März 1986, Sylt

Mike Heiser gab seinem Mitarbeiter Julian Haarbeck einen Wink, als das Telefon zu klingeln begann. Er stand an seinem Schneidertisch, betrachtete die Skizzen, die Julian ihm vorgelegt hatte, und tastete mit den Fingerspitzen über die Stoffe und die Farbpalette, die daneben ausgebreitet war. So, als könne er erspüren, welche Stoffqualität und welche Farbe für ein Modell geeignet waren. Diese Intuition hatte bei ihm bisher immer zum Erfolg geführt.

Julian Haarbeck hielt den Telefonhörer vom Ohr weg. »Deine Frau.«

Mike sah ungehalten aus. »Was Wichtiges?«

»Scheint so. Das Baby kommt.«

»Schon?« Mike sah stirnrunzelnd auf den Wandkalender, als überlegte er, ob er eine verfrühte Lieferung überhaupt annehmen musste. Dann winkte er den Telefonhörer herbei und nahm ihn ans Ohr. »Kari? Was ist los?«

»Du wirst Vater«, kam es süffisant zurück. »Ich sollte dir doch rechtzeitig Bescheid geben, damit du dich darauf einstellen kannst.«

Mike fiel es wieder ein. »Danke«, sagte er formell. »Ich werde alles in die Wege leiten. Wann wirst du fit sein für Fotos und Reportagen?«

Er hörte Kari schwer atmen, und es fiel ihm ein, dass er mal was davon gehört, dass Gebärende ihre Wehenschmerzen wegatmen konnten. Also wartete er geduldig, bis Kari antwortete: »Vielleicht … übermorgen?«

»Okay, ich werde alles vorbereiten.«

»Also gut. Dann bis … übermorgen.«

»Du lässt mir Bescheid geben, wenn das Kind da ist?«

»Du könntest auch herkommen. Wird das von einem frischgebackenen Vater nicht erwartet?« Sie wusste, wie wichtig es ihm war, dass alles so normal wie möglich vonstattenging, und er war ihr dankbar, dass sie ihn erinnerte.

»Wir sind ein gutes Team«, sagte er nun lächelnd. »Okay, ich mache mich auf den Weg.«