»Und Sie haben das Gelände im Blick?«, vergewisserte sich Schröder am Telefon. »Gut. Die beiden können ruhig merken, dass wir sie beobachten.« Er legte auf und wandte sich an Zorn. »Sie haben Fenders Wohnung verlassen und sind in den Park gegangen, oben auf den Felsen am Fluss. Die Kollegen lassen sie nicht aus den Augen.«
»Wie hat sich der Kidnapper überhaupt bei denen gemeldet?«, überlegte Zorn. »Wir überwachen die Handys. Hat er ’ne Kontaktanzeige aufgegeben? Oder ’ne Postkarte geschickt? Per Klopfzeichen? Oder …«
»Es gibt viele Möglichkeiten.«
»Wir wissen ja nicht mal, bei wem der beiden er sich gemeldet hat.«
»Bei ihm.«
»Woher willst du das …«
»Es ist das zweite Mal, dass Jakob Fender seine Exfrau anruft. Am Telefon kann er nicht reden, also bittet er sie, zu ihm zu kommen.«
»Wir sollten die beiden unter Druck setzen.«
»Und wie? Willst du sie ebenfalls …«
»Nein, foltern müssen wir sie nicht«, beschwichtigte Zorn. »Aber die sollten zumindest wissen, dass wir’s ebenfalls wissen.«
»Und dann?«
»Ist doch logisch! Dann …«
Zorn kratzte die vernarbte Wange und verstummte.
»Beide vertrauen uns«, sagte Schröder. »Ihr Kind ist verschwunden, es bringt nichts, sie noch mehr zu bedrängen. Wir lassen ihnen noch etwas Zeit, schließlich haben die Kollegen sie ständig im Auge.«
»Nichts gegen die … Kollegen .« Zorn dehnte das letzte Wort. »Die passen bestimmt auf wie die, äh …«
»Luchse.«
»Genau, aber darf ich an letztes Jahr erinnern? Da ist ein Mann an die Rathaustür genagelt worden.«
»Ich erinnere mich. Dunkel.«
»Direkt neben einem Streifenwagen.«
»Ach komm, Chef. Er war schon ein Stückchen entfernt.«
»Fünfzig Meter.«
Schröders Computer gab einen Signalton von sich.
»Die beiden reden gerade miteinander«, sagte er und gab einen Tastaturbefehl ein. »Wenn sie uns nach dem Gespräch nicht ins Vertrauen ziehen, stellen wir sie zur Rede. Bis dahin … Na bitte.« Er sah auf den Monitor. »Der Kollege hat das Phantombild der Frau hochgeladen. Das ging ja ziemlich …« Die rötlichen Brauen senkten sich auf der kahlen Stirn. »Oha.«
»Was meinst du mit …«
»Hast du deine Lesebrille auf?«, fragte Schröder, ohne den Bildschirm aus den Augen zu lassen.
»Hab ich«, bestätigte Zorn nach einem Kontrollgriff an die Nasenwurzel.
»Würdest du dich kurz herbemühen, Chef?«
Zorn ging um den Schreibtisch, nahm hinter Schröder Aufstellung, beugte sich vor und betrachtete über Schröders Schulter das Phantombild auf dem Monitor.
»Und?«, fragte Schröder. »Was sagst du?«
»Ich würde sagen …«, murmelte Zorn, »dasselbe wie du.«
»Und das wäre?«
»Oha .«