Warren hatte nicht nur den Kaffee fertig, sondern war gerade dabei, Eier und Schinken, Tomaten, Pilze und Würstchen zu braten. Auf Taboris Information hin, dass Lisa entweder nachkommen oder gleich ins Bett gehen würde – »nimm es ihr nicht übel, sie ist echt ziemlich fertig« – räumte er wortlos Lisas Gedeck wieder ab. Tabori registrierte, dass er ein helles Leinenjackett über einem frischen weißen Hemd trug, auf seiner schwarzen Hose waren Farbflecken, die rechte Jacketttasche war von einer Bierdose ausgebeult.
Tabori blickte sich um. Er mochte die Atmosphäre, die der alte Zirkuswagen ausstrahlte, die holzverkleideten Wände, die winzige Kochnische, die Einbauschränke, alles auf Pass gearbeitet und ohne einen Zentimeter Raum zu verschenken. Warren hatte seine Sachen immer noch in den Kartons, mit denen er angereist war, als wollte er jederzeit bereit sein, wieder aufzubrechen. Er hatte nur seine Stereoanlage aufgebaut – ein wahres Monstrum aus den Siebziger Jahren, mit Plattenspieler und einem Vierspurtonbandgerät – und ein vergilbtes Plakat an die Wand gehängt, die Ankündigung einer Ausstellung von Wolf Vostell, »Goethe heute«. Daneben war mit Reißzwecken eine Postkarte befestigt, Tabori kannte das Motiv – ein Mann mit dunkler Brille und einer Blindenbinde am Arm, darunter die Schriftzeile ICH KANN KEINE KUNST MEHR SEHEN, eine der vielen Wortspielereien, mit denen der Totalkünstler Timm Ulrichs immer wieder von sich reden gemacht und nicht nur Hannovers Bildungsbürgertum aufgeschreckt hatte. Er beugte sich vor, um auch die handschriftliche Notiz zu lesen, die an den Rand der Karte gekritzelt war: »Leider haben wir uns noch immer nicht getroffen, auf bald, Timm Ulrichs.«
Warren schob ihm einen voll gehäuften Teller hin, er selbst aß direkt aus der Pfanne. Die Würstchen schmeckten nach irgendeinem Gewürz, »Salbei«, erklärte Warren, als Tabori danach fragte, »die gibt es nur in einem einzigen Laden in Berlin, ich kauf immer gleich einen Vorrat davon.«
Sie redeten einen Moment darüber, dass zu einem englischen Frühstück eigentlich auch immer noch weiße Bohnen in Tomatensoße gehören würden, waren sich aber beide einig, dass es ohne die Bohnen besser schmeckte.
»Keith Richards isst übrigens jeden Morgen original englischen Shepherd’s Pie«, erzählte Warren. »Seit fast vierzig Jahren inzwischen. Egal, wo er ist, er lässt sich das Zeug einfach einfliegen.«
»Scheint ganz gut als Gegengift zum Koks zu funktionieren«, grinste Tabori. »Vielleicht hat er nur deshalb so lange durchgehalten. Ich hab dich gestern Abend übrigens tanzen gesehen«, setzte er dann hinzu. »Das waren auch die Stones, oder?«
Warren schob die Pfanne zurück.
»Ich muss dir was zeigen«, erklärte er als Antwort auf Taboris Frage. »Pass mal auf!«
Er ging zur Rückseite des Wagens und zog ein buntes, indisches Tuch zur Seite, unter dem ein vergoldeter Vogelkäfig versteckt war. Ein Dompfaff flatterte aufgeregt von der Sitzstange auf den Boden und fing an, seinen Schnabel an den Gitterstäben zu wetzen.
»Du musst ja Lisa nicht unbedingt davon erzählen«, sagte Warren. »Ich fürchte, sie würde mich für völlig bescheuert halten. Aber das tut sie sowieso, oder?«
»Wenn du wissen willst, ob sie glaubt, dass du einen Vogel hast – ja, ich denke schon«, grinste Tabori und war sich im gleichen Moment nicht sicher, ob seine Erwiderung tatsächlich so witzig war, wie er gedacht hatte. Aber Warren hob nur den Zeigefinger vor den Käfig. Der Dompfaff hörte auf, seinen Schnabel zu wetzen und legte den Kopf schief, um mit seinen kleinen Knopfaugen den Finger zu fixieren.
Plötzlich pfiff Warren eine schnelle Folge von Tönen – und der Dompfaff wiederholte die Melodie ohne einen einzigen Fehler.
»Gut?«, fragte Warren an Tabori gerichtet.
»Jumping Jack Flash?«, fragte Tabori überrascht zurück.
Warren nickte stolz.
»Wir können auch noch ›In the Summertime‹ und ›Love Like a Man‹, nur mit dem Rhythmus hat er manchmal noch Schwierigkeiten.«
»Aber …«,setzte Tabori an.
»Was das soll?« Warren lachte. »Ich hab mal was von einem alten Mann im Harz gehört, der angeblich sein Geld damit verdient hat, dass er Dompfaffen irgendwelche Volkslieder beibrachte. ›Ein Jäger aus Kurpfalz‹ und solche Sachen. Und ich wollte wissen, ob das auch mit anderen Melodien geht.«
Warren warf das Tuch zurück über den Vogelkäfig und setzte sich wieder.
»Darf ich?«, fragte Tabori und hielt die Zigarettenschachtel hoch. »Nur eine, dann muss ich los.« Vielleicht wollte er nur den Zeitpunkt noch hinauszögern, an dem er mit Lepcke reden musste. Aber er fühlte sich wohl im Zirkuswagen und er mochte Warren, auch wenn er ein komischer Kauz war, der jetzt Dompfaffen beibrachte, irgendwelche Rocksongs zu pfeifen.
Warren holte einen Aschenbecher.
»Rauch ruhig, kein Problem. Ich hab nur aufgehört damit, weil ich die Treppen zum Atelier nicht mehr hochgekommen bin.«
Tabori erkannte den Rest eines Joints im Aschenbecher, sagte aber nichts, sondern zündete sich die Zigarette an und blies den Rauch an die Decke. »Du hast auch aufgehört zu malen, habe ich gehört.«
»Gut, reden wir. Ja, ich habe aufgehört zu malen.« Warren zeigte auf die Postkarte von Timm Ulrichs. »Deshalb. – Und du bist nicht mehr bei der Polizei, aber hast trotzdem nicht aufgehört, Polizist zu sein. Das habe ich jedenfalls gehört.« Er blickte Tabori fragend an.
»Scheint so«, sagte Tabori und fragte sich, worauf Warren hinauswollte. Zumindest war klar, dass es plötzlich um mehr ging als Smalltalk.
»Aber es geht dir nicht gut damit«, stellte Warren fest. »Du hast ein Problem, und das hat nichts damit zu tun, dass du offiziell kein Bulle mehr bist und dich zurücksehnst nach deiner Uniform. In einem Satz zusammengefasst: Ich hab keine Ahnung, warum du den Dienst quittiert hast, aber eigentlich wärst du nur einfach gern ein guter Bulle, der seine Fähigkeiten dazu einsetzt, das Verbrechen zu bekämpfen! Nur dass auch du inzwischen kapiert hast, dass du mit dem Rücken zur Wand stehst – es geht nicht mehr nur darum, einen Mord aufzuklären, einen Täter zu überführen, unschuldige Opfer vor irgendwelchen Übeltätern zu schützen. Das alte Schwarz-weiß-Bild von Gut und Böse funktioniert nicht mehr, schon lange nicht mehr, das Verbrechen hat längst Dimensionen angenommen, die weit über das hinausgehen, was du als Einzelner lösen kannst, egal ob du nun Kommissar bist oder einfach nur jemand, der immer noch an ein funktionierendes Rechtssystem glaubt oder überhaupt an irgendeine Form von Gerechtigkeit.«
Tabori zündete sich eine neue Zigarette an dem Rest der alten an.
»Schön gesagt, das trifft es ganz gut. Mit der Einschränkung allerdings, dass ich das auch schon mitgekriegt hatte, bevor ich den Verein verlassen habe. Aber das ändert nichts daran, dass du recht hast. Und genau das zieht mir gerade den Boden unter den Füßen weg, ich weiß nicht mehr, worum es eigentlich geht. Doch, natürlich weiß ich es, ich habe zwei Morde, die nicht aufgeklärt sind, und eine Entführung, die vielleicht Mord Nummer drei wird, ich bin in etwas verwickelt, das ich nicht einfach hinnehmen kann und darauf warten, dass die ehemaligen Kollegen das vielleicht irgendwann gelöst kriegen. Das betrifft mich ganz persönlich, aber je tiefer ich grabe, umso mehr … ich weiß nicht, ob ich dir das jetzt alles erzählen soll, es ist mein Problem, ich …«
»Du bist kein Bulle mehr, also gibt es auch nichts, was du nicht jedem erzählen dürftest, oder? Und ich hab dich gefragt, also!«
»Genau wie du gesagt hast, ich bin Polizist, was anderes kann ich nicht. Für mich geht es darum, die Wahrheit zu finden. Aber ich habe das klare Gefühl, dass es nicht unbedingt der Wahrheit dient, wenn ich in zu vielen dunklen Ecken gleichzeitig herumstochere. Nur dass diese dunklen Ecken da sind, und ich auch nicht einfach so tun kann, als gäbe es sie nicht. Also pass auf, in Kurzform …«
In groben Zügen berichtete Tabori von den Morden an der Polizeianwärterin und dem Leiter der Hundeführer-Abteilung, dann kam er auf das, was Heinisch erzählt hatte und was durch den Artikel, der in dem Heft aus Svenjas WG abgedruckt war, neues Gewicht bekommen hatte: »Wir reden hier von Geldwäsche im großen Stil, womöglich auch Mädchenhandel und Zwangsprostitution, und die Verflechtungen reichen weit über das Rotlicht-Milieu hinaus, bis in höchste Kreise aus Politik und Wirtschaft. Aber der eigentliche Knackpunkt ist, dass es da sogar schon mal eine Sonderkommission gab, die über Jahre hinweg entsprechendes Beweismaterial zusammengetragen hat, und zumindest die Tatsache der Geldwäsche mit allen Namen und Daten belegen konnte – aber dann von oben zurückgepfiffen wurde, und zwar nicht polizeiintern, sondern von Seiten des zuständigen Ministeriums! Das heißt, das Business läuft sozusagen ganz offen weiter, ohne dass irgendjemand auf Ermittlungsebene einen Zugriff hätte …« Als er sah, dass Warren etwas sagen wollte, hob Tabori die Hand. »Warte, ich bin gleich fertig. Der Zusammenhang fehlt noch zwischen meinen Morden und den Verflechtungen, von denen in diesem Zeitungsbericht die Rede ist: Als wir anfangen, den Hintergrund eines der Mordopfer – nämlich dieses Ausbilders – zu durchleuchten, werden auch wir zurückgepfiffen, beziehungsweise Lepcke. Aber wir stoßen trotzdem noch auf eine Namensliste, alles Codenamen, die sich aber bestimmten Personen zuordnen lassen, die wiederum zum Kreis derjenigen gehören, die auch in besagtem Zeitungsbericht mehr oder weniger offen benannt werden. Und um das Chaos perfekt zu machen, gehört auch noch der neue Polizeipräsident dazu, den ich fatalerweise von früher kenne, aus unserer gemeinsamen Schulzeit, und der, als ich ihn zur Rede stelle, nichts Eiligeres zu tun hat, als mir eine Art Verschwörungsgeschichte aufzutischen, die er angeblich selber unter allen Umständen gewillt ist aufzudecken …«
»Aber du bist dir nicht sicher, ob du an diese Verschwörung glauben sollst?«
»Ich würde gerne nicht daran glauben, aber der Zeitungsartikel über die Soko spricht dafür, dass an der Sache was dran ist. Völlig unabhängig davon, ob der Polizeipräsident das Ganze wirklich auffliegen lassen will oder nur versucht, Zeit zu gewinnen.«
»Lass mich raten«, nickte Warren, »diese Namensliste, das sind Leute, die ganz oben sind, sagst du, gewissermaßen unantastbar, ehrenwerte Mitglieder der Gesellschaft, wie zum Beispiel auch ein ehemaliger Bundesminister?«
Tabori blickte überrascht hoch.
»Ja, wieso? Wie kommst du darauf?«
»Ich war mal auf einer Party bei ihm – falls wir über dieselbe Person reden –, er hatte ein Bild von mir gekauft, zu der Zeit, als es in gewissen Kreisen für chic galt, sich einen echten Warren Mueller an die Wand zu hängen. Wahrscheinlich war ich eingeladen, weil sich diese Leute immer gerne mit einem Vorzeige-Künstler schmücken, so wie man sich früher einen Hofnarren gehalten hat, und je exzentrischer der Künstler, umso besser. Aber jedenfalls erinnere ich mich noch, wie da zwischen Sekt und Häppchen und später dann der einen oder anderen Linie Koks ganz offen irgendwelche Deals verhandelt und per Handschlag besiegelt wurden, unter anderem auch zwischen eben diesem Minister und verschiedenen Vorstandsmitgliedern eines nicht gerade unbekannten Wirtschaftskonzerns. Ich kann dir nicht sagen, worum es genau ging, dazu habe ich mich in der Runde da zu schnell mit jeder Art von Alk weggeschossen, die ich in die Finger kriegen konnte. Aber wenn ich jetzt gerade in der Zeitung lesen darf, dass der Minister nicht mal ein halbes Jahr, nachdem er zurückgetreten ist, als Vorstandsvorsitzender bei einer, ich zitiere, ›der ersten Adressen der deutschen Wirtschaft‹ wieder auftaucht, und wenn diese Adresse dann genau das Unternehmen ist, mit dem er damals … muss ich noch mehr sagen?«
»Du meinst, ich bin naiv, wenn ich das nicht glauben will, was offensichtlich ist.«
»Naiv, ja, das dürfte das richtige Wort dafür sein. – Noch einen Kaffee?«
Tabori nickte.
Während Warren sich an der Espressokanne zu schaffen machte, legte Tabori den Kopf zurück und starrte an die Decke. Seine Gedanken überschlugen sich, und gleichzeitig fühlte er sich seltsam klar. Es gab überhaupt keinen Zusammenhang, da war er sich plötzlich sicher. Es gab nur eine Anwärterin, die die Situation nicht mehr ertragen hatte und reden wollte. Mit ihm. Leider. Aber er hatte nicht reagiert und jemand anders war ihm zuvorgekommen, was sie mit ihrem Leben bezahlen musste. Das war der einzig denkbare Ausgangspunkt für alles, was danach passiert war. Alles andere ergab keinen Sinn. Selbst wenn die Anwärterin durch Zufall etwas herausgefunden hätte, was sich auf Respekt und seine vagen Verbindungen zu dem Kreis ganz oben bezog, hätte ihr niemand geglaubt. Sie konnte auch gar nicht die nötigen Informationen gehabt haben, um wirklich irgendjemandem gefährlich zu werden. Das hätte man eleganter lösen können. Außerdem bliebe dann immer noch die Frage, warum irgendjemand Respekt hätte foltern sollen? Und warum schließlich Damaschke entführt worden war …
Das eine hatte nichts mit dem anderen zu tun, Respekt war nichts als ein kleines Rädchen im Getriebe, ein billiger Informant, der den großen Fischen den Rücken für ihre schmutzigen Geschäfte freihalten sollte, während sie ihn dafür unbehelligt seine kleinen Perversitäten ausleben ließen. Nur dass es Tote geben würde, war nicht einkalkuliert gewesen, und schon gar nicht, dass Respekt selber eines der Opfer sein würde. Womit plötzlich das Morddezernat in die Sache involviert war, mit Lepcke als leitendem Ermittler, der bekannt dafür war, dass er jeden Stein umdrehte, um seinen Fall zu lösen. Und der also schleunigst zurückgepfiffen werden musste, bevor er irgendwelchen Schaden anrichten konnte.
Wobei es nie darum gegangen war, dass er vielleicht zu viel über die Praktiken bei der Ausbildung für die Hundeführer herausfinden würde, das war nichts als eine Marginalie, die man mit einem Untersuchungsausschuss in den Griff kriegen konnte, der den Fall dann mangels Beweisen nach einiger Zeit zu den Akten legen würde. Aber irgendjemand hatte Angst gehabt, dass womöglich das passieren könnte, was jetzt auch tatsächlich passiert war, dass Lepcke über Respekt auf die Verbindung zu dem Netzwerk aus Korruption und Verbrechen stoßen könnte. Deshalb war er zurückgepfiffen worden, deshalb sollte er sich ausschließlich auf die Tätersuche konzentrieren und nicht in Respekts Leben herumwühlen. Auch wenn das ein Widerspruch in sich war, der jede sinnvolle Ermittlung unmöglich machte. Aber an einem Punkt schloss sich der Kreis: Der oder die Täter mussten aus dem direkten Umfeld der Ausbildungsabteilung kommen …
»Alles andere ergibt keinen Sinn«, sagte Tabori halblaut.
Warren schob ihm einen frischen Espresso hin. Er wartete einen Moment, als Tabori nicht reagierte, fing er an, im Wagen auf- und abzulaufen. Als er das dritte oder vierte Mal an Tabori vorbeikam, stoppte er abrupt und sagte: »Auch wenn es vielleicht gerade nicht passt, aber wir müssten darüber reden, wie es hier so weitergehen soll, schon wegen Lisa. Ich hab ein bisschen nachgedacht in den letzten Tagen, und ich habe da eine Idee.«
Tabori blickte irritiert hoch.
»Schon klar, du hast den Kopf gerade mit anderen Sachen voll«, wiederholte Warren. »Aber trotzdem, lass uns …«
Tabori sprang auf.
»Sorry, Warren, wir machen das später, ja? Ich muss los!«
Ohne ein weiteres Wort stürzte er zur Tür und polterte die Stufen zum Garten hinunter. Er musste mit Lepcke reden. Sie hatten einen Fall zu lösen. Sie mussten einen Mörder finden und durften keine Zeit mehr verlieren, wenn sie nicht riskieren wollten, dass ihnen die Sache noch mehr aus dem Ruder lief, als es schon passiert war. Sie würden sich auf Damaschke konzentrieren müssen, das war im Moment der Ansatzpunkt, der am aussichtsreichsten erschien.
Damaschke hatte seine Entführung nur vorgetäuscht. Er war nie gekidnappt worden, da war sich Tabori fast sicher. Damaschke selber hatte seinen Hund aus dem Zwinger geholt und war jetzt irgendwo da draußen. Er konnte gut der Mörder sein, den sie suchten, wenn auch das Motiv nicht zu erkennen war. Noch nicht, dachte Tabori, irgendetwas haben wir die ganze Zeit übersehen, aber die Puzzleteile könnten passen. Er war in Dänemark gewesen, er war hier, als Respekt gefoltert wurde und dabei zu Tode kam, er ist genau in dem Moment verschwunden, als die Ermittlungsmaschinerie anlief. Er hat irgendwo ein Versteck und wir müssen ihn aufspüren. Ich muss Lepcke davon überzeugen, dass alles andere unwichtig ist, im Moment jedenfalls, was wir später damit machen, werden wir sehen.
Erst als die Kirchenglocken anfingen zu läuten, wurde ihm klar, dass Sonntag war. Lepcke würde also zu Hause sein. Bevor Tabori in den Passat stieg, zog er sich die Lederjacke aus. Es war jetzt schon heiß, sein T-Shirt klebte unter den Armen und roch verschwitzt.
Tabori startete den Motor. Ganz kurz sah er Warrens Gesicht hinter dem Fenster des Zirkuswagens, als Tabori zum Abschied die Hand hob, kam Warren noch einmal zur Tür: »Wir machen das zusammen, unbedingt! Die Idee wird dir gefallen!«, brüllte er hinter Tabori her und hielt den ausgestreckten Daumen hoch.