Ausgewachsen

Tag 53

Constanze

Bei »Wachs & Wachs & Zians« gewesen. Endlich! Und meine gute Nachricht vom Tage: dass ich beim besten Friseur überhaupt bereits vor Corona diesen Termin gemacht hatte. Von Freundinnen, die auch hierher gehen und weniger langfristig planen, weiß ich, dass nun der ganz große Run auf die Friseure begonnen hat und es gerade echt schwer ist, einen Termin zeitnah zu ergattern. Ich bin zwar ohnehin ziemlich entspannt bei allen Frisurfragen, weil meine – wie auch deine – Haare ohnehin vor allem eigensinnig sind und sich sowieso kaum zu großen Veränderungen bereit finden. Außer, man würde mal einen radikalen Kurzhaarschnitt in Erwägung ziehen. Aber den hatte ich schon – einmal als Kind, wo man mich dann auch prompt ständig für einen Jungen hielt (fand ich damals schon seltsam, dass die Metzgereifachverkäuferin, bei der wir mindestens zweimal die Woche waren, dachte, meine Mutter habe mal eben noch einen achtjährigen Sohn aus dem Ärmel gezaubert), und dann als Studentin nach dem schon erwähnten Selbstfärbeexperiment. Allerdings war es jetzt auch bei mir etwas eng beziehungsweise etwas lang geworden. Ich weiß, du freust dich über jeden Zentimeter, den dein Haar wächst. Aber meines ist offenbar nicht bereit, das bisschen Locke auch über die lange Strecke aufrechtzuerhalten. Und dann habe ich mich sowieso gefreut, einmal wieder meinen Friseur zu sehen, den ich schon so lange kenne. Allerdings diesmal unter besonderen Bedingungen. War ja klar, dass man die Maske aufbehalten muss – und theoretisch wusste ich vorher schon, dass es weder Zeitschriften noch Kaffee geben wird. Ich dachte: »Nicht so schlimm.«

Aber dann fühlte es sich doch nur nach dem halben Spaß an. Denn nun machte sich auch ein erstaunliches physikalisches Phänomen bemerkbar: dass man mit Mundschutz enorm schlecht hört. Also nicht nur, wenn andere mundbeschutzte Menschen sprechen – sondern so überhaupt. Vielleicht liegt es daran, dass die Ohren leicht abgeknickt sind? An irgendeiner außergewöhnlichen Schallableitung – jedenfalls war es mordsmühsam, sich zu verständigen. Und auch ein wenig deprimierend. Schwer genug, dass wir uns nicht mehr umarmen sollen – doch dass wir nun auch noch Einbußen bei den Gesprächen in Kauf nehmen sollen, das ist schon hart.

Das Wesentliche habe ich aber gehört: wie es allerhöchste Zeit war, den Betrieb wieder aufzunehmen, und wie wichtig es ist, dass sich alle an die Regeln halten – um einen weiteren Lockdown zu vermeiden, der für noch mehr Menschen das wirtschaftliche Aus bedeuten würde. Meine gute Nachricht vom Tage: meine Frisur. Du wirst sie vermutlich zu kurz finden – und tatsächlich habe ich mehr abschneiden lassen als sonst. Man weiß ja nie – ich jedenfalls bin auch für eine längere Friseurpause bestens gewappnet.