Juli 1985, Hamburg
Arne und Carsten schwiegen so lange, bis sie hörten, wie die Tür ins Schloss fiel. Carsten setzte sich zu seinem Freund. »Wie hast du das hingekriegt?«
Arne lächelte. »Reines Glück. Vielleicht könnte man es auch den Ruf meines Herzens nennen, den sie gehört hat.«
»Verschone mich mit solchem Kitsch, Arne.«
»Pst! Ich heiße Florian.«
»Okay, okay …« Carsten beugte sich vor. »Hat sie was gemerkt?«
»Auf keinen Fall. Dass mich beinahe der Schlag getroffen hat, als mir klar wurde, wer Mike Heisers Verlobte ist, kann sie auch nicht mitbekommen haben.«
»Mir ging es nicht anders. Während der Party bei Mike Heiser ist mir kein einziges Mal aufgefallen, dass die beiden fest liiert sind.«
Arne wurde nun sehr ernst. »Da stimmt was nicht, Carsten.«
Sein Freund sah ihn erschrocken an. »Was meinst du?«
»Kari wird ausgenutzt. Sie hat keine Ahnung, dass Mike Heiser schwul ist. Und sie weiß nicht, dass sie ihm nur dabei helfen soll, die Fernsehshow zu bekommen.«
Carsten wiegte den Kopf und sah sehr nachdenklich aus. »Es gibt genügend Leute, die von der Liebe zwischen Mike Heiser und Julian Haarbeck wissen. Die sollen alle zum Schweigen verdonnert werden?«
»Natürlich! Jetzt erst recht. Wenn Mike Heiser durch die Fernsehshow noch berühmter wird, sind alle erst recht darauf versessen, mit ihm gut Freund zu sein. Diese Leute werden den Mund halten.« Er grinste leicht. »Und Mike und Julian demnächst nur noch in unseren Séparées feiern.« Er wurde wieder ernst. »Vielleicht riskiert Heiser es auch nicht mehr, aber das kann uns egal sein.«
»Das können wir verschmerzen«, bestätigte Carsten.
»Mit Beweisen dürfte es ohnehin schwierig werden. Heiser passt sehr gut auf. Julian Haarbeck ist da schon leichtsinniger. Ihm wäre an einem Outing von Mike bestimmt gelegen.«
»Aber er wird sich hüten. Mike würde ihm nicht verzeihen, wenn er ihn verrät.« Carsten seufzte. »Wieso reden wir eigentlich darüber? Das geht uns nichts an.«
»Dass meine Tochter sich mit einem Mann verlobt, den sie gar nicht richtig kennt und der sie nicht liebt, geht uns sehr wohl etwas an. Oder vielmehr … mich.«
»Vielleicht handelt es sich um ein Arrangement. Er bezahlt Sie dafür, dass sie ihn heiratet.«
Arne tippte sich an die Stirn. »Das glaubst du doch selbst nicht. Das macht vielleicht ein Mädchen, das dringend Geld braucht. Aber nicht meine … nicht Kari Rensing. Nein, nein, sie tappt in eine Falle.«
»Du wirst daran nichts ändern können, deine Tochter ist erwachsen.«
»Nein, das werde ich nicht zulassen.« Arne sah jetzt sehr entschlossen aus.
Carsten sah ihn misstrauisch an. »Du wirst doch keine Dummheiten machen?«
»Ich muss dafür sorgen, dass Kari erfährt, auf wen sie sich einlässt.«
»Sei vorsichtig. Wenn sich herausstellt, dass wir die Eigenheiten unserer Gäste nach außen tragen, kann das böse für uns enden. Bisher haben unsere Gäste sicher sein können, dass sie im Carar so sein können, wie sie wollen, ohne dass jemand etwas erfährt, was nicht verraten werden soll. Mach uns also bitte nicht das Geschäft kaputt.«
Arne nickte ertappt. »Natürlich nicht. Aber irgendwas … irgendwas muss ich doch tun.«