Epilog

Isabelle blickte auf die drei Ringe an ihren Fingern, lächelte und dachte darüber nach, welchen von ihnen sie am liebsten hatte.

Die Frage war albern, weil sie die Antwort längst kannte.

Der etwas protzige Ring, den sie erst heute erhalten hatte, nachdem dessen Fertigstellung über vier Monate gedauert hatte, machte sie wahnsinnig stolz. Wer wäre nicht stolz darauf, einen Superbowlring tragen zu dürfen, auch wenn das klobige Design mit den unzähligen Diamanten und Saphiren in Form des Titans-Logos ein bisschen zu viel des Guten war?

Sie liebte diesen Ring, immerhin symbolisierte er die harte Arbeit, die Disziplin und auch den Verzicht der letzten Jahre. Und er stand für den Erfolg, den Isabelle zusammen mit dem gesamten Verein errungen hatte, als die Titans im Februar diesen Jahres in einem wahnsinnig spannenden und aufregenden Spiel als Sieger hervorgegangen waren und den Superbowl nach New York geholt hatten.

Noch immer konnte sie es nicht glauben, dass das Team, das sie gecoacht hatte, den Superbowl gewonnen hatte. Gleich in ihrer ersten Saison in der NFL hatte ihr Team diesen überragenden Erfolg feiern können.

Vermutlich würde Isabelle es selbst in einem Jahr noch immer nicht realisieren können.

Sogar der schwere Ring an ihrem Finger konnte sie nicht wirklich davon überzeugen, dass sie den Sieg nicht einfach nur geträumt hatte.

Ja, der protzige Superbowlring machte sie stolz.

Glücklich machten sie dagegen die anderen beiden Ringe.

Der vierkarätige Diamantring, den sie seit fast fünf Monaten trug, ließ ihr Herz jedes Mal schneller schlagen, wenn sie ihn ansah, weil sie dann daran denken musste, wie Hawke ihr einen Antrag gemacht und ihr den wunderschönen Ring überreicht hatte. An jenem Abend war sie so unfassbar glücklich gewesen, dass sie geglaubt hatte, noch glücklicher niemals werden zu können.

Aber sie hatte sich getäuscht, denn der dritte Ring – ein schlichter weißgoldener Ring – ließ ihr Herz vor Glück schier platzen, seit Hawke ihn ihr während einer schlichten Trauungszeremonie vor nicht einmal drei Wochen über den Finger geschoben hatte.

Mittlerweile hieß sie tatsächlich Coach Reynolds und konnte sich nichts Schöneres vorstellen, als den Namen ihres Mannes zu tragen und mit ihm verheiratet zu sein.

Von ganz allein ließ sie ihren Blick von den Ringen an ihren Fingern zu Hawke schweifen, der auf dem Podium des noblen Veranstaltungsortes stand, in seinem Smoking großartig aussah und breit lächelnd einen Preis entgegennahm, der ihm von den Titans überreicht wurde.

Sein Anblick machte sie noch viel glücklicher als alle drei Ringe zusammen. Manchmal musste sie sich kneifen, um zu begreifen, dass sie beide wirklich verheiratet waren und dieses wundervolle Leben miteinander führten. Gemeinsam wohnten sie in New York, wo Isabelle bald ihre zweite Saison als stellvertretender Head Coach der Titans beginnen würde und wo Hawke einen Job als Sportkommentator angenommen hatte, weil er dafür sorgen wollte, dass die NFL an ihrem Sexismusproblem arbeitete. Er war sehr ambitioniert, und Isabelle wusste, dass er seine Sache verdammt gut machen würde.

Mittlerweile hatten sie sogar ein Haus außerhalb der Stadt gefunden, das über einen wunderschönen Garten verfügte und Hawke darüber hinwegtrösten würde, nicht in der Abgeschiedenheit von Oregon zu leben, sondern weiterhin Großstadtluft zu schnuppern. Vielleicht würden sie irgendwann aufs Land ziehen, aber in naher Zukunft wollten sie in New York bleiben, schließlich hatten sie beide ihre Jobs, Freunde und Familie hier, denn Nicky und Marcus würden bald in ihre Nähe ziehen.

Niemand freute sich darüber mehr als Hawke, der seit einem gemeinsamen Urlaub vor drei Monaten ganz vernarrt in Alison war, die wiederum völlig vernarrt in ihren Onkel Hawke war. Wenn Nicky und Marcus die Kleine heute Abend mitgenommen hätten, säße sie vermutlich jetzt auf Hawkes Arm und würde nach der Auszeichnung greifen, die er gerade überreicht bekam.

Lächelnd registrierte Isabelle, dass ihre Schwester, ihr Schwager und ihre Großmutter, die heute Abend ebenfalls anwesend waren, lauthals applaudierten, als Hawke die Auszeichnung entgegennahm.

Ihr bedeutete es viel, dass ihre Familie bei dieser wichtigen Veranstaltung dabei war, schließlich wurde Hawke heute Abend offiziell verabschiedet.

Isabelle traten Tränen in die Augen, als sie die Rührung ihres Mannes bemerkte.

Seit vierzehn Jahren war er in der NFL. Er hatte dreimal den Superbowl gewonnen. Und er war bis zu seinem letzten Spiel ein überragender Quarterback gewesen, der sich und allen anderen bewiesen hatte, dass er hierhergehörte. Sie war unglaublich stolz auf ihn und fand, dass auch er verdammt stolz auf sich sein konnte.

„Vielen Dank“, erklärte er mit kratziger Stimme ins Mikrofon. „Ich möchte nur kurz ein paar Worte sagen, bevor ich das Wort wieder denjenigen überlasse, die besser geeignet sind, Reden zu halten, als ich. Es war mir eine Ehre, das letzte Jahr meiner Karriere in New York spielen zu dürfen. Ich danke dem ganzen Verein, dass mir die Möglichkeit gegeben wurde, mir den Traum eines dritten Superbowlringes zu erfüllen. Das bedeutet mir wirklich sehr viel.“ Hawke räusperte sich und schaute in ihre Richtung. „Und ich möchte dem Verein danken, dass er mich wieder mit meiner Frau zusammengeführt hat. Vermutlich sage ich es ihr nicht oft genug, aber sie ist die Liebe meines Lebens und ich will keinen Tag mit ihr missen.“

Hier und da ertönten ein paar Seufzer, während Isabelle zittrig Luft holte und feuchte Augen bekam. Das hatte er mit voller Absicht getan, schließlich wusste er, wie nah sie am Wasser gebaut war, was seine Liebeserklärungen betraf.

Auch die hochschwangere Teddy MacLachlan-Palmer, bei der die Geburt ihrer Zwillingsmädchen jederzeit so weit sein konnte und die neben Hawke auf dem Podium stand, seufzte hingerissen und musste sich vor Rührung die Nase schniefen.

Rob Savage dagegen, der ebenfalls auf dem Podium stand, wieder voll genesen war und im Training eine fabelhafte Figur abgab, fiel durch seine zuckenden Mundwinkel auf. Typisch Mann! Aber Rob war noch jung, und nach allem, was man hörte, lag seine letzte feste Beziehung schon lange in der Vergangenheit. Irgendwann würde auch er jemanden kennenlernen, der ihm den Kopf verdrehte und zu öffentlichen Liebeserklärungen animierte.

Da war sich Isabelle sicher.

Bis dahin würde sie ihn im Training und in den Spielvorbereitungen nicht schonen. Sie war gespannt, was die Zukunft dieser großen Quarterback-Hoffnung bereithielt, und freute sich darauf, seine Geschichte mitzuverfolgen.

Aber bis es so weit war, freute sie sich vor allem darauf, jeden Abend zu ihrem Mann nach Hause zu fahren, sich im Bett einen Schokoriegel zu teilen und mit ihm einen blutigen Horrorfilm anzusehen.