wollen dagegensteuern und Sie sowie Ihre Arbeit zeigen. Es geht uns wirklich nur darum, Ihre Leistungen für den Verein in den Fokus zu rücken, Isabelle.“

Das hatte ihr zu allem Überfluss auch noch gefehlt.

Jetzt musste sie nicht einfach nur einen guten Job als Coach machen, sondern in den sozialen Medien für ein positives Bild von sich selbst kämpfen, weil ihre frühere Ehe für Gerüchte sorgte.

Weil sie wissen wollte, welche Gerüchte das überhaupt waren, ging sie online, sobald sie sich von Clara verabschiedet und sich wieder in ihr Büro verzogen hatte. Dort durchsuchte sie das Internet und wurde augenblicklich fündig.

Genau mit einem solchen Unsinn hatte sie gerechnet. Dennoch erschreckte er sie.

Eines war jedenfalls sicher: So konnte es nicht weitergehen.